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Alle reden vom Krieg

Alle reden vom Krieg. Auch Ido, der Besitzer des Palais des Thés, auf der Ecke Dizengoff Gordon. Er hat schon 5000 Dollar Bargeld bereitgelegt für den Ernstfall. Denn im Kriegsfall ist “cash king”, sagt Ido. Auch Cracker und Dosennahrung auf Vorrat hat er eingekauft. Flugtickets bucht er aber erst, wenn die Sache konkreter wird. Ido rechnet damit, dass es im Mai, Juni los geht mit dem israelischen Präventivkrieg gegen den Iran. Und in der Zwischenzeit “yom yom”. Der Alltag geht weiter.

Die Israelis sind erfahren in Kriegsdingen. Sie reagieren gelassen auf das Säbelrasseln ihrer politischen Klasse. Was sein muss, muss sein, höre ich oft.
Mein Freund Shay, ein politisch sehr engagierter Mensch und Filmemacher, denkt darüber nach, mit seiner Tochter und seiner Frau an einen sicheren Ort zu gehen. Es geht jetzt darum, das Land rechtzeitig zu verlassen sagt er. “Ich will nicht, dass meine Tochter mir in zehn Jahren die politischen Analysen in den Zeitungen dieser Tage unter die Nase hält und mich fragt, Papa, wie konntest Du all diese Vorwarnungen ignorieren und den richtigen Zeitpunkt für eine Flucht verpassen?” Shay hat immer eine kleine Schachtel mit seinen kostbarsten Fotos, seinen Filmen und seinen zwei Pässen, einem israelischen und einem polnischen, in einer Ecke seiner Wohnung bereitstehen – für den Fall, dass es plötzlich schnell gehen muss.

In der Zwischenzeit geht alles einfach wie gewohnt weiter. Am Shabbat gehen die Jogger joggen, die Surfer surfen und die Wanderer wandern. In diesen Tagen sind alle mit den heftigen Regenfällen befasst, der Kältewelle und dem Schnee, der an diesem Wochenende im Golan gefallen ist. Ido und Shay sind immer noch da. Bis auf weiteres.

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