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Wäre meine Fastenzeit ein Fußballspiel, wäre ich jetzt in der Schlussphase, etwa in der 83 Minute. Auf der einen Seite spielt der 1.FC Vorsatz, auf der anderen die Spielvereinigung Schlendrian. Der erste 1. FC Vorsatz ist gut ins Spiel gestartet, spielt aber mittlerweile „pomadig“ und kraftlos. Die Spielvereinigung Schlendrian spielt einen Angriff nach dem anderen und führt verdient 3-1. „Kommt, Männer“, rufe ich jetzt von der Trainerbank und klatsche aufmunternd in die Hände. Ich will das Spiel noch drehen.
Warum überhaupt der Rückstand? Ich hatte mir viel vorgenommen: 1. Die ganze Fastenzeit keinen Alkohol trinken. 2. Die ganze Fastenzeit kein Fleisch essen. Im Rückblick muss ich sagen: Ich hatte unrealistische Vorsätze. Als würde sich Paderborn vornehmen, Deutscher Meister zu werden.
Mit dem Vorsatz des Alkohol-Verzicht ging es eigentlich gut los: Das Ritual des klischeebehafteten Feierabendbiers lasse ich tatsächlich erfolgreich weg. Leider kamen dann aber ein ausgelassener Skitag, ein Junggesellenabschied und zwei schöne Abendessen dazwischen. Der Vorsatz mit dem Fleischverzicht war ein absoluter Fehleinkauf: Ständig ließ er gegnerische Angriffe (z.B. Schnitzel, Spaghetti Bolognese) durch. Nach vorne hin spielte er aber durchaus manchen guten Pass. Will sagen: Er vermied immerhin Fleischkonsum, etwa in der Kantine. Aber alles nichts im Vergleich zu den anderen Vereinen: Mein Freund und Kollege F. etwa ist wie der FC Bayern unter den Fastern: Er ernährte sich wochenlang nur von Saft.
83. Minute! Keine Zeit für Selbstzweifel „Kämpfen, Vorsatz, kämpfen!“ rufe ich mir zu. Ich will und werde noch ein Unentschieden erreichen, durch massiven Einsatz neuer Vorsätze: Ich werde bis Samstag zumindest einen der drei Sellerieköpfe verarbeiten, die im Keller vor sich hin müffeln. (Anschlusstreffer zum 2-3) Und ich werde auf Süßigkeiten und Nachtisch verzichten. (3-3!) Und: Ich werde diese Woche nicht Golf spielen. Mache ich zwar eh nicht. Aber so mogle ich mich zum unverdienten und sensationellen 4-3!