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Island weg von Panama, hin zu Europa?

Auf dem Flughafen (fernab sowohl von Panama als auch von Island) sitzend, wird dies nur ein kurzer Blog-Post vor allem mit Hinweisen zu meinen Artikeln in Die Zeit online und Das Parlament.

Auf Island wird es sich nach dem kommenden Wochenende (Samstag, 29.10.) zeigen, wie es weitergeht. Nachdem das offshore-Konto seiner Frau (hier dazu mein Text für Zeit online) den Premier Sigmundur David Gunnlaugsson von der Fortschrittspartei im April zu Fall gebracht hat, steht der andere – und kaum weniger skandalöse – Koalitionspartner Unabhängigkeitspartei in Umfragen erstaunlich gut da. Doch zu einer Neuauflage der konservativen Zweierregierung dürfte es kaum reichen.

Also Zeit für die Opposition, die erheblich EU freundlicher ist. Oder es wird die neue liberal-konservative Partei “Reform” mit ins Bündnis aufgenommen. Auch das geht kaum, ohne wieder mit der EU über einen möglichen Beitritt zu sprechen. So ist unabhängig vom Wahlausgang die isländische EU-Annäherung ziemlich wahrscheinlich. Dazu und dazu wieso die Piratenpartei auf Island anders als in Deutschland und Schweden weiter gut da steht, mehr in meinem heutigen Artikel für Das Parlament, den es hier online zu lesen gibt.

 

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Rugby-Sex auf Behindertentoilette

Wie weiß man, dass man im ruhigsten Land der Welt lebt, das weder von Krisen noch Anschlägen gebeutelt wird? Wo die Welt noch so heile ist, dass sich Abscheu und Empörung in Dimensionen entfalten, von denen Europa nur träumen kann? Wenn der Premierminister persönlich Stellung zum Liebesleben eines der größten Sportler nimmt.

aaronAaron Smith ist Rugby-Star der All Blacks und wahrscheinlich der beste „Halfback“ der Welt. Und damit Halbgott in Neuseeland. Er ist Maori und sieht ziemlich gut aus, wenn er nicht gerade seinen Mundschutz unter der Oberlippe trägt. Sein Tinder-Profil besagt: „Komme weit her aus dem alten kleinen Neuseeland! 27 Jahre jung. Bodenständiger Typ. Mag’s locker, mit Spaß. Liebe Sport und alles im Freien.“

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Mit dieser Selbstbeschreibung versuchte er vor zwei Jahren unter anderem eine Studentin in Schottland zu becircen, die dann aber das Tinder-Treffen im Hotel absagte, als sie erfuhr, dass der Ball-Profi nur 1,71 Meter groß ist. Solche Details wissen wir seitdem. Auch, dass er mal was mit einer Stripperin hatte. Wir wissen also weit mehr von Aaron Smith, als wir wissen sollten. Seit zwei Wochen wissen wir nun auch, dass er Behindertentoiletten nicht nur zum Pinkeln aufsucht. Diese Nachricht hat das alte kleine Neuseeland noch immer nicht ganz verdaut.

Es geschah an einem Sonntag um zwei Uhr mittags am Flughafen in Christchurch. Aaron Smith, in der Ausgehtracht der Nationalmannschaft – kariertes weißes Hemd, schwarze Hose – verschwindet auf der Behindertentoilette. Nicht alleine, sondern mit einer attraktiven fremden Frau. Die nächsten fünf bis zehn Minuten lang hört man von drinnen Geräusche, die nicht nach Wasserlassen oder Händewaschen klingen. Vor der Tür steht ein Ehepaar mit Kind, das diesen Vorfall mit dem Handy festhält – im Sinne der Aufklärung der Öffentlichkeit. Und um Kinder in Zukunft vor sowas zu schützen.

Laut der Augenzeugen kam der Sportler aus dem Klo und stopfte sich dabei das gesponserte Hemd in die Hose. Kurz danach kam seine Begleiterin heraus. Sie wird als „female friend“ bezeichnet. Seine feste Freundin war zuhause. Aaron Smith setzte sich in der Abflughalle zu seiner Mannschaft, als sei nichts gewesen. Als er bald darauf mit dem Team in Südafrika landete, wusste bereits das ganze Land von seinem Fehltritt. Er musste öffentlich Abbitte leisten und wurde für ein Spiel gesperrt.

So weit, so skandalös. Nicht nur jeder Kolumnist und Sportkommentator, der Flughafen Christchurch und Sponsor Adidas hatten ihren Senf dazugegeben. Selbst Premierminister John Key hielt es für nötig, den Klo-Kopulierer väterlich zu schelten: Von der Rugby-Mannschaft sei man anderes gewohnt und Smith als „role model“ daher eine Enttäuschung. Erst nach einer Woche kam eine Anwältin zu Wort. Smith habe demnach jedes Recht, sowohl die Medien wie das Pseudo-Paparazzi-Pärchen zu verklagen, die seine Intimsphäre verletzt haben. Wir warten noch auf eine Rüge der Behindertenverbände.

 

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Baden mit dem Häuptling

Endlich in Northland! Meine Recherchereise zu den Maori im hohen Norden beginnt in den Ngawha Pools. Das ist ein Heilbad unter freiem Himmel, rudimentär aus dem nackten Boden gestampft, so gar nicht Baden-Baden. Keine Duschen, nur vier Dollar Eintritt, ein Gefängnis liegt um die Ecke. In dieser urigen Einrichtung treffen sich die schweren Jungs aus dem benachbarten Kaikohe, wo Autowracks in den Vorgärten rosten. Der jährliche Höhepunkt in dieser Gegend ist ein Rennen mit Schrottwagen.

„Lass uns dort um halb zehn Uhr abends treffen“, schlägt mir Hone Mihaka vor. Zum Interview? Die Pools schließen um neun. „Ich habe einen Schlüssel“, simst mir Hone zurück. Er ist Häuptling vom Stamme Ngapuhi. Ein moderner Führer, mit Facebook-Seite und Videokonferenzen. Früher war er mal Gangster. Jetzt ist er ein Star. Der 52-Jährige ist das Aushängeschild des neuseeländischen Ethno-Tourismus, tritt auf Messen in Europa auf und nimmt Kreuzfahrtpassagiere auf seine Paddeltouren im waka, dem originalgeschnitzten Maori-Kanu, mit – in voller Kriegerkluft.

Es ist 21.30 Uhr. Die alten Damen, die die Pools betreiben, haben bereits gewischt und abgeschlossen. Hone Mihaka – klein, stämmig und tätowiert, die grauen Haare fest zum Pferdeschwanz gebunden – steigt vor den Pools aus einem Geländewagen. Von wegen „Schlüssel“.

Der Häuptling winkt mir, linst nach links und nach rechts, dann schlüpfen wir durch den Zaun. Der ist aus ausgedienten Toastbrot-Backformen gezimmert, die rosten nicht. Andere Gestalten folgen im Dunkeln. Hone ist in Sekundenschnelle im Wasser. Wir tunken ein in die pechschwarze, warme Schwefelbrühe. Über uns scheint der Vollmond.

Das Gesicht meines Gegenübers kann ich im Dampf kaum erkennen. Hone redet. Und redet. Es geht auf Mitternacht zu, aber sein Monolog rattert weiter. Das große Maori-Abc. Seine mit Albatrosknochen gestanzten Tattoos, moko genannt, sind keine Dekoration. „Das ist eine eigene Sprache“, sagt er. Jedes Wort spuckt er wie einen Pfeil aus. „Sie lebt durch mich. Wir Maori hatten schon immer eine Schrift, bevor ihr Europäer mit euren Buchstaben ankamt!

Ich will Häuptling Hone hier nicht entzaubern, aber die Streifen und Kringel auf Stirn, Kinn und Nase hat er sich voriges Jahr vor zahlenden Gästen stechen lassen, als Show in einem Hotel in Amsterdam. Auch Richard Branson war angeblich dabei.

„Mein Produkt“, sagt er mehrmals stolz. Er lehnt sich zufrieden zurück an den Beckenrand. Ich glaube, er hält Hof. Hone redet laut, die Gestalten im Nachbarpool schauen rüber. Er hat eindeutig mana– Aura und Ansehen. Lässt er mich vielleicht das moko auf seinem Rücken sehen? Es stellt den nördlichen Zipfel von Aotearoa da. Dort befinden wir uns gerade.

Doch der Häuptling ist zu träge. Oder man bittet ihn nicht einfach. Anstatt sich umzudrehen, winkt er ab: „Kann man sich alles im Internet angucken!“ Zum Abschied gibt’s immerhin einen Nasenkuss. Der Schwefelgeruch hängt noch lange nach.

 

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WR Spezial – SoundCloud

soundcloud_slider2Recherchen zu unserem neuen Buch “Die Flüchtlingsrevolution” führten uns in südafrikanische Frisörsalons und kenianische Lager, in neuseländische Küchen und bosnische Wohnzimmer. Im ersten Weltreporter Spezial (zu hören via SoundCloud) erzählen wir, wie dieses Buch entstand und lassen einige Interviewpartner zu Wort kommen.

65 Millionen Menschen leben derzeit nicht in ihrer Heimat sondern sind unterwegs: zu Fuß und per Boot, per Bus und in Fliegern, auf Transitrouten, in Lagern, in provisorischen Unterkünften. Sie halten sich an Orten auf, die vielleicht eines Tages eine neue Heimat werden, oder vielleicht auch nicht. Sie fliehen vor Naturkatastrophen oder Armut, vor Gewalt oder Verfolgung, vor Unrecht oder Krieg.

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Lidia Nunez und Anwältin Yanci Montes

Über einige Dutzend dieser Menschen schreiben wir in unserem Buch “Die Flüchtlingsrevolution”, und einige von ihnen lernen Sie im neuen, 20-minütigen Audio Weltreporter Special kennen.
Wer sind diese Menschen? Welche Lebensgeschichten verbergen sich hinter der schwer vorstellbaren Zahl 65 000 000?

Wir sprechen mit einer Frau, die aus Beirut nach Frankreich floh, mit einer  Kongolesin, die in Südafrika landete, doch auch dort nicht sicher ist, mit Fischern in Lesbos und Landmigranten in chinesischen Metropolen.

Coco Bishogo Ruvinga, die vom Kongo nach Südafrika geflüchtet war, wurde in ihrem Friseursalon Opfer fremdenfeindlicher Gewalt

Coco Bishogo Ruvinga, die vom Kongo nach Südafrika geflüchtet war, wurde in ihrem Friseursalon Opfer fremdenfeindlicher Gewalt

Wir analysieren in unserem Buch Fakten und versuchen Hintergründe zu erklären, beschäftigen uns mit historischen Aspekten und erörtern, wie Politiker in verschiedenen Regionen auf diese Völkerwanderung reagieren. Um die enormen Dimensionen begreifbar zu machen, erzählen wir jedoch vor allem von persönlichen Schicksalen – Ein Versuch, dieser Revolution, die unsere Welt bewegt, Gesichter und Stimmen zu geben.

Kerstin Zilm und Lidia Nunez vor dem Gerichtsgebäude

Kerstin Zilm und Lidia Nunez vor dem Gerichtsgebäude

Im WR Spezial erfahren Sie auch: Wie ist die Idee zu diesem Buch entstanden? Wie ist uns gelungen, mit 26 Kollegen aus fünf Kontinenten und doppelt so vielen Zeitzonen ein Konzept zu erarbeiten, das mehr ist als eine Sammlung von Geschichten:  Ein ausgewähltes Portfolio individueller Texte, die zusammen ein höchst komplexes Bild ergeben; denn Flucht hat heute enorm viele Facetten.

Erleben Sie, wie das kenianische Dadaab klingt, was wir im Goethe-Institut in Yogjakarta erfahren haben und was wir auf dem Balkan, in Malaysia und Magdeburg aufnehmen konnten.

Zusammengestellt haben das Audio Spezial Kerstin Zilm in LA, Leonie March in Durban, Randi Häusler in Stockholm und Sascha Zastiral. Sascha Zastiral, der viele Jahre Weltreporter in Bangkok war und seit kurzem in London arbeitet, hat auch die Musik für diese Weltreporter Audio Reportage komponiert und aufgenommen. Dieser Link führt zur SoundCloud, auf der Sie das Spezial anhören können.

Töne, Berichte und Interview für den 20-minütigen Report lieferten außerdem Bettina Rühl (Nairobi), Birgit Kaspar (Toulouse), Christina Schott (Jakarta), Alkyone Karamanolis (Athen), Marc Engelhardt (Genf), Danja Antonovic (Belgrad).

Wenn Sie das Audio-Spezial neugierig gemacht hat:

Unser neues Buch “Die Flüchtlingsrevolution”, ein 350-seitiges Gemeinschaftswerk von 26 Weltreportern ist Ende August im Pantheon Verlag erschienen und sowohl als ebook wie broschiert (16,99 €) erhältlich.

 

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Petry Nordisch oder Völkisch auf Dänisch

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Aktuelle Ausgabe der IP: Die Anti-Internationale (Foto: DGAP)

Ein kurzes Assoziationsspiel in 2 Schritten:

1. völkisch? – Völkischen Beobachter!

2. Völkischen Beobachter? – Nationalsozialismus!

Seit AfD-Chefin Frauke Petry im Interview mit der Welt am Sonntag gesagt hat, sie wolle den Begriff “völkisch” wieder positiver besetzen, gilt womöglich auch ein weiterer Schritt in der Assoziationskette, nämlich “völkisch? – Frauke Petry!”.

Fast jeder, der in Deutschland zur Schule gegangen ist, dürfte das Wort aus dem Namen des “Kampfblattes der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands” (so der Untertitel des “Völkischen Beobachters“) kennen.

“Völkisch” steht im Deutschen üblicherweise “für die Ausgrenzung von jedem, der nicht hier geboren wurde” so Kai Biermann in der Zeit, man könnte auch sagen für eine Ablehnung von allem was als undeutsch angesehen wird, als nicht mit dem angeblich vorhandenen Volkswillen vereinbar.  Was wiederum schnell zur Populismus-Definition von Jan-Werner Müller führt und dem diese innwohnende “Vorstellung eines moralisch reinen Volkskörpers“.

Kurzer Schwenk gen Norden, nach Dänemark. Dort gibt es die Dansk Folkeparti (DF, Dänische Volkspartei), die ähnlich wie die AfD mancherorts, bei der Parlamentswahl im ganzen Land zweitstärkste Partei wurde.

„Völkischen Einfluss gibt es nur in Nationalstaaten, wo das Volk eine natürliche Zusammengehörigkeit fühlt“: So begründet die Dänische Volkspartei ganz offen auf ihrer Homepage ihre kritische Haltung zur EU. Natürlich muss hier angemerkt werden, dass das dänische “folkelig” verständlicherweise nicht die selben Assoziationen erweckt wie in Deutschland “völkisch”, doch ist es hier was Müllers Populismus Definition und Biermanns Worte angeht genauso gemeint, also abgrenzend gegenüber jenen, die nicht im Lande geboren sind und letztlich egal wie lange sie auch in Dänemark sind und ob sie den dänischen Pass haben, nie zum dänischen Volk gehören werden (was Rassismus zumindest sehr nahe kommt).

<a href="https://www.youtube.com/watch?v=Up-yQ5eGBHw" data-mce-href="https://www.youtube.com/watch?v=Up-yQ5eGBHw">Interview zum Dänischtum</a>

Obwohl nicht nur zweitstärkste Fraktion im Parlament, sondern auch größte Partei rechts der Mitte, weigert DF sich, Regierungsverantwortung zu übernehmen und treibt stattdessen die bürgerliche Minderheitsregierung vor sich her. Die Verschärfung des Asylrechts in Dänemark wäre ohne den Druck von rechts wohl kaum so strikt ausgefallen. Auch hätte die liberal-konservative Regierung, allen voran Integrationsministerin Inger Støjberg, wohl kaum so stark gegen Ausländer polemisiert wie zuletzt. Schon warnt Justizminister Søren Pind, selbst gelegentlich ein Scharfmacher, vor Parallelen zu den 1930ern – „auf ganz andere Weise, aber es ist einfach der gleiche Zorn, die gleiche Ohnmacht und es sind die gleichen Reaktionen“, sagte er im März 2016 im Interview mit der Zeitung Politiken. Was wird erst geschehen, wenn die Dänische Volkspartei einmal alleine an die Macht kommen wird?

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Das neue Buch der Weltreporter. (Foto: Random House)

Der Blick gen Dänemark zeigt, welches Potential die Rechte hat, wenn sie bürgerlich auftritt und Dänemark zeigt auch, mit welch Ausgrenzung – rhetorischer und realer – selbst EU-Bürger konfrontiert werden können.

Ein Teil des obigen Textes erschien zuerst im von mir koordinierten Beitrag zum Weltreporter-Buch “Die Flüchtlingsrevolution”, mehr zu lesen gibt es auch in meinem Text in der Internationalen Politik, der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (online steht nur die gekürzte englische Version).

 

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Weltreporter lesen aus der «Flüchtlingsrevolution»

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Erleben Sie das neue Buch der Weltreporter live und diskutieren Sie mit den Autorinnen und Autoren! Wir lesen Passagen aus dem Buch, berichten von unseren Recherchen und Erfahrungen und stellen uns Ihren Fragen.

13. März 2017, 18:30 Uhr – WILHELMSHAVEN, Volkshochschule
Lesung und Diskussion mit Marc Engelhardt.

19. März 2017, 19:00 Uhr – THEDINGHAUSEN, Haus auf der Wurth
Lesung und Diskussion mit Marc Engelhardt.

21. März 2017, 19:30 Uhr – DÖRVERDEN, Aller-Weser-Oberschule
Lesung und Diskussion mit Marc Engelhardt.

Marc Engelhardt liest am 29.10.16 beim Alumni-Kongress der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin (Foto: Stephan Röhl)

Marc Engelhardt liest am 29.10.16 beim Alumni-Kongress der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin (Foto: Stephan Röhl)

 

Weitere Termine sind in Planung.

Weltreporter Philipp Hedemann, einer von 26 Autoren der «Flüchtlingsrevolution», spricht mit Flüchtlingen an der mazedonisch-serbischen Grenze im Herbst 2015.

Weltreporter Philipp Hedemann, einer von 26 Autoren der «Flüchtlingsrevolution», spricht mit Flüchtlingen an der mazedonisch-serbischen Grenze im Herbst 2015.

 

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Haschischbuden? Nein Danke!

Bildschirmfoto 2016-09-02 um 14.01.09Der 2. September könnte ein denkwürdiger Tag werden in der Geschichte der Kopenhagener Freistadt Christiania. Denn heute wird abgerissen, was womöglich größter Touristenmagnet und größtes Problem Christianias zugleich ist: die Haschischbuden der Pusher-Street.

In den selbstgezimmerten Holzhäuschen wurde der Verkauf der weichen Droge seit langem toleriert, doch nachdem vor wenigen Tagen Polizisten angeschossen worden waren und ein Dealer auch (er erlag mittlerweile seinen Verletzungen), haben die Bewohner genug. Schließlich war Peace stets eine ihrer wichtigsten Losungen und da passt es absolut nicht ins Bild, dass ein Dealer um sich geschossen hat.

Sollte der heutige Tag der Beginn des Drogen-Banns sein, dann würde tatsächlich Geschichte geschrieben. Wer mehr über die Historie der Freistadt erfahren möchte, dem sei mein Kapitel im Buch Utopien empfohlen. Es trägt den Titel “Alle Macht allen: Die Geschichte von Hasch, Freiheit, Geld und Immobilien” und beginnt so:

“Es ist purer Zufall, doch passender könnte die Begrüßung nicht sein: Beim Betreten von Christiania kommt mir ein Mann schlendernd entgegen, die Zigarette in seiner Hand verströmt jenen süßlichen, an schmorende Kiefernnadeln erinnernden Geruch, der nur von verbrennendem Haschisch stammen kann.

»Alles ist erlaubt in Christiania«, sagt eine der deutschen Touristinnen, die ein paar Schritte vor mir gehen und dem Mann ebenfalls begegnen. »Alles«, wiederholt eine ihrer Begleiterinnen und es klingt bei beiden überhaupt nicht entrüstet, sondern eher so, wie sie wohl im Italienurlaub die dortigen Fahrsitten kommentieren würden: mit Freude in der Stimme sowohl darüber, dass es im Urlaubsland anders, entspannter, zugeht, und gleichzeitig auch darüber, dass es daheim doch geordneter ist.

Die Freistadt Christiania ist für Kopenhagen so etwas wie die Freiheitsstatue für die USA – eine der größten Touristenattraktionen, die zugleich für ein Lebensgefühl steht. Dänemark galt Jahrzehnte als Europas Hochburg der Linken und Liberalen, die auch dem Sinnlichen nicht abgeneigt waren. Hier wurde zuerst – ausgerechnet 1969 – pornografisches Bildmaterial legalisiert und die rote Sonne aus dem »Atomkraft? Nein Danke«-Logo erfunden. Hier wurden, schon lange bevor in Deutschland etwas Ähnliches passierte, Schritte in Arbeitsmarktpolitik und Kinderbetreuung ergriffen, die es Frauen ermöglichen sollten, Karriere und Kinder zu vereinbaren.”

Neugierig? Hier gehts zum Buch bei Amazon.

 

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Die Flüchtlingsrevolution – Das neue Buch der Weltreporter

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Flucht ist ein globales Phänomen. Die Welt ist in Bewegung. Menschen flüchten vor Krieg und Gewalt, vor Ungleichheit und Verfolgung, aus Angst vor dem Untergang ihrer Heimat oder aus Sorge um die Zukunft ihrer Kinder. Die neue Völkerwanderung ist dabei, die Welt, wie wir sie kennen, zu verändern. Die 65 Millionen Flüchtlinge, die das UN-Flüchtlingshilfswerk inzwischen registriert, sind dabei nur der Anfang. Wir erleben nicht die so oft beschworene «Flüchtlingskrise», sondern eine Flüchtlingsrevolution. Die Weltreporter haben die neuen Flüchtlinge überall auf dem Globus getroffen und ihre Geschichten aufgeschrieben. Sie berichten von Hoffnung und Leid, Hilfsbereitschaft und Verunsicherung, von Ideen und Plänen für eine Zukunft, von der die ganze Welt profitieren kann: wenn sie Veränderung zulässt und Herausforderungen auf innovative Art und Weise löst.

Die Syrerin Ameena Abdul Rahman (38) mit ihren Töchtern Rind (4) und Remas (8, r.) am Strand von Kos in den Schwimmwesten die sie bei der Überfahrt aus Türkei trugen. Ameena Abdul Rahman hat einen Prolog zum Buch geschrieben (Foto: Philipp Hedemann).

Die Syrerin Ameena Abdul Rahman (38) mit ihren Töchtern Rind (4) und Remas (8, r.) am Strand von Kos in den Schwimmwesten die sie bei der Überfahrt aus Türkei trugen. Ameena Abdul Rahman hat einen Prolog zum Buch geschrieben (Foto: Philipp Hedemann).

«Die Flüchtlingsrevolution» ist ein mehr als 350-seitiges Gemeinschaftswerk, verfasst von 26 Weltreportern aus allen Ecken der Welt. Ein Jahr haben sie und Marc Engelhardt, Weltreporter in Genf, der das Buch herausgegeben hat, daran recherchiert und gearbeitet. Das Ergebnis ist im Pantheon Verlag erschienen. Jedes im Buch beschriebene Schicksal steht für eine Facette von Flucht, gemeinsam ergeben die Kapitel ein umfassendes Bild einer Entwicklung, die die Welt auf Dauer verändert.

Coco Bishogo Ruvinga ist aus der Demokratischen Republik Kongo nach Südafrika geflohen - jetzt muss sie in ihrem kleinen Friseursalon Angst vor brutalen Fremdenfeinden haben (Foto: Leonie March).

Coco Bishogo Ruvinga ist aus der Demokratischen Republik Kongo nach Südafrika geflohen – jetzt muss sie in ihrem kleinen Friseursalon erneut Angst vor brutalen Fremdenfeinden haben (Foto: Leonie March).

Da gibt es das kongolesische Ehepaar, dass nach Südafrika geflohen ist und dort erneut Angst vor Verfolgung haben muss. Es gibt die Libanesin, die im Bürgerkrieg nach Frankreich fliehen musste und in Paris als Unternehmerin Arbeit für Dutzende geschaffen hat. Oder die Somalierin, die ihre sichere Bleibe in Süddeutschland aufgegeben hat und nach Mogadischu gezogen ist, weil sie helfen will, die kriegsversehrte Heimat ihrer Eltern mitaufzubauen. In den USA kämpft eine salvadorianische Mutter, selbst Flüchtling in der Illegalität, vor Gericht darum, dass ihr von Gangs bedrohter Sohn Bleiberecht erhält – und setzt damit ihren eigenen Status aufs Spiel. Und natürlich haben die Autoren sich auch übergeordneten Fragen angenommen: Fördern wir die Flucht? Versagt die Politik? Kann der Aufstieg der extremen Rechten in den Zielländern gestoppt werden?

«Die Flüchtlingsrevolution» beleuchtet das Thema Flüchtlinge, das die Nachrichten seit mehr als einem Jahr dominiert, von einer neuen Warte aus. «Wir Auslandskorrespondenten erleben seit Jahren, wie komplex und vielfältig Flucht wirklich ist», so Marc Engelhardt. «Es ist nun wirklich gar nicht so, dass die ganze Welt nach Deutschland strömt, wie uns Populisten glauben machen wollen, das zeigen die Geschichten der Flüchtenden, die wir in unserem Buch aufgeschrieben haben.» Bei allen Unterschieden haben Flüchtende aber auch eines gemeinsam: Keiner von denen, über die wir im Buch berichten, ist ohne Not geflohen. Und die mit Abstand meisten warten darauf, endlich in ihre alte Heimat zurückkehren zu können – selbst nach Jahrzehnten noch.

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Herausgeber Marc Engelhardt im Interview mit Petra Ensminger im Deutschlandfunk über den Begriff der Revolution, die gemeinsame Gestaltung von Zukunft und Beispiele gelungenen Zusammenlebens (28.8.2016)

 

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Ein Jahr in Kalifornien – und das als Buch!

IMG_8194Ich bin ja jetzt schon eine ganze Weile in Kalifornien, angekommen 2003 als ARD-Radio-Korrespondentin und inzwischen als selbständige rasende Reporterin unterwegs mit allen Höhen und Tiefen, die das freischaffende Leben so mit sich bringt.
Zu den Höhen zählt eindeutig, dass es nun das erste Buch von mir gibt. Ein Jahr in Kalifornien!
Als der Herder-Verlag mich fragte, ob ich Lust auf das Projekt hatte, war ich sofort neugierig. Schon lange träumte ich davon, ein Buch zu schreiben. In der Grundschule habe ich das sogar schon mal gemacht. Selbst gebundene und illustrierte Abenteuer eines Mädchens, frei erfunden mit starken autobiographischen Zügen. Der Dackel meiner Freundin hat das Werk leider vernichtet bevor es zum Bestseller werden konnte.
Jetzt also ein neuer Versuch. “Ich finde das Jahr, in dem ich mich selbständig gemacht habe spannender als mein erstes Jahr in Kalifornien”, sagte ich beim Treffen mit dem Lektor. Der antwortete diplomatisch, das sei sicher auch sehr interessant, aber in der Serie gehe es mehr darum, wie das so ist, wenn man in einem neuen Land ankommt. “Die Bürokratie ist überwältigend, die Menschen sind fremd und das Wetter ganz anders.”
Ja, wie war das damals eigentlich? Ich versuchte mich zu erinnern und mir fiel einiges ein: wie meine Ikea-Möbel in Bubble-Wrap ewig auf einem Containerschiff durch den Panama-Kanal schipperten und ich deshalb auf der Luftmatratze schlief.  Wie am roten Teppich die Prominenz einfach an mir vorbei ging, weil die internationale Radiojournaille in Hollywood nicht die Anerkennung bekommt, die sie verdient. Wie ich wegen zu großer Vorsicht durch die erste Führerscheinprüfung gefallen bin. Wie ich den ersten prall gefüllten Waffenschrank gesehen habe. Wie ich Wasserkanister in die Grenzwüste geschleppt habe.  Wie ich staunend in der Gischt der Wasserfälle vom Yosemite-Nationalpark stand. Und natürlich wie wunderbar es nach 14 Jahren Berliner Winter war, dass so oft die Sonne scheint. Das ist übrigens immer noch wunderbar!
Jetzt ist es raus in der Welt, mein erstes Buch. Bei mir ist allerdings noch keins angekommen, obwohl der Verlag das Paket mit Belegexemplaren schon vor einer Weile abgeschickt hat. Auch das ist so eine kalifornische Erfahrung: transatlantische Post kostet zwar ein Vermögen, bewegt sich aber im Tempo der Postkutschen-Zeit.
Ob das ins nächste Buch passt? Eher nicht. Das wird eine erfundene Geschichte mit nur ein paar autobiographischen Zügen.

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Nasenstüber für UNO-Bewerberin

Dass Hillary Clinton im Rennen um den „Top Job“ ist, wissen alle. Dass eine Kiwi-Frau von Format ebenfalls um einen Power-Posten kämpft, wissen nur wenige. Es ist unsere Helen Clark, ehemals Premierministerin Neuseelands, die sich gerade als Generalsekretärin der Vereinten Nationen bewirbt. Doch wer versucht, Helens Chance als „UNGS“ zu verhindern? Ausgerechnet die Maori-Partei. Sie protestiert gegen die Kandidatur.

Strenge Hosenanzüge trug Helen schon, als Hillary noch einen auf First Lady machte. Das Gebiss hat sie sich nie richten lassen, auch auf Frisöre und falschen Charme verschwendet sie nicht viel Zeit – stattdessen lieber Haare auf den Zähnen. Nach Sozialdemokrat David Lange, der Aotearoa vor der Atomkraft bewahrte, war die fast schon sozialistische Helen Clark das Kantigste, was dem kleinen Land je widerfahren war. Eine Eiserne Lady mit Herz, die zeltet und bergsteigt. Egalitär und fair. Wir verklären sie gerne, was angesichts des jetzigen konservativen Premiers leicht fällt.

Seit ihrem Austritt aus der Politik liebäugelt Clark mit dem UNO-Job und die UNO Helenmit ihr. Im April musste sie vor 173 Botschaftern in New York eine Marathon-Rede halten, die sowas wie ein öffentliches Bewerbungsgespräch war – Live Stream rund um die Welt. Die 66jährige war an siebter Stelle unter den neun Bewerbern, wurde mit „Exzellenz“ angeredet, und die Abkürzungen flogen nur so durch die Luft: SIDS, LDDC, QCPR, ECOSOC.

WTF (what the fuck?) dachte sich Helen. Sie ließ sich nicht aus der Fassung bringen und betonte ihre Bodenständigkeit: „Ich wuchs auf einer abgelegenen Farm in Neuseeland auf“. Hart arbeitend sei sie und widerstandsfähig. Das bewies sie, als sie mit tiefer Brummstimme 88 Fragen von 45 Nationen beantwortete, von Völkermord über Klimawandel bis Twitter. Ihr folgen dort eine Achtelmillion Menschen, das sind mehr als alle Schafe in Neuseeland zusammen. Sie schlug sich tapfer, wir waren stolz. Erst recht, als Helen ganz bikulturell in der Maori-Sprache das Sprichwort vortrug: “Was ist das wichtigste in der Welt? Es sind Menschen, es sind Menschen, und es sind Menschen.“

Ein paar dieser Menschen wollen, dass sich Clark bei ihnen entschuldigt. Bevor es Ende August in die engere Auswahl der Kandidaten geht, bekam die Top-Job-Anwärterin eine Ohrfeige: „Sie wollte nicht die UN-Erklärung der Rechte Indigener Völker unterschreiben“, so die stellvertretende Parteivorsitzende der Maori-Partei. Vor zwölf Jahren habe Clark den „Foreshore and Seabed“-Beschluss durchgeboxt, der der Urbevölkerung das Recht auf die Küstenlinie abspricht. Ganz zu schweigen von den umstrittenen „Uruwera Raids“, einem Großkampfeinsatz mit 300 Polizisten, die 2007 ein angebliches Maori-Terroristennetz ausheben sollten. Ein Krieger vergisst nicht.

Prominente Maori-Politiker aus anderen Lagern überschlagen sich seitdem darin, die Attacke wieder gutzumachen. Helen hätte keine Kritik verdient, sondern einen Hongi – den Maori-Nasenkuss. Wir drücken weiter die Daumen.

 

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Emotion!

Das Video zog riesige Kreise in Chinas Microblogs und auf Facebook: Eine chinesische Touristin an einem Strand von Phuket in Thailand, die ehrlich erbost mal so richtig vom Leder zog über ihre Landsleute – und sich dabei selber filmte. Die Ursache: Eine andere Reisende hatte ein Stück Treibholz mitnehmen wollen – obwohl die Reiseleiter sie gebeten hatten, das Stück liegenzulassen. Das gehe gar nicht, so die Lady: Chinas Touristen müssten sich über ihr mieses Image im Ausland nicht wundern, wenn sie überall nur darauf aus seien, alles mitzunehmen, laut herumredeten und sich nicht wirklich scheren um die Kultur und Realität der besuchten Länder. “Gut, dass es hier Regeln gibt. Sonst würden sie bald alles Holz, jedes Sandkorn mitgenommen haben!” Immer weiter redete sie sich auf dem Video in Rage – und postete es anschließend unter dem Namen “Große Schwester Bin” auf Facebook (Link zum Video mit Untertiteln hier).

Klar wird: Fremdschämen über eigene Landsleute können nicht nur wir Deutschen uns, wenn wir mal wieder lesen, dass “wir” gemeinsam mit den Briten in Italien durch aggressives frühmorgendliches Plätzebesetzen am Strand sogar die Polizei auf den Plan gerufen haben. Chinesische Touristen haben im Ausland ebenfalls keinen guten Ruf – ihnen wird in manchen Gastländern schlechtes Benehmen, Drängeln, Auf-den-Boden-Spucken oder Müll-irgendwohin-Werfen vorgeworfen. Doch mit zunehmender Bildung wird vielen Chinesen dies bewusst – und sie verlangen besseres Benehmen von ihren Landsleuten. Ungewöhnlich ist vor allem die offene Wut von “Große Schwester Bin”. Emotionen auf diese Weise öffentlich freien Lauf zu lassen ist in China nicht gerade üblich.

Noch ungewöhnlicher war dies lange Zeit für Chinas Sportler. Sie traten bei Olympia und anderen Wettkämpfen oft mit regloser Miene auf – egal, ob sie gerade ihre Medaille entgegennahmen oder einen Wettkampf verloren hatten. Auch das ist diesen Sommer in Rio anders. Chinas Internetnutzer feierten die Schwimmerin Fu Yuanhui als “Ur-Mädchen”, nachdem sie in einem TV-Interview erfuhr, eine neue persönliche Bestzeit geschwommen zu sein und laut ausrief: “So schnell war ich? Ich bin super zufrieden! Ich habe meine Ur-Kräfte ausgeweitet!”, wobei sie auch noch wild die Augen aufriss (hier ein link mit Video). Fu hatte da gerade Bronze im 100m Rückenschwimmen gewonnen. Später zog sie sogar bei der Medaillenzeremonie fröhliche Grimassen und erzählte nach der Heimkehr ungezwungen, wie sie auf dem Rückweg auf dem Flughafen Dubai ohne Englisch zu können allein durch Gestikulieren nach dem Weg gefragt habe, stellte die Gesten noch einmal nach und lachte sich dabei über sich selbst kaputt. Die Leute liebten es. Früher hatten Chinas Athleten bei Interviews stoisch ihre Führungskader und Trainer gepriesen. Heute antworten sie in Interviews letztlich genauso wie Athleten aller Länder: Wie schwierig oder wie toll es heute war, wie gut der Gegner, wie schwer die Beine, oder so. Chinas Volleyballererinnen kreischen bei jedem wichtigen Punkt – genauso wie die Damen aus Brasilien oder Serbien, gegen die sie spielten.

Ungewöhnlich selbst für westliche Standards indes war die Aktion des Kunstspringers Qin Kai: Direkt nach der Medaillenzeremonie, auf der seine Kollegin und Freundin He Zi mit Silber vom Dreimeterbrett geehrt wurde, kniete er sich vor laufender Kamera nieder und machte He Zi einen Heiratsantrag (link hier). Auch er bekam großen Applaus vom Publikum in ganz China. Liebe unter Athleten war in China lange tabu: Noch 2004 wurden vier Mitglieder des Tischtennisteams aus dem Olympia-Team geworfen wegen romantischer Beziehungen miteinander – darunter die damalige Nummer Eins der Welt, Ma Lin.  Zum Glück hat He Zi übrigens genickt und ja gesagt. Man mag sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn sie abgelehnt hätte.

 

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Kein Schnee. Aber Drama

Mitten in den beschaulichen deutschen Sommerferien möchte ich einmal kurz daran erinnern, wie übel es zur Zeit anderswo auf der Welt zugeht. Bei uns ist nämlich tiefster Winter. Das heißt: Heizdecken, aber keine Zentralheizung, tippen in fingerlosen Handschuhen und überall Ugg-Boots, hoch bis zu den Hüften. Sexy geht anders. Doch viel schlimmer wiegt: Wir warten immer noch auf Schnee.

Nach einem zu trockenen Herbst, der die Farmer zur Verzweiflung brachte, kam jetzt endlich die Wetterwarnung des Jahres: Schnee in Christchurch bis runter auf wenige Meter – und das, obwohl schon die ersten Narzissen sprießen! Ja Wahnsinn. Ab Freitag letzter Woche sollte endlich alles weiß und glatt werden. In anderen Ländern ist Schnee einfach nur Wetter. Hier jedoch heißt eine solche Hiobsbotschaft: Oh Grusel! Der Verkehr bricht unter den ersten zarten Flocken zusammen, denn Winterreifen sind unbekannt. Alles Leben kommt sofort zum Erliegen. Holzvorräte werden daher aufgestockt, Supermärkte hamstermäßig lehrgekauft und noch schnell eine Notration an Wollmützen gestrickt.

Die Kälte-Katastrophe lag also letzte Woche in der Luft, aber auch heimliche Vorfreude: Schneemänner, Skifahren, schulfrei! Am Freitag dann: Heftige Graupelschauer. Kein Schnee. Am Samstag: Strahlender Sonnenschein. Kein Schnee. Auf unserem Wochenmarkt fehlten die Hälfte der Stände, weil alle Angst vor dem Wettereinbruch hatten. Damit war das angedrohte Schneeschauer-Szenario auch schon wieder vorbei, die Kinder enttäuscht, aber das Drama noch lange nicht vom Tisch. Denn keine Nation der Welt, das schwöre ich, beschäftigt sich so intensiv mit den Naturgewalten wie die Kiwis. Ist ja auch sonst nicht viel los hier. Und Flüchtlinge haben wir kaum.

Aber dafür 200 Messstationen für gerade mal vier Millionen Leutchen. Vor den Abendnachrichten läuft auf dem Schirm bereits eine Wetternachricht durch. Nach einer halben Stunde ein kurzer Abriss über die Tagestemperaturen, dann die volle Meteschneerologen-Message am Ende. Jeder Kiwi kann dir auch ohne Finger im Wind sagen, ob gerade ein „Southerly“ oder ein „Nor’wester“ bläst. Segler kennen die „Roaring Forties“. Und dann gibt es all die verschiedenen Spezialisten im Netz, die ganz gezielte Vorhersagen machen – für die Yachten, für die Bauern, für die Bergsteiger. Das ist wichtig in einer Agrarnation voller Outdoor-Fanatiker, die mal eben auf dem Sonntagsausflug einen Tausender erklimmen.

Aber daran allein liegt es nicht, dass das Wetter eine abendfüllende kiwianische Wissenschaft für sich ist. Egal, wie langweilig wir als Volk sind – unsere Geographie ist spannend. Denn Neuseeland streckt sich in der Mitte eines riesigen Ozeans lang, mit Alpen als Wetterscheide in der Mitte. Um uns herum toben Wind und Meer. Vom Norden kommt die feuchte Wärme des Äquators, vom Süden der eisige Polarhauch. Turbulenzen überall! Genug geprahlt für heute – Ugg-Boots aus und ab ins Bett, die Heizdecke glüht schon vor.

 

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ORF berichtet: Die Welt(reporter) zu Gast in Raiding

Gestern ging die Weltreporter-Jahreskonferenz in Raiding, Österreich, zu Ende. Drei Tage tagten Weltreporter aus allen Kontinenten. Zur öffentlichen Diskussion am Samstag hatten wir neben Weltreportern wie Kilian Kirchgessner, Prag, und Karim El-Gawhary, Kairo auch Hasnain Kasim vom Spiegel zur Diskussion geladen. Ganz aktuell hier schon einmal ein Link zu dem Beitrag den das österreichische Fernsehen ORF zur Veranstaltung brachte [NB: Ab Ende Juli vermutlich nur noch hier bei YouTube zu sehen.].

 

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Gärtnern verboten

Während Neuseeland tief im Südhalbkugel-Winterschlaf dämmert, schwappt eine Verbrechenswelle übers Land. Nein, nicht die 35 Pakete an Kokain, die in einer mit Diamanten besetzten Pferdekopf-Skulptur versteckt ins Land geschmuggelt wurden. Der größte Drogenfund in der Geschichte Neuseelands, erst vorletzte Woche passiert. Wir sind wie immer zwanzig Jahre hinterher. Oder schlimmer. Beginnen etwa jetzt erst die verkoksten Achziger down under? Mit Disco und Dauerwelle?

Was viel schwerer in der Kriminalitätsstatistik wiegt, und damit setzen wir weltweit endlich mal einen Trend, sind Avocados. Nicht zum Berauschen – da haben Kiwis ganz andere Gewächse – sondern als Diebesgut. Da die einheimische Ernte dieses Jahr so schlecht ausfiel, kosten manche Avocados umgerechnet vier Euro pro Stück. Davon kann man ganze Familien mit Fish’n Chips satt kriegen. Seit dem Preis-Wucher wird bestialisch geklaut. Nicht im Supermarkt, sondern direkt in den Plantagen, säckeweise. Am Straßenrand wird das grüne Gold dann verhökert.

Ein Foto ging daraufhin durch den Cyper-Space: Eine vermummte Frau aus Auckland vor einem kleinen Avocado-Baum. Sie hat ihn nicht geplündert, sondern gepflanzt. Das Bild ist das neueste Indiz in der Legende, an der seit zwei Jahren im Internet von einer gut gedüngten Spaßfraktion gebastelt wird: dass Gärtnern in Neuseeland streng verboten sei. Nicht Verschwörungstheoretiker sind daran schuld, sondern Reddit. „Mein Freund erzählte mir, dass es illegal sei, in Neuseeland einen Garten zu haben“, lautete dort eine ahnungslose Frage aus Übersee. „Kann es mir jemand erklären? Und bitte keine Hass-Mail, falls das jemanden beleidigt.“

Niemand war beleidigt. Im Gegenteil. Die Gelegenheit, etwas Besonderes zu sein, wollten sich Kiwis nicht entgehen lassen. Glaubt man da draußen in der weiten Welt auch, dass in Aotearoa Hobbits hausen? Und es zu Australien gehört? Den Schmerz über so viel Unkenntnis kann man nur in Stärke verwandeln. Die erste Antwort lautete daher: „Was ist ein Garten? Sorry, bin ein junger Kiwi und hab davon noch nie gehört.“ Dann: „Heilige Scheiße, hab’s gerade gegoogelt. So hübsch. Warum lernen wir darüber nichts in der Schule?”

Der oder die Nächste legte eine Lage Kompost drauf: „Darf man in anderen Ländern Gärten haben? Sind die nicht überall illegal?“ Die Saat ging auf. Seitdem liefern Reddit-Leser eine Story nach der anderen. Über heimlich im Wald angelegte Beete. Über Verhaftungen. Über Großvater, den alten Anarcho, der damals einfach Süßkartoffeln setzte. So lange und so unangefochten zog sich diese Diskussion dahin, dass erst kürzlich jemand in dem Forum entnervt fragte: „Ist das neuseeländische Anti-Garten-Gesetz wahr oder nicht? Ehrlich, ich hab’s satt. Kann mir jemand einfach mal die Wahrheit sagen.“ Die Wahrheit ist wie ein Avocado-Kern. Wenn die Frucht noch nicht reif ist, dann sitzt er fest.    avocado

 

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Nexit in Sicht?

Er sieht sich bereits als nächster Ministerpräsident der Niederlande. Um die Grenzen hermetisch zu schliessen, den Bau von Moscheen samt Koran zu verbieten und mit einem Referendum dafür zu sorgen, dass dem Brexit möglichst schnell ein Nexit folgt: Geert Wilders, 52 Jahre alt, erklärter Feind von Islam und Europa.

“Jetzt sind wir an der Reihe!” frohlockte der blondierte Populist nach dem Brexit.  Schon seit Jahren warnt Wilders ebenso unermüdlich wie erfolgreich vor einem Asyltsunami, schimpft über die Milliarden, die an Brüssel verschwendet werden, und plädiert auf einen Nexit.

Im europäischen Parlament hat er genügend Bündnispartner für eine eigene Fraktion gefunden. Im Sommer 2014 präsentierte er sie zusammen mit Marine LePen vom Front National erstmals den anderen Abgeordneten. Er sprach von einem neuen D-Day, “einem Befreiungstag für Europa – von Europa”.

Auf nationaler Ebene musste Wilders bei den letzten Wahlen ein paar Niederlagen einstecken. Aber dank sei Flüchtlings- und Europakrise liegt er in den Umfragen nun so weit vorne wie nie zuvor in seiner Karriere: Seine “Partei für die Freiheit” PVV könnte bei den nächsten Parlamentswahlen im März 2017 stärkste Fraktion werden und die Zahl ihrer Sitze fast verdreifachen auf 36 der insgesamt 150 Mandate.

Dabei ist sie innerlich zerissen und keine richtige Partei, denn sie hat nur ein einziges Mitglied: Wilders. In Deutschland würde die PVV nicht zu Wahlen zugelassen, die niederländischen Gesetze sind weniger streng. Auf diese Weise will Wilders die Kontrolle und alles fest im Griff behalten. Auf staatliche Zuschüsse muss er verzichten; wie sich die PVV finanziert, ist nicht transparent.

Aber selbst wenn Wilders 2017 tatsächlich der neue Ministerpräsident der Niederlande werden sollte: Von einem Nexit ist er weit entfernt. Zwar tendieren einer jüngsten Umfrage zufolge 48 % der Niederländer zu einem EU- Austritt. Aber dazu bräuchte Wilders eine Mehrheit im Parlament – und so weit will es bis auf seine PVV keine andere niederländische Partei kommen lassen.

 

 

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Macri bei Merkel

Dieser Blogeintrag ist ein virtuelles Kopfschütteln – auf die Schnelle, am Laptop, an einem Fährterminal. Heute ist der argentinische Präsident Mauricio Macri bei Angela Merkel zu Besuch. Und was ist da zu lesen? Es gibt tatsächlich Autoren (die nicht in Argentinien wohnen), die sehen in Präsident Macri den Super-Reformer, der dabei ist, Argentinien zu alter neuer Größe zu verhelfen – was bisher nicht gelang, weil der Papst und Messi ihm das Leben vermiesten.

Jetzt mal ehrlich: Glaubt wirklich jemand, dass Argentinien ein so primitives Land ist, dass es sich vom angedrohten Rückzug eines Fussballstars aus der Nationalelf und einer unterkühlten Beziehung zwischen Präsident und Papst in eine Inflation mit 40% drängen lässt? Dass der Papst und Messi dafür verantwortlich sind, dass seit Amtsantritt von Macri je nach Statistik 1,4 bis vier Millionen Menschen in Argentinien arm geworden sind?

Macri war angetreten, um die Wirtschaft zu reformieren – die Argentinier haben viel von ihm erwartet. Dass die Inflation weiter ansteigt, gehörte nicht dazu.

Der neue Präsident hatte zudem versprochen, für Transparenz zu sorgen. Nun gibt es ein gigantisches Programm zur Geldwäsche, von dem beinahe die gesamte Regierungsriege profitiert. Macri erklärt sich zudem nicht (sie stammen seinen Angaben nach aus einem “früheren Leben“), was seine Offshore-Unternehmen betrifft. Die Interessenskonflikte vieler Regierungsvertreter (z.B. Ex-Shell-CEO, der auch als Energieminister nach wir vor Aktien in Millionenhöhe an seiner früheren Firma hält) liegen auf der Hand.

Natürlich ist zu hoffen, dass Macris Besuch bei Merkel neue Investitionen bringt. Es ist dringend nötig, das Blatt zu wenden: Die neue Armut ist auf der Straße sichtbar, wie schon nach der Krise 2001/02 ziehen immer mehr Menschen auf der Suche nach Müll durch die Hauptstadt Buenos Aires. Es gibt Massenproteste. An Feiertagen lässt die Regierung den Hauptplatz in Buenos Aires hermetisch abriegeln – aus Angst vor weiteren Demonstrationen (in den letzten Jahren war etwa der 25. Mai ein Volksfest mit Musik und Ständen mit Essen aus allen Regionen Argentiniens, in diesem Jahr war er weiträumig abgesperrt). Die enormen Tariferhöhungen für Gas, Strom, Wasser und Transport (zwischen 300 und 1000% je nach Region) sorgen dafür, dass besonders arme Familien weder ein noch aus wissen, dass Theater schliessen, Universitätsrektoren verzweifeln.

Die Abgaben auf den Bergbau hat die Regierung abgeschafft. Seit der Öffnung der Importe haben viele argentinische Fabriken geschlossen – etwa Puma, die Turnschuhe werden jetzt aus China und Brasilien nach Argentinien importiert, statt im Land hergestellt zu werden. Mindestens 150.000 Menschen haben ihre Arbeit verloren, seit Macri an die Regierung kam – und gegen ein vom Kongress verabschiedetes Gesetz zur Vermeidung von weiteren Entlassungen legte Macri ein präsidentiales Veto ein. Der Konsum ist erlahmt, weil der Geldwert ständig weiter sinkt.

Nach außen hin mag Macri sich gut präsentieren. Im Inland – besonders in den Armenvierteln und im Großraum Buenos Aires – ist die Stimmung dagegen wie in einem Dampfdrucktopf. Viele fragen sich: Wie lange wird die Schonfrist für den Präsidenten noch dauern?

Derzeit dominieren Korruptionsskandale der Kirchner-Regierung die Titelseiten der Tageszeitungen. Es ist richtig, dass die Justiz die Korruption der Vorgänger-Regierung aufklärt. Aber es ist wichtig, sich davon nicht blenden zu lassen und in der Rage über die Korruption der Vorgänger zu übersehen, was derzeit in Argentinien passiert. Dass das Antikorruptions-Büro unter der Leitung von Laura Alonso sich um die Korruption der Gegenwart nicht kümmern wird, ist bereits klar.

Dieser Blogeintrag ist ein Stimmungsbild aus Buenos Aires – keine umfassende Analyse. Aber, klar ist auf jeden Fall: Macri braucht schnelle Erfolge. Die Zeit läuft.

 

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Weltreporter-Forum 2016 – hier ist das Programm!

Das Programm des Weltreporter-Forums 2016 in Raiding/Burgenland steht:

Programm_thumb

Wir freuen uns mit unseren internationalen Gästen auf einen spannenden Sommer-Nachmittag auf dem Land. Und auf Sie!

 

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Der Mann, der Island vorstehen wird

Island hat es dieser Tage einmal wieder geschafft, groß in die Medien zu kommen. Das Fußballteam des kleinen Inselstaates schlägt sich erstaunlich wacker gegen die Ronaldos dieser EM. Montag spielt Island also gegen England – mal sehen, ob es dann auch im Achtelfinale zu einem Teil-Brexit kommt.

Am morgigen Samstag werden bereits ein paar Isländer ausscheiden und zwar bei der Präsidentschaftswahl. Aktuellen Umfragen zu Folge dürfte die Wahl klar der Geschichts-Professor Gudni Th. Jóhannesson gewinnen.

Dessen Wahl könnte für Island in etwa das bedeuten, was in der Business-Welt „disruption“ genannt wird. Ihn zum Präsidenten zu machen könnte das Land ähnlich stark verändern wie ein Regierungswechsel.

Das hat 3 Gründe:

1) Gudni als Präsident würde heißen Ólafur Ragnar Grímsson ist nach einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr Staatspräsident.

Der hat diese Position länger gehabt als ein Baby braucht, um zum Teenager zu werden – und länger als viele für angebracht halten. Kein Zweifel, Ólafur Ragnar genoß daheim und international ein gewisses Ansehen, aber in den vergangenen Jahren wurde er immer selbstherrlicher. Alleine wie er sich schon vor der letzten Wahl (die er dann gewann – hier mein damaliger Artikel für Die Welt) und auch vor dieser kurzfristig umentschied und dann doch nochmal antrat, war eines demokratischen Präsidenten kaum würdig. Letztlich stand er auch für die alte Elite, die schon vor dem Crash viel Macht hatte. Bei der morgigen Wahl tritt er nicht einmal mehr an, ob sein Rückzug damit zu tun hat, dass Gudni seinen Hut in den Ring geworfen hat, weiß nur der noch amtierende Präsident selber.

2) Gudni als Präsident heißt Davíd Oddsson bekommt dieses Amt nicht.

Davíd Oddsson von der Unabhängigkeitspartei war von 1991-2003 Premierminister, dann kurzzeitig Außenminister bevor er 2005 Direktor der Zentralbank wurde. Mit der problematischen Art der Bankenprivatisierungen wurde unter seiner Regierung die Grundlage für die Finanzblase gelegt, der er als Zentralbankchef nichts hat entgegensetzen können. Er taucht denn auch auf der Liste „25 People to Blame for the Financial Crisis“ des Time Magazine auf. Danach wurde er einer der mächtigsten Medienpersönlichkeiten des Landes – als Chefredakteur von Morgunbladid . Würde er nun zum Staatsoberhaupt aufsteigen, wäre das zu tiefst Bananenrepublikstil.

3) Gudni als Präsident heißt einfach Gudni as Präsident.
Entspannt, intelligent und mit einer Handvoll Kinder repräsentiert er, was nicht nur Ausländer an Island mögen. Wie ich vor einigen Monaten in Kopenhagen erleben konnte, ist Gudni nicht nur ein guter Unterhalter, sondern er vermag gleichzeitig auch die nicht immer leicht zu durchschauende Lage auf Island zu vermitteln. Neben diesem Talent ist er zudem ein noch recht junges und neues Gesicht in der isländischen Politikszene. So wird er das Land nicht nur durch seine Reden und Handlungen nach vorne bringen können, sondern auch, weil er als eine Art Outsider einen anderen Status hat.

 

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Flüchtlinge? No thanks

Alle reden von Donald Trump, aber niemand von John Key. Das ist Neuseelands konservativer Premierminister, manchmal auch „Donkey“ (Esel) genannt. Er beginnt seine Sätze gerne mit Plattitüden wie „At the end of the day“, die der Beschwichtigung und Verneblung dienen. Was Trump von sich gibt, ist krasser – jeder kennt die einschlägigen „Trumpisms“ über Frauen, Mexikaner, Moslems. In Neuseeland ist alles eine Nummer kleiner. Hier haben wir die Sprachkategorie „Keyisms“. Die klingen sanfter, haben aber auch brutale Konsequenzen.

Ein Key-ismus bedeutet, aalglatt genau das Gegenteil einer Tatsache zu behaupten, ohne dass die Verdrehung auffällt. „Wir haben die Sache eigentlich gut gemacht“, lobte sich John Key diese Woche. Was er am Montag vollbrachte, und was in all der Orlando-Trauer unterging: Key erhöhte die Flüchtlingsquote. Für eine Verdopplung trommeln hier seit letztem Jahr emsig Organisationen wie „Doing our bit“. Neuseeland, eines der sichersten und friedlichsten Länder der Welt, wo gerade mal ein Mensch auf 17 Quadratkilometer kommt, nimmt in Zukunft mehr Flüchtlinge auf. Es sind aber nur 250 mehr, von schlappen 750 pro Jahr auf 1000. Von wegen doppelt. Und das auch erst ab 2018.

Grant Bayldon, Vorsitzender von Amnesty International in Neuseeland, nannte Keys Entscheidung „absolut beschämend angesichts der größten humanitären Krise der Welt.“ Neuseeland sitzt im UN-Sicherheitsrat, aber seit dreißig Jahren wurde die Flüchtlingsquote in Neuseeland nicht erhöht. Wir stehen an schlapper 87. Stelle der Länder, die gemessen an ihrer Einwohnerzahl die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Daran haben auch die früheren linken Staatsoberhäupter nichts geändert – wie Helen Clark, die sich gerade als Generalsekretärin für die UN zu profilieren versucht. John Key ist Sohn einer jüdischen Immigrantin aus Österreich, die vor Hitler ins gelobte Aotearoa flohen. Aber statt für Flüchtlingshilfe pumpt er lieber 20 Millionen Dollar seines Jahresbudgets ins Militär.

Immigrationsminister Michael Woodhouse begründete die Entscheidung damit, dass die syrischen Flüchtlinge weder Englisch sprechen noch Arbeit finden würden. Man müsse nur auf Australien schauen, die hätten „einiges zu erklären“, da sie dreimal so viele „refugees“ aufnehmen. Erklären müssen die Australier sich in der Tat. Dafür, dass sie „boat people“ in menschenunwürdigen Lagern auf Pazifik-Inseln wie Nauru unterbringen. Und sechs Millionen Dollar Steuergelder dafür ausgeben, einen Propaganda-Film voller Ertrinkender und Hoffnungsloser namens „The Journey“ (Die Reise) zu drehen. Der wurde bereits in Afghanistan gezeigt  und dient allein dem Zweck, potentielle Asylbewerber abzuschrecken.

Nicht nur seine erbärmliche Flüchtlingsquote hat Neuseeland dem großen Nachbarn voraus: Aotearoa ist das einzige westliche Land, in das man weder auf dem Land- noch dem Seeweg illegal hineinkommt. Das freut viele Kiwis. Volkes Stimme ist in allen Umfragen eindeutig: Refugees? Bitte draußen bleiben und lieber ertrinken.

 

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London: Frauenkollektiv gegen Jack the Ripper

Das umstrittene Museum über Jack the Ripper, das im vergangenen Herbst heftige Proteste provoziert hatte, steht noch immer. Bei der Eröffnung im Oktober war das Londoner East End in Empörung ausgebrochen: Angekündigt war eine Einrichtung, die die Geschichte der Frauen im Londoner Osten zelebrieren würde; herausgekommen war jedoch eine seltsame Würdigung des berüchtigten Frauenmörders, der 1888 im Quartier Whitechapel Schrecken verbreitete. Im Museum an der Cable Street sind etwa nachgestellte Mordszenen mitsamt Puppen der Opfer zu bewundern, neben denen die Besucher zu einem Selfie eingeladen wurden. Einer der Designer des Museums bezeichnete es damals als „anzüglichen, frauenfeindlichen Müll“.

Jack_the_Ripper_MuseumDie Geschmacklosigkeit stieß auch vielen Anwohnern sauer auf. Wütende Proteste verzögerten die Eröffnung, wiederholt wurden die Scheiben des Museums eingeschlagen, und Petitionen wurden lanciert, um es zu schließen. Dieses Vorhaben ist zwar gescheitert, aber eine Gruppe von Frauen hat sich zu einer anderen Form des Protests entschlossen.

Heute prangt auf der gegenüberliegenden Seite des Museums, unter den Geleisen der Docklands Light Railway, ein großes Plakat mit der Aufschrift: „Feiert die Suffragetten, nicht Serienmörder“, und daneben eine Wegbeschreibung. Als Antwort auf das Ripper-Museum hat ein Frauenkollektiv in einer nahen Kirche eine Ausstellung eröffnet, die der sensationsheischenden Touristenfalle eine seriöse Ehrung der Frauen des East End gegenüberstellen will.

Dass es einiges zu erzählen gibt, ist auf den ersten Blick zu sehen, wenn man das Pop-up Museum in der Kirche St George in the East besucht: Eine Handvoll etwas zu dicht bedruckter Informationstafeln schildert Episoden aus 200 Jahren Lokalgeschichte, die oftmals nationale und internationale Bedeutung erlangten. Der Kampf für sozialen Fortschritt steht im Vordergrund. So liest man etwa von den „Streichholzfrauen“, den Teenagerinnen, die Ende der 1880er-Jahre gegen die Arbeitsbedingungen in ihren Fabriken protestierten – und die meisten ihrer Forderungen durchzusetzen vermochten. Oder von den Suffragetten, die hier einen wichtigen Stützpunkt hatten und bei den Arbeiterinnen im armen Osten große Unterstützung genossen. Auch neuere Kampagnen werden vorgestellt, etwa jene gegen die Gentrifizierungswelle, die derzeit rund um den Olympiapark schwappt.

Den Initiantinnen vom East End Women’s Collective geht es aber auch darum, die Verniedlichung von Gewalt gegen Frauen anzuprangern, wie sie im Ripper-Museum zu sehen ist: „Diese Art von Gewalt ist keine Serie von mysteriösen Ereignissen, die sich vor 130 Jahren ereigneten“, schreiben sie, sondern eine historische wie gegenwärtige Realität für viele Frauen; „sie sollte nicht auf eine Form der Unterhaltung für den Nervenkitzel reduziert werden.“

Das Pop-up-Museum ist ein vorübergehendes Projekt: Das Kollektiv sammelt noch immer Geld für eine permanente Ausstellung – um die Geschiche zu erzählen, die das Ripper-Museum eigentlich hätte erzählen müssen.

 

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Tunesien: Der Übervater ist zurück

Noch thront er in Plastikfolie eingewickelt stolz auf seinem Ross, die Faust kämpferisch in die Luft erhoben. Der Wind hat den Hintern des Tieres ein Stückchen freigelegt, offiziell ausgepackt werden Habib Bourguiba und sein Pferd aber erst am 1. Juni. Ein Bauzaun verdeckt noch den Blick auf die Gendenktafel, die an den tunesischen Staatsgründer erinnert. Dass eine Statue von ihm nach langen Jahren wieder auf der nach ihm benannten Avenue Bourguiba steht ist das Aufregerthema schlechthin in diesen Tag in Tunis. Denn die ganze Geschichte ist ein Lehrstück in Sachen Symbolpolitik.

 BourguibaMonguela

Aber von Anfang an: Bis zur Unabhängigkeit Tunesiens stand an dieser Stelle eine Statue von Jules Ferry, Ministerpräsident Frankreichs zur Zeit der Kolonialisierung des nordafrikanischen Staates 1881. Am 1. Juni 1955 kehrt Habib Bourguiba, einer der Kämpfer für die Unabhängigkeit des Landes, aus dem Exil zurück. Vom nahegelegenen Fährhafen in La Goulette reitet er zurück in die Hauptstadt. Nicht mal ein Jahr später ist Tunesien unabhängig, und Habib Bourguiba sein erster Präsident. 1975 lässt er sich zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen. Die Hauptstraßen in allen Orten des Landes tragen fortan seinen Namen und Bourguiba setzt sich mit der Reiterstatue selbst ein Denkmal, nur wenige Meter vom aktuellen Standort entfernt.

1987 putscht sich der Innen- und Premierminister des altersschwachen Bourguibas an die Macht. Zine El Abidine Ben Ali lässt die Reiterstatue nach La Goulette an den Hafen versetzen und stellt stattdessen 1988 einen massiven Uhrturm in die Mitte des Kreisverkehrs schräg gegen des Innenministeriums. Der Big Ben von Tunis, wie der hässliche Metallobelisk in der Hauptstadt scherzhaft genannt wird, überragt seitdem die Flaniermeile von Tunis und soll an die neue Zeitrechnung erinnern, die Ben Ali damals einläuten wollte. (Der Hauptstraße den Namen des Staatsgründers abzunehmen traute sich Ben Ali übrigens nicht.) Der Sänger Mounir Troudi hat der Uhr sogar ein Lied gewidmet (das man während der Diktatur aber höchstens hinter verschlossenen Türen sang), und seit der Revolution sind neben Suizidgefährdeten auch schon die Salafisten der inzwischen als Terrororganisation verbotenen Ansar Al Sharia an ihr hochgeklettert.

2011 wird der Kreisverkehr in Erinnerung an die Revolution in den Platz des 14. Januars umgetauft, doch die Uhr bleibt, wo sie ist. Bis Beji Caid Essebsi im Winter 2014 neuer Staatspräsident wird. Der inzwischen 89-Jährige war bereits in den 1960er Jahren unter Bourguiba Innen- und Verteidigungsminister und beschloss: die Statue seines Lehrmeisters soll wieder dahin, wo sie ursprünglich stand. Wäre da nicht die Uhr im Weg…

Nach langem Hin und Her und einem Blick in die leeren Staatskassen wurde schließlich beschlossen, die Symbole der beiden Machthaber quasi Seite an Seite auf der Hauptstraße aufzustellen. Trotzdem hätten sich viele Tunesier sinnvolleres vorstellen können, was man mit den rund 600 000 Dinar (gut 250 000 Euro) hätte machen können, die der Umzug letzten Endes gekostet haben soll. Und so scheiden sich in der Hauptstadt die Geister, ob es sich bei der Aktion nun um die Würdigung eines großen Staatsmannes, politisches Hickhack oder pure Geldverschwendung handelt. Nach langen Spekulationen, in welche Richtung Bourguiba wohl schauen wird, ist jetzt zumindest klar: Bourguiba und sein Pferd strecken der Uhr Ben Alis den Hintern entgegen.

Am anderen Ende der Straße steht übrigens noch eine Statue: die des arabischen Philosophen Ibn Khaldoun, einem der Wegbereiter der modernen Soziologie aus dem 14. Jahrhundert, der, unumstritten und unantastbar, die ganzen Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen auf der anderen Seite mit gegebener Distanz betrachtet.

 

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Isländische Präsidentschaftswahl: Noch ein moralischer Absturz oder endlich mal was anderes?

Die Panama Papers haben den isländischen Regierungschef zu Fall gebracht (hier ein Text, den ich für Zeit online vor dessen Abgang schrieb). Und es gibt weitere Regierungsmitglieder mit Verbindungen zu zweifelhaften Finanzgeschäften, darunter ausgerechnet der Finanzminister. Auch wenn das Ausland einen anderen Eindruck hatte: In Island ist die Finanzkrise nicht vollständig aufgearbeitet worden. Stattdessen zeigt sich, dass der kleine Inselstaat den zweiten moralischen Bankrott erlitten hat. Details dazu hier in meinem Gastkommentar für Reykjavik Grapevine aus Island, den ich mit Kollegen Atli Thor Fanndal schrieb.

Die Präsidentschaftswahl am 25. Juni könnte endlich den erhofften Wandel bringen. Der seit 20 Jahren amtierende Staatschef Olafur Ragnar Grimsson hat sich entschieden, nun doch nicht mehr anzutreten, und derzeit hat  Gudni Th. Jóhannesson, ein allseits respektierter unabhängiger Kandidat, beste Aussichten, gewählt zu werden. Ich habe ihn bereits in Kopenhagen getroffen – er tritt erheblich weniger staatsmännisch auf als Grimsson, viel mehr ein Intelektueller, der zugleich ein prächtiger Unterhalter ist.

Allerdings hat sich auch David Oddsson aufstellen lassen. Er ist laut Time Magazine einer der 25 Leute, denen Schuld an der Finanzkrise gegeben werden sollte. Würde er wider Erwarten gewinnen, wäre das wohl der dritte moralische Fall Islands innerhalb nicht einmal einer Dekade.

 

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WELTREPORTER-FORUM
»Die Welt in Bewegung«
Samstag, 23. Juli in Raiding bei Wien

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Noch nie schien die Welt so instabil und aus den Fugen geraten wie jetzt – zumindest aus europäischer Sicht. Globalisierung, Terror, Kriege und blutige Konflikte. Migranten, Flüchtlinge und Finanzströme: Die Ratlosigkeit ist bei Wählern wie Politikern gleichermaßen groß.

Transparenz herzustellen und Zusammenhänge aufzuweisen gehört zu den Hauptaufgaben von Journalisten im Allgemeinen und Auslandskorrespondenten im Besonderen. Denn sie sind die Experten vor Ort, sie erleben die Wirklichkeit jenseits der Grenzen hautnah. Lösen lassen sich die Probleme der Welt an einem Nachmittag nicht. Aber gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen werfen, das können wir:

Beim WELTREPORTER-FORUM am 23. Juli berichten die Weltreporter und ihre Gäste von dem, was in ihren Welten gerade in Bewegung ist.

WELTREPORTER-FORUM
»Welt in Bewegung«

Keynotes, Kurzvorträge im Pecha-Kucha-Format + eine Podiumsdiskussion

mit Alexandra Föderl-Schmid (Chefredakteurin Der Standard), Karim El Gawhary (Weltreporter + ORF-Korrespondent), Hasnain Kazim (Spiegel), Florian Klenk (Chefredakteur Falter), Wieland Schneider (stellv. Auslandschef Die Presse), Cornelia Vospernik (Moderatorin ORF), Autor & Bruno-Kreisky-Preisträger Najem Wali & Weltreportern von allen Kontinenten

Samstag, 23. Juli 2016
14:00 – 18.30 Uhr
Franz Liszt-Konzerthaus
A-7321 Raiding

Eintritt frei

ANFAHRT:

Für Interessenten steht ein Bus-Service von Wien nach Raiding zur Verfügung:

Abfahrt Wien am Karlsplatz am 23. Juli ist um 12:00  hinter dem Musikverein, Bösendorferstr. 12
Abfahrt Raiding zurück nach Wien um 20:00.
Kosten: 12 Euro

Anmeldung unter raiding@weltreporter.net

 

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Auf Island will Präsident Grimsson nochmal ran – schon wieder

Island macht auf sich aufmerksam: Der Vulkan Eyjafjallajökull mit Aschewolke 2010. Foto: Bomsdorf

Island macht auf sich aufmerksam: Der Vulkan Eyjafjallajökull mit Aschewolke 2010. Foto: Bomsdorf

Gut drei Wochen ist es her, da brach auf Island mal wieder eine Krise aus – diesmal eher politisch denn wirtschaftlich. Der Premierminister Sigmundur David Gunnlaugsson sah sich zum Rückzug gezwungen, weil er offshore-Verbindungen seiner Frau – Konten mit Bonds der isländischen Banken über deren Zukunft der Regierungschef verhandelt hatte – verschwiegen hatte. Nicht nur das, er hatte bis er Abgeordneter wurde, die Hälfte davon besessen (Details hier in meinem Artikel für Zeit online und hier im Blog).

Nun wiederholt sich auf Island ein weiteres Mal ein Part der Geschichte – angesichts der Krise hat Präsident Olafur Ragnar Grimsson angekündigt  (mehr …)

 

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Radler und Bettler verbannen

Es wird dunkler bei uns im Land der langen weißen Wolke – nicht nur, weil es in Neuseeland langsam Winter wird. Der Trend zum Verbieten, Kontrollieren und Abschaffen geht unaufhaltsam weiter. Mit Inspektor Hundekacke allein, von dem ich bereits berichtete, ist es nicht getan. Jetzt sind auch die letzten Freiheiten down under in Gefahr. Droht uns der Polizeistaat mit Männern in Pluderhosen?

Meine Lieblingshauptstadt Wellington hat sich gerade von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Die Stadtverwaltung hat vor, dort in Zukunft das Betteln zu verbieten. In Wellington ist das ein reger Geschäftszweig, weil dort landesweit am großzügigsten in die Hüte geworfen wird. Wie gesagt, ein sympathisches Pflaster. Eine Studie hatte jedoch im letzten Jahr ergeben, dass drei Viertel der Städter dagegen sind. Die Erkenntnis hat 50.000 Dollar gekostet. Zwei Jahre zuvor hatte sich ein Think-Tank ein karitatives Projekt ausgedacht, um die Bettel-Spenden lieber in Sinnvolleres umzumünzen. Diese Aktion hat 30.000 Dollar verschlungen.

Da fragen sich einige Bürger zu Recht, warum Bettler vertrieben werden, aber Pitbulls nicht. Diese lebenden Nahkampfwaffen werden nach diversen Attacken gerade zum Reizthema. Genauso wie die bunt besprühten „Wicked“-Campervans, in denen Backpacker durch die Lande fahren. Wegen ihrer sexistischen Sprüche („ein Blow-Job am Tag ist besser als ein Apfel“) ist die Mietwagenfirma seit Jahren unter Beschuss. In Australien mussten bereits die übelsten Slogans entfernt werden. In Neuseeland taucht „Wicked“ zum Glück nicht mehr auf den Webseiten vom „Lonely Planet“ und der Naturschutzbehörde DOC auf. Und die Regierung heckt gerade einen Bann der „Wicked“-Busse aus.

Das Beste, was in Aotearoa je verbannt wurde, war die Atomkraft. Doch was sind Reaktoren, Bettler, und Pitbulls gegen das Anstößigste an sich, das es aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu entfernen gilt? Es beißt nicht, manchmal bettelt es jedoch. Es wölbt und beult sich, es zeichnet sich ab. Es sitzt bei Männern zwischen den Beinen, bedeckt und gezäumt von engem, schwarzen Lycra. Sowas kann man seinen Gästen beim Frühstück nicht zumuten, entschied ein Hotelbesitzer im ländlichen Kaff Rangiora. Er verbietet in seinem historischen Plough Hotel Radlershorts.

Fussballschuhe, Flipflops, schlammige Stiefel – „alles ok“, schreibt der Hotelier in Kreide auf einer Tafel am Eingang. Yogahosen und Leggins – „schau besser in den Spiegel“. Enge Sport-Shorts dagegen? Nicht okay. Das „Castle Rock“ Café in Christchurch hatte schon 2013 mit dem Krieg gegen Männer in Lycra begonnen. Vor allem Kindern könne so viel anatomische Information schaden, hieß es damals. Wer glaubt, das alles sei ein Minderheitenproblem, irrt. Denn kein anderes Land der Welt ist so freizeitsportbesessen wie Neuseeland. In jeder Garage steht ein Mountainbike, ein Kajak, ein Surfbrett. Man verbietet einem Schotten doch auch nicht seinen Rock – mit allem, was frei darunter baumelt!radler

 

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Altes Badelaken

Wenn man gerade außer Landes war und hofft, dass sich inzwischen Aufregendes im grünen Paradies ereignet hat, von dem es der Welt in höchsten Tönen zu berichten lohnt, dann schmerzt diese Nachricht besonders: Nichts Neues aus Neuseeland.kiwi flag Ich war unter anderem in Bali und dort nach einer Woche von Ölmassagen, Indien-Läden und Klangschalenmeditation völlig „Eat Pray Love“-geschädigt. Noch eine Woche mehr an Edelhippie-Overkill zwischen sinnsuchenden Alleinreisenden in Raw-Food-Cafés, und die frisch erwachte Yoga-Göttin in mir wäre zum späten Punk geworden.

Umso mehr sehnte ich mich bei der Rückkehr nicht nur nach kühler Luft und den rauen Seemännern Lytteltons, sondern der herzhaften Politik meines kleinen Landes. Reales statt Räucherstäbchen. Ich freute mich auf die großen, tiefen Debatten rund ums Eingemachte – Sinnfragen wie: Wer sind wir, was wollen wir, was lassen wir im Winde flattern? Doch was mich in Christchurch erwartete, waren nur ein paar Baulücken mehr. Die Nation dagegen schien sich eine Mütze übergezogen zu haben, als ob sie einen schlechten Haarschnitt zu verbergen hätte. War ja auch peinlich, was während meiner Abwesenheit so plötzlich ein trauriges Ende nahm. Man traut sich’s nach all dem Bohei kaum zu sagen, aber: Unsere Flagge, die ist geblieben.

Zur Erinnerung: Seit einem Jahr war Neuseeland damit beschäftigt, sich ein neues Nationalemblem zuzulegen. Warum, weiß keiner mehr genau, außer dass der Premierminister es so wollte. Noch sind wir leider keine Republik, aber schön wäre es schon, wenn man uns nicht dauernd mit Australien verwechselt. Deren Fahne ist von unserer nämlich kaum zu unterscheiden und kann selbst von vielen Kiwis nicht klar identifiziert werden. Ein paar Sternchen auf blauem Grund und der Union Jack: Mutter England lässt grüßen.

Ganz demokratisch durften alle Bürger Vorschläge einreichen, darunter gekritzelte Kinderzeichnungen von Eistüten und ein Kiwi-Vogel mit Laserblick. Das sah mehr nach schlechtem Witz als nach staatlicher Würde aus. Das Komitee für die engere Auswahl hatte keinen einzigen Grafikdesigner in seinen Reihen. Was dabei herauskam, war Farn, Farn und nochmal Farn – die Präferenz des Premierministers. Zwischendurch schaffte es eine eher elitäre Protestbewegung noch, das „Red Peak“-Motiv in die Auswahl reinzuboxen. Vergebens.

Zur letzten Wahl im März stand die alte Flagge gegen die neue an: Ein lasches Motiv aus Silberfarn und Kreuz des Südens – unspezifisch und farblich wenig reizvoll. Wo war die schwarzrote Maori-Flagge geblieben, wo die grüne Farnspirale von Hundertwasser – beides bekannte und symbolisch bewährte Motive? Zwei Volksabstimmungen und 26 Millionen Dollar später dann das endgültige Ergebnis: 43 Prozent wollten die schlechte neue Flagge, 52 die schlechte alte. Also doch keine neuen Badelaken. Die alten taugen noch. Ich mach jetzt erst mal Yoga und hänge dann Gebetsfahnen auf.

 

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Die heftigen Folgen der Panama Papers auf Island

Wieder einmal ist Island im Zentrum eines Finanzskandals. Schon während der Finanzkrise im Jahr 2008 war der kleine Inselstaat besonders stark betroffen. Nun geht es auf Island derzeit wieder Knall auf Fall.

Der Knall:

Das offshore-Konto des Premierministers, mittlerweile komplett auf seine Frau überschrieben, wird erst auf Island bekannt, dann auch international. Durch die weltweite Aufmerksamkeit und die Details zu den versteckten Millionen, die der internationale Rechercheverbund ans Licht gebracht hat, gerät Sigmundur Davíd Gunnlaugsson in arge Bedrängnis.

Der Fall:

Erst demonstrieren gestern tausende von Isländern gegen ihn, dann will er heute erst das Parlament auflösen, was ihm der Präsident verweigert, schließlich lässt ihn die eigene Partei fallen und will den Agrarminister zum neuen Regierungschef machen. Hintergründe in meinem Artikel für Zeit online, der ein paar Stunden vor den Meldungen über den möglichen Wechsel an der Spitze der Regierung veröffentlicht wurde.

 

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Panama ist weit, weit weg

 

Macri_Pressekonferenz_2015 - 1 (2) Die Süddeutsche Zeitung schreibt: “Er soll zufällig Direktor einer Briefkastenfirma auf den Bahamas gewesen sein – Mauricio Macri wird es schwer haben, mit dieser Erklärung durchzukommen.” Bisher sieht es anders aus.

In Argentinien wird zwar über die Panama Papers berichtet. Aber wirkliche Aufregung gibt es bisher nicht. Dafür sorgen einerseits die Leitmedien, die sehr schonsam mit Präsident Mauricio Macri umgehen. Aber auch die Leiterin des Antikorruptionsbüros, Laura Alonso, sprang gleich für den Präsident in die Bresche und twitterte: “Eine Gesellschaft in einem Steuerparadies zu gründen ist an sich noch kein Delikt.” Da darf man sich schon fragen: Sollte sie nicht lieber Nachforschungen ankündigen?

Es entsteht zudem der Eindruck, dass viele der großen Medien Macri in Schutz nehmen. Etwa La Nación – ein an sich als seriös geltendes Medium. Die Zeitung hat auch an den Panama-Recherchen mitgewirkt. Doch in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe und die Welt über die Panama Papers diskutiert, steht oben auf der Webseite bei La Nación: “Macri kündigt in Córdoba eine Investition von 500 Millionen US-Dollar bei Fiat an”. Darüber mag sich manch einer freuen – aber ist es wirklich das Thema des Tages? Daneben stehen, ebenfalls ganz oben auf der Seite, die Erklärungen der Regierung in Sachen Panama Papers – allerdings ohne jegliche redaktionelle Bearbeitung (http://www.lanacion.com.ar/1886336-las-frases-de-la-explicacion-que-dio-el-gobierno-sobre-la-firma-offshore-de-mauricio-macri). Weiter unten Aussagen des Kabinettschefs, Überschrift des Artikels: “Macri hat nichts zu verbergen.” Daneben ein weiterer Artikel: “Die Regierung steht hinter Laura Alonso und weist Rücktrittsforderungen zurück”. Aber, es gibt noch mehr Informationen: http://www.lanacion.com.ar/1886252-no-tenia-la-obligacion-de-declarar-la-sociedad Macri sei nicht verpflichtet gewesen, die Beteiligungen an den Panama-Gesellschaften anzugeben.

Vielleicht sollte sich das Recherchekollektiv für die nächste grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Argentinien einen anderen Partner suchen. Das ist keine Kritik am Rechercheteam von La Nación. Nur: Gutes Recherchieren alleine genügt nicht, auch die Redaktionsleitung muss mitspielen. Damit Veröffentlichen und Dranbleiben Teil des Ganzen sind.

PS: Macri gibt sich nach außen hin gerne als Aufklärer in Sachen Korruption, doch ob er das wirklich ist? Als Vizepräsidentin des Büros zur Nachforschung von Geldwäschefällen (Unidad de Información Financiera) setzte er eine Anwältin ein, die die Bank HSBC Presseberichten zufolge in mindestens drei Fällen von Geldwäsche verteidigt hat.

 

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Schadenfreude aus Peking

Wenn es irgendjemanden gibt, der über Donald Trump’s Aufstieg feixt, dann ist es Chinas offizielle Presse. Zeigen die Exzesse der Kampagne des Milliardärs doch aus den Augen Pekings die Schwächen der Demokratie. Das Parteiorgan China Daily zeigt Trump (hier) als Baby, das der Freiheitsstatue aus dem Kinderwagen ins Gesicht spuckt. Solche Irren hätten in unserem sozialistischen System gar keine Chance, ist der Tenor der Kommentare. Während ja Adolf Hitler und Benito Mussolini damals durch Wahlen an die Macht gekommen seien. Trump, ein “narzisstischer und aufhetzender” Kandidat habe in den USA eine Büchse der Pandora geöffnet, schreibt etwa die als nationalistisch bekannte Global Times nach den Ausschreitungen bei der Trump-Kampagne in Chicago (hier). Er habe die Weißen der ehemaligen Mittelschicht angesprochen, denen es seit der Wirtschaftskrise ab 2008 immer schlechter gehe. “Großmäulig, antitraditionell und das Prinzip der Offenheit missbrauchend, ist er der perfekte Populist, der mit Leichtigkeit die Öffentlichkeit provozieren kann. Trotz der Versprechen der Kandidaten wissen die Amerikaner, dass Wahlen ihr Leben nicht wirklich verändern. Warum also nicht Trump unterstützen und Dampf ablassen?”, schreibt das Blatt. Dass Wahlen das Leben der Menschen nicht verändern, ist das Kernargument. Wenn das so ist, dann doch lieber gar keine Wahlen, so wie in China. Denn hier haben Populisten keine Chance. Der Kommentar endet mit der Warnung: “Die USA sollten auf sich selbst aufpassen, dass sie nicht zu einer Quelle destruktiver Kräfte gegen den Weltfrieden werden –  anstatt immer mit den Fingern auf andere Länder zu zeigen wegen deren angeblichen Nationalismus und Tyrannei.” Letzteres ist übliches Parteizeitungs-Sprech. Ersteres verrät eine gewisse Genugtuung – teilt China damit doch Sorgen anderer Länder, auch der westlichen demokratischen Welt. Welcher Europäer würde Donald Trump schon gern im Weißen Haus sehen? Wohl eher wenige. Doch aus anderen Gründen.

 

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Traumstrand vor den Franzosen gerettet

Der Touristensommer in Neuseeland ist bald vorbei und hinterlässt seine Spuren. An Stränden und Parkplätzen finden sich die „freedom camper“ ein – junge Backpacker, die in ihren Bullys durchs Land gondeln und sich den Campingplatz sparen. Was den Deutschen ihr Flüchtlingsproblem, ist den Kiwis an Dramatik ihr Freizelter-Dilemma. Selbst Blut ist bereits geflossen.

Letztes Jahr konnten sich alle schön xenophob über die „Asian drivers“ aus China und Japan aufregen, die den Linksverkehr nicht beherrschen. Jetzt stehen die Franzosen ganz oben auf der Liste der Störenfriede. Nicht, weil sie katastrophal autofahren. Sondern weil sie es mit den körperlichen Ausscheidungen nicht so genau nehmen. Darin haben sie ein gewichtiges Vorbild: Gerard Depardieu, der einst zwischen den Sitzen im Flugzeug urinierte, weil ihm das Warten vor der Bordtoilette zu lange dauerte.

Zwei Mini-Gerards, die letzten Monat durchs Land der langen weißen Wolke gondelten, machten es ihrer Nationalikone nach. Sie hingen sich rechts und links aus dem Fenster des Mietwagens und pissten johlend in den Wind, während ihr Freund am Steuer über eine Landstraße in Southland raste. Fotografiert wurde das Ganze von einem Auto vor ihnen. Als sie den Wagen wieder abgaben, wurden sie von der Polizei erwartet.

Weiter nördlich, in der Bay of Plenty, legte sich währenddessen eine Gruppe von „freedom campers“ mit dem Ranger eines Kletterparks an. Sie waren abends zu laut, er bat um Ruhe. Ein böses Wort folgte aufs nächste, der Ranger lehrte die Schnapsflaschen der Camper aus. Am Ende hatte ein junger Franzmann eine blutende Kopfwunde von der Taschenlampe des Parkaufsehers.

Blut, Urin – was fehlt da noch auf der Ausscheidungsliste, außer Speichel und Sperma, das sicher auch in den Zelten tropfte? Richtig: der Kot. Den bescherte uns ein französischer Tourist in einer spektakulären Toilettenaktion, die beinahe zu einem Großbrand führte. Der Mann war allein auf einer Wildniswanderung auf dem Te Araroa Trail. Entgegen aller Umwelt- und Outdoor-Regeln verrichtete er sein Geschäft direkt am Ufer des Pukaki-Sees, anstatt es tief im Wald zu vergraben. Das Klopapier zündete er an, um alle Spuren des Hygiene-Verbrechens zu beseitigen.

Das Gras am Ufer begann zu brennen und breitete sich so rasant aus, dass eine halbe Stunde später die Feuerwehr anrücken musste. Der Highway in der Nähe war vom Rauch vernebelt. Immerhin lief der Toiletten-Täter nicht davon. „Er steckte ganz schön in der Scheiße“, so der Feuerwehrmann, der die Ursache für den Brand anfangs kaum glauben konnte.

Nach all den Ekel- und Schreckensmeldungen macht auch die beste Nachricht der letzten Wochen viel mehr Sinn. Ein einsamer Traumstrand, der im Abel Tasman Nationalpark liegt, sollte privat verkauft werden. Zwei engagierte Bürger starteten darauf eine „Give-a-little“-Aktion, trommelten über zwei Millionen Dollar zusammen, erstanden damit den Strand und schenkten ihn dem Volk – zugänglich für alle. Wahrscheinlich wollte man das Stück Natur nur vor den Franzosen retten.beach

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