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Folterfreundlicher Botschafter war Nacktmodell

Als US-Staatssekretär Rex Tillerson Anfang des Monats seinen Antrittsbesuch in Neuseeland machte, war nicht nur das Wetter miserabel. Auch die Begrüßung auf der Straße fiel frostig aus: Kiwis zeigten Tillersons Karosse, die ihn durch Wellington chauffierte, vor allem den Mittelfinger. Denn gerade mal 15 Prozent im Lande hegen Sympathien für Amerikas Präsidenten. Trumps nächster Abgesandter beugt daher lieber vor, um sich Volkes „fuck off“ zu ersparen. Scott Brown, neuer Botschafter für Neuseeland und Samoa, hat für uns eigens ein schönes Heimvideo zum Kennenlernen gedreht.

Früher war er mal Senator, international noch ein unbeschriebenes Blatt. Damals ließ er gerne Trucks in seinen Wahlwerbungen auftauchen. In seinem Sympathieträger-Spot für die Kiwis sehen wir den 57jährigen vor und in seinem Haus in New Hampshire, die ganze Familie um ihn herum: Ehefrau Gail und die erwachsenen Töchter Arianna und Ayla, die letztere Country-Sängerin. Selbst Hund Gracie ist im Bild. Heile Welt, heiles Amerika.

Nein, in Neuseeland war bis vor drei Tagen noch keiner von ihnen. Aber schön soll es ja dort sein, die Berge, der Strand. „Angeblich das freundlichste Land der Welt“, schwärmt Mrs. Brown vor der Kamera. Außerdem sei Sport bei ihnen in der Familie „riesig, riesig“, genau wie down under. Scott Brown liebt Triathlon und kann daher den Antritt auf seinem Südsee-Posten kaum erwarten. Tochter Ayla verrät begeistert, womit Daddy die neuen Landsleute begrüßen wird: einem echten „American Barbecue“.

Am meisten versucht Brown mit seiner Herkunft aus einfachen Verhältnissen zu punkten. Seine Eltern waren mehrfach geschieden. „Ich bin 17 mal umgezogen, bis ich 18 war.“ Er hatte mit betrunkenen Stiefvätern zu kämpfen, Schlägereien in der Familie. „Ich musste meine Mama und Schwester öfters retten, und ich glaube, das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“ Nämlich seit 30 Jahren glücklich verheiratet. „Diese Werte bringen wir mit in Ihr Land – jemand, der weiß, was es heißt, der Underdog zu sein.“

Die filmische PR-Aktion hat einen Grund. Denn als erstmals bekannt wurde, wen uns Donald Trump ins Haus oder genauer, die amerikanische Botschaft schickt, überschlug man sich in Kiwi Country: Scott Brown, der optisch Harrison Fords kleiner Bruder sein könnte, posierte während seines Jura-Studiums nicht nur als Model nackt für Cosmopolitan in einem Wettbewerb als „America’s sexiest man“, sondern hat ein Verfahren der Fox-News-Mitarbeiterin Andrea Tantaros gegen sich laufen, die er nach einer Fernsehsendung sexuell belästigt haben soll.

Ach ja, und Waterboarding verteidigt der Politiker auch, der sich gleich nach seiner Ankunft im Regen aufs Mountain-Bike schwang. Laut Paul Buchanan, früherer US-Sicherheitsberater, ist Folter-Freund Brown „nicht die hellste Leuchte“ und seine Versetzung ins humanitäre Aotearoa daher eine „Beleidigung“. Als Senator sei er „unbrauchbar“ gewesen, von Neuseeland wisse er nichts. „Es wird wie ein verlängerter Urlaub für ihn sein. Neuseeland verdient etwas Besseres als diesen Kerl.“ Aber jetzt erst mal Angrillen mit Familie Brown.

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