Wie die legendäre Regenbogenschlange aus der Mythologie der australischen Ureinwohner windet sich der Brisbane-River durch die Wohn- und Geschäftsviertel von Australiens drittgrößter Stadt. Eine leicht schlammige Farbe hatte der breite Fluss schon immer. Jetzt, nach dem heftigsten Hochwasser seit Jahrzehnten, schwimmen auf dem gurgelnden Braun absurd wirkende Objekte Richtung Pazifik: Ein lila Sessel treibt vorbei, ein zerbrochenes Ruderboot, dahinter ein Café-Ponton, auf dem Tische und Stühle noch akkurat beieinander stehen. Passanten in Shorts halten ihre Kameras hoch und schütteln ungläubig die Köpfe. Vielleicht können sie erst später wirklich begreifen, was ihre Digitalgeräte gerade festhalten.

Nachdem der Fluss am Morgen seinen Höchststand erreicht hat, folgt für viele Anwohner eine kurze Verschnaufpause. Bis dahin war wenig Zeit für Sightseeing. Zu weiträumig breitet sich das Desaster aus, zu viel war zu tun: Außer der Zwei-Millionen-Einwohnerstadt Brisbane sind im so genannten Sunshine State 70 Städte und Gemeinden von den Fluten betroffen: Über 200.000 Häuser wurden beschädigt oder zerstört, mindestens 15 Menschen starben. Jene der 4,5 Millionen Menschen in Queensland, die nicht selbst betroffen sind, kennen garantiert jemanden, der Hilfe braucht. Fast jeder, der kann, fasst mit an.

Seit Tagen tragen Anwohner Wertgegenstände und Persönliches in höher gelegene Häuser. Völlig Fremde packen mit an, stellen ihre Veranden als Lager für Möbel zu Verfügung, verleihen Außenborder für Schlauchboote oder tragen Elektrogeräte in Sicherheit. Andere improvisieren Nachtquartiere, teilen ihre Vorräte. Kyle Young hat die Nacht über Sandsäcke verteilt, der Teenager ist erschöpft, aber beeindruckt. “Wenn alle so zusammenhalten, ist das auch inspirierend, macht irgendwie Mut.”