BELGRAD, Montag, der 1. März 2010
Danja Antonovic
Belgrader längste Straße ist sieben Kilometer lang und heißt Boulevard des König Alexander. Seit 90 Jahren ist der Boulevard die schönste Allee der Stadt. So lange säumten 500 dicke, schattenspendende Platanen die breite Straße. Bis gestern.
Die Stadtverwaltung, die jahrelang die Kronen der Bäume gekappt hat, („zu hoch, zu gewaltig“) hat im Zuge der Umgestaltung des Boulevards beschlossen die Platanen abzuholzen. Weil sie krank seien – so die Erklärung. Die Ursache: die vorherige, unsachgemässe Beschneidung der Kronen.
Die Meldung wird in der Tagespresse veröffentlicht, zuerst ohne Resonanz. Dann melden sich namhafte Intellektuellen, Studenten und Schauspieler umarmen die Bäume, alle verlangen noch ein Gutachten. Die Presse schweigt. Die Pressekonferenzen der neugegründeten Bürgerinitiative gegen den Kahlschlag werden nicht beachtet. Über den Protest erfährt man nur in der Rubrik „Leserbriefe“ der Tagespresse. Blogs und Facebook bieten die Plattform, auf der tausende von Unterschriften gesammelt werden. Am Ende ist der Druck so groß, dass die Stadtverwaltung einen neuen Gutachter beruft, der prompt erklärt, „nicht jeder Baum ist krank, nicht jeder Baum muss weg“. Es schien, als ob eine Einigung möglich wäre: nur kranke Bäume sollen ersetzt werden. An diesem Montag (1. März) sollte die endgültige Lösung gefunden werden.
Trotzdem werden an diesem Wochenende a l l e Bäume, 500 dicke, 90 Jahre alte Platanen abgesägt.
Auf dem nassen Asphalt liegen gelbe, goldene, gesunde Stumpfe. In meiner Wohnung, im 4. Stockwerk mache ich laute Musik an, um nicht den bohrenden Ton der elektrischen Sägen zu hören. Eine Nachbarin weint, ich weine mit. Die Aktivisten umarmen die Bäume, erfolglos. Sie werden abgeschleppt, die Bäume abgesägt. Die Vogelnester klatschen auf den nassen Asphalt.
Für ein Land, das erst vor einem Jahr ein Umweltschutzgesetz verabschiedet hat, für ein Land das in Müll, Abgasen und qualmenden Deponien erstickt, stehen Bäume auf der Prioritätenliste weit unten.
Ich bin in meiner tiefsten Seele traurig. Mit diesen Bäumen ist ein Teil meiner Kindheit verschwunden.
Felix Serbia. Felix Belgrado.
Ohne Stadtvögel, ohne Bäume, mit Autos bepflastert.
BELGRAD, Sonntag, der 11. Dezember 2016
Danja Antonovic
BELGRAD, Mittwoch, der 16. Dezember 2015
Danja Antonovic
Was geschieht rechts und links der Straßen mit unserer grünen Lunge – genannt Bäume und Sträucher? Warum werden sie gnadenlos weggejätet, so als hätte es nie ein Baumschutzgesetz gegeben? Bürger wurden früher mit bis zu 10.000 DM Strafe belegt, wenn sie ohne amtliche Erlaubnis auf ihrem eigenen Grundstück einen Baum gefällt haben. Jetzt führen die Behörden selbst einen radikalen Kahlschlag durch.
Auf vielen landwirtschaftlich genutzten Flächen findet man sogenannte Wallhecken (auch Knicks genannt). Sie dienen als Windschutz gegen Austrocknung und Winderosion des Ackerbodens sowie als Schutz gegen Vieh und Wildverbiß. Sehr häufig bestehen diese Hecken deshalb aus dornigen Sträuchern, z.B. Schlehdorn.
Seit Jahrtausenden sind diese Hecken ein wesentliches Element unserer Kulturlandschaft. An Straßen und Autobahnen sind wir an umfangreiche Bepflanzungen aus Sträuchern, Büschen und Bäumen gewöhnt. Diese dienen der Rand- und Böschungsbefestigung, sowie auf den Mittelstreifen als Blendschutz.
Interessant ist, daß diese Bepflanzungen nirgendwo unter den Abgasen der Kraftfahrzeuge leiden. Das Gegenteil ist der Fall, das vermehrte CO2 aus den Abgasen sorgt für üppigen Pflanzenwuchs. Durch diese Pflanzen wird der Sauerstoffgehalt in der Umgebung erhöht, weil sie das CO2 bei der Photosynthese aufspalten. Die Verkehrswege-Bepflanzung nutzt uns somit allen.
Seit einiger Zeit bedroht ein naturfeindlicher Wahnsinn unser kostbares Grün: Verwüstung durch Kahlschlag an Autobahnen und allen Ein- und Ausfahrschleifen sowie an den meisten Straßen. Das vernichtet im Frühjahr die Blütenpracht und für Vögel und Kleintiere einen sicheren Lebensraum. An unseren Flüssen werden gesunde Eichen und Ahornbäume einfach abgeholzt. Damit fällt der Baumschatten für unser kostbares Wasser weg, obwohl natürlich beschattetes Wasser nach wissenschaftlichen Studien wesentlich gesünder für unser Leben ist.
Was ist mit dem Lärmschutz? Man baute Wälle, begrünte sie, gefällig dem Auge und ein Segen für die Natur, um sie nach ein paar Jahren wieder radikal abzuholzen. Fuhr man auf der Autobahn, wurde man rechts und links von der Schönheit der Bäume und Büsche in jahreszeitlicher Farbenpracht verwöhnt. Dörfer und Häuser lagen im Schutz dieser Bäume fern von Lärm und Abgasen. Jetzt, nach der Abholzung – wie man mir amtlich mitteilte – BEFEHL VON OBEN – ist die Ruhe und die Qualität der Luft für diese Anwohner mehr als nur beeinträchtigt.
Reicht es noch nicht, daß wir unsere Felder und Wiesen mit giftiger Jauche ertränken? Chemtrails am Himmel, Gift in unserer Erde, von deren Früchten wir uns ernähren, radikale Zerstörung von Bäumen, Ausdünnung von Wäldern – führen wir jetzt den totalen Krieg gegen die Natur? Was soll unser Planet Erde noch alles ertragen?
Was will man damit erreichen? Vor was hat man Angst? Wo ist der Umweltminister, wo ist die Stimme, das Veto der Grünen und des Bund Naturschutzes? Sind all diese Bürokraten, Parteien und Vereinigungen nur geldverschlingende Monster, entmündigte Blendfassade unserer Täuschungswelt?
Hat der Bürger im Netzwerk eines undurchsichtigen Gesetzesdschungels noch eine Stimme? Vielleicht wird der Schrei der Bevölkerung bald so radikal wie die Vernichtung unserer grünen Lunge!
Hat man davor Angst?
Was sollen die fadenscheinigen Begründungen, wie Schädigungen durch den Salzeintrag in diesem Winter, Sturmschäden oder die Verkehrssicherheit? Schädigungen durch Salz sind noch nicht sichtbar, es sind gerade die Bäume, die als Windbrecher unsere Häuser schützen, und es sind gewiß nicht die Bäume, die mit überhöhter Geschwindigkeit dahinrasen und Autos rammen.
Warum also wird abgeholzt? Warum werden intakte Biotope zerstört, die man gerade noch für viel Geld hergerichtet hat? Findet hier ein Angriff auf die Gesundheit der Menschen statt?
Oder dient das der umfassenden Kontrolle der Menschen, aus der Luft oder aus dem Weltraum? Oder schafft man auf diese Weise freies Schußfeld für Tiefflieger, falls das deutsche Volk es wagen sollte, gegen seine Bevormundung und Ausplünderung aufzustehen?
Oder gar,um den Einsatz der BUndeswehr im innern gegen Übergriffe zu schützen?