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Neues Buch: “Wenn die Dinge mit uns reden”

Die Sprache ist das neue Interface zwischen Mensch und Maschine. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte sprechen wir mit anderen “Wesen” – und die antworten sogar. Weltreporter Christoph Drösser (San Francisco) wirft in seinem aktuellen Buch “Wenn die Dinge mit uns reden” (Duden-Verlag) einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Sprachtechnik, schaut aber auch zurück auf die erste sprechende Maschine, die vor über 200 Jahren gebaut wurde. Er lotet die linguistischen und philosophischen Probleme aus, vor die uns die sprechenden Maschinen stellen.

Der Computerpionier Alan Turing postulierte im Jahr 1950 ein Kriterium dafür, wann wir eine Maschine intelligent nennen können: nämlich dann, wenn sie uns in einem frei geführten Dialog (damals noch per Tastatur) davon überzeugen kann, dass sie ein Mensch ist. Heute bewältigen Maschinen diesen Turing-Test in fast perfekter Manier. Sie führen im Chat einen Smalltalk zu beliebigen Themen, ihre Stimmen sind inzwischen sehr menschlich, sie fügen sogar “hmms” und “ähs” in ihren Sprachfluss ein. Zuhörer merken kaum noch, dass sie es mit einem Computer zu tun haben. Die sogenannten Sprachmodelle wie BERT oder GPT-3 verfassen frei erfundene Texte zu beliebigen Themen, die Menschen kaum von echten Zeitungsmeldungen unterscheiden können. Sind die Maschinen deshalb intelligent? Selbst die Schöpfer dieser Algorithmen würden das nicht behaupten.

Natürlich werfen diese Technologien, die sich in den vergangenen Jahren durch den Einsatz von Deep Learning rasant entwickelt haben, auch Probleme auf: Wenn die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine de facto von zwei Konzernen (Amazon und Google) beherrscht wird, dann stellt das die Freiheit des Internet infrage. Und wir werden in Zukunft große Probleme haben, am Fließband produzierte Fake News und Deepfake-Videos von echten Nachrichten und Filmen zu unterscheiden.

 

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Weltreporter live: Unterwegs in der neuen Zeit

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Weltreporter live #3

Welt ohne Reporter*innen?
Das Verschwinden der Auslandsberichterstattung

eine digitale Veranstaltung von weltreporter.net/live am 15.12.2020 um 18 Uhr

Ausgedünnte Redaktionen, schwindende Budgets und wachsender Druck auf unabhängige Berichterstatter in vielen Ländern: drei von vielen Problemen, die die Arbeit von Korrespondentinnen und Korrespondenten erschweren. Die Corona-Pandemie verdüstert die Lage noch weiter. Dabei sind in Zeiten von Fakenews, Propaganda und Verschwörungserzählungen zuverlässige Nachrichten aus dem Ausland so wichtig wie nie. Über die aktuellen Herausforderungen der Auslandsberichterstatter und mögliche Wege aus der Krise diskutieren Weltreporterinnen und Weltreporter aus Beirut, Kairo, Nairobi und Shanghai. Sie berichten von ihren Erfahrungen, kommentieren eine aktuelle Umfrage unter Auslandskorrespondent*innen und stellen sich den Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Moderiert wird die Sendung von Weltreporter Marc Engelhardt aus Genf.

Mit dabei:

Theresa Breuer, Beirut – berichtet aus Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, wo sie – mit Afghaninnen – einen Film über ein medial vernachlässigtes Thema mit starken Frauen gemacht hat

Philipp Mattheis, Shanghai, ex Hamburg – berichtet aus einer Autokratie, in der es immer schwerer wird, Fakten zu sichern und Meinungen einzuholen; dabei bringt er sich potentiell auch selbst in Gefahr

Bettina Rühl, Nairobi – kennt aus ihrem Berichtsgebiet Krisengebiete (Somalia) ebenso wie Autokratien; muss sich oft auf Aussagen von NGOs verlassen, um aktuell berichten zu können; Anfang Jahr hat sie die Afrikareporter gegründet, um selbst Schwerpunkte zu setzen

Jürgen Stryjak, Kairo – deckt aus dem Studio in Kairo ein Berichtsgebiet mit zahlreichen Kriegen und Konflikten (Syrien, Jemen, Libyen) ab und ist täglich mit der Frage konfrontiert, was man dort wissen kann; vor lauter Krisen kommen Alltagsgeschichten oft zu kurz

Moderation: Marc Engelhardt, Genf

 

Einladung für den 15.12. als PDF. Aufzeichnung hier:

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Über die Reihe

Weltreporter live: Unterwegs in der neuen Zeit

ist eine digitale Veranstaltungsreihe des Weltreporter*innen-Netzwerks. Aufzeichnungen bisheriger Veranstaltungen siehe unten.

Was passiert da gerade in der Welt? Lassen Sie sich von unseren Weltreporter*innen mitnehmen an Orte rund um den Erdball. Orte, an denen sie seit Jahren leben und arbeiten. Lassen Sie sich erzählen, was in den USA jenseits von Trump passiert. Wie Corona Gesellschaften verändert und wie man als Journalist*in damit umgeht – und wie gefährlich es für uns alle ist, wenn aus manchen Regionen oder Ländern gar nicht mehr oder nur im Krisenfall berichtet wird. Das alles in interaktiven Live-Sendungen mit mehreren Weltreporter*innen, die Ihnen im Gespräch, aber auch durch Video- und Audiozuspieler aus ihren Ländern und über ihre Arbeit berichten. Und Sie, liebes Publikum, sind live dabei, stellen Fragen, bekommen Antworten, raten mit und lernen die Weltreporter*innen und ihre Arbeit kennen. Schauen Sie mit unseren Augen auf die Welt. Wir freuen uns auf Sie und Ihre Fragen!

 

29. Oktober 2020, 18 Uhr: Alles Trump? Die USA jenseits der Schlagzeilen

mit Christoph Drösser (San Francisco, USA), Arndt Peltner (Oakland, USA), Kerstin Zilm (Los Angeles, USA) und Wolf-Dieter Vogel (Oaxaca, Mexiko). Moderation: Bettina Rühl (Nairobi, Kenia)

 

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19. November 2020, 18 Uhr: Normaler Notstand? Leben und Arbeiten in der Pandemie

Wie hat sich der Arbeitsalltag der Weltreporter*innen durch die Pandemie verändert? Warum hat die Prävention an manchen Orten gut geklappt, an manchen nicht und was kann man daraus für die Zukunft lernen?

mit Karen Naundorf (Argentinien), Christine Wollowski (Brasilien), Leonie March (Südafrika) und Klaus Bardenhagen (Taiwan). Moderation: Julia Macher (Barcelona, Spanien)

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15. Dezember 2020, 18.00 – 18.45 Uhr: Welt ohne Reporter*innen? Das Verschwinden der Auslandberichterstattung
Moderation: Marc Engelhardt (Genf, Schweiz)

Anmeldung zur Weltreporter Live–Sendung am 15.12. (Zoom)

weltreporter.net ist das größte Netzwerk freier deutschsprachiger Auslandskorrespondent*innen. 46 Journalist*innen berichten aus mehr als 160 Ländern – aktuell, kontinuierlich und mit fundiertem Hintergrundwissen.

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Diese Ankündigung der Reihe als PDF

 

 

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Global Climate Action: Statement von Novia Adventy Juran, 23, Umweltaktivistin aus Borneo

In der Vergangenheit hat die Welt meine Heimat Borneo in seiner Exotik gesehen und nannte sie die „Lunge der Erde“ – darin klingen all die Hoffnungen auf die Schönheit und Gnade Gottes mit. Doch dieses Borneo ist nicht mehr da, verändert, jetzt sprechen alle nun noch über das unglückliche Schicksal der Insel, die zerstört und ausgeplündert wird. Ich bin hier geboren und fühle mich verpflichtet, die Umwelt meiner Heimat zu erhalten und zu schützen. Daher engagiere ich mich beim Borneo Institut in der indonesischen Stadt Palangkaraya. Hier haben wir ein Forum eingerichtet, wo alle Ebenen der Gesellschaft in einen Dialog miteinander treten können. Wir versuchen, die Sensibilität der Menschen zu schärfen für (wirtschaftliche) Richtlinien, die Umweltschäden mitverursachen.

Die Hauptursache für die Umweltzerstörung auf Borneo sind der Ausbau von Ölpalmenplantagen und der Bergbau, die sich auch auf den Klimawandel auswirken. Wälder, in denen Flora und Fauna beheimatet sind, werden gerodet und durch Plantagen oder Minen ersetzt. Diese Situation ist kritisch und besorgniserregend. Fast alle Gebiete in Zentral-Borneo sind mittlerweile von Überschwemmungen, Erdrutschen und Flächenbränden bedroht. Diese gefährlichen Folgen der Umweltzerstörung sind weder ein Fluch Gottes noch eine Glaubensprüfung. Sie sind die Schuld von Menschen, die sich nicht um die Natur scheren. Dies ist eine logische Folge der Gier einer Handvoll Menschen, die Macht über andere Menschen ausüben und ihre eigenen Interessen über die der Gemeinschaft stellen.

Diese Situation verschärft sich, wenn der Staat sich nicht auf die Seite des Volkes. Statt ökologische Nachhaltigkeit zu verteidigen, schlagen und verfolgen Militär und Polizei Menschen, die sich für die Umwelt einsetzen. Selbst gewöhnliche Umweltaktivisten werden kriminalisiert und beschuldigt, Fortschritt und Entwicklung zu behindern. 2018 war ich selbst mit Provokationen von staatlichen Institutionen konfrontiert, die Gewohnheitsrechte der Einwohner kriminalisieren wollten. Solche Erfahrungen verleiten manchmal, gleichgültig zu werden. Doch meine Liebe und mein Respekt für dieses Land haben mich für einen harten Kampf geschmiedet.

Wir hoffen, dass Länder in Europa und insbesondere Deutschland – als Land, das sich um ökologische Nachhaltigkeit und Menschenrechte bemüht – weiterhin ein Klima der Demokratie schaffen. Ein Klima, das eine ökologische Perspektive vermittelt und die Umwelt und die gesamte Schöpfung schützt. Darüberhinaus hoffen wir auch auf eine Anerkennung und Unterstützung für die indigenen Völker, weil diese ausgezeichnete Umweltschützer sind: Sie sehen die Wälder als ihre „Mütter“ und den Schutz der Natur setzen sie gleich mit dem Schutz der Gebärmutter der Menschheit. Wir müssen von unseren Vorfahren lernen, wie wichtig der Schutz der Umwelt für die Erde ist, auf der wir leben. Ich hoffe, dass sie zum Vorbild für die jüngere Generation werden können, um die Umwelt weiter zu bewahren und ökologische Gerechtigkeit zu vermitteln.

 

 

 

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Ausgezeichnet!

Von Südamerika bis Australien, von Europa über Nordamerika, Asien und natürlich Afrika eint uns Weltreporter derzeit eines: Stolz: Ende Juli erhält unsere Vorsitzende Bettina Rühl das Bundesverdienstkreuz.
Bettina Rühl

Bettina Rühl bekommt das Bundesverdienstkreuz

Die Korrespondentin wird damit für ihre „unabhängige, überdurchschnittlich engagierte und bemerkenswerte Recherche-Arbeit” in Afrika und ihre Berichterstattung über Afrika ausgezeichnet. Vorgeschlagen hatte sie Bundesaußenminister Heiko Maas, mutmaßlich höchstpersönlich Fan von Bettinas Reportagen, Hintergründen und Analysen.

Im WDR-5 Programm Scala sprach Bettina über die Auszeichnung. Vor allem aber erzählt sie über die Weltreporter und darüber, wie ihre Arbeit in Kenia derzeit aussieht, was sie eigentlich für 2020 geplant hatte – und wie die Corona-Pandemie für sie neue Schwerpunkte gesetzt hat. Und Isabelle Klein sprach mit ihr für die Deuutschlandfunk-Sendung @mediasres über die Auszeichnung, Afrika und die Anfänge ihrer Arbeit Ende der 1980er-Jahre.
Weltreporter Marc Engelhardt (Genf), der selbst viele Jahre aus Afrika berichtet hat, sagt: “Es ist eine hoch verdiente Ehre für Bettina Rühl. Ich kenne keine andere Journalistin, die ein so intimes Wissen über Afrika hat und es auf so brillante Art und Weise weitergibt.”
Bettina Rühl berichtet seit über zwanzig Jahren über Afrika. Ihre Features, Reportagen und Berichte werden in verschiedenen Programmen des ARD-Hörfunks gesendet, in Magazinen und Zeitungen gedruckt. Außerdem vertritt sie regelmäßig die ARD-Hörfunkkorrespondentin für Ostafrika und arbeitet bisweilen fürs Fernsehen.
Gemeinsam mit den Kolleginnen Sarah Mersch (Tunis) und Leonie March Durban veröffentlicht Bettina Rühl seit einem Jahr außerdem auf der Online-Plattform Riffreporter das Magazin Afrika-Reporter. Es gibt extrem lesenswerte Einblicke, Hintergründe und Analysen über den Kontinent.

Der zweite am Bande

ArndtPeltnerBettina Rühl ist nicht die einzige Weltreporterin, der diese Ehre zuteil wird. Arndt Peltner, seit einem Jahr Weltreporter in Oakland, USA, wurde 2004 für seine Arbeit mit Radio Goethe mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Peltner habe es geschafft, mit dem Musikprogramm junge Menschen in den USA für Deutschland zu interessieren und fördere die Freundschaft zwischen jungen Menschen in den beiden Ländern, hieß es in der Begründung. Peltner war vor 16 Jahren einer der jüngsten Träger des vom Bundespräsidenten vergebenen Verdienstordens.
 

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Vorsitzende von weltreporter.net erhält Bundesverdienstkreuz

Hamburg, 15. Juli 2020: Bettina Rühl, die Vorsitzende von weltreporter.net, wird für ihre Arbeit als unabhängige Afrika-Korrespondentin mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Vorgeschlagen hat sie dafür der Bundesminister des Auswärtigen, Heiko Maas, aufgrund ihrer „überdurchschnittlich engagierten und bemerkenswerten Recherche-Arbeit in und ihre Berichterstattung über Afrika“.

 

Bettina Rühl

Bettina Rühl auf Recherche

Die Ordensinsignien werden ihr am 30. Juli 2020 in Nairobi, Kenia in der deutschen Botschaft durch die dortige Botschafterin Annett Günther überreicht. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier hat Bettina Rühl das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bereits im Mai verliehen. International ist es mit dem Ritterkreuz gleichzusetzen. Bettina Rühl reiht sich damit unter bisherige Träger wie die Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen, die Schauspielerin Katja Riemann und den Weltreporter-Kollegen Arndt Peltner.

 

Wir gratulieren unserer Vorsitzenden von ganzem Herzen und wünschen ihr weiterhin viel Erfolg, Biß und Durchhaltevermögen für ihre Arbeit.

 

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Agnes Fazekas: Neue Weltreporterin in Tel Aviv

Die Weltreporter haben Zuwachs: Agnes Fazekas lebt seit 2014 als Freie Reporterin in Tel Aviv und berichtet aus Israel und Palästina. Sie schreibt für eine Vielzahl deutschsprachiger Magazine und Zeitungen – quer durch alle Ressorts. Statt eingeschliffene Meinungen zu reproduzieren, erzählt sie von Menschen abseits der Schlagzeilen. Wie führt man einen Zoo in einer abgeriegelten Stadt im Westjordanland? Was hat es mit dem Nationalitätengesetz auf sich und welche Folgen hat das für die Identität der israelischen Drusen? Was bedeutet Feminismus für Palästinenserinnen? Für ihre Recherchen couchsurft Agnes Fazekas sich durch die Trutzburgen von Siedlern, erkundet mit Kletterern aus Ramallah die Felswände hinter den Checkpoints oder joggt mit afrikanischen Asylsuchenden in Tel Aviv durch die Schatten der Weißen Stadt.

Profilbild Agnes Fazekas

Agnes Fazekas

Weltreporterin in Tel Aviv

fazekas@weltreporter.net

 

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Gemeinsames Projekt der Afrika-Reporterinnen

Für ihr Projekt „Afrika-Reporter“ recherchieren Leonie March, Sarah Mersch und Bettina Rühl dank einer Förderung der Wissenschafts-Pressekonferenz, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen die Corona-Krise in Südafrika, Tunesien und Kenia hat. Was bedeutet beispielsweise die Schließung der Schulen? Online-Unterricht ist für zahlreiche Familien schon technisch nicht machbar. Das für viele Kinder so wichtige Schulessen fällt ebenfalls weg. Welche gesellschaftlichen Folgen haben die verbreiteten Übergriffe der Sicherheitskräfte zur Durchsetzung der Beschränkungen? Machen afrikanische Wissenschaftler Fortschritte bei der Suche nach Medikamenten gegen die Lungenkrankheit? Die Beiträge der drei Weltreporterinnen werden zwischen Mitte Mai und Ende Juni hier erscheinen: riffreporter.de/afrikareporter

In Kenia werden Nahrungsmittel, die eigentlich als Schulessen gedacht waren, während der Corona-Krise an die Bevölkerung verteilt.

 

Profilfoto

Leonie March

Weltreporterin in Durban

march@weltreporter.net

 

 

Profilfoto

Sarah Mersch

Weltreporterin in Tunis

mersch@weltreporter.net

 

 

Bettina Rühl

Weltreporterin in Nairobi

ruehl@weltreporter.net

 

 

 

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8 Wochen eingesperrt – Kindsein während COVID19

Die Kinder in Paris hatten es nicht leicht in den letzten Jahren: Erst ging man nicht raus wegen der Terroroattacken (Je suis Charlie!), dann wegen der Gelbwesten-Demonstrationen, bei denen die Black-Block-Bewegung jeden Samstag die Innenstadt zerstörte und die Polizei mit Tränengas dagegen hielt, dann kam der Generalstreik und dann die Pandemie. Was macht so eine Aneinanderreihung von Krisen mit den Kindern? Wie erleben sie es, ständig zuhause bleiben zu müssen?

In den Medien kommen zu diesem Thema meist nur Erwachsene zu Wort, Eltern oder Psychologen. Ich wollte aber wissen, was die Kinder denken und habe deshalb einfach eine Reportage mit meinem eigenen Sohn realisiert.

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Das ist das Ergebnis.

Es zeigt mir, dass Kinder viel häufiger selbst zu Wort kommen sollten. Sie haben ihre eigene Meinung und die sollte gehört werden. Auch wenn es um Produkte für sie geht.

Um die Zeit während des Corona-Lock-down zu nutzen und etwas Kreatives mit meinem Kind zu machen, habe ich mit ihm deshalb auch Buchbesprechungen gedreht. Denn auch hier entscheiden meist die Erwachsenen, ob ein Buch gut ist oder nicht. Nicht die Kinder.

 

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Ich hoffe schwer, das wir (mein Sohn und ich) die Reihe weiterführen können. Also bitte klicken und kommentieren. Kinder brauchen Motivation, um sich zu trauen, ihre Stimme zu erheben. Geben wir ihnen die Möglichkeit.

 

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Seid solidarisch!

weltreporter.net schließt sich dem Aufruf der Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalisten und Journalistinnen, an:

Ausfallhonorare zahlen, Ersatzaufträge anbieten, Absicherung freier Journalist*innen verbessern: weltreporter.net appelliert an die Solidarität der Redaktionen mit ihren freien Journalist*innen.

Wir freien Journalist*innen sind eine tragende Säule der deutschen Medienlandschaft. Wir versorgen die Öffentlichkeit mit gut recherchierten Informationen. Wir berichten aus aller Welt. Sprechen mit Expert*innen und tragen die Fakten zusammen, verifizieren, überarbeiten – oft rund um die Uhr. Weil wir unseren Job lieben, weil wir um unsere Verantwortung wissen, weil wir unseren Teil dazu beitragen wollen, auch diese Krise gemeinsam zu meistern.

Gleichzeitig ist die Krise für viele freie Journalist*innen eine existenzielle Bedrohung: Veranstaltungen und Interviews werden abgesagt, vereinbarte Beiträge zu anderen Themen durch die Berichterstattung über die Pandemie verdrängt. Die Folge: massive Umsatz- und Einkommensausfälle, und das in einer Situation, in der freie Journalist*innen vielfach bei voller Arbeit nur weniger als halb so viel wie festangestellte Redakteur*innen verdienen. Die Bildung von Rücklagen ist so nur kaum möglich, siehe Freischreiber-Honorar-Report.

Aus diesem Grund appellieren wir an die Auftraggeber*innen: Helft euren freien Kolleg*innen mit schnellen und unkomplizierten Zahlungen, rechnet Beiträge, die nun verschoben werden, schon jetzt ab. Und zahlt freien Journalist*innen, die einen Termin nicht wahrnehmen können, weil Veranstaltungen kurzfristig abgesagt werden, unkomplizierte Ausfallhonorare.

Helft ihnen auch, wenn eine Veranstaltung zwar stattfindet, der oder die Kolleg*in sie aber nicht wahrnehmen kann, weil Schulen oder Kindergärten geschlossen haben und die Kinder betreut werden müssen. Habt ein offenes Ohr für eure Freien. Seid solidarisch!

Ihr Redaktionen und Verlage da draußen – jetzt ist der Moment, über den Code of Fairness hinauszuwachsen. Gebt euren freien Kolleg*innen Ersatzaufträge. Lasst uns die Zeit gemeinsam dafür nutzen, neue Formate zu entwickeln. Eure Freien sind oft Top-Expert*innen in ihren Themen. Nutzt das! Für Webinare, für Video-Konferenzen, für Projekte, die schon lange in euren Schubladen liegen. Schiebt sie jetzt an. Ein Gutes hat die Krise: Der Wert von gutem Journalismus wird jetzt endlich wieder wahrgenommen. Nutzen wir das zum Positiven. Halten wir zusammen. Euer Geld, unsere Expertise. Waschen wir uns die Hände und packen es gemeinsam an.

Aufruf als PDF.

 

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Sankt Jacinda

In diesen apokalyptischen Zeiten, wo die Gesetze des Dschungels herrschen und es für uns freie Journalisten ums nackte Überleben geht, will ich endlich einmal vorne sein. Sollte ich eines Tages einem Preis gewinnen oder jemand meinen Nachruf schreiben, dann prahlt ruhig damit, liebe Weltreporter: Ich habe Jacinda Ardern erstmalig heiliggesprochen. Move over, Vatikan!

Vor über einem Jahr habe ich es prophezeit, als die coole Ex-DJ als Premierministerin stillend zu UN-Kongressen jettete, dann über Nacht Waffengesetze änderte und Terror-Opfer umarmte. Arderns Antlitz im Kopftuch wurde nach dem Moschee-Attentat in Christchurch überdimensional auf einen Turm in Dubai gebeamt. Ihr Bild radierte als Symbol nicht nur Mutter Teresa im Nonnen-Sari aus. Nein, es übertraf die Gottesmutter Maria.

Ein neues Zeitalter brach an. Jacindamania erfasste die Welt. Die Vogue fotografierte sie an einem einsamen Strand. Das internationale Love-Bombing begann, nur die alten weißen Männer rasteten aus. Seit unsere Landesmutter mit drastischen Maßnahmen und mitfühlenden Worten in den letzten Wochen auch die Corona-Fälle in den grünen Bereich drückte und ihr Land damit zu den sicheren Inseln der Glückseligen machte, ist es um alle geschehen.

Die Financial Times titelte: „Erhebe dich, Sankt Jacinda“, das Magazin The Atlantic legte nach: „Die effektivste Führerin auf der Welt“. Virologe Christian Drosten in Berlin schlug Ardern eine polyamore Fernbeziehung vor. Ikonen-Malerinnen gingen sofort ans Werk. In ihre Werke platzierten sie im Hintergrund dezent Mutti Merkel und Greta Thunberg, die unsere Gröfaz (größte Führerin aller Zeiten) verstärken. Arderns Gebiss wurde etwas überarbeitet. Auch Kiwis sind eitel.

Neuseelands Nationalmuseum Te Papa in Wellington wollte die gesamte Walfisch- und Vogel-Abteilung für die Heiligenbilder frei machen. Doch dann bekam Donald Trump davon Wind, fragte seinen Kumpel Kim Jong-un um Rat und ließ alle Jacinda-Bilder vom Kunstmarkt verschwinden. Verschwörungstheoretiker behaupten, sie wurden zusätzlich mit Chlorbleiche verätzt. Wer mir nicht glaubt: Ich habe YouTube-Videos gesehen, wo Experten das belegen.

Unser Aotearoa lässt sich von den USA mit solchen Machenschaften nicht in die Knie zwingen. Wir setzen daher unserem Anti-Trump bald ein Denkmal, das auch einem dritten Weltkrieg standhält. Sobald wir aus dem Lockdown kommen, wird neben der Riesen-Karotten in Ohakune und dem gigantischen Doughnut auf einem Acker in Springfield endlich im Hagley Park in Christchurch eine Statue von nordkoreanischem Ausmaß errichtet.

Da thront dann die Heilige Jacinda wie die Freiheitsstatue über New York. An einer Brust ihr stillendes Kind, in der erhobenen Faust eine Impfspritze. 5G-Gegner haben bereits Denkmalschändung angedroht. Was immer mir nach diesen Enthüllungen passiert: Die Mainstream-Medien werden es unterdrücken.

 

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Umzug in Zeiten von Corona

Umzüge sind immer ein Schritt, ein großer Schritt, mit vielen Emotionen, Freude auf den Neuanfang, Abschiedsschmerz, undsoweiter. Umso mehr gilt das für einen Umzug zurück nach Deutschland – nach 20 Jahren in China. Diesen Umzug haben wir jetzt vor uns. Und der entpuppt sich als Hindernislauf. Es gibt kaum Flüge – einen pro Woche aus ganz China in jedes europäische Land. Das heißt, jeden Samstag von Shanghai nach Frankfurt. Pro Flug darf nur ein Tier mitreisen – und wir haben zwei.

Was also tun? Das rauszubekommen ist diese Woche meine wichtigste Freizeitbeschäftigung. So wie jetzt, zugegebenermaßen im Sonnenuntergang auf der Veranda. Emails, chats mit Reisebüros, Haustier-Relocation-Agenturen, dem Tierkrankenhaus, das die Tollwut-Impf-Zertifizierung der EU für den Hund übernommen hat. Beim einen Reisebüro sorgt schon unsere Anfrage für Verwirrung. Drei Erwachsene, ein Kind, zwei Tiere, bitte gucken Sie, auf welchem Flug noch kein Tier gebucht ist. Hä? Einer meint, chinesische Reisebüros dürften bei Air China keine internationalen Flüge buchen. Hä? Mein Mann fliegt etwas später, aber die drei Jungs und ich müssen Ende Juni ausreisen. Online stehen Geisterflüge bereit. Man kann etwa für die Zeit nach Mitte Mai im Internet Flüge mit Lufthansa, KLM oder LOT nach Europa buchen. LOT kostet 300 Euro für ein One-Way-Ticket via Warschau. Nur glaubt leider niemand, dass diese Flüge jemals starten werden. Wenn nicht, dann bekommen die Passagiere einen nicht übertragbaren Coupon für die gleiche Strecke. Herzlichen Dank. Wirklich fliegen tut nur Air China.

Wir leben in Peking. Im Chaoyang District, der 3,6 Millionen Einwohner hat, und aktuell der einzige Bezirk Chinas ist, der sich noch als Hochrisiko-Bezirk bezeichnen darf. Jeder hier läuft noch mit Maske herum – auch hilfreich gegen den aktuell heftigen Pollenflug. Wir dürfen zwar Freunde sehen – zuhause aber nur wenn sie in der gleichen Wohnanlage wohnen. Zum Glück haben wir sehr nette Nachbarn mit netten Hunden und einen guten Grill. Besuch von außerhalb ist aber seit langem verboten. Wir haben Passierscheine für die Wohnanlage – nur damit kommt man rein. Manche Restaurants sind geöffnet und erlauben drei Personen pro Tisch. Immerhin.

Wirklich viele offizielle Corona-Fälle gibt es hier gar nicht, aber in Chaoyang leben viele Ausländer oder aus dem Ausland heimkehrende Chinesen. In Chaoyang konzentiert sich die Angst vor der zweiten Welle. An mehreren Häusern in der Gegend kleben pinkfarbene Quarantäne-Poster: Darauf steht, bis wann die Bewohner drinnen bleiben müssen.

Alles geht langsamer. Deadlines für den hiesigen TÜV wurden verschoben (Danke). Aber möglicherweise auch die das Erstellen der Hunde-Ausweise: Normalerweise bekommen Pekinger Hunde jedes Jahr in der ersten Maiwoche vom lokalen Meldeamt (das in China von der Polizei geführt wird) einen gültigen Ausweis mit Nummer. Dieses Jahr weiß niemand, ob die Registrierung normal abläuft. Das Amt wartet selbst auf eine Genehmigung von oben. Wir haben unseren Hund Otto im Winter aufgenommen; er lag zitternd vor Kälte vor unserer Terrassentür, damals ein winziger Welpe. Ein Streuner, betreut gelegentlich von ein paar Wachmännern in der Gegend. Die waren froh, dass wir uns um ihn kümmern wollten. Als wir alle Impfungen durch hatten, tobte bereits das Virus. Und nun hoffen wir, bald die Hundeperso-Nummer bekommen, die Otto braucht, um ein Exportzertifikakt und ein Flugticket zu bekommen. Auf jedem Flieger darf aktuell nur ein Tier mit. Allein als “Fracht” reisende Tiere sind wegen Corona verboten.

Wir wollen mit!

Air China ist nun die einzige Airline, bei der man aktuell verlässlich Tickets buchen kann. Air China muss fliegen und wird Anfang Mai den neuen Flugplan herausgeben. Es ist jetzt schon bekannt, dass die Zahl der Flüge extrem gering bleibt. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass außer uns noch haufenweise andere Europäer mit Tieren ausreisen wollen (sollte ich aber vielleicht tun). Ob wir neben Frankfurt auch andere Umstiegsmöglichkeiten haben, müssen wir noch rauskriegen – darf ich in Paris oder Warschau umsteigen, um nach Deutschland weiterzufliegen? Ich nehme Hinweise gerne entgegen.

Immerhin wissen wir inzwischen, dass wir nach der Ankunft in unser Haus dürfen. Es liegt in Mecklenburg-Vorpommern, das bis vor kurzem nur Menschen mit Erstwohnsitz im Land die Einreise gewährte. Und anmelden kann man den Erstwohnsitz nur persönlich, sprich NACH der eigentlich verbotenen Einreise. Hmmm. Meine Anfragen bei den verschiedenen Ämtern dazu stießen erstmal auf Verständnislosigkeit. Was mir wiederum durchaus verständlich ist. Es kommen nicht ständig mitten in einer Pandemie Neubürger aus China im ländlichen Mecklenburg an. Eine meiner Emails landete auf dem Tisch des Bezirks-Ausländerbeauftragten. Er schrieb mir, dass er nicht zuständig sei, da er nicht erkenne, dass es sich bei uns um Ausländer handele. Da konnte ich ihm nur recht geben. Auf meine Bitte mir zu sagen, wer denn vielleicht stattdessen für uns zuständig sein könne, meldete sich dann aber niemand mehr. Seit ein paar Tagen aber sind auch Besitzer von Zweitwohnungen in MeckPomm zugelassen – uff! Und der Bürgerbeauftragte des Landes mailte mir gestern, dass es gar eine Verordnung gibt für Leute wie uns: Wer ins Land umzieht, darf immer hinein. Vorausgesetzt, er oder sie kann nachweisen, dass sich der Umzug nicht aufschieben lässt. Das lässt sich machen. Es gibt also auch noch gute Nachrichten. Jetzt brauchen wir nur noch Tickets…

Viele Grüße aus Peking, und bleibt alle gesund!

 

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Covid-19 – Wie geht’s dem Rest der Welt?

Maßnahmen lockern? Anders forschen? Alte Menschen isolieren? – Debatten, die in Deutschland geführt werden, beschäftigen auch andere Länder. Aber es gibt dort auch völlig andere Lösungen, Ansätze und Konflikte. Die Weltreporter berichten in diesen Wochen von allen Kontinenten fast ausschließlich über Situationen, Menschen und Ereignisse, die irgendwie mit Covid-19 zu tun haben.

Falls Sie eine C-Verschnaufpause brauchen: Manche Themen – wie Cornelia Funkes neuer Roman, über den Kerstin Zilm im Deutschlandfunk Kultur spricht  – haben weniger inhaltlich als vielmehr anlässlich mit Corona zu tun: Die Bestsellerautorin Funke lässt in den kommenden Wochen live auf Instagram und YouTube aus dem vierten Buch ihrer Tintenwelt-Serie lesen. Das Buch ist noch gar nicht veröffentlicht. Funke erzählte Kerstin Zilm, warum sie die ersten 14 Kapitel von ‘Die Farbe der Rache’ trotzdem schon aus ihrer Schublade geholt hat.

Ein Geschenk für die Fans – Kerstin Zilm spricht mit Cornelia Funke

In Taiwan wurden die ersten Coronavirus-Infektionen noch vor jenen in Deutschland gemeldet, doch bis heute gibt es in dem asiatischen Land weniger als 450 Infektionen und sechs Tote – Wie gelingt eine so beeindruckende Bilanz? Nicht ohne Einschränkungen, aber mit raschen, wirksamen Maßnahmen hat der Inselstaat vor der Küste Chinas geschafft, die Ausbreitung des Virus unter den 23 Millionen Einwohnern stark einzudämmen. Einen spannenden Bericht dazu hat Klaus Bardenhagen für die Umschau des MDR gefilmt.

Klaus Bardenhagen berichtet aus Taipei Foto: Screenshot mdr

Klaus Bardenhagen berichtet aus Taipei    Foto: Screenshot mdr

Dort erklärt er – diesmal auch vor der Kamera – warum Taiwan in diesen Tagen so eine Art Insel der Seligen ist. Über die strenge Heimquarantäne und die besondere Rolle der Taxifahrer in Taiwan hatte Klaus Bardenhagen zuvor bereits mit dem ARD Studio Tokio für das Mittagsmagazin einen Beitrag gedreht.

Knapp 10.000 Kilometer weiter südwestlich arbeitet Anke Richter, die sich in den vergangenen drei Wochen kaum wie Kollege Bardenhagen auf einem vor Menschen wimmelnden Markt getummelt haben dürfte. In Christchurch  wurde der Lockdown mit deutlich härteren Sanktionen durchgesetzt als in vielen deutschen Städten. Und Neuseeland  liegt jetzt im weltweiten Kampf gegen das Coronavirus mit einem Reproduktionsfaktor von 0,5 vorne. Als sonderlich harsch wurden die Maßnahmen dort jedoch von vielen nicht empfunden. “Nett und schlau” nennt Anke in ihrer Story für Zeit Online die Strategie, mit der der Pazifikstaat bisher offenbar gut fährt. Regierungschefin Jacinda Ardern sitzt dort im Sweatshirt zu Hause und beantwortet im Livechat auf Facebook Fragen ihrer Landsleute – unprätentiös, herzlich, sachkundig.

Jacinda Ardern plaudert mit ihren Landsleuten ©Screenshot Facebook

Neuseelands PM Jacinda Ardern plaudert mit ihren Landsleuten © Screenshot Facebook

Während anderswo Mediziner fehlen, schickt Kuba Doktoren in die Welt: 596 Ärztinnen und Ärzte habe man in insgesamt 14 Länder entsandt, um sie zu unterstützen, hieß es aus dem kubanischen Gesundheitsministerium. Wie es dazu kam, dass sich der sozialistische Inselstaat in der medizinischen Kooperation derzeit so profiliert, hat Wolf-Dieter Vogel analysiert.

Singapur hatte die Krise fast im Griff. Doch jetzt schockiert ein massiver Ausbruch in den Wohnheimen für ausländische Arbeiter den reichen Stadtstaat, schreibt Mathias Peer im Handelsblatt. Zwar gehört Singapur zu den reichsten Ländern der Welt, doch bei ihren Gastarbeitern sparen viele Unternehmen wo es geht – das rächt sich nun offenbar.

Ein Straßenhändler verkauft Desinfektionsmittel @ Bettina Rühl

Ein Straßenhändler in Kenia verkauft Desinfektionsmittel © Bettina Rühl

Den afrikanischen Kontinent hat das Coronavirus mit Verzögerung erreicht. Inzwischen steigen die Infektionszahlen  deutlich an. In Kenia, Uganda, Simbabwe und Südafrika greifen Polizei und Militär hart durch, um Ausgangsbeschränkungen durchzusetzen. Im Deutschlandfunk berichten Bettina Rühl und Leonie March über die Situation in Slums der kenianischen Hauptstadt und über das zum Teil drastische Krisenmanagement  Südafrikas.

Julia Macher erzählt in ihrer Hörfunk-Reportage auf Deutschlandfunk Kultur wie Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in Barcelona mit der Corona-Krise umgehen. Das war für die Weltreporterin in Spanien auch eine erzählerische Herausforderung: Wie bleibt man trotz Ausgangssperre und „social distancing“ nah dran an den Protagonisten?

 

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Coronavirus-Pandemie: Die Folgen in der Welt

Die Corona-Krise hat noch wichtiger gemacht, was uns Weltreporter auszeichnet: Wir sind schon da, wohin andere erst reisen müssen – und genau das jetzt nicht mehr können. Quarantäne, geschlossene Grenzen, Reisebeschränkungen, Ausgangssperren – Reisen sind schwierig geworden, nicht nur ins Ausland, und auch für Journalisten. Wer zum Coronavirus jenseits der Landesgrenzen recherchieren will, schaut ins Internet, telefoniert – oder beauftragt einen Weltreporter. Wir wissen, wie die Situation in vielen Regionen der Welt ist, denn wir arbeiten und leben dort.

Fabian Kretschmer berichtet aus China zur Öffnung der Stadt Wuhan und beschreibt, welche Auswirkungen die Krise auf die Blase des chinesischen Profifussballs hat. Anke Richter hat mit Deutschen gesprochen, die in Neuseeland festsitzen.

Sarah Mersch beobachtet, wie die Tunesier daraf reagieren, wenn Ausgangssperren plötzlich mit Drohnen überwacht werden.  Wolf-Dieter Vogel schreibt aus Mexiko, weshalb ein Essayband mit philosophischen Texten in der Coronakrise offenbar einen wichtigen Nerv trifft.

Haben Ihre Orangen etwas mit dem Coronavirus zu tun?

Vermutlich schon, schreibt Julia Macher, aus dem Brennpunkt-Land Spanien. Sie arbeitet in Barcelona und berichtet von dort unter anderem darüber, was sich Hotels einfallen lassen, wenn Touristen fehlen.

Bettina Rühl und Marc Engelhardt recherchieren im dem Kongo und in Genf, wie die Ebolakrise zu Ende geht – und was sich für die Corona-Pandemie daraus lernen lässt.

Bettina Ruehl weiß außerdem, wie ein gespensticher Flughafen aussieht, sie war im Terminal von Nairobis Airport, als dort die letzten internationalen Flüge landeten. Im Deutschlandfunk berichtet sie an diesem Wochenende gemeinsam mit Südafrika-Weltreporterin Leonie March und anderen Korrespondenten über die Situation in Afrika.

Wie sich das Virus in Townships und Slums in Südafrika ausbreitet, schildert Leonie March außerdem in einem Korrespondentengespräch mit dem SWR.

Warum die Australier derzeit nicht sonderlich gut auf Kreuzfahrer zu sprechen sind – und wie es aussieht wenn Strände geschlossen werden – habe ich in einem kurzen Länder-Update zusammengestellt. In Brüssel fragt sich Eric Bonse, wann die EU-Staaten den “Exit” aus der Coronakrise vorbereiten?

So aktuell wie es uns möglich ist, halten wir Weltreporter Sie aus mehr als 100 Ländern auch über unsere Weltreporter.net-Facebookseite und unseren Twitter-Kanal auf dem Laufenden.

Bleiben Sie gesund, bleiben Sie demokratisch, bleiben Sie informiert.

 

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Frankreich: Die Coronavirus-Nachbarschaftshilfe

Was tut man in der Coronavirus-Ausgangssperre, wenn die Wohnung geputzt, der Kühlschrank abgetaut, die Wäsche gebügelt, die Kleider und Bücher aussortiert sind? „Man will helfen“, meint Atanase Perifan, Gründer der „Voisinssolidaires“. Die Assoziation der „solidarischen Nachbarn“ will unter Anwohnern eine Dynamik zur gegenseitigen Hilfe entwickeln, und dies ist heute so wichtig wie nie zuvor. Vor allem für ältere Mitmenschen. Da nur noch wenige mobile Sozialdienste während der Ausgangssperre unterwegs sind, sind viele alte Leute auf sich selbst gestellt. Mit verheerenden Folgen, erklärt Perifan – selbst COVID-19-infiziert – hustend am Telefon: „Auch wenn es rüstige Rentner sind, kommt es schnell zu Mangelernährung mit gesundheitlichen Folgen.“ Hier können Nachbarn helfen. „Für die 80-Jährige im dritten Stock ein paar Lebensmittel aus dem Supermarkt mitzubringen, kostet gerade mal 10 Minuten.“

Nachbarschaftshilfe Paris

Altes Ehepaar in Paris, Les Halles. Foto: Barbara Markert

Auf der Website der soldiarischen Nachbarn gibt es deshalb ein „Kit Coronavirus“ zum Runterladen. Es beinhaltet ein Infoposter, einen Aushang und zwei vorgedruckte Listen, in denen man sich mit Name, Stockwerk und Telefon eintragen kann.

Poster Voisins Solidaires

Poster der Assoziation Voisins Solidaires, Frankreich

In der ersten Woche der Ausgangssperre wurde das Kit bereits über 130.000 Mal abgerufen, seitdem steigt der Download proportionell zu den Infektionsfällen an. Wird denn nur runtergeladen oder auch wirklich geholfen? Perifan: „Wir fragen per Mail nach und wissen, dass 60% der Listen nach drei Tagen ausgefüllt und in Aktion gesetzt wurden.“

 

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Klangteppich aus Kuhmuhen

Nicola de Paoli hat in Wales erfahren, wie man Papageientauchern die schönsten Brutplätze zeigt: Im Nationalpark Pembrokeshire stellen Ranger Vogelattrappen aus Plastik auf, die die Tiere anlocken sollen, und ahmen Töne nach, die die Vögel gerne hören. Das klingt wie das Muhen einer Kuh, die Tonleitern übt. Folge: Zur Brutzeit ist die Insel Ramsey mit einem Klangteppich aus Kuhmuhen bedeckt. Das alles und vieles mehr steht in der neuen Ausgabe des BritishTravel-Magazins. Darin erklärt Nicola de Paoli auch, warum die Royals so gerne nach Cornwall fahren und es in London schon lange vor der Coronakrise angesagt war, am Samstagabend lieber zuhause auf dem Sofa Musik zu hören als in einen Club zu gehen. Die BritishTravel ist für 6,80 Euro am Kiosk erhältlich oder direkt bei  www.britishtravel.de

Nicola de Paoli

Weltreporterin in Edinburgh

paoli@weltreporter.net

 

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Inspiration von Regisseur Jan Philipp Weyl

Regisseur Jan Philipp Weyl im Gespräch mit Weltreporterin Kerstin Zilm

2005, noch als Student, kam der deutsche Regisseur Jan Philipp Weyl zum ersten Mal nach Äthiopien, eingeladen von Karl Heinz Böhm, weil er für dessen Stiftung „Menschen für Menschen” an seiner Schule Spenden gesammelt hatte. Das Land und die Menschen dort haben den gebürtigen Krefelder so beeindruckt, dass er immer wieder zurückkam. Sein Film “Running Against the Wind”, gedreht fast ausschließlich mit äthiopischen Schauspielern und in der Landessprache, war der Beitrag des Landes für die Oscars. Als Kerstin Zilm den 33-jährigen Regisseur in Kalifornien für ein kurzes Interview traf, wurde ein langes Gespräch daraus. Dabei hat Weyl eine Botschaft wiederholt, die die Weltreporterin seither nicht vergessen hat: „Wir müssen alle unseren Träumen folgen, andere inspirieren, dasselbe zu tun, und dadurch die Welt verbessern.”

Kerstin Zilm

Weltreporterin in Los Angeles

zilm@weltreporter.net

 

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Wie leben Kinder rund um den Globus?

Buchcover 100 KinderWenn 100 Kinder stellvertretend für die zwei Milliarden 0- bis 14-Jährigen auf der Welt stehen, tritt Erstaunliches zu Tage: Christoph Drösser hat für sein Buch „100 Kinder” Antworten auf viele Fragen gefunden: Wie sieht ihr Leben aus? Wie viele von ihnen haben genug zu essen, wie viele sind auf der Flucht, wie viele haben ein Fahrrad, wie viele spielen mit Lego? Dafür hat der Weltreporter  Zahlen und Fakten gesammelt,  auf deren Grundlage er den Alltag junger Menschen beschreibt, die auf verschiedenen Kontinenten, in fremden  Kulturen und unterschiedlichen Religionen leben. Illustriert wurde das Kindersachbuch von Nora Coenenberg.

Profilfoto Christoph Drösser

Christoph Drösser

Weltreporter in San Francisco

droesser@weltreporter.net

 

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Touristen auf der Klippe

Der Sommer auf der Südhalbkugel begann im Dezember mit einer Katastrophe: 21 Touristen starben bei dem Vulkanausbruch auf Whakaari (White Island) in Neuseeland. 26 wurden schwer verletzt, auch Deutsche. Manche von ihnen kämpfen nach etlichen Hauttransplantationen und inneren Verätzungen noch immer ums Überleben. Im Ascheregen befanden sich toxische Chemikalien, die zu seltenen Infektionen führen.

Giftig waren auch die Diskussionen, die danach auf hohem Niveau ausbrachen: Wieso durfte die eruptive Insel überhaupt von kommerziellen Reisegruppen besucht werden? Immerhin war das Risiko eines Vulkanausbruchs dort so hoch, dass sich ein renommierter amerikanischer Vulkanologe aus Protest nicht dorthin begeben wollte. Ging den Veranstaltern Geld über Sicherheit?

Das kleine Küstenkaff Whakatane lebt von all den Abenteuerlustigen und Kreuzfahrtpassagieren, die mit dem Boot nach Whakaari übersetzen, dort Gasmasken aufziehen und auch ganz ohne Vulkanausbruch ständig Gefahr laufen, bei einem Fehltritt auf den felsigen Pfaden in einem brodelnden Säuretümpel zu landen. Genau das macht den Reiz aus. Sonst könnte man ja einfach nur YouTube-Videos schauen.

Auch der Tunnel Beach in Dunedin auf der Südinsel mit seinen windgepeitschten Klippen über dem Meer zieht Risikosuchende an. Ein Tunnel aus dem Jahr 1870 führt zu dem einsamen Strand. 2018 brach sich eine deutsche Backpackerin dort ihr Bein, als sie vom Fels abrutschte und um ein Haar 20 Meter in die Tiefe gestürzt wäre. Ihre Rettung war dramatisch bis spektakulär. Da es zu windig für einen Rettungshubschrauber war, mussten sie ein Dutzend Feuerwehrleute bergen.

Einen Monat später wurde am Tunnel Beach eine 120 Meter lange Absperrung gebaut – zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Zaun –, um solche Turnereien in Zukunft zu verhindern. Elf neue Schilder wurden angebracht, die vor leichtsinniger Kletterei und Abstürzen warnen. Und was ist seitdem passiert? Genau. Nach der zweitsteilsten Straße der Welt, ebenfalls in Dunedin, sind gewagte Posen auf den abgesperrten Felsen das Instagram-Motiv schlechthin.

Hunderte von Selfies tauchen dort auf: Yoga-Posen, Verrenkungen – selbst ein Handstand an der Stelle, wo die Rucksackreisende im Vorsommer fast zu Tode stürzte. Was kann man daraus für Whakaari lernen, jene auf unbestimmte Zeit gesperrte Vulkaninsel, die zwei der Leichen noch immer nicht frei gegeben hat? Dass Verbote in solchen Fällen selten helfen und unvorhersehbare Risiken in der Natur überall lauern.

Aber vielleicht sollte man all jene, die sich lieber auf eigene Faust und ohne Veranstalter in Gefahr begeben, vorher verpflichten, die Rettungsmannschaften danach aus eigener Tasche zu bezahlen. Vielleicht lässt sich das auch kommerziell als Allroundpaket anbieten: Billigversion mit Go-Pro-Kamera, Luxusvariante mit Fotografen. Insta-Story inklusive.

 

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Mit neuem Vorstand ins Jahr 2020

Kaum war die 15-Jahr-Feier der Weltreporter Ende vergangenen Jahres vorbei, standen die Wahlen des Vorstands an. Fünf Kolleg*innen aus drei Kontinenten werden sich künftig um die Weiterentwicklung des größten Netzwerks freier deutschsprachiger Korrespondent*innen bemühen: Bettina Rühl (Nairobi) als 1. Vorsitzende hat darin ebenso wie ihre Stellvertreterin Sarah Mersch (Tunis) bereits Erfahrung. Auch Schatzmeisterin Tina Schott (Jogjakarta) geht in ihre zweite Amtszeit. Verstärkt wird das Trio durch die Beisitzerin Julia Macher (Barcelona) und den Beisitzer Peter Stäuber (London), die beide erstmals im Vorstand mitarbeiten.

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