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Isländische Präsidentschaftswahl: Noch ein moralischer Absturz oder endlich mal was anderes?

Die Panama Papers haben den isländischen Regierungschef zu Fall gebracht (hier ein Text, den ich für Zeit online vor dessen Abgang schrieb). Und es gibt weitere Regierungsmitglieder mit Verbindungen zu zweifelhaften Finanzgeschäften, darunter ausgerechnet der Finanzminister. Auch wenn das Ausland einen anderen Eindruck hatte: In Island ist die Finanzkrise nicht vollständig aufgearbeitet worden. Stattdessen zeigt sich, dass der kleine Inselstaat den zweiten moralischen Bankrott erlitten hat. Details dazu hier in meinem Gastkommentar für Reykjavik Grapevine aus Island, den ich mit Kollegen Atli Thor Fanndal schrieb.

Die Präsidentschaftswahl am 25. Juni könnte endlich den erhofften Wandel bringen. Der seit 20 Jahren amtierende Staatschef Olafur Ragnar Grimsson hat sich entschieden, nun doch nicht mehr anzutreten, und derzeit hat  Gudni Th. Jóhannesson, ein allseits respektierter unabhängiger Kandidat, beste Aussichten, gewählt zu werden. Ich habe ihn bereits in Kopenhagen getroffen – er tritt erheblich weniger staatsmännisch auf als Grimsson, viel mehr ein Intelektueller, der zugleich ein prächtiger Unterhalter ist.

Allerdings hat sich auch David Oddsson aufstellen lassen. Er ist laut Time Magazine einer der 25 Leute, denen Schuld an der Finanzkrise gegeben werden sollte. Würde er wider Erwarten gewinnen, wäre das wohl der dritte moralische Fall Islands innerhalb nicht einmal einer Dekade.

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