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Sommer ade!

 

In Israel hat der Winter begonnen. Das Thermometer zeigt tagsüber in Tel Aviv zwar noch immer 30 Grad an und 27 Grad in der Nacht, aber formal ist hier jetzt Winter. Auf Wunsch der religiösen Parteien im Lande wurde wenige Tage vor dem Versöhnungsfest Jom Kippur der Sommer offiziell beendet. In der Nacht vom 11. zum 12. sind die Uhren eine Stunde zurückgestellt worden. Die Winterzeit soll den religiösen Juden helfen, die Stunden des Fastens am Jom Kippur leichter zu ertragen, da sie eine Stunde länger schlafen und später in die Synagoge gehen dürfen. Überall auf der Welt, von Kuba bis zum Libanon beginnt die Winterzeit frühestens Ende Oktober. In Israel aber haben sich vor fünf Jahren die ultra-orthodoxen und religiösen Abgeordneten in der Knesset mit ihrem Wunsch nach einem subjektiv kürzer empfundenen Fasten durchgesetzt.

Die an der jetzigen Regierungskoalition beteiligten religiösen Kräfte bemühen sich mit Nachdruck und Erfolg, die jüdische Identität des Staates Israel beständig zu schärfen und Staat und Religion immer enger mit einander zu verflechten. Innenminister Eli Yishai von der ultra-orthodoxen Shas-Partei hat in dieser Woche seine Verwaltung angewiesen, die Webseite des Ministeriums so umzugestalten, dass Online-Bezahlungen für Ausweise, Pässe und  Arbeitserlaubnisse nicht länger am Shabbat und während der jüdischen Feiertage ausgeführt werden können. Der ebenfalls ultra-orthodoxe Gesundheitsminister Yaakov Litzman von der Partei Vereinigtes Thora-Judentum hat inzwischen bekannt gegeben, dass er sich der Entscheidung seines Kollegen vom Innenministerium anschließen will. Die Online-Überweisungen auf Regierungs-Webseiten, die am Shabbat und an Feiertagen getätigt werden, machen glatte 3,2 Prozent des gesamten Online-Zahlungsverkehrs auf den ministeriellen Seiten aus.

Was für ein Segen, dass sich wenigstens die religiösen Mitglieder der Regierung Netanjahu während der „Friedensgespräche“ mit Palästinenserpräsident Abbas um die wesentlichen Belange des Landes kümmern!

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