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Die verflixten Monate auf -ber

  1. Als ich vor einigen Tagen die Titelseite des „Philippine Star“ aufschlug, ist mir fast die Espressotasse aus der Hand gefallen. Das Riesenfoto am Kopf der Seite zeigte eine Verkäuferin, die seelig lächelnd ein Schaufenster dekoriert – mit Weihnachtsschmuck. Kurz hatte ich die Hoffnung, im Coffeeshop ein uraltes Zeitungsexemplar erwischt zu haben…aber nee, das Datum stimmte, 2. September. Genau, Septem-ber. Ein Monat, der auf –ber endet, genau wie der Okto-ber, der Novem-ber und der Dezem-ber. Und mit dem erster –ber-Monat beginnt auf den christlichen Philippinen offiziell der fast viermonatige Weihnachts-Wahnsinn. Das Tropenländle verwandelt sich dann in ein künstliches Winter Wonderland, in den Shopping Malls stehen Einheimische mit staunendem Blick vor echten Lebkuchenhäusern oder brummenden Eisbär-Attrapen.

Meine Taktik ist seit Jahren unverändert: mit grimmiger Sturheit versuche ich zu ignorieren, dass ich in Manila, der selbsternannten Christmas Capitol lebe. Für mich beginnt die Weihnachtszeit am 1. Advent und damit Basta. Aber so einfach ist das gar nicht mit dem Ignorieren.

Vorgestern lag eine Einladung im Briefkasten – zum Christmas Bazaar am 28. September! Und wetten, dass dieser erste große Weihnachtsmarkt der Saison aus allen Nähten platzen wird? Das größte Christenfest ist auf den streng katholischen Philippinen in erster Linie eine Schlacht um die meisten, besten, buntesten Gaben. Kollegen, Lehrer, Klassenkameraden, Nachbarn, die Leutchen vom Sportstudio, der Wasserlieferant, der Postbote, und was weiß ich noch wer alles müssen mit etwas beglückt werden. Was, ist egal. Nur vergessen sollte man es nicht, sonst braucht die Post noch länger als sonst und die Wasserlieferung wird leider ab und zu vergessen. Ich bin noch fein raus, unser Empfängerkreis ist immerhin überschaubar. Ich kenne aber einheimische Familien, die müssen gleich mal ein paar hundert Geschenke auftreiben. Von Vorfreude aufs Fest keine Spur, Christmas Shopping ist eine gesellschaftliche Verpflichtung und Stress ohne Ende.

Ehrlich gesagt, hab‘ ich mich schon bei dem Gedanken ertappt, zu diesem Weihnachtsmarkt am 28. September zu gehen. Dann hätt‘ ich den lästigen Teil abgehakt und könnte bis zum 1. Advent wieder auf ignorante Ausländerin umstellen. Nun müsste ich nur noch meiner in Manila geborenen Jüngsten beibringen, dass die Mami beim Autofahren momentan noch nicht so gerne Jingle Bells hört…

 

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Keine Knete im Kindergarten

Es gibt Momente, da bin ich stolz, Neuseeländerin zu sein. Doch, das kann ich tief aus patriotisch geschwellter Kiwi-Brust sagen. Klingt auch gar nicht rechts, ganz im Gegenteil. Denn meine kleine, feine Zweitnation beweist mir immer wieder, wie ernst sie es mit dem Schutz ihrer indigenen Minderheit nimmt. Dafür liebe ich sie. Dafür bringe ich auch Opfer. Ich spiele fortan nicht mehr mit Knete.

Eine kurze Einführung für die ethnisch unterentwickelten Europäer: Bikultur ist in Aotearoa kein leeres Wort, sondern täglich gelebte Praxis. Öffentliche Gebäude sind zweisprachig beschildert und selbst hohe Politiker beherrschen komplizierte Begrüßungszeremonien aus Kriegerzeiten. Dank des historischen Vertrags von Waitangi, der die Rechte der Ureinwohner gegenüber der britischen Kolonialmacht sicherte, wird das Kulturgut der Maori bis heute bewahrt und geschützt.

Das heißt, dass keine Schnellstraße gebaut werden darf, wo vielleicht ein Naturgeist namens Taniwha sein Zuhause hat. Und wer gerade menstruiert, besichtigt lieber nicht die heiligen Schnitzereien im hochmodernen Museum ‚Te Papa‘ in Wellington. Blutende Frauen verletzen dort ein altes polynesisches Tabu. Da müssen Feministinnen halt mal zugunsten heherer Werte zurückstecken, so wie ihre beschnittenen Schwestern in Somalia. Frau kann ja draußen bleiben und auf die Wechseljahre warten.

Konsequent pflanzt sich dieser Respekt vor den Sitten und Bräuchen einer Stammeskultur bis ins kleinste Glied fort. Nämlich bis in die Kindergärten. Dort hängt nicht nur der Vertrag von Waitangi als Kopie an der Wand. In den meisten öffentlichen Krabbelstuben wird verstärkt darauf geachtet, keine Nahrungsmittel zweckzuentfremden. Halsketten aus aufgefädelten trockenen Makkaroni oder bunte Bilder aus Kartoffeldruck sind Relikte der dunklen, kolonialistischen Vergangenheit – Ausdruck von bikultureller Unsensibilität und so verpönt wie in Ankara ein Schweineschnitzel zu Ramadan.

Die Mahnung „Mit Essen spielt man nicht“ hat auch so mancher noch lebende Germane in die Wiege gelegt bekommen und sie sich dorthin gesteckt, wo Elternsprüche hingehören. In Aotearoa jedoch wird sie zum politischen korrekten Dogma. Denn der Respekt vor allem Verzehbaren hat Maori-Tradition. Was bedeutet, dass auch selbstgemachtes Knetgummi auf dem Index steht: Es wird aus Mehl, Lebensmittelfarbe, Weinstein und Wasser gemixt. Jedes Kind kennt das Rezept für „playdough“ – nicht wissend, dass „Spielteig“ an sich schon ein Unwort ist. Ein kultureller Affront.

Das bekam Amy Clark von „My Child New Zealand“ zu spüren. Auf ihrer Webseite über Frühkinderziehung demonstrierte sie anschaulich, wie sich mit einem fransigen Selleriestengel eine Rose malen lässt. Sehr hübsch, aber leider voll daneben. Womöglich rassistisch. Damit begann die Debatte, die sich gerade durch alle Kindergärten zieht. Meine Kinder gehen längst zur Schule, daher streite ich nicht mit. Aber zum Abendessen setze ich ihnen eine schön geformte Mahlzeit aus bunter Knete vor. Respekt muss sein.

 

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Tipps für ein glücklicheres Fahren

Bangkoks Verkehrschaos ist legendär. Fast den ganzen Tag über steht man hier beinahe überall im Stau. Wenn sich der Verkehr einmal lichtet, versuchen viele Fahrer, die verlorene Zeit wieder wettzumachen und rasen im Zickzackkurs über die holprigen Straßen. Die Folge: Unzählige Unfälle und Streitereien, die häufig gewaltsam ausgetragen werden.

Das hat Weerawit Wajjanapukka von der Verkehrspolizei dazu veranlasst, Bangkoks Autofahrern ins Gewissen zu reden. In der Tageszeitung Bangkok Post schreibt er unter der Überschrift “Acht Tipps für ein glücklicheres Autofahren” unter anderem:

“Lichthupen können dazu führen, erschossen zu werden.” Immer wieder rasteten Autofahrer aus, wenn man ihnen Lichthupen gibt. Als Beispiel nennt er einen Vorfall, bei dem ein junger Thai einen Armeeoffizier erschossen hat, weil dieser ihm wiederholt Lichthupen gegeben hat.

“Jemand zu schneiden verkürzt das Leben.” Autofahrer ärgerten sich über rasche Spurwechsel anderer Autofahrer und versuchten, diese dann zu überholen, um es ihnen heimzuzahlen, schreibt Weerawit. Das könne zu Unfällen und Prügeleien führen.

“Ärgeren sie Motorradgangs nicht, wenn sie ihnen im Weg stehen.” Vor allem nachts treffen sich häufig Jugendliche mit ihren frisierten Mopeds auf Hauptverkehrsstraßen und fahren Rennen gegeneinander. Der Rat des Verkehrspolizisten: “Schreien sie die nicht an, sie könnten verprügelt werden.”

“Xenon-Scheinwerfer sind nicht cool, sie können dazu führen, dass sie verprügeln werden.” Dieser Hinweis ähnelt dem ersten Tipp. Autofahrer könnten sich durch die sehr hellen Scheinwerfer dazu veranlasst fühlen, gewalttätig zu werden.

“Reißen sie sich zusammen.” Autofahrer sollten im Straßenverkehr einen kühlen Kopf bewahren und höflich bleiben. Ansonsten könne es zu Schlägereien oder Morden kommen.

Na dann, gute Fahrt!

 

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Zurück zur Monarchie

Bedienstete am Sultanspalast

Die indonesische Stadt Yogyakarta gilt als Zentrum der freien Künste und der modernen Erziehung, als globaler Schmelztiegel verschiedenster indonesischer und internationaler Kulturen. Die Sultansstadt war außerdem ein entscheidender Schauplatz des Unabhängigkeitskriegs gegen die Holländer und vorübergehend Hauptstadt der jungen Republik Indonesien.
Und nun das: Die Bevölkerung hat den Weg zurück zur Monarchie gewählt. Nach jahrelangem Ringen mit dem indonesischen Nationalparlament in Jakarta hat die Stadtprovinz einen Sonderautonomiestatus zugebilligt bekommen, der den amtierenden Sultan automatisch als Gouverneur vorsieht. Der größte Teil der Einwohner steht hinter der Entscheidung, die der Sultansfamilie weitgehende Bestimmungsrechte über öffentliche Gelder und Ländereien verschafft. Offensichtlich ist das Vertrauen in den alternden Monarchen größer als in die von Korruption und Chaos geprägte demokratische Regierung in Jakarta.
Ein Problem allerdings regelt das neue Autonomiegesetz nicht: die Nachfolge. Die fünf Töchter des 66-jährigen Sultans Hamengkubuwono X sind nicht zur Thronfolge berechtigt.

 

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Raubkopien als Statussymbol

Spanien ist das Paradies für Schnäppchenjäger. Nein, nicht etwa weil die Preise in den Geschäften günstiger wären als in Deutschland. Die Spanier kaufen gerne Raubkopien. Egal ob CDs, DVDs oder Modeaccessoires, alles lässt sich bei Straßenhändlern finden. Spanien ist westeuropäischer Marktführer, wenn es um Produktpiraterie geht.

Top Manta – Deckenhitparade – nennt der Volksmund das illegale Geschäft mit der Musik: 25 Prozent aller in Spanien verkaufter Platten gehen nicht über den Ladentisch, sondern werden von einer auf der Straße ausgebreiteten Decke aus verkauft. Sie stammen aus den illegalen Kopierwerken asiatischer Mafiosi in irgendeiner Altbauwohnung. Für einen Euro pro Stück gehen die CDs meist an Immigranten. Diese verkaufen sie dann für 1,50 bis 2 Euro weiter, ständig auf der Hut vor der Polizei.

Bei den DVDs sieht es nicht anders aus. Keine Kneipe, keine Fußgängerzone, durch die die Verkäufer von raubkopierten Kinohits nicht kommen. Anders als ihre Kollegen aus der Musikbranche sprechen sie ihre Kunden meist direkt an. Für 2,50 Euro gibt es selbst allerneueste Filme. Sie werden einfach im Kino von der Leinwand abgefilmt.

Geistiges Eigentum? Da lachen die Konsumenten. “Top Manta ist billig – legal kaufen teuer”, bekommt zu hören, wer die Rechte der Künstler verteidigt. Mit der illegalen CD oder DVD unterm Arm wird dann der nächste Longdrink geschlürft. Acht Euro, 10 Euro – hier wird nicht auf den Cent geschaut.

So mancher Konsument von Raubkopien fühlt sich gar als Gutmensch. “Die armen Immigranten müssen ja auch von was leben”, lautet ihr Argument. Dass mittlerweile im ganzen Land rund 100 Plattengeschäfte für immer geschlossen haben, große Plattenfirmen die Belegschaft reduzieren und so manche Band ganz aufgehört hat, Platten einzuspielen, wird dabei übersehen.

Doch nicht nur bei der Unterhaltung greifen immer mehr Spanier gern zur billigen Kopie. Auch Parfums und Modeaccessoires lassen sich auf vielbesuchten Plätzen und Straßen finden. Die Duftwässerchen in täuschend echter Markenverpackung finden vor allem vor Weihnachten großen Absatz. Zehn Euro kostet die Flasche. Meist kommt die Ware aus Marokko. Wer zum falschen Duft einen falschen Kaschmirschal einer bekannten britischen Marke will, findet ihn ein paar Meter weiter, täuschend echt, solange er keine Anfassprobe bestehen muss. Das Gleiche gilt für Handtaschen, Uhren und sonstige Statussymbole.

Wer glaubt, nur der Normalverbraucher kauft Kopiertes, irrt. In den noblen Villenvierteln vor den Toren Madrids halten Hausfrauen Treffen ab. Ähnlich wie bei Tupperpartys werden hierbei Kopien von Markenartikeln angeboten. Die Qualität der Fälschung ist natürlich besser als in der City – und etwas teurer. Sozialer Status verpflichtet selbst bei Piraterie. Aber die Ware ist immer noch ein Schnäppchen, verglichen mit dem Original.

Immer öfter können auch Ladenbesitzer der Versuchung der Raubkopien nicht widerstehen. Einer davon war ausgerechnet der Inhaber des Herrenbekleidungsgeschäfts, das die Zivilbeamten der Madrider Gemeindepolizei einkleidet. Seine Levis kamen aus Kopierwerkstätten in Fernost und lagen zum Originalpreis im Regal. Das Geschäft florierte. Doch was der schlaue Geschäftsmann nicht bedachte: Auch die Gemeindepolizei hat Spezialisten für den Kampf gegen Markenpiraterie. Einer von ihnen staunte nicht schlecht, als er eine Levis anprobierte. Der Betrug flog auf. Künftig wird die Polizei wohl anderswo einkaufen müssen.

 

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Deutsches Erbe

Viele Amerikaner haben deutsche Vorfahren: Über 20 Millionen Haushalte gaben bei der letzten Volkszählung an, deutsche Wurzeln zu haben. Im Alltag ist von diesem Erbe wenig zu spüren, sieht man einmal von den zahlreichen, oft grotesk klischeehaften “Oktoberfests” ab, die durchaus auch außerhalb des Oktober veranstaltet werden. Doch die Namen haben sich erhalten. Die Sprechstundenhilfe unseres Zahnarztes etwa heißt mit Nachnamen “Wolke” (wir brachten ihr aus Deutschland Reinhards Meys Hit “Über den Wolken” mit). Ein besonders schönes Beispiel begegnete uns vor drei Wochen am Keuka-Lake im Staat New York:

Ich machte das Foto nur kurz im Vorbeifahren. Hinterher dachte ich, dass wir doch in den Laden hätten reingehen sollen. Denn es hätte mich schon interessieren, wie die Amerikaner das aussprechen: “Knäpp änd Schläppi”?

Foto: Christine Mattauch

 

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Rechtschreibnazis

Als Deutsche tue ich mich in meiner neuen Heimat oft schwer. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich mich so oft an schlechter Rechtschreibung störe. Die gehört in diesen Breitengraden zum öffentlichen Erscheinungsbild wie Flip-Flops mit Socken im Winter. Was in meinen Augen ein krasses orthographisches Vergehen ist, sehen die meisten Kiwis jedoch als Kavaliersdelikt: Who (oder hoo) cares?  Dank dieser laxen Haltung wimmelt es mich herum nur so von falschen Apostrophen, von „your“ statt „you’re“. Damit muss ich leben. Assimiliation nennt man das. 

In der Schul-Cafeteria habe ich mich bereits unbeliebt gemacht. Wochenlang las ich auf dem Lunch-Bestellzettel meines Sohnes, dass es „Squizzeed Orange Juice“ zu kaufen gäbe, obwohl der gepresste Saft doch laut Wörterbuch „squeezed“ heißen sollte. Irgenwann zuckte es mir in den Fingern. Ich strich das falsche Wort durch und schrieb das neue darüber. Prompt kam eine Antwort der Küchenkraft, was meinem Sohn besonders peinlich war: „Squizzeed“ sei der Markenname. Der Saft ist nämlich gar nicht gepresst. Reingefallen, Besserwisserin!

Immerhin habe ich mich letztens zurückgehalten, als ich ein Auto den beeindruckensten Aufkleber spazierenfahren sah, der mir je in Aotearoa unterkam. I love Mell’s titty’s. Das Herz-Symbol, das für das Wort „love“ stand, sah korrekt aus, auch am„I“ gab’s nichts zu meckern, aber ab dann muss der Verehrer der offensichtlich mit Doppel-L gesegneten Mellanie ins Schleudern gekommen sein. Den sicher bewundernswerten „titties“ tut das keinen Abbruch. Der Außenwirkung des Autofahrers jedoch schon.

Ich bin dankbar, dass ich mit meiner Fixierung auf das falsch geschriebene Wort nicht alleine dastehe. Autor Jon Bridges hat sich unter dem Pseudonym ‚spellnazi‘ bei TradeMe angemeldet, was unser Ebay ist, und jede Online-Versteigerung nach Rechtschreibfehlern durchkämmt.  Wann immer etwas nicht stimmte, schickte er dem Anbieter eine nette Nachricht und lieferte die Korrektur gleich mit: „Hi. Nur ein paar Fehler in Ihrer Beschreibung, aber sonst alles gut. Sie haben ‚riffle‘ statt ‚rifle‘ geschrieben und ‚orsome‘ statt ‚awesome‘. Viel Glück mit der Auktion. Sieht nach einem schönen Gewehr aus.“

Das Feedback war gemischt. Die Beschimpfungen, die Bridges sich einhandelte, waren nicht ohne, und auch nicht ohne Fehler. Seine private Erhebung ergab ein erschreckendes Bild: Die Worte, an denen fast die Hälfte der Kiwis bei TradeMe orthographisch scheiterten – wie „definately“ statt „definitely“ oder „recieve“ statt „receive“ – bekommen in den USA, England und selbst im angeblich so barbarisch unkultivierten Australien über 80 Prozent der Online-Anbieter problemlos hin.

Am Ende startete der Rechtschreibnazi seine eigene Auktion. Er bot ein fast unbenutztes Apostroph an (schwarz, 12 Punkt, Times New Roman). Es ging für hundert Dollar an einen Joe aus Whakatane. Vielleicht liebt auch der ein paar Brüste, die mit einem falschen Apostroph mehr erst richtig zu Ehren kommen.

 

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“Canicule” auf dem Dorf

Der Aufmacher der Abendnachrichten im französischen Fernsehen ist seit Tagen „la canicule“ – die Hitzewelle. Sie ist selbst in den „Kleinen Pyrenäen“ – einem Vorgebirge der richtigen Pyrenäen – kaum zu ertragen. Nicht einmal die Vögel singen mehr tagsüber. Nur die Eidechsen sonnen sich noch auf heißen Steinen. Die Menschen hingegen haben sich in ihre Häuser zurückgezogen, Türen und Fenster fest verschlossen, auf der Südseite sogar die hölzernen Fensterläden. Die etwa 60 Zentimeter dicken Wände der alten Steinhäuser sorgen dafür, dass es drinnen mit 23 Grad noch angenehm kühl bleibt. Um die 38 Grad selbst auf 4 – 500 Metern Höhe sind draußen keine Seltenheit. Da kommt dann wirklich jegliche Aktivität zum Erliegen. Das will was heißen, wo doch im Hochsommer ohnehin das sprichwörtliche Schneckentempo, in dem die Dinge hier normalerweise vor sich gehen, bis zu einem Punkt reduziert wird, an dem für Außenstehende Bewegung eigentlich gar nicht mehr erkennbar ist.

So wurde beispielsweise das Tempo des Verlegens neuer Wasserrohre im Unterdorf von Belloc Anfang August einen Gang runter geschaltet. Das bedeutet, die Baugruben am Rande der Straße sind weiterhin offen und mit Warnschildern markiert, die neuen Wasserrohre liegen Krokodilen auf der Lauer gleich, erwartungsvoll in den benachbarten Feldern, aber die Bauarbeiter des „Syndicat des Eaux“ wurden seither nicht mehr gesehen. Ich bin sicher, hinter den Kulissen gibt es noch großartige Pläne und sehr viel guten Willen. Auch wenn sich die Mitarbeiter der lokalen Wasserbehörde in ihrem wohlverdienten Urlaub befinden sollten, denken sie sicher manches Mal wehmütig an die offenen Erdgruben in Belloc. Insofern ist das Projekt nicht tot. Aber erkennbar passiert gerade sehr wenig. Bis gar nichts. Doch regt sich auch kein Protest in Belloc angesichts des unvollendeten Werks. Die Zuversicht ist groß, dass die Arbeit irgendwann wieder aufgenommen wird und wir dann endlich neue Wasserrohre bekommen, so dass die leidigen und häufigen Rohrbrüche eines schönen Tages ein Ende haben werden.

Diese Hoffnung jedenfalls teilen die Belloquois miteinander, wenn die Zeit des intensiven Austausches kommt. Das ist in diesen Tagen in der Regel zwischen 21 und 23 Uhr. Wenn die Sonne rot hinter den Pyrenäen versinkt und den Himmel in die kitschigsten Farben kleidet, vor dem sich dann nur noch die Berggipfel dunkel abheben. Wenn die Bäume und Felder tief durchatmen, die Kühe und Schafe die Energie zum Grasfressen wiederentdecken. Wenn die Vögel beginnen zu zwitschern und die Fledermäuse ihren hektischen Abendtanz aufnehmen. Dann kommen die Bürger von Belloc aus ihren Häusern und flanieren auf der einzigen einspurigen Straße, die durch das Dorf führt vom Unterdorf ins Oberdorf und umgekehrt. Denn die lockere Ansammlung von Häusern dieses „Lieu dit Belloc“ (wörtlich übersetzt heißt das so viel wie „der Ort, den man Belloc nennt” und bezeichnet in Frankreich einen Weiler) zieht sich über gut 2 Kilometer Länge, auch wenn hier statistisch gesehen nur 36 Leute permanent leben.

Wir reihen uns ein in diese lockere Abfolge langsam vorwärts strebender Gestalten, die immer wieder zu einem Schwätzchen im Halbdunkel stehen bleiben. Marion kommt uns mit ihrem Enkel aus Toulouse auf dem Fahrrad entgegen. „Den Jungen muss man ein wenig trainieren“, sagt sie lachend. „In Toulouse gibt es ja keine Berge.“ Im Trainingscamp bei der Oma. Als Belohnung wird der kleine Marc ausgezeichnet bekocht. Denn die Oma pflegt nicht nur einen beeindruckenden Gemüsegarten, sie stellt auch ihre Rezepte ins Internet. Traditionelle regionale Küche, häufig mit raffiniertem armenischen Akzent, denn Marion hat armenische Wurzeln. Ein Familienprojekt, erläutert sie, „Ich serviere das Gericht schön dekoriert auf dem Tisch. Aber mein Mann darf erst essen, nachdem er es fotografiert hat und verspricht, das Bild hinterher ins Netz zu stellen.“ Emanzipation auf Belloquois. Marion grinst. „Ich sollte wohl lernen, das selber zu tun, um unabhängiger zu sein. Kann eigentlich so schwer nicht sein, oder?“

Inzwischen sind Marianne und Jean zu uns gestoßen. Jean trägt einen abgegriffenen, hölzernen Wanderstock in der Hand, auf den er sich stützt. Nicht weil er besonders gebrechlich wäre, mehr aus Gewohnheit. Die beiden ausgesprochen fitten Rentner machen sich fast jeden Abend auf den Weg zu einer verwitterten Holzbank unter einem alten Baum im Oberdorf, dem Treffpunkt einer Gruppe Alteingesessener. Doch heute sind sie ziellos. Denn den Kontakt mit den Freunden aus Haut-Belloc scheuen sie in diesen Tagen. „Einige haben Flöhe als Andenken von einer Reise zu Verwandten am Mittelmeer mitgebracht. Die sollen sie mal schön für sich behalten“, sagt Jean. Die Flohbank wird seither gemieden.

Früher gehörten Flöhe zum Alltag in Belloc. Die Tierzucht habe das mit sich gebracht und überhaupt seien die hygienischen Verhältnisse nicht vergleichbar gewesen. Wir lernen, dass es Flöhe gibt, die auf Tiere und Menschen spezialisiert sind, aber auch solche, die sich im Parkett und in den Dachstühlen einnisten. Letztere sind angeblich die harmlosesten. Wie beruhigend.

Nach einigen netten Flohgeschichten aus der guten alten Zeit wechselt das Gespräch nahtlos zu einem bedeutenderen, aktuellen Problem: den Aoȗtats. Zu deutsch: Herbstgrasmilben. Dazu kann jeder eine Geschichte beitragen, denn mit denen haben hier im Spätsommer alle zu kämpfen. Die gemeinen, winzigen Aoȗtats sitzen im feuchten Gras und warten nur darauf, dass ein Tier oder ein Mensch mit nackten Beinen vorbeikommt, um sich auf deren Haut vorübergehend einzunisten. Es sind die  Larven, die sich in die Haut reinbeissen und von ihr ernähren, bis sie nach einigen Tagen wieder abfallen. Und das juckt wie verrückt. Was tun? Marianne, eine ehemalige Apothekerin, winkt ab: „All die tollen Salben, die man in der Pharmacie bekommt, nutzen nicht viel. Das ist Unsinn.“ Man müsse sich einfach beherrschen und sich die Haut nicht auch noch aufkratzen. Voilà. Erstaunliche Worte. Wo die Franzosen doch bekanntlich für alles und jedes in die Pharmacie pilgern, um ein kleines Mittelchen zu erstehen, das ihre Beschwerden lindern könnte. Ich kenne kaum ein Land, das eine ähnliche Apothekendichte aufweist wie Frankreich. Aber das ist ein anderes Thema.

Denn nun kommt mein großer Auftritt an diesem Abend: „Geschwefelte Seife hilf”, werfe ich ein. “Schreckt die Milben ab, lindert aber auch den Juckreiz.“ Von diesem Hausmittel haben die Belloquois noch nicht gehört. Sie sind beeindruckt. Dass ausgerechnet eine Deutsche mit diesem Tipp aufwarten kann! Ich verschweige nicht, dass dieser Hinweis von einer französischen Freundin aus dem Béarn, weiter westlich in den Pyrenäen, stammt. Ein Hauch von Erleichterung huscht über die Gesichter: Na dann wird es wahrscheinlich stimmen! Da ich nun schon mal das Wort ergriffen habe, nutze ich die Gelegenheit, mich nach dem Schicksal der neuen Wasserrohre für Belloc zu erkundigen. Denn diese abendlichen Spaziergänge sind eine wichtige Informationsbörse. „Keine Sorge“, beruhigt mich Jean. „Zu gegebener Zeit kommen die Wasserarbeiter sicher wieder und setzen ihre Arbeit fort. Im Augenblick ist es doch ohnehin für alles zu heiß!“ Das leuchtet natürlich ein.

 

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Warnung mit Stachel, geschenkt!

Für Hobby-Linguisten auf Reisen immer unterhaltsam: wenn sich der ländliche Australier international gibt. Meist sind es Warnschilder rund ums Thema Krokodil, die die Fantasie in Schwung bringen. In diesem Fall (im Ort Agnes Water in Queensland) ging’s um bissige Quallentiere. Ich stell mir dann gern vor, wie eifrige Gemeindemitarbeiter über babelfish brüten und derlei herrliche Wortsalate zusammen rühren. Es ist rührend, zugleich irgendwie schade, dass ihnen die humorige Seite der interessanten Sprachschöpfungen komplett verborgen bleibt.

 

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Agit Prop auf Spanisch

Mit leerem Einkaufswagen in den Supermarkt rein, den Karren mit Nudeln, Reis, Bohnen, Speiseöl vollgepackt, und dann wieder raus – ohne an der Kasse halt zu machen, versteht sich und natürlich begleitet von diversen Kameras.In den andalusischen Städtchen Ecija und Arcos de la Frontera haben zwei Dutzend Aktivisten im mittelgroßem Stil Nahrungsmittel entwendet, um sie dann an bedürftige Familien bzw. das Rote Kreuz und andere Sozialeinrichtungen zu verteilen. An vorderster Stelle dabei: der Bürgermeister von Marinaleda und Abgeordnete der Linkspartei IU Juan Manuel Sánchez Gordillo.

In einem Land, in dem laut einer Studie der Caritas-Stiftung FOESSA inzwischen 22 Prozent der Familien unterhalb der Armutsgrenze leben, sorgt eine solche Aktion natürlich für Aufsehen: Politiker jeder Couleur fordern strafrechtliche Konsequenzen, die Kommentare in den Internetforen sind überwiegend positiv – und zwar in Medien der Rechten und Linken.

El País sieht eine neue Ära des künstlerischen Protests heraufziehen und verglich die Aktion mit Performances der Flamencogruppe Flo6x8, die flashmobartig Bankfilialen überfallen und dort den Betrieb mit Gesang- und Tanzeinlagen durcheinander wirbeln (zum Beispiel so). Tatsächlich gibt es (nicht erst seit den Protesten der „Empörten“) inzwischen eine ganze Menge Kunstinitiativen, die Gesellschaftskritik mit Revolte-Chic und kunsttheoretisch fundiertem Aktionismus kombinieren, unter anderem das barcelonesische Kollektiv Enmedio (ein Bericht von mir dazu hier).
Doch die Supermarktplünderungen haben eine andere Qualität, finde ich. Die Gewerkschafter haben vor dem Ausflug zum Supermarkt vermutlich keine Kunsttheorie gebüffelt, sondern haben etwas Naheliegendes getan: Natürlich ist im Krisenspanien noch niemand verhungert, aber die Schlangen vor den Suppenküchen haben sich verdoppelt; „Mülltaucher“, die die Tonnen vor den Supermärkten auf Essbares durchsuchen, sind in vielen spanischen Städten ein Alltagsphänomen. Man mag Aktionen wie die Supermarktplünderungen populistisch und politisch kurzatmig finden oder sie auch als organisierten Diebstahl kritisieren, aber das Ganze als Performance abzutun,damit macht man es sich etwas zu einfach…

 

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Vögel fressen Schafe

Wenn der Reifen nach der Picknickpause in den Bergen plötzlich einen Platten hat oder die Zeltplane zerfetzt ist, dann war wahrscheinlich kein ländlicher Hooligan zugange, sondern die gefürchtetste Kreatur der Südalpen: der Kea. Dieser hübsch anzusehende Bergpapagei ist Touristenattraktion und Landplage zugleich. Auch in friedliebenden Menschen kitzelt er Tötungsgelüste hervor. Zum Beispiel dann, wenn man aus seinem Wanderstiefeln schlüpft und die Schuhe wenig später hunderte Meter weiter einen steilen Abhang herunter fallen sieht. Dort hat sie ein Kea fallen lassen, nachdem er zuvor auch noch sämtliche Gummiteile vom Auto gerissen und den Picknickkorb in Einzelteile zerlegt hat. Ja, ein putziges Tierchen.

Wer angesichts dieser Gefahr aus Flora und Fauna müde die Schultern zuckt und auf die Haie, Krokodile und anderen Fleischfresser Australiens verweist, der weiß nicht, was der Kea für ein Killer ist. Den armen Schafen auf den hochgelegenen Farmen der Südinsel hackt er gezielt in die Nierengegend, um dahinter ans Fett zu kommen. Die verwundeten Tiere sterben oft an Infektionen oder Blutvergiftung, bis zu 4000 im Jahr pro Hof. Im 19. Jahrhundert töteten wütende Bauern daher rund 150.000 Kea, um ihre Herden zu schützen. Jetzt leben gerade mal nur noch knapp 5000, und sie stehen unter Artenschutz, denn die Zeiten haben sich politisch korrekt geändert. Wer heute einen Kea erschießt, erwürgt, ertränkt oder vergiftet, kann sich 100.000 Dollar Geldstrafe oder sechs Monate Gefängnis einhandeln. Mit Naturschützern in Aotearoa ist nicht zu spaßen.

Mit den Kea-Jägern aber auch nicht. Zwei erschossene Papageien hingen vor ein paar Jahren festgetackert an einem Schild in Arthurs Pass, als Warnung an ihre dreisten Artgenossen. Man kann nur ahnen , welches Drama diesem Meuchelmord vorausging. An der wilden Westküste wurde ein Kea einem Beamten der verhassten Naturschutzbehörde DOC tot in die Einfahrt geschmissen. Jetzt kam es unfreiwillig zum Attentat am Skigebiet Porters nahe Christchurch. Ein Teenager, der mit seiner Schulklasse dort war, schmiss einem Kea einen Stein an den Kopf. Das Tier starb, die Polizei wurde alarmiert und das Opfer mitsamt den Schülern zurück zur Chisnallwood Schule gebracht, um den Leichnam DOC zu übergeben. Mit kleinem Zwischenstopp: „Im Moment bewahren wir ihn im Kühlschrank des Lehrerzimmers auf, neben unseren geschmierten Broten“, wusste Schulleiter Richard Paton zu berichten.

Der junge Attentäter muss zur Strafe Freiwilligenarbeit im Naturschutz verrichten. Und für die malträtierten Schafe findet sich auch bald eine Lösung: Neuseeländische Forscher entwickeln ein Spray, das die Keas vom Schafspelz fernhalten soll. Das würde langfristig auch das Überleben der Vögel sichern. Der ‚Kea Conservation Trust‘ hofft, dass sich Bekleidungsfirmen wie Icebreaker an dem Projekt beteiligen: „Wir haben Delfin-freundlichen Thunfisch. Wie wäre es mit Kea-freundlicher Merinowolle?“ Fehlen nur noch DOC-freundliche Menschen.

 

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Kissenschlacht für’s Radio

“Sie klingen manchmal wie aus der Tonne,” sagte mir die Redakteurin aus Deutschland, die gerade einen Beitrag in Auftrag gegeben hatte. “Können Sie vielleicht vor der Aufnhme eine Extra-Matratze ins Zimmer stellen?”

Sowas hört man natürlich nicht gerne. Ich muss leider zugeben: sie war nicht die erste, die mir zu verstehen gab, dass meine Beiträge manchmal so klingen als würde ich in einer mittelgroßen Bahnhofshalle stehen. Ich habe Teppiche an meine Wände genagelt, Samtvorhänge als Raumtrennung aufgehängt und stelle einen Paravent mit dicker Decke drüber hinter mich bevor ich meinen Text aufnehme. Und trotzdem gibt es manchmal Tonnen-Atmosphäre. Frust!

Da die Kollegin nett klang, ihr Vorschlag mit der Matratze außerdem Humor und Sachkenntnis ausstrahlte fragte ich nach. Sie sprach tatsächlich aus eigener Erfahrung. “Ich produziere meine Geschichten auch zu Hause oder unterwegs in Hotels.”  Ihre Tipps: riesige, super-weiche Sofakissen rund ums Mikrofon platzieren, ein Pappkarton drüber und zwischen die Polster sprechen. Ist sie unterwegs, stellt sie sich in einen Kleiderschrank.

Die Sache schien mir einen Versuch wert. Also erst Kissen 

Dann in den Schrank

Alles höchstens semi-optimal. Der Schrank taugt wirklich nur als absolute Notlösung. Aber mit Kissen und Decken habe ich eine Position gefunden, bei der ich gleichzeitig am Schreibtisch sitzen, mein Manuskript lesen und die Aufnahme aussteuern kann ohne einen Krampf in Hals oder Oberschenkeln zu bekommen. Die Kollegin bestätigte: viiiiieeeeel besser!

Jetzt müssen nur noch die Gärtner im Viertel aufhören, mit ihren Mega-Krach-Benzin-Stinkern Blätter von rechts nach links zu blasen und die Aufnahmebedingungen sind perfekt!

 

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Reif für die Insel – Backpacking damals und heute…

Die Gilis – drei kleine Inseln im Nordwesten von Balis Nachbarinsel Lombok –waren vor 15 Jahren mein ultimatives Ziel. Ich reiste zum ersten Mal mit dem Rucksack durch Indonesien und nachdem ich bereits zwei Monate in den Millionenstädten auf der Hauptinsel Java verbracht hatte, war das abgeschiedene Inselparadies genau der richtige Kontrast. Es gab keine befestigten Straßen, keine motorisierten Fahrzeuge, keine Geldautomaten, keine Post, eigentlich überhaupt nichts, was wir aus unserer so genannten zivilisierten Welt alles so kannten. Stattdessen gab es vor allem Sonne, Strand und Palmen, darunter kleine Bambusbungalows und Hängematten, Korallen und ab und zu sogar mal Schildkröten. Um dieses lebendige gewordene Klischee erleben zu können, war ich zwei Tage lang mit öffentlichen Bussen und Fähren von Bali aus unterwegs, stapfte mit meinem Rucksack durch nassen Sand und matschige Inselwege, duschte mit Salzwasser und aß jeden Tag gegrillten Fisch mit Chilisauce. Ich fand es großartig.

Als ich letzte Woche von Bali auf die Gilis übersetzte, war ich darauf vorbereitet auf der inzwischen zur Party-Insel avancierten Gili Trawangan nicht mehr viel Robinson-Feeling zu finden. Dennoch war ich geschockt: Auch der einst so unversehrte Oststrand der als „Familieninsel“ bekannten Gili Air war komplett zugebaut. Restaurants, Hotels, Tauchschulen reihen sich aneinander – allesamt auf befestigten Ufermauern. Erosion soll der Grund sein. Die kleinen Pferdekutschen verlangten fast zehn Euro um einmal um das winzige Eiland zu fahren, in Indonesiens Hauptstadt Jakarta kostet eine einstündige Taxifahrt von der Innenstadt zum Flughafen genauso viel. Der Kutscher erklärte mir während der Fahrt, dass praktisch alle unbebauten Grundstücke auf der Insel bereits aufgekauft seien, fast alle von Ausländern.

Doch nicht nur die Inseln haben sich verändert, auch die Reisenden. Vor allem die mit den Rucksäcken. Auf der gerade mal etwas mehr als einstündigen Fahrt mit dem Schnellboot von Bali (inzwischen gibt es mindestens acht Unternehmen, die täglich Hunderte von Touristen mit Hochgeschwindigkeitsbooten über einen der tiefsten Meeresgräben Indonesiens befördern) saßen zwei Backpackerinnen aus dem Ruhrpott neben mir, die sich bei den ersten Salzwasserspritzern unter einer Regenplane verkrochen, um ihr Make-up zu schonen. Dabei hatten sie sich extra die einzigen Außensitzplätze geschnappt, um ihre in Badeschlappen steckenden Füße in der Sonne zu bräunen. Natürlich sprang bei der Ankunft auch kein Passagier ins seichte Wasser, sondern alle warteten schön der Reihe nach, bis sie über einen beweglichen Steg auf den trockenen Teil des Strandes balancieren konnten. Als in meiner Unterkunft, ein einfaches Ressort mit Bambusbungalows und Strandbar, die WLAN-Verbindung ausfiel, war das für ein französisches Pärchen Grund genug, seine Sachen zu packen und in ein Ressort auf der anderen Seite der Insel zu ziehen – wo es ganz abgesehen davon auch warmes Wasser und Klimaanlage gab. Und nicht zu vergessen: „richtiges Essen“. Drei Tage mit Reis, Fisch und Gemüsecurry seinen ja nun wirklich genug.

 

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Diplomat ohne Ruhestand: Egon Bahr über Taiwan (Video-Interview)

Auch außerhalb Taiwans finden sich interessante Themen. Neulich in Berlin war es mir gelungen, den 90-jährigen Egon Bahr über seine Taiwan-Reise zu befragen.

Man nennt ihn „Tricky Egon“, weil er durch unermüdliches Verhandeln und geschicktes Taktieren immer wieder scheinbar Unmögliches erreicht hat: Egon Bahr prägte den Begriff „Wandel durch Annäherung“. Seine „Politik der kleinen Schritte“ führte in den 70er Jahren zur allmählichen Annäherung zwischen Ost und West und machte den kalten Krieg ein gutes Stück weniger gefährlich.

Egon Bahr

Mit 90 Jahren verfolgt Bahr heute noch immer gespannt, was sich in der Welt tut. So war er im Dezember 2011 eine Woche nach Taiwan gereist, auf Einladung der Regierung. Von dem Mann, der zur Zeit der deutschen Teilung so erfolgreich zwischen den Fronten vermittelt hatte, erhoffte man sich offenbar Anregungen fürs Verhältnis zwischen Taiwan und China.

In Berlin rief ich in der SPD-Parteizentrale an und schilderte einer Mitarbeiterin der Presseabteilung, die auch Bahrs Terminkalender verwaltet, mein Anliegen. Ergebnis: Obwohl Bahr gerade erst seinen Geburtstag und eine Reihe Empfänge und Ehrungen hinter sich gebracht hatte, saß ich ihm nur zwei Tage später an seinem Schreibtisch gegenüber, in einem hellen Büro irgendwo in den langen Korridoren des Willy-Brandt-Hauses.

In dem Gespräch ging es dann genauso um die große Weltpolitik (China vs. USA) wie um das kleine Taiwan. Das Interview mit Egon Bahr als Video:

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Ein Transkript des Gesprächs und weitere Informationen stehen hier: Egon Bahr über Taiwan

Was er denn als nächstes vorhabe, fragte ich den 90-Jährigen, während ich meine Sachen zusammenpackte. „Ein Buch schreibe ich noch darüber, was in der EU gerade passiert.“ Da laufe so unfassbar viel schief. „Und danach kann ich in Ruhe verblöden.“

Was macht Taiwan so besonders, und wie lebt es sich in der einzigen Demokratie, in der Chinesisch Landessprache ist? Über meinen ungewöhnlichen Alltag habe ich ein kleines Buch geschrieben und mit vielen Fotos garniert.

Buch von Klaus Bardenhagen: Tschüß Deutschland, Ni hao Taiwan

Sie können einen Blick in mein Buch über das Leben in Taiwan werfen und es bestellen – gedruckt oder als e-Book im EPUB-Format für weniger als vier Euro.

berichtet seit 2009 aus Taiwan. Erfahren Sie mehr unter taiwanreporter.de oder folgen Sie ihm per Facebook und Twitter.

 

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Tanzende Transen

Die Kathedrale ist eine Ruine, die Straßen haben Risse, die Fassaden sind schief – viel steht im demolierten Christchurch nicht mehr gerade. Bald werden auch Straßenschilder und Laternenmasten einen Knick haben. Nicht, weil uns ein weiteres Erdbeben droht. Sondern weil der Straßenstrich hier demnächst floriert wie auf der Reeperbahn. Und der, so wird aus dem Sündenpfuhl Auckland berichtet, führt in diesen Breitengradenzum Verschleiß der öffentlichen Beschilderung: zerstört durch aggressives Pole-Dancing.

Hunters Corner im Stadtteil Papatoetoe ist ein berüchtigtes Pflaster in Aucklands Süden. Dort bieten sich die Damen der Nacht an, die eigentlich Männer sind – meist ‚fafafine‘, polynesische Transsexuelle. Der Sex-Betrieb stößt den Ladenbesitzern im Viertel seit langem auf. In einer Broschüre der Stadtverwaltung ziehen die Anwohner über die Prostituierten her: Sie würden Kunden anbetteln, in den Geschäften klauen und die Straße als Toilette benutzen. Jeden Morgen sei die Gegend mit Kondomen und Fäkalien versaut. Zustände sind das!

 

Aber es kommt noch schlimmer. Im Februar rammte eine Transe angeblich um acht Uhr morgens mit einem leeren Einkaufswagen das Auto einer Frau und legte sich dann auf deren Kühlerhaube. Einen Monat später mussten unschuldige Kinder aus einem vorbeifahrenden Schulbus mit ansehen – falls sie denn gerade hinguckten und nicht auf ihren Handys in YouPorn vertieft waren – , wie sich eine der Ladies im Freien umzog. Was bei der knappen Gaderobe wirklich nicht lange gedauert haben dürfte. „Wir werden zu Unrecht als Störenfriede dargestellt“, beklagt sich eine Sexarbeiterin namens Jay Jay.

Dass es sich bei den Bordsteinschwalben genetisch bedingt eher um kräftige Truthähne handelt, belegt ein weiterer schockierender Fakt: Rund 40 Parkverbotschilder rund um Hunters Corner sind in den letzten 18 Monaten dem anstößigen Treiben zum Opfer gefallen. An den Stangen wird geschaukelt, geräkelt und gerutscht, dass es nur so eine Sünde ist. Das gehört zur Werbung. Was mittlerweile jede bessere Fitnessmutti kann, die nach Aerobic, Zumba und Yoga beim wöchentlichen Stripper-Sport angelangt ist, können die Prostituierten in Papatoetoe erst recht. Nur sind sie um einiges schwerer. Und die Mäste auf der Straße machen nicht ganz so mit wie die Stangen im Pole-Dancing-Studio.

Was das alles mit Christchurch zu tun hat? Da der Wiederaufbau der Innenstadt demnächst auf Hochtouren laufen soll, werden Bauarbeiter aus der ganzen Welt eingeflogen. Für Tausende von Männern, ein Großteil davon Iren, wird gerade ein provisorisches ‚Workers‘ Village‘ errichtet. Eine Art Lagerstadt, vielleicht sogar aus Zelten – so wie damals während der Goldgräberzeit, als Neuseelands wilder Westen vor Bars und Bordellen strotzte. Damit die Lagerhuren nicht ähnlichen Schaden anrichten wie ihre tanzwütigen Schwestern in der Metropole, sollte man gleich von Anfang an dafür sorgen, dass die Zeltstangen besonders stabil sind. Christchurchs Stadtverwaltung ist gewarnt.

 

 

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Wer das Beste will, steht Schlange

Casa Hernanz gehört zweifellos zu den el mejor sitio, den “Best of” von Madrid. JedeR kennt diese Geschäfte, die sich mit ihrer Spezialisierung seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten einen Namen gemacht haben. Die Altstadt ist, trotz ständig zunehmender globalisierter Ladenketten, noch immer voll davon. Gleich neben Hernanz werden bei Calzados Toledo Lederschuhe von Hand gefertigt. Das Besondere: Als Sohle wird Gummi von Autoreifen benutzt. Und wer eine besondere Kopfbedeckung sucht, der geht zu Casa Yustas, dem besten Hutgeschäft der Stadt. Doch was wäre Madrids Best-of-Route ohne kulinarische Genüsse? Natürlich sind auch sie nicht ohne Schlangestehen zu haben. An Weihnachten geht, wer auf sich hält, zu Casa Mira unweit des Parlaments. Hier wird der turrón, die typische Weihnachtssüßigkeit, handgemacht. Den Rest des Jahres beglückt Mira die Kunden mit Teigschälchen, gefüllt mit Innereien.

An Drei König gibt es gleich um die Ecke bei El Pozo den besten Roscón de Reyes, einen mit Sahne gefüllten Hefering. Er ist so gut, dass die Kunden telefonisch vorbestellen. An Drei König morgens stehen sie dann Schlange, um ihre reservierte Kalorienbombe abzuholen. Wer übrigens einen Tag früher hingeht, muss nicht anstehen. Doch Tradition ist Tradition. Und die verlangt, dass der Hausherr am Drei-König-Morgen das Gebäck ersteht.

Zu Weihnachten und Drei König verlost die staatliche Lotterie ihre größten Preise. Was ein richtiger Spieler ist, der kauft seine Lose nicht irgendwo, sondern bei Doña Manolita. Von der Dame, die dem Laden an der Puerta de Sol, dem Platz, an dem alle spanischen Nationalstraßen beginnen, den Namen gab, ist längst nur noch ihr Ruf übrig. Dennoch gilt: Wer bei Doña Manolita kauft, dem ist das Glück holder. Und kommen Sie jetzt nicht mit Statistik und wer mehr verkauft, hat mehr Chancen, dass ein Gewinnlos dabei ist!

Freilich eint die Frage nach dem “Besten Platz für” die Madrilenen nicht immer. Auch wenn es bei Casa Mira, Doña Manolita und El Pozo keine Diskussionen gibt, scheiden sich bei anderen Genüssen die Geister. Ständig führt einen ein Freund in die Kneipe, die seiner Ansicht nach dies oder das am besten kann. Der Gesprächsstoff ist vorgegeben. Zwar ist die Kneipe nicht schlecht, oft sogar hervorragend, aber die Kneipe zu Hause, gleich um die Ecke, ist natürlich um Längen besser. Bei kulinarischen Touren empfiehlt sich übrigens ein gesunder Magen, der die traditionellen Raciones von orejas – gebratene Schweinsohren – oder gallinejas – auf eine Astgabel gewickelte gegrillte Lammdärme verträgt.

 

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Schlägerei am Outdoor-Pool

Als Anfang des Monats die erste Hitzewelle über New York hereinbrach, beschloss ich, schwimmen zu gehen. Nicht an einem der Strände, die die Metropole umgeben, sondern in einem öffentlichen Outdoor-Pool. Wenige Tage zuvor war in Greenpoint, einem Brooklyner Stadtteil, das McCarren-Schwimmbad wieder eröffnet worden, und auf das war ich neugierig. 1936 erbaut, war die auf 1500 Besucher ausgelegte Anlage in den 70er Jahren zunehmend verfallen, bis sie 1984 dichtgemacht wurde. 28 lange Jahre blieb sie geschlossen, zum Ärger der Anwohner, bis sich Bürgermeister Michael Bloomberg erbarmte. Die Lokalpresse feierte die 50-Millionen-Dollar-Renovierung wie einen Sieg – die New York Times nannte sie „einen Meilenstein für eine neue soziale Dynamik in der Stadt“. Nun gut. In der Tat gehen die Millionäre, an denen es in der Stadt nicht gerade mangelt, am Wochenende nicht ins Freibad, sondern fliegen per Hubschrauber an die Strände der Hamptons. Und Greenpoint ist das, was man hier eine „mixed neighborhood“ nennt – ein raues Arbeiterviertel, das vor einigen Jahren von Intellektuellen und dann auch von jungen Familien entdeckt worden ist.

Da wir mit einem gewissen Andrang rechneten, suchten wir uns den strategisch günstigsten Zeitpunkt aus: Am späten Nachmittag, wenn die Familien zusammenpacken, um pünktlich zum Abendessen zuhause zu sein – die Abendbrotzeit in Amerika beginnt klassischerweise um 18 Uhr. Nach einer halbstündigen U-Bahnfahrt endlich angekommen, trauten wir unseren Augen nicht: Vor dem Eingang warteten ungefähr 300 Leute in einer Schlange, ordentlich eingefasst von Sperrgittern. Ins Bad eingelassen wurden jeweils nur so viele, wie heraus kamen. Das waren nicht eben viele.

Wir fragten eine Ordnungshüterin, wie lange es schätzungsweise dauern würde, bis wir hineinkämen, wenn wir uns einreihten. Sie wollte sich nicht festlegen: „Ich bin den ersten Tag hier.“ Dann sagte sie, dass wir noch Glück hätten, denn am Mittag habe sich die Schlange einmal um die komplette Anlage gewickelt. Unsere Strategie war also nicht ganz falsch gewesen, doch das half uns trotzdem nicht viel. Es ging auf 17.30 Uhr zu und war immer noch brütend heiß, und um 19 Uhr sollte das Bad schon wieder zu machen.

Wie gut, dass wir uns bereits zuhause über die gastronomische Infrastruktur von Greenpoint informiert hatten. Dort gibt es das „Radegast“, einen der seltenen Biergärten in New York – beziehungsweise was New Yorker unter einem solchen verstehen. So ganz unter freiem Himmel ist er nicht, schon gar nicht unter Bäumen, sondern in einer alten Lagerhalle mit Schiebeglasdach. Immerhin, es gibt deutsches Bier. Und so kühlten wir uns statt mit Poolwasser mit Radeberger naturtrüb ab.

Wir waren über die Entwicklung des Abends nicht ganz traurig. Am nächsten Tag bedauerten wir sie noch viel weniger. Da lasen wir in der New York Times, dass es in der Badeanstalt zu Randale gekommen war: Als ein Bademeister ein paar Halbwüchsigen untersagte, per Rückwärtssalto ins Becken zu springen, verprügelten sie den Mann kurzerhand. Die Polizei kam, die Jugendlichen wurden wegen Zusammenrottung, Körperverletzung und Ruhestörung festgenommen, und das Bad eine Stunde früher geschlossen. Soviel zur neuen sozialen Dynamik. Mir taten nur die Leute leid, die anders als wir geduldig in der Schlange ausgeharrt hatten – für nichts.

Fotos: Christine Mattauch (5), Nikolaus Piper (2)

 

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Auf den Ramblas: Still gestanden!

Barcelona ist eine schizophrene Stadt: Einerseits will man weltoffene Metropole sein, andererseits gibt es immer wieder absurde Beispiele eines doch sehr kleinstädtischen Besitzstandsdenken. Besonders gern zeigt sich das in der schon seit Jahren und quer durch alle Parteien grassierenden Regulierungswut. Jüngstes Beispiel: Die lebenden Statuen auf der Ramblas, die neben Sagrada Familia wohl inzwischen zu den meist fotografierten Tourismus-Ikonen der Stadt zählen.

Seit 2011 müssen sich die Straßenkünstler einem Casting mit strikten Regeln unterziehen: Das Kostüm muss handwerklich gut gemacht und selbst gestaltet sein, sollte künstlerischen Wert haben und die Statue muss – wenig überraschend – tatsächlich die meiste Zeit bewegungslos da stehen. Die Vereinigung der Lebenden Statuen Barcelonas hat die Initiative seiner Zeit begrüßt, denn tatsächlich war die Lage auf den Ramblas angespannt bis unerträglich: teils drängte sich ein Dutzend Statuen auf einer Strecke von 30 Metern und stellte dem Publikum mit teils penetranten Bettemethoden nach. Den Vogel schoss ein rosa Plüschbär ab, der Passanten gerne von hinten umarmte. Etwas Regulierung tat also not. Nun hat die Stadtverwaltung in diesem Jahr die Regeln verschärft. Neben aktueller Bühnenerfahrung wurden unter anderem diverse Fortbildungen in Sachen Schauspiel und Performancekunst eingefordert und den Künstlern nahegelegt, sich doch bei der Kostümwahl an repräsentativen historischen Persönlichkeiten Barcelonas oder Kataloniens zu inspirieren. Resultat: Keiner bewarb sich. Die Stadt ruderte zurück, beharrte nur noch auf dem Punkt mit den „repräsentativen Figuren“ und erteilte den üblichen Verdächtigen die Still-Steh-Genehmigung – allerdings an einem neuen Ort, am unteren Abschnitt der Ramblas, nahe der Kolumbusstatue.

Dort traf ich auch Fabián López, den goldenen Seemann, der mir die Geschichte erzählte – mit Schweissperlen auf der Stirn und jeder Menge Wut im Bauch. Denn am Fuße der Kolumbusstatue ist die Rambla nicht nur besonders breit, so dass kaum Touristen stehen bleiben, sondern auch besonders sonnig, so dass das Gewerbe noch schweißtreibender ist als ohnehin. Seine Einnahmen wären am neuen Standort um die Hälfte zurückgegangen,und das zur Hauptsaison, in der es doch für den Winter vorzusorgen gelte, schimpfte Fabián. Seine Vermutung: Die Stadt möchte das Geschäft mit den lebenden Statuen gern selbst übernehmen und Kostümgestaltung und Performance dem städtischen Theaterinstitut übertragen, zwecks besserer Kontrolle. Das klingt zwar nach Verschwörungstheorie; einer Stadt, die Ballspielen,im Stadtzentrum Bikini tragen und den Einkauf beim (illegalen) fliegenden Händler mit teils saftigen Geldstrafen handelt, wäre das durchaus zuzutrauen. Kann also gut sein, dass an den Ramblas mittelfristig als Kolumbus, Sant Jordi (der heilige Georg ist offizieller Schutzpatron Kataloniens) oder Pep Guardiola (der sakrosankte Ex-Barça-Trainer ist inzwischen fast so etwas wie der inoffizielle Schutzpatron Barcelonas) verkleidete Schauspielstudenten Spalier stehen. Praktischerweise könnten die dann gleich auch als Fremdenführer fungieren. Eine Münze in die Kappe werfen und schon weist der ausgestreckte Zeigefinger zur nächsten Sehenswürdigkeit.

 

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Journalismus und Technologie

Was ist wichtiger: Tempo oder Genauigkeit? In Zeiten von Twitter etc. pp. ist das eine nicht unerhebliche Frage für Medienschaffende. Aktueller Anlass, sie zu stellen, gibt die Verkündung des Urteils zur Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama, aufgrund der am Donnerstag anscheinend die ganze Welt nach Washington geschaut hat. (Behaupten jedenfalls die Journalisten.)

Um 10:09 Uhr verschickte der Nachrichtensender CNN die folgende Meldung: “The Supreme Court has struck down the individual mandate for health care – the legislation that requires all to have health insurance.”

Das war schnell, aber leider falsch, und beruhte auf einer falschen Auslegung des dicken Urteils. Neun Minuten später folgte deshalb die Korrektur: “The Supreme Court back all parts of President Obamas signature health care law, including the individual mandate that requires all to have health insurance.” Autsch. 

Besonders peinlich an diesem Fehlgriff, der übrigens auch Konkurrent Fox News unterlief: CNN täuschte selbst Präsident Obama, der die atemlose TV-Berichterstattung vom Oval Office im Weißen Haus aus verfolgte. Autsch.

 

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Ab in die Tiefe

Fußball hin, Halbfinale her – gestern fand ein großes Jubiläum statt. Ein Gedenktag, damit die wahren Heldentaten der Menschheit nicht in Vergessenheit geraten. Denn vor einem Vierteljahrhundert erschütterte ein Schrei Europa, der noch immer nachhallt. Erstmals stürzte sich ein Bungy-Springer vom Eiffelturm.
Der da am Seil baumelte, war AJ (kurz für „Alan John“) Hackett. Der gut abgehangene Tausendsassa ist für Neuseeland und den Extremsport das, was Reinhold Messner für Tirol und die Yeti-Jagd ist: eine Ikone , von übermäßiger Adrenalinausschüttung gezeichnet. Testosteronbrüder im Geiste: Den einen zog’s in die Höhe, den anderen in die Tiefe.
Hackett, der antipodische Pionier des kommerzialisierten Wahnsinns, hatte sich von Südseeinsulanern in Vanuatu inspirieren lassen, die an Lianen gebunden von wackeligen Türmen springen. Zum Glück hielt er sich von einer anderen vanuatischen Tradition, dem berauschenden Kava-Trinken, fern. Sonst hätte Hackett seitdem den Extremsport Kaving exzessiv betrieben und nur breit in der pazifischen Sonne gelegen. Was er mittlerweile hoffentlich tut, denn der Bungy-Mann hat längst ausgesorgt.
Was AJ Hacket und seine Mannen für den großen Eiffelsprung am 26. Juni 1987 ausheckten, stellt „Ocean’s 11“ an Konspiration in den Schatten. Wochenlang hatte die Bungy-Crew den Turm ausspioniert, Kameras platziert und die Ausrüstung nach oben geschmuggelt. Im Morgengrauen ließ sich Hackett dann verknoten. Die exakte Länge des Seils war mit Angelschnur gemessen worden. Als die Sonne über Paris aufging und die Polizei am Boden mitbekam, was vor sich ging, spazierte AJ in die Luft. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein verdammt großer Sprung für den Abenteuertourismus“, beschreibt er es flott in seinen eigenen Worten. „Jeden Tag soll man sich daran erinnern, das man noch lebt.“
Wir wissen alle, was dann passierte. Auf jeder Kirmes im Rheinland, auf jedem besseren Parkplatz zwischen Polarkreis und Dubai stand fortan ein Kran mit Gummiseil. Es wurde gesprungen und geschrien und gebaumelt, selbst aus Hubschraubern, dass es eine Zumutung war, von all den Zerrungen ganz zu schweigen. Total überteuerter Schwachsinn, natürlich – aber ach so geil, wenn man es denn doch tat. Ich bekam einen Freisprung vom Fernsehturm in Hamburg geschenkt und überwand mich in einem Anflug von Todesmut und Angeberei. Von sowas zehrt man im Alter, wenn man es nicht mal vom Fünfmeterbrett geschafft hat.
Das ist alles lange vorbei, aber nicht in Queenstown auf der Südinsel Neuseelands: Von dort aus hat das AJ Hackett Imperium die Welt erobert. Einen Bungy-Tempel haben sie dort errichtet, mit wummernden Beats und athletischem Personal. Noch immer wird dort von der Brücke über der Kawarau-Schlucht im Minutentakt gesprungen, als gäbe es keine Schwerkraft. Unten im Fluß liegen viele Schlüsselbunde, aus all den Hosentaschen. Wenn vorbeifahrende Touristen glotzen, karambolieren sie oft in ihren Wohnmobilen und erinnern sich daran, dass man noch lebt.

 

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“Ich weiß, was ein Publikum braucht”

Bomm, bomm, bomm … hallt es bei den Spielen der spanischen Nationalelf durchs Stadion. “Manolo – el del Bombo” trommelt wieder. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit den heute 63-Jahre alten, bekanntesten Fan der “Roja” zu interviewen. Ein kleines Schmankerl in diesen Fußball verrückten Tagen.

Wie kamen Sie zur Trommel?

Ich stamme aus Aragón, und da ist die Trommel ein weitverbreitetes Instrument. Vor 28 Jahren fing ich an, bei Regionalklubs in meiner Heimatregion zu trommeln. Dann begann ich bei Real Zaragoza, einem Klub aus der ersten Liga. Schließlich landete ich bei der Nationalmannschaft. Seither reise ich durch die Weltgeschichte.

Verlangt das große Opfer?

Ich habe für den Fußball alles aufgegeben, meine Familie, mein Geschäft. Die kleine Bar gegenüber dem Stadion in Valencia ist das einzige, was mir geblieben ist. Wenn ich unterwegs bin, mache ich den Laden dicht.

Alles für den Fußball?

Ja. Denn bei der Trommelei merkte ich sehr schnell, daß mich das Publikum mag, und zwar überall auf der Welt. Das Publikum genießt es richtig, wenn ich trommle, und ich genieße es auch. Meine Familie wollte da einfach nicht mitziehen, und so haben wir beschlossen, uns zu trennen.

Mit der Trommel kann man in Ihrer Heimat ganz unterschiedliche Gefühle ausdrücken: Trauer am Karfreitag, aber auch Freude auf den Dorffesten. Hat Manolo auch verschiedene Rhythmen?

Je nachdem, wie das Spiel läuft, trommle ich verschieden. Ich laufe immer den Fanblock auf und ab. Dabei merke ich sehr schnell, was das Publikum braucht.

Haben Sie wegen der Trommel nie Probleme bekommen?

Doch. Einmal in Italien wollten die mich erst nicht ins Stadion lassen, aber das ist schon lange her. Jetzt kennt mich ja alle Welt.

Spielen Sie noch immer auf Ihrer ersten Trommel?

Nein, ich habe schon viele verbraucht. Und eine Trommel ist auf einem Rückflug von Costa Rica nach Madrid spurlos verschwunden. Ich bin dann extra noch einmal nach Costa Rica geflogen, aber es hat alles nichts genutzt.

Dann haben Sie also keine so enge Beziehung zu Ihrem Instrument wie zum Beispiel die Flamenco-Gitarristen?

Nein. Das einzige, worauf es ankommt, ist der Durchmesser von 75 Zentimetern – wegen der Tonhöhe und der Lautstärke.

Wenn Manolo el del Bombo ins Rentenalter kommt, was dann?

Ich mach’ weiter, solange es dem Publikum gefällt.

 

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Der «Fighting Sioux» entschwebt in die ewigen Jagdgründe

Zu einer der großen Überraschungen meines Korrespondentendaseins in den USA gehört, wie wenig sich Leserinnen und Leser (oder Redakteurinnen und Redakteure) für Indianer-Geschichten interessieren. Ich dachte immer, dass Berichte über das Leben der amerikanischen Ureinwohner in meiner Heimat auf besonders offene Ohren stoßen – obwohl ich in meiner Jugend nun wirklich kein Winnetou-Leser war.

Diese Geschichte beispielsweise: Kürzlich hat der konservative Bundesstaat North Dakota in einer Volksabstimmung entschieden, dass die staatliche Universität den Übernamen «Fighting Sioux» in den Ruhestand schicken darf. Dieser Übername, der vor allem bei Sportveranstaltungen der Universitätsmannschaften eingesetzt wurde, hatte angeblich Anspielungen auf die Widerstandskraft der Indianer geweckt. Solche (späte) Verbeugungen vor den «Native Americans  sind aber heutzutage verpönt. Nur wenige Sportteams – die Redskins in der NFL (Football) beispielsweise, oder die Cleveland Indians in der MLB (Baseball) – halten noch an ihnen fest. Die Vereinigung der College-Sportorganisationen NCAA hingegen hat einen Bann verhängt: Wer an seinem Indianer-Maskottchen oder -Übernamen festhalten will, der wird im Gegenzug von den nationalen Sportwettbewerben verbannt. Da dies finanzielle Folgen hätte, befolgen fast alle Unis den Ukas der NCAA.

So weit, so gut. Die Geschichte in North Dakota – dem derzeit wirtschaftlich erfolgreichsten US-Bundessstaat übrigens – besitzt aber noch einen zusätzlichen Dreh. Der Stamm der Spirit Lake, ein Zweig der Sioux-Indianer, sprach sich nämlich ausdrücklich für die Beibehaltung des Übernamens aus. Und auch aus einem anderen lokalen Stamm waren positive Stimmen zu hören.

Eine spannende Geschichte, finde ich. Sie zeigt, wie stark sich die Beziehungen zwischen Einwanderern und Ureinwohnern verändert haben – und wie komplex sie immer noch sind, angesichts der wirtschaftlich desolaten Verhältnisse in vielen Indianer-Reservaten. Aber eben: Platz hat eine solche Geschichte derzeit in deutschsprachigen Tageszeitungen nicht. Ob es wohl daran liegt, dass die Winnetou-Fans langsam aussterben?

 

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Südafrikanischer (not so) Small Talk

„Glauben Sie auch, dass Jesus bald zurückkehrt?“ Vollkommen entgeistert schaue ich von dem Formular auf, in das ich gerade meine Adresse und Telefonnummer eintrage. Wie bitte? Doch die Frau auf der anderen Seite des Verkaufstresens lächelt nur freundlich zurück. Für sie scheint es ganz normal, eine Kundin, die gerade einmal vor 5 Minuten den Laden betreten hat, nach ihrer religiösen Überzeugung zu fragen. Meine Sprachlosigkeit nutzt sie aus, um mir lang und breit zu erklären, warum alles für die Rückkehr ihres Erlösers spricht.

Auch mein Automechaniker verwickelt mich nach der kurzen Unterhaltung über die Ergebnisse der Inspektion in ein langes Gespräch über Glaubensfragen. Ein auffälliger Blick auf die Uhr, alle Versuche seinen Monolog höflich zu beenden und wieder auf mein Auto zu sprechen zu kommen, ignoriert er einfach. Sein Thema ist nicht Jesus’ Rückkehr, sondern die heilende Wirkung der Meditation. Zum Abschied, nach einer gefühlten Ewigkeit, bekomme ich nicht nur die Rechnung mit auf den Heimweg, sondern auch ein Bild seines Gurus.

Südafrikaner reden gern über Religion. Auch mit Wildfremden. Dabei zeigen sie häufig einen, für mich immer wieder überraschend direkten, missionarischen Eifer. Was in Deutschland als Eindringen in die Privatsphäre empfunden würde, gehört am Kap zum erweiterten Small Talk. Und so kann man nie wissen, wie ein Gespräch nach dem ebenso obligatorischen wie harmlosen „How are you?“ endet.

 

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Rausschmiss aus dem Euro

Busfahren in Athen macht wieder Spaß. Nicht nur weil der Verkehr so ruhig dahinplätschert wie in einer bayerischen Kleinstadt, seit so viele Menschen ihre Autos wegen der Krise verkauft oder abgemeldet haben. Nein, was mich freut, ist, dass ich endlich wieder hoffnungsvolle Gesichter sehe. Glänzende Augen, stolze Mienen. Heute Morgen zum Beispiel: „Zwei zu eins“, sagt ein ansonsten eher unscheinbarer kleiner Herr und blickt fordernd in die Runde. Zufriedenes Nicken. „Drei zu zwei“ setzt sein Nachbar drauf. Das war gewagt, kommt aber gut an. Die Europameisterschaft. Deutschland gegen Griechenland. Aus griechischer Sicht das Spiel der Saison, des Jahrzehnts, des Jahrhunderts. Der Bus legt sich in die Kurve. „Wir kicken sie aus dem Euro“, trumpft der kleine, eher unscheinbare, auf. Breite Zustimmung. „Euro“ bezeichnet auf griechisch sowohl die gemeinsame Währung als auch die Europameisterschaft. Die Aussprache ist zwar nicht identisch, aber wen kümmert das schon. Die Griechen wittern ihre historische Chance, da ist man nicht kleinlich. Sie seien faul, mussten sie sich die letzten zwei Jahre anhören, sie seien nicht nur pleite sondern auch tief in Schuld verstrickt und könnten Absolution nur erlangen, wenn sie ihre Inseln verkauften oder besser gleich die Akropolis. Die Griechen revanchierten sich mit Fotomontagen, die Angela Merkel in Naziuniform zeigten. Half alles nichts. Die Staatsverschuldung stieg, die Simmung sank. Zuletzt in den Keller. Nun aber geht es aufwärts. „Am Freitag zeigen wir es den Deutschen“, hakt der eher unscheinbare kleine Herr im Bus nach. Jemand anders hat eine bessere Idee. Bombensicher sei sie: Man sollte auf eine haushohe Niederlage der eigenen Mannschaft wetten, die Deutschen gewinnen lassen – und Griechenland mit dem Wettgewinn freikaufen.

 

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Die EM in Australien

Ob wir “hier unten” (gemeint ist Australien) denn auch im EM-Fieber sind? werde ich dieser Tage häufig gefragt. Manche sind vorsichtiger und fragen: “Bekommt ihr von diesem Weltereignis viel mit?”
Auf beide Fragen antworte ich hier stellvertretend mit zwei Bildern, die ja bekanntlich mehr sagen als viele Worte. Oben Seite 10 aus der Sportbeilage vom Sydney Morning Herald von heute, 18. Juni 2012. Oben Damenhandball, dazwischen ein bisschen Cricket und, ja genau ganz unten rechts die Ergebnisse der European Championship im Football. (Genauer: es sind die Ergebnisse vom letzten Freitag und  Vortagen…). Naja, sagen Sie jetzt, wer braucht Ergebnisse, wenn er die Spiele ansieht? (Und jetzt jammert bloß nicht wieder über Zeitverschiebung und unchristliche Sendeplätze, denn die habt ihr euch selbst zuzuschreiben).
Auch dazu ein kurze Klarstellung: Niemand hier unten sieht die Spiele. Auf jeden Fall nicht in mir bekannten Fernsehsendern. Nicht zu komischen Uhrzeiten oder am nächsten Tag als Aufzeichnung, nein, das australische Fernsehen zeigte die Vorrunden-Spiele in diesem Jahr überhaupt mal gar nicht. Mag sein, dass sie auf irgendeiner teuren Bezahl-Station von Rupert Murdoch laufen. Aber Menschen mit normalem Fernsehkabel sehen den Fussball nicht. Nicht die Deutschen oder die Dänen oder die Griechen. Ja wir können Highlights auf Youtube angucken. Und sehen wie Jogi Löw einem Balljungen das Runde aus dem winkligen Arm stösst. Macht das Spass? Hm, Nein. Ach ja, Sie hatten gefragt, ob hier unten irgend jemanden die Europameisterschaft interessiert. Die Antwort ist: Njet, No, Nicht Die Bohne.

 

 

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Invasion der Maori-Mücken

Dass vom Erzfeind am anderen Ufer der tasmanischen See – also Australien – nur Schlechtes kommt, ist für einen Neuseeländer so selbstverständlich, wie dass die Sonne mittags hoch im Norden steht. Ein Naturgesetz quasi. Und die Natur ist es, die wir hier im schönen Aotearoa besonders schätzen und schützen, auch wenn nicht alles so rein und „100% pur“ ist, wie es die Tourismuswerbung vorbetet.
Aber an unseren knackigen Äpfeln zum Beispiel hängt nicht nur unser Herz, sondern auch die Wirtschaft: Wir exportieren pro Jahr Obst und Gemüse im Wert von über einer Milliarde Euro. Daher ist mit uns nicht zu spaßen, wenn das finstere Reich der Känguruhs (kurz: Oz), in dem es ja von giftigen Viechern nur so wimmelt und auch die Eingeborenen nicht viel zu lachen haben, uns eine Agrar-Pest beschert. Die letzte Attacke der Australier hat das halbe Land in Alarmbereitschaft versetzt: In Auckland wurde eine Fruchtfliege aus Queensland geortet.
Was dann auf dem Markt von Avondale passierte, stellte den spektakulären FBI-Helikoptereinsatz bei der Verhaftung des Megaupload-Millionärs Kim Dotcom in den Schatten. 30 Beamte patroullierten zwischen Gemüsekisten. 388 Fliegenfallen wurden rund um die Stelle platziert, wo die eingeschleuste Fruchtfliege ihre Invasion gestartet hatte. 200 Bio-Mülltonnen wurden aufgestellt, um gezielt verdächtige Obstabfälle abzufangen. Überreifes wurde auf Larven getestet.
Erst nach zwei Wochen wurde Entwarnung gegeben. Niemand musste diesmal evakuiert werden, so wie vor acht Jahren, als wegen der gemeingefährlichen Apfelmotte ganze Landstriche aus der Luft mit Pestiziden besprüht wurden. Nein, wir können uns wieder ganz sicher in unserem hart verteidigten Ökosystem fühlen, uns bequem im Fernsehsessel zurücklehnen und uns jede Woche genüßlich angucken, wie wir‘s den verdammten Ozzies heimgezahlt haben.
‚The GC‘ heißt die Rache der Kiwis. Das ist eine neue Reality-Soap und spielt an der ‚GC‘, also der Gold Coast – jene berüchtigte Ferienküste voller Vergügungsparks und schlechter Bars, gegen die der Ballermann wie Worpswede wirkt. Die seltene Spezies aus Neuseeland, die die Australier dort ertragen müssen, sind junge Maori. 130.000 von ihnen suchen südlich von Brisbane das schnelle Glück. Die Kamera begleitet Tame, Nate, Rosie und wie sie nicht alle heißen – ‚Möchtegern-Model‘, ‚angehender Rapper‘,‚Investor‘, ‚besorgte Mitbewohnerin‘ – bei ihren Streifzügen durchs Nachtleben, ins Tattoo-Studio, beim Fotoshooting und Friseur. Hanteln und Haarverlängerungen spielen tragende Rollen. Es wird viel gezofft, Sonnencreme aufgetragen und zerbrochenes Glas weggekehrt, immerhin.
Alle Protagonisten werden mit ihrer Herkunft vorgestellt, die meisten ‚Bros‘ sind vom Stamme ‚Ngati Porou‘. Daheim nennt man sie jedoch lieber ‚Ngati Skippy‘, so wie das Buschkänguruh, weil sie einfach „nach drüben“ gehüpft sind. An der Gold Coast haben die Kiwi-Prolls auch einen Namen: Mozzies, weil ‚Maori-Ozzies‘. Mozzie bedeutet Mücke. Die Invasion ist gelungen.

 

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Reich und Arm am Sunset Boulevard

“Während ich hier mit Ihnen sitze mache ich vermutlich 1500 Dollar mit dem Grundstück, das mein Großvater vor 70 Jahren für 1500 Dollar gekauft hat!” Der Mann, der das sagte ist Robert Anderson, Urenkel der ersten Managerin des Beverly Hills Hotels. Für ein Interview zu dessen hundertsten Geburtstag hat er mich in die Polo Lounge eingeladen, erzählt von großen Hollywood-Deals, die hier heute abgeschlossen werden, von Elizabeth Taylor, die in Bungalows des Hotels sechs von acht Flitterwochen verbrachte und von Marlene Dietrich, die an der Bar der Polo Lounge Hotelregeln brach: niemand konnte der deutschen Diva verbieten, Hosen zu tragen!

 

Am meisten beeindruckte mich allerdings die Geschichte von Andersons Urgroßmutter, der Gründerin des Hotelbetriebs.Margaret Anderson setzte in einer Zeit als Frauen noch nicht wählen konnten und Beverly Hills aus Feldwegen und Bohnenfeldern bestand auf Luxus. Die alleinstehende Mutter von zwei Kindern führte das Hotel zum Riesenerfolg. Ihr Sohn kaufte wenig später Immobilien in der aufstrebenden Stadt, unter anderem am Sunset Boulevard und dem heutigen Rodeo Drive. Daher das nette Einkommen von Margarets Urenkel Robert.

Nur wenige Tage nach meinem Mittagessen im Beverly Hills Hotel war ich einige Kilometer entfernt wieder am Sunset Boulevard, genauer gesagt an seinem Ostende, wo er Cesar Chavez Avenue heisst, benannt nach dem großen Kämpfer für Rechte der Landarbeiter in den USA. Im ältesten Viertel von Los Angeles, der heutigen Olvera Street traf ich den Nachkommen einer ganz anderen Familie:

Mike Mariscals Urgroßvater mietete einen der ersten Läden für mexikanische Souvenirs in der Fussgängerzone, die Touristen ins Pueblo anziehen sollte. Das Geschäft blieb in der Hand der selben Familie. Mike und seine Frau Rosa setzen sich von der Konkurrenz durch Poster, Postkarten, handbemalte Totenköpfe und handgeschnitzte Skulpturen von lokalen Künstlern ab. Die meisten Kunden sind Touristen ohne Blick für die Kunst. Sie kaufen Sombreros und Ponchos aus Massenproduktion. “Es ist schwer für uns, die Rechnungen zu bezahlen,” erzählt Mike. Die Häuser hier gehören der Stadt. Die hat vor einem Jahr angesichts von roten Haushaltszahlen die Miete um 300 Prozent erhöht.
Das Treffen dieser zwei Männer, die in vierter Generation an der selben Straße in Los Angeles wohnen, hat mir viel über die Geschichte der Stadt erzählt. Entscheidungen ihrer Urgroßeltern haben Los Angeles genauso wie die Leben von Robert Anderson und Mike Mariscal  geprägt. Ihre Geschichten könnten kaum unterschiedlicher sein.

 

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Mama Merkel

Meine Nachbarin begrüßt mich seit ein paar Tagen mit “Hallo Angela”. Der Grund: Dank der unvermeidlichen lautverstärkenden Funktion des spanischen Lichthofes bekommt die gesamte Nachbarschaft mit, wie ich versuche, ein Krabbelkind am Chaos stiften zu hindern. Und, leider, ähnelt meine Strategie der der deutschen Bundeskanzlerin: permanentes Nein sagen. Angela sagt Nein zu Euro-Bonds. Ich sage Nein zum Mülltonne ausräumen. Angela sagt: Nein, prinzipiell keine Abkehr vom Sparkurs. Ich sage: Nein, nicht das Handy ins Klo werfen. Der Unterschied: Merkels Wort hat Gewicht, meins nicht.

Tatsächlich ist die Frau im Krisen-Spanien omnipräsent. Kein Titelblatt, von dem nicht ihr Name prangt. Keine Nachrichtensendung, die ohne sie auskommt. In den Redaktionen stehen Spezialisten bereit, die jede neue Wendung deutscher Euro-Politik analysieren und kommentieren. Manchmal hat man den Eindruck, dass spanische Politik nicht in Madrid, sondern in Berlin gemacht wird.

Kein Wunder, dass inzwischen die ersten Ermüdungserscheinungen auftreten. Kein Wunder, dass das inzwischen zu erheblichen Ermüdungserscheinungen führt. Er leide unter „Ale-manía“, unter Deutschland-Manie, bekannte der Kolumnist Suso de Toro kürzlich in der katalanischen Zeitung La Vanguardia: Seine einstige Bewunderung für das Land verwandle sich langsam in eine Phobie.

Er ist nicht der einzige, der gegen Mama Merkel aufmüpft. Die Gratis-Zeitung Qué versucht es auf die Ätsch-Bätsch-Tour: „Merkel, Berlin hat keinen Strand“ titelte sie triumphierend über ein idyllisches Strandfoto. Die Rückbesinnung auf touristische Primärtugenden kommt nicht von ungefähr: Das Vertrauen in das Finanzsystem (Bankia steht vor dem Bankrott und unter dem Verdacht Bilanzen gefälscht zu haben), die Justiz (der Chef des Obersten Gerichtshofes verprasst Steuergelder auf Vergnügungsreisen und wundert sich über die Empörung) und die Politik (Amnestie für Steuersünder, Steuererhöhung für alle anderen) mag erschüttert sein, aber wenigstens aufs Wetter kann man sich verlassen. Und wem das zur Hebung des nationalen Selbstbewusstseins zu wenig ist, der hofft auf die EM.

 

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Rotschopftag

Ihr hattet alle schöne Pfingsten? Pah! Wir hatten in Neuseeland letzte Woche den Tag der Roten. Alle Jahre wieder ruft der Radiosender The Edge am 25. Mai die Parole ‚Hug a Ginga‘ aus – umarme einen Rotschopf. Denn wer obenrum feurig aussieht, hat’s schwer. Narkosärzte müssen einem stärkere Schmerzmittel geben, im Bett ist man angeblich unersättlich, und früher wurde man als Hexe verbrannt, vom Sonnenbrand ganz zu schweigen.
In England wurde vor fünf Jahren eine rothaarige Familie aus ihrem Haus geekelt, und die größte Samenbank der Welt nimmt keine Gaben von rothaarigen Spendern mehr an, weil die Nachfrage danach zu gering sei. Angesichts dieser Schieflage dürfen sich Rote als Randgruppe verstehen, die ihren Behindertentag braucht. Und wir anderen müssen die Karottenköpfe einmal im Jahr zwangsumarmen, ob sie das wollen oder nicht. Das macht die Integration in der Schule und am Arbeitsplatz sicher um vieles leichter. Der Begriff ‚Ginga‘, den ich erst dank des Plärrsenders gelernt habe, ist ja auch ungefähr so schmeichelhaft wie ‚Fettsack‘. Vielleicht sollte man den genetisch Benachteiligten direkt ein rotes Blinklicht auf den Kopf setzen? Und auch der geniale Vorschlag von ‚The Edge‘ wird die Diskriminierung sofort stoppen: In diesem Jahr sollte man am ‚Ginga-Day‘ einen freien Arbeitstag fordern – natürlich nur als ‚Ginga‘. Das Formular dazu konnte man sich runterladen.
Anfang nächster Woche steht uns dann „Queen’s Birthday“ ins Haus. Man hat frei, mehr auch nicht. Kein Kiwi, der im 20. Jahrhundert geboren wurde, würde ersthaft den Geburtstag der britischen Monarchin begehen, der übrigens im April war. Aber der erste Montag im Juni wurde einst als Feiertag von der Monarchie für den Beginn des englischen Sommers ausgerufen. Bei uns ist es jedoch Winter. Das ist alles so absurd wie die Tatsache, dass die Queen unser Oberhaupt ist, aber am anderen Ende der Welt lebt und nur alle Jubeljahre ihre Untertanen im Südpazifik besucht. Für die olle Elizabeth böllert die Regierung in Wellington am Montag brav 21 mal in die Luft. Das war’s. Lang lebe die Kolonie, äh, die Queen.
Seit langem kämpft die republikanische Bewegung Aotearoas nicht nur um eine eigene Flagge und die Unabhängigkeit von Mutter England, sondern auch darum, dass der peinliche Feiertag abgeschafft oder in Matariki umbenannt wird. Matariki ist die Neujahrszeit der Maori und feiert das Auftreten der Pleiaden am Firmament. Es geht um Wachstum und Pflanzzyklen, um Einkehr und Besinnung. In der Schule wird dazu gebastelt und gesungen. Viele Gemeinden machen ein Konzert oder garen was Herzhaftes im Hangi, dem Erdofen. Ein schönes Fest, politisch korrekt sowieso, und in seiner Bedeutung fürs Volk relevanter als die pastellfarbene Matrone im Buckingham Palast.
Dank einer neuen Feiertagsregelung kann man mit seinem Arbeitgeber regeln, statt dem Königinnengeburtstag lieber einen Matariki-Tag zu nehmen. Ja, das ist bikultureller Fortschritt. Die Blonden und Brünetten sollten das Gleiche mit dem Tag der Roten versuchen.

 

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Ende mit Schrecken für Chief Justice Corona

Die Headline des „Inquirer“, der größten philippinischen Tageszeitung, hatte heute BILD-Zeitungsniveau. Nur ein Wort prangte in riesigen Lettern auf der Titelseite: GUILTY! Darunter nahezu seitenhoch das Foto des Missetäters namens Renato C. Corona. Der ist aber keineswegs ein Massenmörder oder der Chef eines üblen Verbrechersyndikats – im Gegenteil, bis gestern war Corona der oberste Richter des Landes. Nun ist er in Schimpf und Schande seines Amtes enthoben.

Was aber hat der ehemalige höchste Jurist des philippinischen Supreme Court auf dem Kerbholz? Eigentlich nichts, was in dem notorisch korrupten Land sonst einen Skandal auslösen würde. Der 63-jährige hat bei der für Staatsbediensteten obligatorischen Offenlegung seines Vermögens die Kleinigkeit von 2,4 Mio. USD und 80 Mio. Peso unter den Tisch fallen lassen. Eine Summe, für die er einige Leben lang arbeiten müsste, um sie zu ehrlich verdienen. Keine Frage, Corona ist mit seinen geheimen Woher-sie-auch-immer-kommen-Millionen kein Einzelfall, im Gegenteil. Die Sensation ist also, dass ein so hohes Tier tatsächlich mal zur Strecke gebracht wurde.

Wie aber war das möglich in einem Land, in dem die Gesetze das Papier nicht wert sind auf dem sie stehen? Ganz einfach, Corona ist dem seit zwei Jahren amtierenden Präsidenten Benigno Aquino in herzlicher Feindschaft verbunden. Denn der höchste Jurist des Landes wurde von Aquinos Vorgängerin Gloria Macapagal Arroyo in einer „Mitternachtsberufung“ zum Chief Justice erklärt, als die Frau eigentlich schon nichts mehr zu melden hatte. Damit hatte Arroyo einen loyalen Freund an der Spitze des Supreme Court – der perfekte Schutz vor der erwarteten Aufarbeitung ihrer skandalträchtigen neunjährigen Amtszeit. In der Tat hätte Corona es fast geschafft, Arroyo die als notwendiger Arztbesuch getarnte Flucht ins Ausland zu ermöglichen. Erst in letzter Minute wurde die des Wahlbetruges und der illegalen Bereicherung Angeklagte am Flughafen abgefangen und verhaftet. Eine Kriegserklärung an Präsident Aquino, der vor seiner Wahl versprochen hatte, mit der Korruption aufzuräumen und Arroyo zur Rechenschaft zu ziehen.

Es braucht also nicht viel Fantasie, um sich auszurechnen, wer dafür sorgte, dass ausgerechnet Corona auf der Anklagebank landete. Keine Frage, das Amtsenthebungsverfahren gegen den obersten Juristen war auch ein politisch motivierter Prozess. Es war aber vor allem ein dringend notwendiges Signal, dass eben nicht mehr jeder in diesem Staat in die eigene Tasche wirtschaften kann und ungestraft davonkommt. Zumal nicht, wenn es der oberste Rechtsprecher des Landes ist. So argumentierten die Befürworter des Amtsenthebungsverfahrens und dieser Sicht schlossen sich gestern 20 von 23 Senatoren an und plädierten auf „guilty“.

Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, wem die nächste fette „Guilty“-Schlagzeile gehören wird. Gloria Macapagal Arroyo, der kleinen Frau mit dem großen Ego, dürfte es seit gestern sehr mulmig zumute sein.

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