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“Rothschild, Ecke Tahrir”?

 

“Rothschild, Ecke Tahrir” steht auf dem Betttuch, das seit mehr als einem Monat zwischen zwei Ästen eines Baumes über einem rot getünchten Freiluft-Zimmer auf dem Tel Aviver Rothschild Boulevard aufgespannt ist. Das Rothschild-Protestcamp liegt heute verlassen da. Das Spruchband schaukelt geräuschlos im Wind hin und her.

Es ist der 1. September, das neue Schul- und Kindergartenjahr beginnen heute in Israel. Eltern kehren in ihre Büroetagen zurück, die großen Ferien und kleinen Ferienvergnügungen sind vorbei. Und die Regierung Netanjahu atmet vermutlich erleichtert auf und hofft, dass der israelischen Protestbewegung nun endlich die Luft ausgeht.

Aber für Samstag Abend ist ein “Marsch der Millionen” angekündigt. Zahlreicher denn je, so hoffen die Organisatoren der Protestbewegung, sollen die 7,7 Millionen Israelis an den Demonstrationen überall im Land teilnehmen. Sie sollen die selbstgerechte Netanjahu-Regierung und das gesamte Geld-Establishment des Landes, die vermeintlichen 18 Magnaten, die den israelischen Markt kontrollieren, hinwegfegen. Die soziale Protestbewegung in Israel beschwört den Geist des Kairoer Tahrir-Platzes. Aber das rote Parloir auf dem Rothschild Boulevard ist an diesem ersten Tag im September ganz verwaist und die Zelte sind menschenleer. Ob der Rotschild Boulevard tatsächlich an den Tahrir-Platz angrenzt, werden wir sehen. Vielleicht schon übermorgen.

Foto: Ruth Kinet

 

 

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