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Angriff in Abu Dhabi

Ich arbeite ja am ‘gefährlichsten Ort der Welt’ (so Bill Clinton über Pakistan). Und man darf getrost Afghanistan einschießen wie der von US-Strategen erfundene Begriff ‘AfPak’ nahelegt. Da wird man natürlich oft gefragt, wie das so sei und ob man keine Angst habe. Hier kommt eine der Begebenheiten, mit denen ich in Zukunft Familie und Freunde davon überzeugen werde, dass es anderswo viel gefährlicher ist (Neben der indischen Verkehrsopfer Statistik: Allein in Neu-Delhi sterben taglich (!) im Durchschnitt sieben Menschen im Straßenverlehr – und trotzdem sind immer alle froh, wenn ich wieder aus Kabul oder Islamabad hierhin zurückkehre…).

Ich war letzte Woche auf Urlaub in den Vereinigten Arabischen Emiraten (bekannt für Strände, 7-Sterne-Hotels und Einkaufszentren in der Größe deutscher Kleinstädte). Als ich mich am Wochenende mit einem Freund in Abu Dhabi auf den Weg in einen Jazz-Club machte, wurden wir allen Ernstes auf einmal von einer Motorrad-Gang bedrängt. Ich hielt das zunächst für ein Privatrennen einiger Halbstarker im James-Dean-Stil. Dass es mehr war, merkte ich erst als mein Freung Hector aus Nicaragua, der in seiner Jugend bereits Somoza bekämpft hat, das Steuer blitzartig herum riß und auf einen Parkplatz neben der Staße fuhr. Als ich mich vom abrupten Aufprall gegen das Handschuhfach erholt hatte, merkte ich, dass nicht nur Hektor das Auto im Kreis um den Parkplatz jagte, sondern dass uns ein Auto Stoßstange an Stoßstange folgte und die gesamte Gang aus sieben Motorradfahrern mit ihm. Plötzlich schnitt uns einer der Ledermänner von vorn den Weg ab.

Das war nun nicht mehr witzig. Ich fürchtete schon, dass gleich jemand eine Waffe ziehen würde und wollte mich bereits wegducken, als der Motorradfahrer uns mit einer schnellen Handbewegung signalisierte, dass wir vom Tatort verschwinden sollten.

Ich weiss nicht, was danach mit dem Mann passierte, den die Gang verfolgt hat. Aber ich muss sagen, dass ich weder in Afghanistan noch in Pakistan jemals einen solchen Moment der Angst erlebt habe. Hector hatte die ganze Nach Alpträume. Ich hingegen habe gut geschlafen – ich war ja im Urlaub.

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