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Auf dem Pfad der Erkenntnis

Die angenehme Einsicht kam am Samstag in der Badewanne: Ich befinde mich auf dem besten Weg, Millionär zu werden. Denn wenn ich einmal eine Chance hatte, bei einer lukrativen Wissens-Show im Fernsehen am Ende im Konfettiregen zu stehen, dann jetzt.

Ich bin nämlich guter Hoffnung, demnächst jene Wissenslücken zu schließen, die mich schon ein Leben lang verfolgen und für die ich immer wieder erstaunte, wenn nicht entsetzte, Kommentare geerntet habe. So verstarb ja in der vergangenen Woche „Mr. Spock“. Zwar hätte ich bislang gewusst, dass er „irgendwas mit Weltraum“ gemacht hat, ich hätte aber keinen Euro darauf gewettet. Makaber, aber wahr: Erst dank der Nachrufe könnte ich nun bei jedem Millionärsquiz das Organigramm der „Raumschiff Enterprise“ runterbeten. Ähnliches Glück hatte ich kürzlich, als im Fernsehen die „Blues Brothers“ liefen. Auch die hatte ich noch nie gesehen und auch hier hätte ich mich bei einer Frage vor einem Millionenpublikum lächerlich gemacht.

Ganz entscheidende Fortschritte machte ich nun eben am Samstag beim  gemeinsamen Bad der Familie am Samstag (vier Menschen, zwei Enten). Da meine Tochter ohne Unterbrechung das Lied „Dornröschen war ein schönes Kind“ singen wollte, bin ich nun wieder mit den Details vertraut, Stichwort „Hecke rießengroß“ und „Königssohn“. Bei anderen Märchen muss ich noch nacharbeiten, Aschenputtel und Schneewittchen habe ich schon immer gern verwechselt – ein neuer gemeinsamer Badewannenbesuch ist bereits vorgemerkt. Damit man mich nicht für völlig ungebildet hält: Ich könnte aus dem Stand locker sagen, welcher Spieler der WM 86 oder 90 wo im Fußballalbum geklebt hat.

Der Erkenntnisgewinn wird über die Jahre natürlich noch größer werden: Ich freue mich schon auf die „???“, die mir immer zu aufregend waren oder auf „Sissi“, das ich noch gesehen habe. Sobald die Kinder in der Schule sind, werde ich auch wieder genauer wissen, wie der Igel Winterschlaf hält und wie genau das noch einmal war mit Heinrich dem Löwen, dieser (brennenden?) Brücke (wo?) und der Gründung Münchens.

Bei meinem Sohn hoffe ich, dass er bald eine Plastik-Werkbank haben will, dann könnte ich ihm ein bisschen bei handwerklichen Tätigkeiten über die Schulter schauen. Leider ist er erst vier Monate alt. In der Zwischenzeit schlage ich die Nägel so gut es geht in die Wand.

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