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Frankreich: Die Coronavirus-Nachbarschaftshilfe

Was tut man in der Coronavirus-Ausgangssperre, wenn die Wohnung geputzt, der Kühlschrank abgetaut, die Wäsche gebügelt, die Kleider und Bücher aussortiert sind? „Man will helfen“, meint Atanase Perifan, Gründer der „Voisinssolidaires“. Die Assoziation der „solidarischen Nachbarn“ will unter Anwohnern eine Dynamik zur gegenseitigen Hilfe entwickeln, und dies ist heute so wichtig wie nie zuvor. Vor allem für ältere Mitmenschen. Da nur noch wenige mobile Sozialdienste während der Ausgangssperre unterwegs sind, sind viele alte Leute auf sich selbst gestellt. Mit verheerenden Folgen, erklärt Perifan – selbst COVID-19-infiziert – hustend am Telefon: „Auch wenn es rüstige Rentner sind, kommt es schnell zu Mangelernährung mit gesundheitlichen Folgen.“ Hier können Nachbarn helfen. „Für die 80-Jährige im dritten Stock ein paar Lebensmittel aus dem Supermarkt mitzubringen, kostet gerade mal 10 Minuten.“

Nachbarschaftshilfe Paris

Altes Ehepaar in Paris, Les Halles. Foto: Barbara Markert

Auf der Website der soldiarischen Nachbarn gibt es deshalb ein „Kit Coronavirus“ zum Runterladen. Es beinhaltet ein Infoposter, einen Aushang und zwei vorgedruckte Listen, in denen man sich mit Name, Stockwerk und Telefon eintragen kann.

Poster Voisins Solidaires

Poster der Assoziation Voisins Solidaires, Frankreich

In der ersten Woche der Ausgangssperre wurde das Kit bereits über 130.000 Mal abgerufen, seitdem steigt der Download proportionell zu den Infektionsfällen an. Wird denn nur runtergeladen oder auch wirklich geholfen? Perifan: „Wir fragen per Mail nach und wissen, dass 60% der Listen nach drei Tagen ausgefüllt und in Aktion gesetzt wurden.“

 

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Klangteppich aus Kuhmuhen

Nicola de Paoli hat in Wales erfahren, wie man Papageientauchern die schönsten Brutplätze zeigt: Im Nationalpark Pembrokeshire stellen Ranger Vogelattrappen aus Plastik auf, die die Tiere anlocken sollen, und ahmen Töne nach, die die Vögel gerne hören. Das klingt wie das Muhen einer Kuh, die Tonleitern übt. Folge: Zur Brutzeit ist die Insel Ramsey mit einem Klangteppich aus Kuhmuhen bedeckt. Das alles und vieles mehr steht in der neuen Ausgabe des BritishTravel-Magazins. Darin erklärt Nicola de Paoli auch, warum die Royals so gerne nach Cornwall fahren und es in London schon lange vor der Coronakrise angesagt war, am Samstagabend lieber zuhause auf dem Sofa Musik zu hören als in einen Club zu gehen. Die BritishTravel ist für 6,80 Euro am Kiosk erhältlich oder direkt bei  www.britishtravel.de

Nicola de Paoli

Weltreporterin in Edinburgh

paoli@weltreporter.net

 

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Inspiration von Regisseur Jan Philipp Weyl

Regisseur Jan Philipp Weyl im Gespräch mit Weltreporterin Kerstin Zilm

2005, noch als Student, kam der deutsche Regisseur Jan Philipp Weyl zum ersten Mal nach Äthiopien, eingeladen von Karl Heinz Böhm, weil er für dessen Stiftung „Menschen für Menschen” an seiner Schule Spenden gesammelt hatte. Das Land und die Menschen dort haben den gebürtigen Krefelder so beeindruckt, dass er immer wieder zurückkam. Sein Film “Running Against the Wind”, gedreht fast ausschließlich mit äthiopischen Schauspielern und in der Landessprache, war der Beitrag des Landes für die Oscars. Als Kerstin Zilm den 33-jährigen Regisseur in Kalifornien für ein kurzes Interview traf, wurde ein langes Gespräch daraus. Dabei hat Weyl eine Botschaft wiederholt, die die Weltreporterin seither nicht vergessen hat: „Wir müssen alle unseren Träumen folgen, andere inspirieren, dasselbe zu tun, und dadurch die Welt verbessern.”

Kerstin Zilm

Weltreporterin in Los Angeles

zilm@weltreporter.net

 

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Wie leben Kinder rund um den Globus?

Buchcover 100 KinderWenn 100 Kinder stellvertretend für die zwei Milliarden 0- bis 14-Jährigen auf der Welt stehen, tritt Erstaunliches zu Tage: Christoph Drösser hat für sein Buch „100 Kinder” Antworten auf viele Fragen gefunden: Wie sieht ihr Leben aus? Wie viele von ihnen haben genug zu essen, wie viele sind auf der Flucht, wie viele haben ein Fahrrad, wie viele spielen mit Lego? Dafür hat der Weltreporter  Zahlen und Fakten gesammelt,  auf deren Grundlage er den Alltag junger Menschen beschreibt, die auf verschiedenen Kontinenten, in fremden  Kulturen und unterschiedlichen Religionen leben. Illustriert wurde das Kindersachbuch von Nora Coenenberg.

Profilfoto Christoph Drösser

Christoph Drösser

Weltreporter in San Francisco

droesser@weltreporter.net

 

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Touristen auf der Klippe

Der Sommer auf der Südhalbkugel begann im Dezember mit einer Katastrophe: 21 Touristen starben bei dem Vulkanausbruch auf Whakaari (White Island) in Neuseeland. 26 wurden schwer verletzt, auch Deutsche. Manche von ihnen kämpfen nach etlichen Hauttransplantationen und inneren Verätzungen noch immer ums Überleben. Im Ascheregen befanden sich toxische Chemikalien, die zu seltenen Infektionen führen.

Giftig waren auch die Diskussionen, die danach auf hohem Niveau ausbrachen: Wieso durfte die eruptive Insel überhaupt von kommerziellen Reisegruppen besucht werden? Immerhin war das Risiko eines Vulkanausbruchs dort so hoch, dass sich ein renommierter amerikanischer Vulkanologe aus Protest nicht dorthin begeben wollte. Ging den Veranstaltern Geld über Sicherheit?

Das kleine Küstenkaff Whakatane lebt von all den Abenteuerlustigen und Kreuzfahrtpassagieren, die mit dem Boot nach Whakaari übersetzen, dort Gasmasken aufziehen und auch ganz ohne Vulkanausbruch ständig Gefahr laufen, bei einem Fehltritt auf den felsigen Pfaden in einem brodelnden Säuretümpel zu landen. Genau das macht den Reiz aus. Sonst könnte man ja einfach nur YouTube-Videos schauen.

Auch der Tunnel Beach in Dunedin auf der Südinsel mit seinen windgepeitschten Klippen über dem Meer zieht Risikosuchende an. Ein Tunnel aus dem Jahr 1870 führt zu dem einsamen Strand. 2018 brach sich eine deutsche Backpackerin dort ihr Bein, als sie vom Fels abrutschte und um ein Haar 20 Meter in die Tiefe gestürzt wäre. Ihre Rettung war dramatisch bis spektakulär. Da es zu windig für einen Rettungshubschrauber war, mussten sie ein Dutzend Feuerwehrleute bergen.

Einen Monat später wurde am Tunnel Beach eine 120 Meter lange Absperrung gebaut – zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Zaun –, um solche Turnereien in Zukunft zu verhindern. Elf neue Schilder wurden angebracht, die vor leichtsinniger Kletterei und Abstürzen warnen. Und was ist seitdem passiert? Genau. Nach der zweitsteilsten Straße der Welt, ebenfalls in Dunedin, sind gewagte Posen auf den abgesperrten Felsen das Instagram-Motiv schlechthin.

Hunderte von Selfies tauchen dort auf: Yoga-Posen, Verrenkungen – selbst ein Handstand an der Stelle, wo die Rucksackreisende im Vorsommer fast zu Tode stürzte. Was kann man daraus für Whakaari lernen, jene auf unbestimmte Zeit gesperrte Vulkaninsel, die zwei der Leichen noch immer nicht frei gegeben hat? Dass Verbote in solchen Fällen selten helfen und unvorhersehbare Risiken in der Natur überall lauern.

Aber vielleicht sollte man all jene, die sich lieber auf eigene Faust und ohne Veranstalter in Gefahr begeben, vorher verpflichten, die Rettungsmannschaften danach aus eigener Tasche zu bezahlen. Vielleicht lässt sich das auch kommerziell als Allroundpaket anbieten: Billigversion mit Go-Pro-Kamera, Luxusvariante mit Fotografen. Insta-Story inklusive.

 

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Mit neuem Vorstand ins Jahr 2020

Kaum war die 15-Jahr-Feier der Weltreporter Ende vergangenen Jahres vorbei, standen die Wahlen des Vorstands an. Fünf Kolleg*innen aus drei Kontinenten werden sich künftig um die Weiterentwicklung des größten Netzwerks freier deutschsprachiger Korrespondent*innen bemühen: Bettina Rühl (Nairobi) als 1. Vorsitzende hat darin ebenso wie ihre Stellvertreterin Sarah Mersch (Tunis) bereits Erfahrung. Auch Schatzmeisterin Tina Schott (Jogjakarta) geht in ihre zweite Amtszeit. Verstärkt wird das Trio durch die Beisitzerin Julia Macher (Barcelona) und den Beisitzer Peter Stäuber (London), die beide erstmals im Vorstand mitarbeiten.

 

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Schottland: Von der Steinzeit bis zum Brexit

Cover Schottland-MagazinSeit fünf Jahren gibt Weltreporterin Nicola de Paoli das Schottland-Magazin heraus. Nun erscheint das Cover im neuen Design: Die aktuelle Ausgabe berichtet über die Ausgrabungen an einer steinzeitlichen Tempelanlage auf den Orkney-Inseln und erkundet, wie sich Schottland nach dem Brexit verändern könnte. Das Schottland-Magazin ist für 6,80 Euro am Kiosk erhältlich oder direkt bei www.schottland.co

Profilfoto

 Nicola de Paoli

Weltreporterin in Edinburgh

paoli@weltreporter.net

 

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Schöner schenken mit den Weltreportern

Weihnachten steht vor der Tür und Sie brauchen dringend noch ein Geschenk? Die Weltreporter bieten Abhilfe! Auf unserem Twitteraccount finden Sie unter #WeltreporterGeschenke nachhaltige Geschenkideen aus allen Weltregionen. Von kenianischen Laufschuhen (auch gut geeignet, um die Vorsätze fürs nächste Jahr sofort in die Tat umzusetzen) über leckere Kleinigkeiten aus Tunesien bis hin zu frischgedrucktem Lesestoff der Weltreporter. Oder wollen sie dieses Jahr weniger konsumieren? Dann verschenken Sie doch eine Patenschaft, zum Beispiel für Elefanten, Nashörner oder Bäume im indonesischen Regenwald. Die können Sie auch auf den letzten Drücker noch erwerben, ohne sich in den hektischen Einkaufstrubel stürzen zu müssen. Schöne Feiertage wünschen Ihnen die Weltreporterinnen und Weltreporter.

 

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Auslandsberichterstattung: Kann das weg?

Screenshot WDR-Beitrag Auslandsberichterstattung WDR 5

“Auslandskorrespondenten machen die Welt verständlich, sie kommen dorthin, wo wir selbst niemals hinkommen und berichten. Diese Funktion ist aber zurzeit gefährdet, denn Verlage und Sender müssen sparen, Und Auslandskorrespondenten kosten nun mal Geld.” Michael Meyer berichtete für WDR 5 Töne, Texte, Bilder über unsere Veranstaltung in der Volksbühne. Beitrag hier anhören.

 

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Buschfeuer wegen Schwulenehe

Letztens war ich in Byron Bay, dem Hippie-Mekka Australiens. Die Sonne überm Strand war schon morgens orangerot, da all der Rauch der Buschfeuer sie vernebelte – selbst in Neuseeland, auf der anderen Seite des Ozeans, sah man das. Je mehr ich Richtung Inland fuhr, ausgerechnet die Tinderbox Road entlang, desto verbrannter roch es. Im schönen Bangalore interviewte ich drei Männer, die sich gemeinsam geheiratet haben.

Der älteste des polyamoren Triplets hat Krebs. Der jüngste von ihnen war mal Pastor, dann wurde er Aktivist. Wir saßen um den Couchtisch mit Glasplatte, dessen Fundament aus einem geschnitzten Nackten mit Riesenpenis besteht, und sprachen über Liebe, Ehrlichkeit, PrEP und Chemotherapie. Den Namen ihres subtropischen Paradieses, lange ein Schwulen-Retreat, durfte ich nicht publizieren. Aus Angst vor Hass-Attacken.

Ich war berührt von dem mutigen Trio. Auch der liebe Gott muss uns zugehört haben. Doch statt seine schützende Hand über die traute Runde zwischen Bali-Dekor und Hochzeitsfotos zu halten, ließ der Herr am folgenden Tage einen seiner getreusten Jünger ein irdisches Machtwort sprechen. Nicht der Klima-Kollaps sei an den verheerenden Feuern schuld. Sondern eine moralische Katastrophe: legalisierte Abtreibung und die Ehe für alle.

Israel Folau, fundamentalistischer Christ und einer der besten Rugbyspieler der Welt, wurde im April wegen seiner homophoben und transphoben Äußerungen aus der australischen Liga gefeuert. Es wurde still um ihn. Doch als der rote Kontinent zum verkohlten wurde, Koalas zu Tausenden starben und Ortschaften evakuiert wurdem, hörte man pünktlich wieder von ihm: „Gott spricht zu uns. Australien, du musst büßen!“

Die Brandbrunst sei laut Folau nur der Vorgeschmack dessen, was dem Homo- und Sodom-Land an weiteren Plagen bevorstehe. Das ging selbst dem erzkonservativen Premierminister Scott Morrison zu weit, der Strafen gegen Klima-Protestler verhängen will. Folaus Kommentare seien „entsetzlich unsensibel“. Das hielt den Hobby-Prediger aber nicht davon ab, letzten Sonntag in einer Kirche in Sydney weiter ins gleiche himmlische Horn zu blasen.

Zuvor hatte er mit seiner Frau in einem veganen Restaurant gegessen. Was Israel und Maria Folau nicht ahnten: Gorilla Kitchen spendete die Einnahmen ihrer Rechnung danach an die  LGBTQ-Organisation Rainbow Youth. „Wir schicken niemanden weg“, so die Betreiber auf Facebook, „wir lieben alle, nicht nur Tiere. Eine Rainbow Youth Spende von Israel Folau… ganz schön komisch, oder?“

Den Scherz hätten sie mal lieber gelassen, da der Rugby-Held einen direkten Draht nach oben hat. Kaum war ich wieder in Christchurch, wurden wir von einem unglaublichen Sommerunwetter überrascht. Ein Tornado tobte durch die Stadt, Blitze schlugen ein, es hagelte Eiskörner so groß wie Münzen. An dem Mini-Armageddon war Folau schuld.

 

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Anton Scholz neuer Weltreporter in Südkorea

Portrait Anton ScholzDie Weltreporter haben einen neuen Korrespondenten in Südkorea: Anton Scholz lebt seit mehr als 20 Jahren in Korea und arbeitet dort seit 2001 für Medien aus aller Welt. Ursprünglich hat es ihn wegen des Studiums von Zen und Kampfkunst nach Korea verschlagen, wodurch er von Anfang tiefe Einblicke in die traditionelle koreanische Kultur bekam. Mehr als zehn Jahre arbeitete er als Producer für die ARD in Korea und berichtet in Krisensituationen immer wieder live für Welt TV oder die Deutsche Welle. Auch koreanische Medien schätzen seine Meinung zu aktuellen politischen Entwicklungen. Scholz ist es ein großes Anliegen, ein umfassendes Bild von Südkorea zu liefern, das über die immer wiederkehrenden Berichte über den Konflikt mit Nordkorea, K-Pop und die letzten Technik-Gadgets hinausgeht.

 

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Abschied von einer großen Liebe

Portrait Susanne Knaul

Weltreporterin Susanne Knaul

30 Jahre lang arbeitete Weltreporterin Susanne Knaul als Nahost-Korrespondentin in Jerusalem. Persönliche wie politische Gründe führen sie nun zurück in ihre Heimat Berlin. Hier wird sei künftig weiterhin als Journalistin und Nahost-Expertin tätig sein. In einem bewegenden Artikel für die taz, für die sie ebenfalls seit drei Jahrzehnten berichtet hat, blickt sie zurück auf ihr Leben in Israel – als Studentin, Kibbuznik, Journalistin und Mutter.

 

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China Calling

Nach fünf Jahren Korrespondenten-Dasein in Seoul zieht es Weltreporter Fabian Kretschmer nach China, wo er in Peking seine Zelte aufschlägt. Auch wenn er Südkorea nur schweren Herzens verlässt, freut er sich nun auf einen der relevantesten und herausforderndsten Standorte für Journalisten weltweit.

Weltreporter in Shanghai: Philipp Mattheis

Auch Weltreporter Philipp Mattheis ist in den vergangenen Jahren oft umgezogen – nie aber fiel ihm der Abschied so schwer wie von Istanbul: Ein Stück Seele bleibt immer am Bosporus, sagen die Türken. Das Angebot, unter anderem für Stern und Capital aus Shanghai zu berichten, war dann aber doch zu verlockend. Für Mattheis ist es zugleich eine Rückkehr: Er arbeitete bereits von 2012 bis 2016 als Korrespondent in Shanghai.

 

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Ausgezeichnet: Weltreporter Philipp Hedemann erhält „Plan Medienpreis für Kinderrechte“

Für eine Reportage über die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen über das Internet erhält Weltreporter Philipp Hedemann den „Plan Medienpreis für Kinderrechte“. Der Journalistenpreis wird von der Stiftung „Hilfe mit Plan Österreich“ in Kooperation mit dem Verband Österreichischer Zeitungen und dem Bundeskanzleramt in Wien vergeben. „Fass Deine Schwester an“ erschien im Nachrichtenmagazin Profil. In diesem Text erzählt Hedemann die Geschichte eines Mädchens, das – wie Tausende andere Kinder auf den Philippinen – gezwungen wurde, sich vor Webcams auszuziehen. Andere Minderjährige werden sogar vor laufender Kamera missbraucht, vergewaltigt und gefoltert. Die Philippinen gehen mittlerweile verschärft gegen diese Form des Kindesmissbrauchs vor.

Ruby (21, Name geŠändert) wurde als MinderjŠährige füŸr Live-Sexstreams missbraucht. Hier in der Einrichtung einer christrlichen Hilfsorganisation in der NŠähe von Manila.

 

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Die Weltreporter feiern ihr 15-jähriges Bestehen

Das größte Netzwerk freier deutschsprachiger Auslandkorrespondenten feiert dieses Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass haben die „Weltreporter“ nach vorne geblickt – mit einer Diskussion zum Stand und zur Zukunft des Auslandsjournalismus. Dem Netzwerk gehören inzwischen rund 50 Korrespondentinnen und Korrespondenten an, die aus mehr als 160 Ländern berichten.

Im ausverkauften Grünen Salon der Berliner Volksbühne folgten über 100 Gäste der Diskussion unter dem Titel „Das drohende Verschwinden der Welt“. Qualitativ hochwertige Auslandsberichterstattung hat es zunehmend schwer. Schuld daran sind das Mediensterben in Deutschland, Sparvorgaben in den Redaktionen und Auslagerung von Risiken auf die Schultern der Korrespondentinnen und Korrespondenten. Wie kann angesichts dieser Ausgangslage die Zukunft aussehen?

Die Welt sei so unübersichtlich und schnell geworden, dass selbst gestandene Korrespondenten sie nicht mehr verstünden, räumte Jochen Wegner, Chefredakteur von „Zeit Online“ und Mitglied der Chefredaktion von “Die Zeit” zum Auftakt der Debatte ein. Bettina Rühl, Vorsitzende der „Weltreporter“ hielt dagegen: Tatsächlich sähen Korrespondenten oftmals Krisen voraus, nur würden Berichte über solche Entwicklungen von immer weniger Redaktionen veröffentlicht, bevor ein offener Konflikt ausgebrochen sei. Das Ergebnis: Die Öffentlichkeit werde immer häufiger von Ereignissen vermeintlich überrascht, die für Deutschland auch politisch und wirtschaftlich relevant seien.

Der klassische Korrespondent bleibt unentbehrlich

Für Journalist und Medienwissenschaftler Lutz Mükke bleibt der klassische Korrespondent unentbehrlich. Zwar könnten interessierte Leserinnen, Hörer oder Zuschauer durch soziale Netzwerke auf eine Vielzahl direkter Quellen zugreifen. Allerdings könnten nur Korrespondenten mit Ortskenntnis die Brückenfunktion übernehmen, die zur Einordnung und Vermittlung von Geschehnissen im Ausland gebraucht werde – gerade dann, wenn sich Ereignisse zu überschlagen scheinen. Dies werde jedoch schwierig, wenn man sich vor Augen halte, dass zum Beispiel in Subsahara-Afrika in den vergangenen Jahren mehr als ein Fünftel der Korrespondentenstellen deutschsprachiger Medien abgebaut wurden. Das Reisebudget sei sogar halbiert worden, so Mükke.

In diesem Zusammenhang „sehe ich eine große Zukunft für Netzwerke wie die Weltreporter, weil wir uns keine umfassenden Korrespondentennetzwerke mehr leisten können“, räumte Zeit-Chefredakteur Jochen Wegner ein.

Marcus Bensmann, Mitglied des Rechercheverbunds Correctiv, plädierte für die stärkere Nutzung der Möglichkeiten, die sich durch das Internet und die soziale Medien eröffnen. „Es gibt bei den Menschen eine erkennbare Sehnsucht nach Informationen und nach dem Verstehen der Welt.“ Bei dem stiftungsfinanzierten Modell von Correctiv würden zum Beispiel Nutzerinnen und Nutzer mit einbezogen und an Recherchen beteiligt.

Bettina Rühl bei der Podiumsdiskussion in der Volksbühne

„Das Internet ist nicht nur eine Bedrohung, sondern bietet auch Chancen für eine breitere Berichterstattung“, erklärte Bettina Rühl. Bislang sei darüber allerdings die Finanzierung hochwertigen Journalismus kaum möglich. Das zu ändern, gehört zu den, Zielen des Netzwerks für die nächsten Jahre. „Wir wollen uns an die geänderten Bedingungen anpassen, ohne unsere zentralen Ansprüche aufzugeben“, betonte Bettina Rühl: „qualitativ hochwertige Berichterstattung und beste Ortskenntnis“.

Die Veranstaltung wurde unterstützt von torial.com, der Online-Plattform für JournalistInnen, und der Deutschen Post DHL Group.

Fotos: Rainer Stosberg

 

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Das drohende Verschwinden der Welt

Die Weltreporter haben ihren 15-jährigen Geburtstag gefeiert – stilecht mit einer Diskussion zum Stand des Auslandsjournalismus. Im ausverkauften Grünen Salon der Volksbühne folgten mehr als 120 Gäste der Diskussion auf der Bühne. Die Überschrift: “Das drohende Verschwinden der Welt”. Qualitativ hochwertige Auslandsberichterstattung hat es schwer. Gründe dafür: Mediensterben in Deutschland, Geldnot in den Redaktionen, Auslagerung von Risiken auf die Schultern der Korrespondenten. Wie kann angesichts dieser Ausgangslage die Zukunft aussehen?

Über Lage und Zukunft des Auslandsjournalismus diskutierten (v.l.) Bettina Rühl (Vorsitzende Weltreporter), Lutz Mükke (Reporter und Medienwissenschaftler), Marcus Bensmann (Correctiv) und Jochen Wegner (Chefredakteur Zeit online).

Die Welt sei so unübersichtlich geworden, dass selbst gestandene Korrespondenten sie nicht mehr verstünden, sagte der Chefredakteur von Zeit online, Jochen Wegner, zum Auftakt der Debatte. Die Vorsitzende der Weltreporter, Bettina Rühl, hielt dagegen: Tatsächlich sähen Korrespondenten oftmals Krisen voraus, nur wolle die Berichte darüber kaum jemand drucken, solange es nicht knallt. Christina Schott (Weltreporterin in Indonesien) bestätigte diese Einschätzung: Die schleichende Islamisierung in Südostasien etwa werde weitgehend ignoriert, trotz der drohenden Eskalation.

Die Journalistin Anke Bruns (ganz rechts) moderierte die Runde zum 15. Geburtstag der Weltreporter.

Marcus Bensmann (Correctiv) plädierte für die stärkere Nutzung von sozialen Medien: Klassische Mediennutzung werde von sozialen und elektronischen Medien abgelöst, letztlich könne jeder Journalist und Leser sein – vorausgesetzt, er wisse, wie Journalismus funktioniere. Als Beispiel nannte Bensmann die Reporterfabrik des stiftungsfinanzierten Recherchenetzwerks Correctiv.

Für den Reporter und Medienwissenschaftler Lutz Mükke bleibt der klassische Korrespondent unentbehrlich. Nur er könne die Brückenfunktion übernehmen, die zur Vermittlung von Geschehnissen im Ausland gebraucht werde.

Volles Haus im Grünen Salon der Volksbühne

Eine junge Journalistin fragte sich nach der Debatte: Soll ich Auslandskorrespondentin werden? Der Rat der Weltreporter: Unbedingt. Es gibt kaum einen spannenderen Job als den, aus den Ausland zu berichten. In diesem Sinne erhoben Weltreporter und Publikum zum Abschluss der Debatte die Sektgläser: Auf die nächsten 15 Jahre!

 

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Schulstreik-Gefängnis für Lorde?

Exctinction Rebellion ist nicht die einzige Protestbewegung, die seit voriger Woche einiges an Verwirrung auf der Welt stiftet. Während sich Rebellen in Wellington an eine Bankfiliale klebten und in Melbourne XR-Tänzer auf der Straße steppten, um „civil disobedience“ (zivilen Ungehorsam) in „disco-bedience“ (Widers-Tanz) umzusetzen, formierte sich über Nacht ein neuer Aufstand gegen die Staatsgewalt: eine Befreiungskampagne für Sängerin Lorde.

Simon Bridges, Chef der konservativen National-Party, kam im frisch gestarteten Wahlkampf mit einem Vorschlag daher, den er gern gesetzlich verankern möchte: Eltern, deren Kinder ohne High-School-Abschluss die Schule abbrechen, sollen bestraft werden. Dieses Verbrechen, meist von sozial Schwachen und Randgruppen wie den pazifischen Einwanderern begangen, könnte bis zu 3.000 Dollar Strafe kosten.

Ob es nur Schwänzerei oder der dringliche Ruf nach Höherem war: Unter den Kiwis, die ihre Schulkarriere nicht beendet haben, befindet sich auch Prominenz. Zum Beispiel Rugby-Star Sonny Bill Williams – der mit die 14 Schule abgebrochen hat, aber jetzt noch mal studiert. Oder Choreografin Parris Goebel, die mit Rihanna und Justin Bieber arbeitet – verließ die Schule, um Tänzerin zu werden, und gewann dann zweimal die Weltmeisterschaft im HipHop.

Und dann selbstverständlich Lorde, die größte Pop-Sensation des Landes. Mit 13 begann Ella Yelich-O’Connor ihre eigenen Songs zu schreiben. Mit 16 wurde „Royals“ ein Hit und sie entschloss sich, nicht mehr an die Takapuna Grammar Schule zurückzukehren und die zwölfte Klasse zu beenden. Statt NCEA, dem neuseeländischen Abschluss, kassierte sie lieber zwei Grammys ein.

Kaum tauchte ihr Name im Zusammenhang mit der Schulstrafe auf, begann der Protest-Tornado. In den USA bewaffneten sich

Lorde-Fans mit dem Hashtag „#FreeLorde“, um die vermeintlich bereits Verhaftete aus dem Gefängnis zu befreien. „Ella, wir kommen!“, feuerten Fans sich an. Wer hätte gedacht, dass so ein nettes Land mit einer Premierministerin, die Oprah und Elton John als Fans hat, solche Menschenrechtsverletzungen begeht?

Die Woge des Widerstands wurde zum Trend auf Twitter und führte zu unzähligen Memes: Lorde hinter Gittern, Lorde aus einem Taxi hängend im „Green Light“-Video neben einem Foto vom Joker Heath Ledger in „The Dark Knight“, und internationale Befreiungskämpfer, die sich online eine Anwaltslizenz besorgen, um ihre Lieblingssängerin aus dem Knast zu holen.

In all der fehlinformierten Hysterie ging ein wahrer Held dagegen unter: Der 15-jährige Micah Greininger aus Wellington. Micah, der sich seinen Vornamen selber gab und trans, schwul, jüdisch und Maori ist, protestierte 60 Tage am Stück vor dem neuseeländischen Parlament. Dafür flog er von der Schule. Auf der Straße wurde er vorige Woche von den XR-Rebellen gefeiert.

 

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Die Gruselhand

Kunst und Kiwis, die zweite: ein Dauerkonflikt rund um Missinterpretationen, Obszönitäten, Aufruhr und Angst. Der aktuelle Fall spielt in Wellington, Neuseelands Hauptstadt und  Kulturhochburg. Es ist mit Abstand das intellektuellste City-Pflaster im Südpazifik, progressiv und funky. Und seit Ende August ein Gruselkabinett. Denn von einem der Dächer schaut eine Hand.

Bildhauer Ronnie van Hout ist für neuseeländische Verhältnisse ein Entfant Terrible. Dass er in Melbourne lebt, macht die Sache nicht besser. Vor drei Jahren bestellte das vom Erdbeben lädierte Christchurch bei ihm ein öffentliches Kunstwerk namens Quasi: eine fünf Meter große Hand, auf der das Gesicht des Künstlers sitzt. Sie steht auf zwei Fingern – ein grimmiges, monströses Handmännchen.

Es wanderte aufs Dach der städtischen Kunstgalerie. Über 90.000 Dollar zahlte Christchurch damals für die Anfertigung. Schulkinder waren begeistert, Touristenbusse stoppten davor. Doch es gab auch Gegenstimmen, wie bei jeder Art von Kunst, die nicht nur brav Nikau-Palmen und Tui-Vögel abbildet. Aber zum Skandal wurde van Houts Hand erst jetzt, als sie nach Wellington wanderte.

Als Attraktion der verbauten Innenstadt thront sie dort ebenfalls auf der Kunstgalerie. Aber nicht nur die 74.000 Dollar, die der Hubschauber-Transport der 400-Kilo-schweren Skulptur und die windsichere Installation kosteten, stoßen den Hauptstädtern auf. Es ist das verkörperte Böse, was von oben auf sie herabschaut. „Creepy“ sei das, „furchterregend“, „ekelhaft“ – ein Medien-Shitstorm, der sogar New York und London erreichte. Alptraumerregend.

Vielleicht liegt es an der Ähnlichkeit zu Donald Trump – eine der häufigsten Assoziationen. Ronnie van Hout vergleicht es mit dem Aufschrei über „entartete Kunst“ im letzten Jahrhundert. „Ich zeige meinen Studenten die Zeitungsartikel von damals, die besagten, dass Kubismus von Verrückten gemacht wird und nur Mist sei,“ erklärte er Radio New Zealand. „Dann zeige ich ihnen die Reaktion auf Quasi, um zu zeigen, dass sich nichts verändert hat.“

Auf der Hitliste der hässlichsten Skulpturen im Lande liegt er jedoch noch nicht vorne. In einem Bahnhof in Auckland hängt ein phallisches Drahtgebilde, das „Wolke“ heißt und als höchst anstößig gilt. Ebenso penetrant penisförmig kommt die „Big Sausage“ daher, eine Riesenwurst auf einer Gabel in Tuatapere. Sie steht in der stolzen Tradition ebenso peinlicher Statuen wie die Riesen-Kiwi, das Riesen-Schaf, die Riesen-Karotte.

Und vor der Umweltbehörde in Christchurch steht ein überdimensionales Abbild eines konservativen Abgeordneten, mit runtergelassener Hose über einem Trinkglas hockend – Künstler Sam Mahons Antwort auf die Wasserverschmutzung. Einen halbnackten Politiker als Muse hätte er sich nie träumen lassen. „Als Kunststudent dachte ich, ich würde mal Madonnen malen. Aber jetzt bearbeite ich Genitalien.“

 

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Wir feiern!

15 Jahre Weltreporter

 

Schon ziemlich lebenserfahren und immer noch neugierig – das sind wir Weltreporter, inzwischen 15 Jahre alt. Gegründet wurde das erste Netzwerk freier Auslandskorrespondenten 2004. Das Ziel: eine Adresse zu schaffen, unter der Redaktionen Autorinnen und Autoren auf der ganzen Welt finden können, für eine Reportage über Straßenkinder in Südamerika, den Bauboom in China oder die Folgen der EU-Osterweiterung in Polen.

Es ging nicht um möglichst viele Adressen, sondern um garantierte Qualität. Diesen hohen Anspruch haben wir bis heute behalten. Im Laufe der 15 Jahre ist unser Netzwerk gewachsen, auf mittlerweile rund 50 Mitglieder. Das finden wir einen guten Grund zu feiern! Denn wir sind davon überzeugt, dass die Öffentlichkeit ein Anrecht hat auf verlässliche, sorgfältige, umfassende und informative Auslandsberichterstattung. Die zu gewährleisten ist unser Ziel, seit 15 Jahren und in den nächsten Jahrzehnten.

Während unseres Jahrestreffens vom 25. bis 27. Oktober 2019 in Berlin laden wir alle Kollegen, Ehemaligen, Freunde, Unterstützer und Interessierten zu unserer öffentlichen Veranstaltung  “Das Verschwinden der Welt: Wer rettet die Berichterstattung aus dem Ausland?“ am 26. Oktober um 19 Uhr im Grünen Salon der Volksbühne ein. Mehr Infos dazu hier.

 

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Das Verschwinden der Welt: Wer rettet die Berichterstattung aus dem Ausland?

Diskussion am 26. Oktober 2019 um 19 Uhr im Grünen Salon der Volksbühne Berlin.

Was im Ausland passiert, hat unmittelbare Folgen für uns und unser Leben in Deutschland. Korrespondenten schlagen die Brücke zwischen dem, was in der Ferne wichtig ist, und dem, was heimische Leser, Zuhörer und Zuschauer interessiert. Doch dieses Modell ist gehörig ins Wanken gekommen – die Folge: ein zunehmend verzerrtes Bild von der Welt.

Medienhäuser dünnen ihre Korrespondentennetze seit Jahren aus, unter ihnen auch die wichtigen  Nachrichtenagenturen. Immer häufiger werden Auslandsberichte in deutschen Redaktionen geschrieben. Im Krisenfall fliegen Redakteure an Hotspots, wo sie wenig mehr tun können, als sich ihre Vorurteile bestätigen zu lassen, wenn sie überhaupt ins Land kommen. Autoritäre Staaten wie die Türkei verweigern Berichterstattern die nötige Zulassung oder – wie in China – Reisegenehmigungen innerhalb des Landes. Wo Berichterstattung schwierig oder teuer ist, bestimmen interessengeleitete Organisationen oder Individuen, was wir wissen. Selbst Tweets ungeklärter Herkunft gelten gegen alle journalistischen Grundsätze zu oft als Quelle.

Dieser Trend ist auch deshalb beunruhigend, weil Bundesregierung und Bundeswehr als Akteure in internationalen Krisen gefragt sind. So sitzt Deutschland seit diesem Jahr im Weltsicherheitsrat, ist Teil von Blauhelmmissionen. Bürgerinnen und Bürger müssen den Sinn von Interventionen beurteilen können. Dafür braucht es qualitativ hochwertige, journalistisch saubere und langfristig angelegte Berichte von Korrespondentinnen und Korrespondenten vor Ort. Ihre Arbeit ist unerlässlich.

Das gilt besonders, weil die Glaubwürdigkeit von Medien – nicht nur in Deutschland – immer massiver zum Politikum gemacht wird. Das Label „fake news“ ist zu einer beliebten rhetorischen Figur geworden, mit der die Argumente des politischen Gegners vom Tisch gewischt werden. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass Journalistinnen und Journalisten gründlich recherchieren und „sauber“ berichten, egal aus welchem Winkel der Erde. Dafür braucht es Ressourcen.

Weil die aber häufig fehlen oder anderswo eingesetzt werden, bekommt die deutsche Bevölkerung ein zunehmend verzerrtes Bild der Welt präsentiert.

Was kann und muss also unternommen werden, um fundierte und unabhängige Auslandsberichterstattung in Deutschland zu garantieren? Welche Verantwortung tragen Redaktionen, Korrespondenten, Herausgeber? Was muss die Bundespolitik tun, um für die Freiheit der Auslandsberichterstattung zu streiten? Welche neuen Modelle brauchen wir, um gründliche und unabhängige Berichterstattung künftig finanzieren zu können?

Diese und andere Fragen diskutieren Redakteure, Wissenschaftler, Korrespondenten und das Publikum bei unserer Veranstaltung anlässlich des 15. Geburtstages der “Weltreporter”, des größten Netzwerkes freier Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten aus dem deutschsprachigen Raum.

Teilnehmer: Bettina Rühl (Weltreporter), Jochen Wegner (Chefredakteur Zeit online), Marcus Bensmann (correctiv), Lutz Mükke (Reporter und Medienwissenschaftler). Moderation: Anke Bruns.

Unterstützt wird die Veranstaltung von torial.com, der Online-Plattform für JournalistInnen, und der Deutschen Post DHL Group.

 

 

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Steilste Straße der Welt weg

Dieser Juli war einer unser schwärzesten Monate im Jahr. Nicht, weil es hier auf der Südhalbkugel noch tiefster Winter ist. Sondern weil den Kiwis, die eh nicht viel Spektakuläres aufzubieten haben, ein wertvoller Titel gestohlen wurde. Schmach genug, dass wir zuerst den Cricket World Cup verloren haben. Entthront wurden wir anschließend auch von einem Kaff namens Harlech. Das liegt in Wales. Die steilste Straße der Welt befindet sich offiziell nun dort und nicht mehr in Dunedin. Es geht bergab.​

Ende Juni wurde von den Walisern beim Guinness Buch der Rekorde ein für uns höchst alarmierender Antrag eingereicht: „Pen Ffordd Llech – wahrscheinlich die steilste Straße der Welt“. Zwei Wochen später stand das Ergebnis fest und löste in Aotearoa große Bestürzung aus: Harlech lag vorn. Was wie eine Fußnote der skurrilen Ehrenplätze erscheint, ist für die schottisch angehauchte Universitätsstadt auf der Südinsel von Neuseeland jedoch tragisch.​

Es sind gerade mal 161 Meter, die den oberen Abschnitt der Baldwin Street in Dunedin zur Touristenattraktion machen. Aber die haben es in sich. Betrunkene wie Teenager tragen dort Mutproben aus. Busladungen an Besuchern kraxeln die Straße hoch und runter. Stets dabei, bis zu dreißig Mal täglich: der 68-jährige Anwohner Dave Kernahan, inoffizieller „König der Baldwin Street“. Vor drei Jahren wurde eine öffentliche Toilette errichtet, um dem Ansturm gerecht zu werden.​

Kein Asphaltabschnitt im Lande taucht weltweit auf so vielen Selfies auf. Beliebteste Pose: Backpacker krallt sich am Beton fest – oder rollt irgendwie hinab. Die oft genervten Anwohner haben von Pogo-Sticks über elektrische Dreiräder bis Einkaufswagen alles gesehen. Im Januar wagte sich der Erste auf einem Elektroroller hinunter. 2001 starb eine Studentin, die mit einer Freundin in einer Mülltonne hinunterrollte und in einen geparkten Anhänger krachte.​

Satte 35 Grad beträgt die steilste Steigung der berühmt-berüchtigten Straße, 37 Grad nun die der Konkurrenz in Wales, wie ein Landvermesser dort bestätigte. Damit ist der Spitzenplatz für die Kiwis futsch. Die „steilste Straße der Welt“ wird ab sofort als „steilste Straße der südlichen Hemisphäre“ vermarktet. Klingt auch nicht schlecht. Und wie Dunedins Bürgermeister Dave Cull lakonisch feststellte: „Die Straße ist dadurch nicht weniger steil geworden.“​

Ebenfalls tröstlich ist, dass Neuseeland mit stolzen 320 Einträgen bei den Guinness-Weltrekorden auftrumpfen kann. Darunter: das längste Fernsehinterview – 26 Stunden am Stück – und die meisten Gegenstände mit Zebrastreifen – 508 Teile, zusammengetragen von der Sammlerin seit dem vierten Lebensjahr. Nicht zu überbieten sind die 10.163,66 Meter im Vorwärtsrollen und die größte aller Seifenblasen: stolze 32 Meter aus Spülmittel und Glycerin. Vor zwei Jahren schaffte es ein Marathonläufer in Christchurch, beim Rennen 254 Rubik-Würfel zu lösen. Daran halten wir uns jetzt tapfer fest.​

 

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Kerstin Zilm erhält kalifornischen Medienpreis

Screenshot Webseite Deutschlandradio Kultur Trump und die Träumer, Teil 1

Der Southern Californian Journalism Award des Los Angeles Press Clubs in der Kategorie „Auslandskorrespondenten, Feature“ ging dieses Jahr an Weltreporterin Kerstin Zilm sowie ihre Kollegen Ellen Haering und Eberhard Schade. Gemeinsam hatten sie für Deutschlandfunk Kultur die Hörfunkreportage „Trump und die Dreamers“ produziert (“Dreamer” Santiago, ein Protagonist der Reportage im Bild). Sie begleiteten Jugendliche, Kinder von Einwanderern, die kurz nach der Wahl von Donald Trump gemeinsam ihren Schulabschluss machten und beobachteten, wie Rhetorik und Entscheidungen des US-Präsidenten ihr Leben beeinflussen.„Monatelange Recherchen werden zu einer dichten Geschichte mit viel Herz kondensiert und verwoben“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „Das Feature beschreibt mit scharfem Blick kleine Details, die größere Zusammenhänge beleuchten.“

 

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Afrika-​Reporter: Unterwegs auf 30 Millionen Quadratkilometern

Umriss von Afrika als Titelbild der Afrika-Reporter

“Fantastisches Team, spannende Themen, wichtige Mission: Die „Afrika-Reporter“ Bettina Rühl, Leonie March und Sarah Mersch gehen heute mit einem wöchentlichen Digital-Magazin samt Afrika-Newsletter an den Start.” Das twitterten die RiffReporter Anfang Juli über das gemeinsame, neue Projekt der drei Weltreporterinnen. Sarah Mersch ist von Tunis aus in den nordafrikanischen Ländern unterwegs, Bettina Rühl von Nairobi aus in Ost- und Westafrika und Leonie March von Durban aus im Südlichen Afrika. Gemeinsam erforschen sie auch die letzten weißen Flecken auf der Landkarte – die ersten Texte sind schon online.

 

 

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Berliner Mauer teilt Christchurch

Kunst und Kiwis – also die Leute, nicht die Vögel oder Früchte: ein kompliziertes Verhältnis. Manchmal gar ein brutales. Im April entmannte ein streng gläubiger Christ eine Maori-Statue in Tararua, weil er die nagelneue Schnitzkunst mit ausgeprägtem Holzpenis am Rand eines Wanderwegs zu anstößig fand. Der Rentner zückte eine Laubsäge, um den Phallus zu Sägespänen zu machen, und beendete sein Werk sauber mit der Motorsäge.

Droht einem deutschstämmigen Kunstwerk in Christchurch bald ähnlicher Vandalismus von Wutbürgern? Wieviel Anstößiges einer von Erdbeben und Terror-Attacke gebeutelten Stadt zuzumuten ist, wird gerade öffentlich debattiert. Denn die Stadtverwaltung sitzt seit zwei Jahren auf einem Staatsgeschenk, für das es vor Ort keine richtige Verwendung zu geben scheint: zwei Teile der Berliner Mauer.

2017 übergab die EMP Beratungsgesellschaft, die Mauerreste abbaut, dem neuseeländischen Botschafter in Berlin zwei der entsorgten Betonstücke. Jedes wiegt fast vier Tonnen. Segment Nr. 88 wurde vor vier Jahren von Schülern einer Behindertenschule bemalt und Segment Nr. 143 von einem Fan der britischen TV-Serie „Doctor Who“. SCAPE, eine Organisation für Kunst im öffentlichen Raum, half, die Teile nach Christchurch zu verschiffen. Eine Baufirma übernahm die Kosten.

Seitdem sind sie eingelagert. Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul, aber man muss ihn dennoch irgendwo unterbringen. Da die Betonreste spätestens zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November ihr neues Zuhause schmücken sollen, wie auch andere gespendete Mauerreste rund um die Welt, muss endlich ein Stellplatz gefunden werden. Doch der Stadtrat kann sich nicht einigen.

Die Idee, das Relikt sozialistischer Schreckensherrschaft am beliebtesten Kinderspielplatz zu positionieren, kam nicht so gut an: „abstoßend“, hieß es von vielen Bürgern und Beamten. Am Victoria Square, bei den Blumenrabatten? Nicht nur hässlich – außerdem habe dort einst eine Maori-Festung gestanden, die damit entweiht werde. Als Kompromiss wurde der Platz vor der Bücherei vorgeschlagen. Dafür fehlt noch der Segen des mächtigen Maori-Stammes Ngai Tahu.

Auch die Kosten überfordern manchen Sinn für Kunst: 10.000 Dollar für die Installation und 5.800 Dollar pro Jahr für monatliches Reinigen, Entfernen von Graffiti und Ingenieursberichten. Die Nerven der ehemaligen Bürgermeisterin Vicky Buck waren durch die wochenlange Mauerquerele so strapaziert, dass ihr rausrutschte: „Mir ist es egal, wo sie aufgestellt werden; ich will nur, dass sie aufgestellt werden.“

Wenn es das „Bismarck“ noch gäbe, wäre allen geholfen. Das war bis zum Erdbeben von 2011 eine Kneipe in Christchurchs Innenstadt. Der ostdeutsche Wirt wusste das Mauerfall-Jubiläum vor zehn Jahren zu feiern: Er baute draußen einfach seine eigene Mauer aus Pappe auf und besprühte sie. Total geschmacklos, aber keine große Kunst.

 

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Neues Schottland-Magazin

Weltreporterin Nicola de Paoli hat die Sommer-Ausgabe ihres Schottland-Magazins herausgebracht: Das aktuelle Heft berichtet vom Leben auf den Hebrideninseln. Außerdem widmet es sich der Hafenstadt Aberdeen, die sich nach dem Nordseeöl-Boom neu erfinden muss. Das Schottland-Magazin ist am Kiosk in Deutschland und in Österreich (für 6,30 Euro) und in der Schweiz (für 7,50 CHF) erhältlich – oder direkt bei www.schottland.co

 

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Naghibs Schmerz

Für ein besseres Leben überqueren Menschen Grenzen auf der ganzen Welt. Auch Naghib, 24, machte sich 2016 auf die Suche nach einer Zukunft in Deutschland, die er in seinem Heimatland Afghanistan nicht sah. Er lernte Deutsch, lebte mit in einer WG und verlobte sich mit seiner Freundin. Ende April 2019 standen dann Polizisten vor seiner Tür: Abschiebung. Naghib wehrte sich, schnitt sich seinen Arm auf. Es half nichts. Für den deutschen Staat gilt Afghanistan als sicheres Herkunftsland. Zehn Tage nach seiner Abschiebung nach Kabul greifen Taliban-Kämpfer eine internationale Organisation im Zentrum der afghanischen Hauptstadt an. Naghib ist nur wenige Meter entfernt, als es passiert. Explosionen und Feuergefechte sind bis spät in die Nacht zu hören. Was geschieht mit einem Menschen, wenn er in seiner neuen Heimat nicht willkommen ist, aber in seiner alten Heimat um sein Leben fürchtet? In den vergangenen Wochen hat Theresa Breuer afghanische Rückkehrer in Kabul begleitet. Ihre Reportage wird kommenden Monat im Amnesty Journal erscheinen.

 

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Deutschlandpremiere: Riders of Destiny

Sie heißen Firman, Sila oder Syahrul: fünf- bis zehnjährige Jungen, die bei waghalsigen Pferderennen ohne Sattel ihr Leben riskieren. Auf der indonesischen Insel Sumbawa sind solche Wettrennen auf kleinwüchsigen Inselpferden seit Jahrhunderten Tradition. Doch dass inzwischen schon Kindergartenkinder aufs Pferd gezwungen werden, liegt daran, dass die potentiellen Wettgewinne höher sind als der Verdienst einer ganzen Familie. Viele dieser Karrieren enden mit schweren Verletzungen und ohne Schulausbildung. Lokale Politiker und Geschäftsleute verteidigen die Praxis, von der sie als Pferdebesitzer selbst am meisten profitieren.

Weltreporterin Christina Schott unterstützte Regisseur Michael Niermann und das Team von Seventyone und Encompass Films bei ihrer Recherche und führte Interviews mit den kleinen Jockeys und ihren Familien. Am 15. Juni hat der Film “Riders of Destiny” Deutschlandpremiere im Kölner Odeon.

 

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Unser sexy Akzent

Seit der Nominierung von Jacinda Ardern für den Friedensnobelpreis hat keine Nachricht aus Aotearoa internationale Wellen geschlagen wie diese. Besser setzen, jetzt kommt’s: Der neuseeländische Akzent ist sexier als jeder andere der Welt! Das löst auch bei Inländern unfassbaren Stolz aus – und Unglauben. Denn bisher hat uns das noch nie jemand gesagt.

Rund 7.000 Sprachen gibt es. Was akustisch schön anmutet oder heiß macht, ist Geschmackssache, so wie beim Essen: der Samoaner schätzt Hund, die Schottin Haggis. In Brasilien sind dicke Popos attraktiv, bei den Karen in Thailand lange Hälse. In westlichen Ländern ist man sich einig, dass Italiener und Franzosen verführerisch klingen; einige Dialekte, zum Beispiel in den neuen Bundesländern, eher nicht so. Das ist natürlich auch Snobismus. Upper-Class-Briten klangen sexy, bis Jamie Oliver kam.

Bevor Mutter Jacinda das Image-Ruder für uns rumriss und die Weltbühne eroberte, klangen Kiwis für nichteinheimische Ohren immer komisch. Irgendwie gequetscht, und am Ende des Satzes zieht die Tonlage hoch, gerne mit einem „aye“ oder „bro“ als Abschluss. „Fish and Chips“ mutieren zu „Fush’n Chups“ und Eier zu „iggs“. Wenn Papa sich ins Bett legt, dann geht „Did to bid“ statt „Dad to bed“.

Diese Verquetschung der Sprache wird extremer, hat Professor Allan Bell von der Auckland University of Technology festgestellt. Er hat 300 Tonaufnahmen der letzten 30 Jahre ausgewertet. In den 70ern klangen neuseeländische Radiosprecher noch wie vom BBC – das Englisch der Queen war Norm. „Seit den 80ern klingen sie jedoch mehr wie Kiwis“, so Bell. Auch ein bisschen Cockney hat sich eingeschlichen: Bei „what“ oder „but“ wird das „t“ am Ende verschluckt.

Außerdem rollen uns zunehmend Maori-Wörter von der Zunge, von denen die Nachbarn drüben auf der barbarischen Seite der tasmanischen See nur träumen können: iwi, mana, whanau. Bis auf Southland, den Südzipfel der Südinsel, gibt es im Land der langen weißen Wolke keine regionalen Unterschiede beim Reden, nur ethnische. Und niemals, niemals, niemals ist der Kiwi-Akzent mit dem Australischen zu verwechseln. Darauf steht Todesstrafe.

Auf unserem urtypischen Slang darf in Zukunft niemand mehr rumhacken. Die Reise-Webseite „Big 7 Travel“ hat eine unwissenschaftliche Umfrage der 50 „sexiest accents“ veröffentlicht. Sie krönte den Sound von „Newzild“ als den verführerischsten: „Es ist offiziell!“ An zweiter Stelle: Südafrika. Die Iren an dritter, die Australier erst an fünfter. Bätsch. Mit Ach und Krach schafften es die Deutschen auf den 46. Platz. „Zuweilen hart, aber superklar“, so die Bewertung der Teutonensprache.

Die TV-Sendung “Seven Sharp“ hat zur Feier unseres Weltrekords die romantischsten Szenen aus Filmklassikern wie „The Notebook“ oder „Titanic“ nachvertont – auf kiwianisch. Noch nicht Oscar-verdächtig, aber turnt total an.

 

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Nichts für Höhenängstliche

Schon lange wollte Weltreporterin Kerstin Zilm die Glasrutsche am zweithöchsten Wolkenkratzer in Los Angeles ausprobieren. Die führt – in mehr als 300 Metern Höhe – außerhalb des Gebäudes in einem leichten Bogen vom 70. Stockwerk drei Höhenmeter abwärts zu einer Aussichtsplattform. Dieses Jahr bekam sie endlich den Auftrag, zu rutschen und darüber zu schreiben. Als sie sich an den Beginn der Glasröhre setzte, wurde ihr dann allerdings doch etwas mulmig. Zwar war die Aussicht geradeaus fantastisch: schneebedeckte Berge, grüne Hügel, ein Polizeihubschrauber auf Augenhöhe. Aber der Blick hinunter auf Hochhausdächer, Mini-Autos und Mini-Palmen brachte ihren Magen zum Grummeln. Mutig stieß sie sich ab. Und der Spaß war in weniger als fünf Sekunden vorbei. Zum Glück bat der Fotograf sie, nochmal zu rutschen. Und nochmal. Und nochmal. Zwölf Mal. Schlecht war Kerstin da längst nicht mehr.

 

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Brexit: Wird Großbritannien endgültig zur Insel?

Ende des Monats sollte Großbritannien eigentlich die EU verlassen. Doch alles hängt in der Schwebe: Es ist unklar, ob, wann und in welcher Form das Land die EU verlassen wird. Innerhalb der Regierung, im Parlament und in den großen Parteien herrscht Streit. Der Graben zwischen Remainern und Leavern ist tiefer denn je; die Debatte entzweit Kollegen und Freunde, Familien und sogar Ehepaare. Wie findet ein derartig gespaltenes Land wieder zusammen? Aus London berichten Peter Stäuber und Sascha Zastiral, aus Edinburgh Nicola de Paoli.

Foto: Sascha Zastiral mit dem berühmten Pro-EU-Demonstranten Steve Bray vor dem Parlament. 

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