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Ho! Ho! Ho! I'm hot.

Auch nach fast acht Jahren in Sydney fällt mir schwer, Santa ernst zu nehmen. Ich fürchte, das liegt an etwas peinlich Oberflächlichem wie seinem Outfit. Santa (eigentlich Santa Claus, aber wir kürzen hier unten gern ab), sind jene Herren, die in rotem Samtvelours gewickelt mit dichtem weißem Bart und kuschlig warmer Mütze seit ein paar Wochen umherwandern, in Shopping Malls sitzen und Geschenke verteilen. Dazu rufen Santa Clause zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit “HO!HO!HO!”

Das ist australische Mundart, aber was es heißt hat mir noch kein Einheimischer erklären können. Meine alltagskulturelle Beraterin Christine sagt: “Santa kommt samt zwölf Rudolph (Rudy) genannten Rentieren vom Nordpol. Mit Hohoho vermeidet er Smalltalk, für den er keine Zeit hat, weil er ja um die ganze Welt muss.” Mehr weiß sie über den dröhnend dargebotenen Dreisilber auch nicht. Das “Australian Phrasebook” des bekanntlich immerschlauen Lonely Planet bemüht sich erst gar nicht um eine Erklärung.

Ich glaube, das dreifach-Ho ist mitnichten ein Lachen, sondern Santas Art uns mitzuteilen, dass er es santafeindlich findet, bei über 30 Grad in dicken roten Mänteln rumzulaufen: “HO!HO!HO ist mir heiss!” “Ho-ho-hot is it here…” Nach gut 220 Jahren weißer Besiedlung des Kontinents könnten wir doch eigentlich klimatisch passendere Kleidung für den Hochsommergast vom Nordpol finden.

Immerhin – Dieses Jahr zieren die allgegenwärtigen, bunten Advents-Straßenbanner in Sydney nicht wie sonst die beliebten Eissterne-Motive und Schneemänner. Diesmal schmücken die im Dekorations-Rausch befindliche Innenstadt lokale Flora und Fauna.

Das gibt Hoffnung. Wer weiß, in ein paar Jahrhunderten darf sicher auch der australische Santa Surfshorts tragen. Vielleicht in Dunkelrot mit weißem Puschelrand. 

 

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