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Die Deutsche Bank sucht einen Rassisten

Die deutsche Bank sucht einen Rassisten. Natürlich nicht, um ihn einzustellen, eher um ihn zu entlassen. Denn irgendwer hat bei einer Personalagentur, die für die Deutsche Bank in Belgien Mitarbeiter rekrutiert, einen schriftlichen Vermerk gemacht, dass die Deutsche Bank wegen der Kundenkontakte bitte „keine exotischen Personen“ als Mitarbeiter wünsche. Der Zettel ist öffentlich geworden und jetzt hat die Deutsche Bank in Belgien ein Problem. Der belgische Arbeitsminister hat sofort eine Untersuchung angekündigt und überlegt eine Klage vor Gericht wegen Diskriminierung. Die Presseabteilung der Deutschen Bank ist daraufhin erst mal in eine Schockstarre gefallen, war für belgische Journalisten einen halben Tag nicht erreichbar und sucht jetzt den Schuldigen. Das Thema ist heikel, weil sich im benachbarten Ausland „deutsch“ und „Rassismus“ ganz schnell auf Nationalsozialismus reimt. Zumal deutsche Großkonzerne in den ehemals besetzten Gebieten zwar als zuverlässig bewundert werden, nicht aber als besonders warmherzig gelten. Die Deutsche Bank hat deshalb sofort eine große interne Untersuchung versprochen und den Tatort in einer ersten Stellungnahme ein Stück vor die Bank verlegt: „Das ist ein schwerer Fehler des Rekrutierungsbüros.“ Sollte allerdings jemand aus den Reihen der Deutschen Bank davon gewußt haben, versichert die Bank, dann werde es ernsthafte disziplinarische Maßnahmen geben: Man werde jetzt  alle verfügbaren Dokumente durchleuchten.Das mit den Dokumenten ist ein feiner Trick, weil alle Welt weiß, dass solche Einstellungsvorgaben gang und gäbe sind, aber nur ganz Doofe das schriftlich weiter geben. Das Rekrutierungsbüro gehört übrigens zu einer holländischen Firma, die natürlich auch versucht, den Rassisten ausfindig zu machen. Aber das kann dauern und am Ruf kratzen. Deshalb hat der der Pressesprecher der Deutschen Bank allen Belgiern versichert, dass man Exoten geradezu suche: „Wir legen großen Wert auf Diversität.“  Besonders erfolgreich scheint die Deutsche Bank dabei nicht zu sein. „Es fällt schon auf,“ meint der Direktor des belgischen Zentrums für Chancengleicheheit, „dass in der Bank doch sehr wenig Menschen mit fremdländischer Herkunft arbeiten.“ 

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