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Dänemark lockte 1500 >>träge Arbeitslose<< aus Deutschland

In Dänemark herrschen beneidenswerte Zustände – die Arbeitslosenquote liegt laut statistischen Amt der EU unter vier Prozent und das Pro-Kopf-Einkommen ist auch real erheblich höher als in Deutschland. Kein Wunder also, dass die Jobmesse im süddänischen Kolding 1500 Arbeitssuchende aus Deutschland anzog. Sie alle waren gekommen, weil sie ein Leben mit Job in Dänemark einem Leben ohne Job in Deutschland vorziehen würden.

Das dänische Arbeitsmarktmodell der Flexicurity ist in jüngster Zeit in Deutschland fast täglich in den Medien. Politiker und Wissenschaftler plädieren dafür, das deutsche Arbeitsmarktmodell dem dänischen zumindest teilweise anzugleichen. In Dänemark herrscht die angelsächsiche hire & fire-Mentalität und gleichzeitig können die, die arbeitslos werden, mit relativ hoher Unterstützung rechnen.

Die Beschäftigten haben deshalb wenig Angst tief zu fallen und die Unternehmer zögern nicht mit Neueinstellungen, schließlich müssen sie nicht befürchten, die neuen Mitarbeiter weiterbeschäftigen zu müssen, wenn die Auftragslage nicht mehr ganz so gut ist oder das Mitarbeiterprofil einfach nicht mehr paßt.

Es gibt gute Gründe, dass das Modell in Deutschland häufig diskutiert wird, mein Besuch auf der Jobmesse in Kolding machte aber auch auf andere Probleme in Deutschland aufmerksam. Ich sprach mit einigen arbeitssuchenden Deutschen, die nach Dänemark gereist waren, um sich dort nach einer Stelle umzuschauen. Egal, ob sie aus Bremen, Uelzen oder Neubrandenburg kamen – keiner von ihnen war durch das heimische Arbeitsamt, das jetzt Arbeitsagentur heißt, auf die Messe aufmerksam gemacht worden, sondern alle hatten – dem Klischee vom trägen Arbeitslosen zum Trotz – selbst die Initiative ergriffen. Einem Arbeitslosen aus Bremen hatte die zuständige Beraterin von der Reise gen Norden gar abgeraten – "Da sind Sie doch gar nicht der Typ für", kommentierte sie das Engagement.

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