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Seit ich in Afghanistan arbeite, bin ich Zeugin eines merkwürdigen Phänomens: Ich habe offenbar jede Menge Freunde, von denen ich noch nie zuvor gehört habe. Die melden sich zumeist, dann, wenn es mal wieder kracht, so wie am Wochenende in Kundus. Da kommen dann Fernsehproduktionsanstalten auf mich zu und bitten mich um Kontakte zu Bundeswehrsoldaten, die aus Afghanistan zurückgekehrt sind. Oder es tauchen Journalistenkollegen auf, die mich fragen, ob ich ihnen zufällig die Telefonnummer von Minister XY geben könnte, oder ob ich ein Zimmer frei habe. Ich rede hier nicht von alten Freunden und Kollegen, die ich lange kenne, und denen ich gern mit Rat und Tat zur Seite stehe, sondern von wildfremden Menschen und Medien, von denen ich noch nie einen Auftrag bekommen habe. Diese Kollegen haben offenbar noch nie davon gehört, dass die Kontakte das Kapital eines Journalisten sind, besonders eines freien. Ich habe schon hin und wieder überlegt, ein Hotel mit angeschlossenem Auskunftsbüro zu eröffnen. Aber ich fürchte, das würde sich nicht rentieren, denn Schnorren ist billiger.