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Korruption in Afghanistan oder: Gemüsesuppe ohne Gemüse

Viele meiner Leser wissen vermutlich nicht, dass ich schon vor Beginn der Medienkrise meine Geschäftsbasis diversifiziert habe. Sprich: Ich bin Partnerin im Kabuler Restaurant ‘Sufi’,

das wir 2004 gegründet haben. Das ist eine schöne Sache und macht Spaß, ist aber auch nicht ohne Schwierigkeiten – vor allem wenn die Inhaber längere Zeit nicht da sind. So mancher Manager ist schon mit den Einnahmen eines guten Abends auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

 

Gestern jedoch mussten wir feststellen, dass die Korruption in Afghanistan ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Wir bestellten abends als Vorspeise eine Gemüsesuppe (Persisch’ ‘Shorba-e-tarkari’) doch was uns der Kellner servierte war eine klare Brühe. Wir blickten uns ratlos an. ‘Wo ist das Gemüse’, fragten wir den Mann, der peinlich berührt zu Boden schaute. Wir schickten ihn in die Küche zurück, damit er die Brühe um die übliche Einlage (Karoffeln, Karotten und Koriandergrün) ergänze.

Es war noch recht früh am Abend und das Restaurant war nicht voll. Eigentlich hätte man den Auftrag in wenigen Minuten erledigen können, doch es dauerte 20 Minuten bis der Kellner zurückkam. In der Suppe schwammen einige winzige Stückchen Kartoffeln und man schmeckte deutlich, dass diese nicht in der Brühe gekocht worden waren, sondern in Wasser. Deshalb hatte es so lange gedauert.

Nun wurde es uns zu bunt. Wir riefen den Oberkellner, der etwas beschämt an unseren Tisch trat. Er druckste rum. Schließlich rückte er mit der Wahrheit raus: ‘Das Gemüse hat der Koch selbst gegessen.’ Wir mussten laut lachen. Warum sollte es uns anders ergehen als den internationalen Geldgebern mit der Regierung Karzai. Man muss seinen Leuten schon regelmäßig auf die Finger schauen wenn man ein schmackhaftes Mahl serviert bekommen will.

 

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