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London nach dem Terror: Keine Lust auf Einschüchterung

„Londoner werden sich nie einschüchtern lassen vom Terror“, sagte der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan gestern abend, als sich Tausende auf dem Trafalgar Square versammelten, um den Opfern des Anschlags zu gedenken. Damit sprach er etwas aus, das für Millionen von Anwohnern eigentlich selbstverständlich ist: In Panik auszubrechen oder wegen eines Terrorangriffs gar die Alltagsroutine zu ändern, käme den Londonern nie in den Sinn.

Westminster Bridge

Am Tag nach dem Anschlag ist Westminster noch immer in weiten Teilen eine Sperrzone, auf den Straßen und vor wichtigen Gebäuden und vor den Bahnhöfen sind bewaffnete Polizisten zu sehen, aber ansonsten macht die Stadt weiter wie zuvor. Auf dem Weg vom Stadtteil Kilburn ins Zentrum ist wenig zu spüren von der angeblichen Spaltung der Gesellschaft, von der Nervosität, die manche Kommentatoren zu sehen glauben. Vor dem Supermarkt quatscht eine Muslimin mit Kopftuch munter mit einer älteren Irin, und die Schulkids auf dem Heimweg sind so laut wie immer. Sicher, als drei Polizeiautos mit heulenden Sirenen an der London Central Mosque im Regent‘s Park vorbeibrausen, zucken die Passanten etwas zusammen, man schaut den Autos noch eine Weile lang nach. Aber auch dieser Moment ist schnell vorbei. In der prächtigen Halle der Moschee sitzen Männer auf dem blauen Teppich, manche lesen, andere beten.

Ein paar Häuser weiter südlich haben sich Polizisten aufgestellt, Fernsehkameras sind zu sehen. „Hier findet ein Event statt, die Duchess of Cambridge hat einen Auftritt“, informiert einer der Ordnungshüter. Auch die Royals scheinen zur Routine zurückgekehrt zu sein. Und die Touristen: Vor Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett zieht sich die Menschenschlange hundert Meter am Gebäude entlang. „Jene, die unsere Lebensweise zerstören wollen, werden niemals Erfolg haben“, sagte Sadiq Khan an der Mahnwache – und keiner der 8.6 Millionen Londoner wird daran zweifeln.

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