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Timoschenko verdirbt den Umsatz

Mit der gebotenen Objektivität ist es manchmal schwierig. So liess sich unter der Herrschaft der Kaczynski-Zwillinge in Polen wohl kaum ein in Osteuropakorrespondent finden, der nicht genüsslich – wenn mithin vielleicht unbewusst – an den Stühlen der beiden Herren sägte. Wer Schwulenparaden verbot, Rechtsextreme im Bildungsministerium duldete und dazu noch Deutschland, Russland und die Auslandpresse gleich dazu beschimpfte, hatte schlechte Karten. So war die Freunde über die Niederlage der Kaczynski-Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (www.pis.org.pl) bei den von Regierungschef Jaroslaw (der Zwilling ohne Muttermal im Gesicht) selbst angestrengten vorgezogenen Neuwahlen vom Herbst 2007  gross. Doch sie währte kurz: Keine Woche danach begann die Auftragslage einzubrechen. Polens Politik war langweilig geworden, niemand mehr sorge mit aberwitzigen Ideen wie psychologischen Gutachten über die sexuelle Orientierung von TV-Comicfiguren für Lachanfälle in den Nachrichtenredaktionen. Heute weiss ich: Ein Zwilling verkauft sich viel schlechter als zwei.

Doch immerhin hatten viele von uns noch die charismatische Julia (www.tymoshenko.ua) im Nachbarland. Seit gestern ist auch dieser Verkaufsschlager vom Tisch. Die eiserne Lady der orangen Revolution wird zwar noch ein paar Wochen zucken und kreischen, dann aber ist Schluss. Mein Blick mag von den Sparrunden der Verlage getrübt sein: Doch waren es nicht vor allem die festangestellten Korrespondenten, die vor den Wahlen behauptet hatten, es mache keinen Unterschied, wen das ukrainische Volk am 7. Februar zum Präsidenten wähle? Macht es eben doch!

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