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Kein Klima für Wäscheleinen

Wäscheleinen führen zu Slumbildung. Und Trockner sind eine Supersache. Wussten Sie nicht? Im Land der fleißigsten CO2-Verursacher ist derlei sonnenklar.

Zwar war es ein Australier, der die Wäschespinne (Hills Hoist) erfunden hat, beliebt ist Open Air Wäsche im Südhalbkugelwind trotzdem nicht. In Gärten darf Buntes (noch) flattern. Auf Balkonien nicht, jedenfalls nicht in Neusüdwales, (hier wohnen die meisten Australier), auch im “Sunshinestate” Queensland und in Westaustralien ist derlei per Mietergesetz verboten. Wofür gibt es schließlich Wäschetrockner! Die sind umweltpolitisch etwas gestrig? Pah, ein neunseitiger Behördenreport hat hier unten gerade herausgefunden: Leute verbrauchen fast mehr Strom mit Standby-Fernsehern und ähnlichem Gerät als mit Trocknern. Fazit: Es ist völlig okay, Wäsche weiter im Trockner zu trocknen, und es auf Balkonen verbieten.

 

Was genau jene leinenfeindliche Australier nun gegen die Balkonwäsche haben, ist nicht sooo einfach zu erklären. Besagter Neunseitenreport hat ermittelt, dass es vor allem um Ängste geht: Furcht Nr. 1: Immobilienpreise wackeln (“Sieht ja hier aus wie bei Hempels in Neapel! Das senkt den Marktwert der Wohnung!”), um soziale Ängste (“erinnert an Slums in Hong Kong”) und um die Angst vor Entblößung: (“Wer will schon des Nachbarn G-String sehen?”). 
Ich habe übrigens noch nicht mal einen Balkon, meine Hinterhofleine stört offenbar das Immobilengefüge nicht, und ich könnte daher eigentlich die Klappe halten. Aber seit klar ist dass Australien die USA als größte CO2 Pro-Kopf-Verursacher überholt hat, fallen mir ständig derlei Absurditäten auf. 20,5 Tonnen Treibhausgase verursacht jeder Aussie im Jahr, doppelt so viel jeder Deutsche. Zwar heizt Sydney weniger als Stuttgart. Aber die Regierung liebt nun mal Kohlekraftwerke. Und sie hat Zeit für Gesetze, die Wäsche auf Balkonen verbieten. Halleluja.
Ich stimme Premierminister Rudd zu, der neulich in seinem Blog (ja, hier unten bloggt selbst der PM) meinte: ‘Viel mehr muss getan werden, wenn wir erfolgreiche Vereinbarungen bei der Konferenz in Kopenhagen erziehen wollen.’  Ich kanns kaum erwarten.

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