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Trostlose Toprussinnen

Kürzlich haben die Wochenzeitung „Ogonjok“, Radio „Echo Moskwy“ und der Nachrichtenagentur „RIA Nowosti“ eine Liste der „100 einflussreichsten Russinnen“ erstellt. Mit trostlosem Ergebnis.
Den ersten Platz belegte Valentina Matwijenko. Je gehört? Die Matwijenko ist die Vorsitzende des Föderationsrats. Der Posten soll ein bischen repräsentieren, ein bischen moderieren, ansonsten ist er ziemlich überflüssig. Gelandet ist die Frau dort vergangenen Herbst, nachdem sie ihr sicher gewichtigeres Amt als Gouverneurin von Sankt Petersburg abgeben musste. Wegen permanenter Unbeliebtheit.
Zweite wurde die Schlagergöttin Alla Pugatschowa, die 62jährige konnte wirklich mal singen, ihre Stimme hat zu Recht Breschnjew, Andropow, Tschernjenko, Gorbatschow und Jelzin überlebt. Leider aber ist sie seit Jahren chronisch heiser. http://www.youtube.com/watch?v=nZZphW-lLjY&feature=related
Und weiter? Drittwichtigste Frau Russlands ist die Pressesprecherin des – schon nicht mehr wichtigen – Nochpräsidenten Dmitri Medwedews. Es folgt Medwedews Gattin, danach die Wirtschafts-, die Gesundheitsministerin, dann eine opponierende Partylöwin…
„Die letzten 10 Jahre ist es im Staat Mode, maskuline Züge zu demonstrieren, deshalb sind die Frauen in der öffentlichen Sphäre unterrepräsentiert“, erklärt „Ogonjok“ soviel Bedeutungslosigkeit. „Das fehlende Interesse an einer weiblichen Sicht auf die Dinge ist ein alarmierendes Symptom für unsere Gesellschaft“. Es sei kein Zufall, dass Wladimir Putin sich als Mann außerhalb des häuslichen und familiären Rahmens demonstriere. Und es ist wohl auch kein Zufall, dass von der 25 Experten, die die Toprussinnen auswählten, 23 Männer waren. Schlechte Karten für Russlands Frauen, auch in den Medien. (Weiteres für Russischsprachige: http://www.kommersant.ru/doc/1856639)

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