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Nicht olympiareif

Heute – am 8.August – in genau 2 Jahren werden in Peking die Olympischen Spiele beginnen.

Aus diesem Anlass mussten die Pekinger heute staatlich verordneten Frühsport betreiben. Die städtischen Behörden hatten Tausende von Bürgern in den Parks aufmarschieren lassen, um der ausländischen Presse unter Beweis zu stellen, wie fit die hiesige Bevölkerung ist. Ein Pressetermin, so ganz nach dem Geschmack der Propagandazaren, geschickt inszeniert und kontrolliert.

Wenig Grund zum Feiern dagegen sieht der „Foreign Correspondents' Club in China" – ein Verband, der sozusagen halblegal die Interessen der hier akkreditierten Korrespondenten vertritt, Peking erkennt ihn nämlich nicht an.

Die Art und Weise, wie Peking die Arbeit ausländischer Berichterstatter behindere, entspreche nicht dem olympischen Geist, beklagte FCCC-Präsidentin Melinda Liu in einem offenen Brief an die chinesischen Behörden. China habe versprochen, den Medien völlige Freiheit zu gewähren. Davon kann bis heute nicht die Rede sein.

Im Gegenteil: gerade in den letzten Wochen und Monaten sind besonders viele Journalisten in China bei der Ausübung ihres Berufs verhaftet worden. Darunter auch mein Kollege Georg Blume von der ZEIT, der Bauern in Yünnan – ohne vorherige Genehmigung – über ihre Umsiedlung für ein Staudammprojekt befragte. Einer unserer chinesischen Gesprächspartner wurde nach einem ARD-Interview zum Krüppel geschlagen.

Nur unter Aufsicht sind Recherchen möglich, oder vielmehr: unmöglich. Denn natürlich werden kritische Interviews niemals genehmigt, sondern unter den fadenscheinigsten Gründen abgesagt.

Und was den olympischen Pressetermin betrifft: dafür musste man sich auch anmelden. Ohne Genehmigung keine Interviews. Weil wir die Regeln kennen, haben wir uns angemeldet, für den Frühsport im Park am Himmelstempel, eine der schönsten Kulissen Pekings. Da wollten wir sowieso filmen heute. Denkste! Abgelehnt. Fürs Filmen wollen die Pekinger Behörden nämlich Geld, selbst wenn es um Werbung für Olympia geht.

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