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GOOGLE GRÜßT, NUR DAS GELD, DAS GIBT ES NUR EINMAL

 

Freude auf allen Ebenen: Die Hirnwindungen arbeiten auf vollen Touren, die Gedanken prasseln in die Tasten, die Texte schreibe ich so lange um, bis die Endfassung stimmt, dann – geschafft. Noch up and away per Mail – und das in Hamburg schlummernde Bankkonto freut sich auch.

Eine volle Woche bin ich mit der Wahl des neuen Patriarchen der Serbisch-Orthodoxen Kirche beschäftigt. Ich liefere einen Vorbericht, in dem es um Querelen unter den Bischöfen geht, eine erweiterte Nachricht, dass doch, wie vorgesehen, die Wahl an diesem bestimmten Freitag stattfindet und nicht verschoben wird, gebe weiter die Mutmaßungen über die möglichen Kandidaten. Berichte schließlich über die Wahl selbst und über die Inthronisierung des neuen Patriarchen. Ein Portrait des Erwählten und Neugewählten gehört dazu.

All das könnte zur normalen journalistischen Arbeit gehören, wenn die serbische Kirche nicht so geheimnisvoll täte. Keine Nachricht dringt aus der Patrijaršija, dem Kirchenhauptsitz, nach außen. Es scheint, als ob die hohen Kirchenherren eher das Zwiegespräch mit Gott bevorzugen, als dem Volk Auskunft über ihr Tun zu gewähren. Zwar hat die Kirche eine Website, jedoch steht auf dieser Website nichts, was weiterhelfen würde. So hieß es zuerst, die Wahl würde am Freitag, dem 22. Januar, stattfinden, wie lange sie aber dauern würde – das stünde in Gottes Hand. Die Inthronisation KÖNNTE dann am kommenden Mittwoch, am 27. Januar, stattfinden. 

Nach dieser Meldung folgten Tage der Stille. Bis die Popen sagten, naja, möglich wäre es, daß die Wahl länger dauert. Zwei Tage oder so. Und: Die Thronbesteigung wäre dann – am Sonntag.

Ich und Rainer Clos, der zuständige Redakteur beim EPD (Evangelischer Pressedienst), stehen täglich bei Fuß und bereden das mögliche Prozedere, ohne genau zu wissen, was wann passieren wird.

Und dann wird plötzlich alles anders: Nach nur drei Stunden ist der Patriarch Irinej am Freitag gewählt worden, die Inthronisation folgt am Samstag vormittag. Nun telefoniere ich wie wild, um zu erfahren, zu welchem Flügel der neue Oberpope zählt, denn die serbische Presse hat zwar viele von den Bischöfen durchleuchtet, nur diesen Irinej nicht. Die Beschaffung der Fotos stellt das nächste Problem dar. Keiner der befreundeten Pressefotografen hat die Akkreditierung für die Patrijaršija bekommen – also keine Fotos. Diese aber braucht  die Redaktion unbedingt, also weitersuchen. Die Belgrader Presseagentur BETA macht am Freitag um 16 Uhr dicht, auch hier keine Hilfe. Schließlich, nach unzähligen Telefonaten, sind die Fotos gefunden, und am Samstag um 14 Uhr ist alles vorbei.

Die Belohnung für meine göttlichen Dienste war dicke. Die Artikel werden in Deutschland unzählige Male übernommen, sogar der Vatikan tut es, die Texte erscheinen auch in Russisch.

Wunderbar, alles easy, meine Präsenz bei GOOGLE hat zugenommen, nur das Geld, das gibt es nur einmal.

 

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