Julica Jungehülsing, Herder
Neue leicht überarbeitete Auflage von „Ein Jahr in Australien – Reise in den Alltag, das zuerst 2007 im Herder spectrum erschien.
‚Faustgroße Kakerlaken, giftige Spinnen, der beste Macchiato der Welt und drum herum ein schier endloser Vorrat süchtig machender Wellen. Die Autorin beschreibt den Alltag in Sydney so, wie sie ihn nicht nur als Journalistin, sondern auch als Lebensretterin und Surferin erlebt. Ohne Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit, dafür persönlich und mit weit geöffneten Augen. Leser bekommen einen Eindruck vom Leben auf dem Fünften Kontinent, erfahren einiges über Trinkgewohnheiten, Barbies und Rugbyregeln, lernen grüne Papageien, Mates, Regenbogenschlangen und kurzbehoste Busfahrer kennen. Immer schwingt der Versuch mit, allgegenwärtige down under-Klischees an der Wirklichkeit zu überprüfen. Während die Exil-Norddeutsche sich in Bondi Beach im „easy going“ der Südhalbkugel übt, bleiben kleine kulturelle Missverständnisse und eine große Portion Humor nicht aus.‘
Aus dem Vorwort zur neuen Auflage:
Reisen ruiniert die Routine, und zwar – wenn wir’s uns erlauben – auf erfrischende Art. Alltägliches sieht anders aus, Gewohnheiten bekommen Fragezeichen.
Bereut habe ich meine längste Reise, das ‘Auswandern auf Zeit’, nie. Vermutlich sind deshalb aus dem einen Jahr längst ein paar mehr am anderen Ende der Welt geworden.
Bondi Beach, Sydneys Strandstadtteil, in den ich zu Beginn dieses Buches für ‘zunächst mal eine Weile’ gezogen bin, hat sich rasant verändert. Die Straßen säumen mehr lässige Cafés als sich in einem Monat testen lassen, es gibt teurere Appartements, schickere Läden, dafür weniger raue Ecken und Kanten. Von drei Buchläden hat nur einer überlebt. Der Strandvorort ist ‘location’ von drei Fernsehshows und Trendbarometer für den Rest des Landes, hier wurden – so sind wenigstens die Australier überzeugt – die Hipster geboren. Meinen alten Surfclub aus rotem Backstein hat eine weiße Kachel-Oper ersetzt, im ‘Rotlicht’-Viertel Kings Cross ist neuerdings kurz nach Mitternacht Zapfenstreich, und Sydneys einst urigem Fischmarkt droht ein ‘Billion-Dollar-Facelift’. Nicht alle Veränderungen machen gleich viel Spass, aber langweilig ist der Wandel kaum.