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Prost Australien oder: Die Angst vor Alkohol und Alkverboten…

Schon fast zwei Wochen vor dem “Australia Day” zittern Ordnungshüter vor dem Nationalfeiertag. Denn für viele Bewohner des Fünften Kontinents ist der 26. Januar eher nationaler Trinktag. Statt sich an die Anfänge weißer Besiedlung zu erinnern wird gesoffen, und zwar gern bis es kracht.

Heute früh diskutierten Politiker und Polizei wahrhaft darüber, ob es eventuell helfen könnte, wenn Bottleshops erst ab 14 Uhr harte Sachen (mit über 4 Umdrehungen) verkaufen dürften…

Der Strandstadtteil Coogee hat sich kurzfristig zur booze-free zone erklärt, an den Nachbarstränden Bondi, Tamarama und Bronte darf eh seit ein paar Jahren nicht mehr open air gepichelt werden.

In Perth wird der dürre Rasen beim Riesenfeuerwerk ebenfalls mit Bier getränkt, sobald sich eine Uniform nähert – Absolutes Alkverbot. Denn Australier, die sich selbst gern augenzwinkernd als “nation of functioning alcoholics” bezeichnen, kennen leider ihre Grenzen nicht. Viele funktionieren eben nach zehn Bier dann doch nicht mehr so gut.

Sie trinken zu viel, zu ausdauernd, und mit wenig charmanten Folgen: 70 Prozent aller Polizeieinsätze im Bundesstaat New South Wales sind alkoholbedingt. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: drei von vier Sirenenheulern verursacht ein randalierender Pisspot oder betrunkener Autofahrer. Oder anders: Fast 3 von 4 Polizisten wären ohne Alkohol arbeitslos… (komischerweise bringt das bisher keiner der Kollegen hier mit dem boomenden Arbeitsmarkt in Verbindung … 😉

Australia Day ist traditionell heiß und durstig da mitten im Sommer, für viele der letzte Ferientag, kurz: ein kontinentalübergreifender Partymoment. Allein die Ureinwohner fanden den Anfang weißer Besiedlung noch nie wirklich feiernswert. 

Die anderen trinken, grillen, baden und trinken noch etwas mehr. Schon jetzt wittern Boulevardblätter in den angedachten Alkoholbeschränkungen einen Angriff auf die kulturelle Identität. Der Telegraph sieht die “Tradition einiger Biere oder Gläser Wein zum OZ-Day Barbeque in Gefahr“. Ach ja, wenn es nur um “einige Biere” ginge, wäre vermutlich die ganze Aufregung nicht nötig …

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