Interview | Christoph Drösser

Hartmut Lutz: gegen Indianertümelei und kulturelle Aneignung

2023-02-06

Die „Winnetou-Debatte" hat es wieder gezeigt: Die Deutschen hängen sehr an ihren Stereotypen und wollen sich ihre Indianerspiele nicht nehmen lassen. Hartmut Lutz kämpft seit 40 Jahren gegen die „Indianertümelei". Hartmut Lutz ist ein emeritierter Professor für amerikanische und kanadische Studien an der Universität Greifswald.

 

Die „Winnetou-Debatte” hat es wieder gezeigt: Die Deutschen hängen sehr an ihren Stereotypen und wollen sich ihre Indianerspiele nicht nehmen lassen. Hartmut Lutz kämpft seit 40 Jahren gegen die „Indianertümelei”.

Hartmut Lutz ist ein emeritierter Professor für amerikanische und kanadische Studien an der Universität Greifswald. Im Jahr 1985 habilitierte er sich mit der Arbeit „Indianer” und „Native Americans”: Zur sozial- und literaturhistorischen Vermittlung eines Stereotyps.Er hat die nordamerikanischen indigenen Völker, insbesondere in Kanada, häufig besucht und auch deren Vertreter nach Deutschland eingeladen. Lutz bot unserem Autor Christoph Drösser gleich zu Beginn des Interviews das Du an.

 


Hast du als Kind Indianer gespielt?

Mit fünf Jahren schenkte mir mein Großvater Zinnfiguren von bunt bemalten Indianern. Das war dermaßen schön! Später habe ich mir eine Ausrüstung gebastelt, und wir haben immer Cowboy und Indianer gespielt. Und als ich ungefähr zehn war, hat mein Großvater mir nach und nach die Tecumseh-Reihe von Fritz Steuben geschenkt. Ich wusste natürlich damals nicht, dass das faschistische Literatur ist, und war hellauf begeistert von Tecumseh. Und zwar zu so einem Grade, dass später, als ich Karl May las, der Winnetou mir vorkam wie ein Verräter, als er am Ende in den Armen seines Freundes Old Shatterhand sagt, er sei Christ.

In deiner akademischen Arbeit hast du dann das Indianerbild deutscher Kinder untersucht.

Ich habe 1976 mit meinen Studierenden einen Fragebogen entwickelt, wir haben die SchülerInnen gefragt: Was weißt du über Indianer? Welche Stämme kennst du? usw. Außerdem haben wir sie gebeten, auf die Rückseite des Fragebogens ein Indianerbild zu malen. Ich habe ungefähr 500 Fragebögen ausgewertet und war total von den Socken, wie homogen das Indianerbild war. Alle schienen irgendwie das gleiche zu wissen, und die Bilder verwiesen eigentlich alle auf Karl May. In Winnetou I taucht, statistisch gesehen, auf jeder 13. Seite ein „Hugh” auf und auf jeder fünften ein „Uff”. Und was meinst du, was haben die Kinder auf die Fragebögen geschrieben, als es hieß: Nenne Wörter aus der Indianersprache?

 

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