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Wahrheit und Klischee: Film über Bali-Bomben

Am 12. Oktober 2002 sprengten sich auf der Touristeninsel Bali vor einem überfüllten Nachtclub zwei Selbstmordattentäter mit einem Kleinbus voller Sprengstoff in die Luft. 202 Menschen starben in dem Inferno. Der Traum vom friedlichen Zusammenleben im Ferien-Paradies war zerstört. Der internationale Terrorismus war nach Indonesien gekommen.

Nun gibt es den Film zur Bombe. Zum ersten Mal wagte sich ein indonesisches Produktionsteam an die Aufarbeitung des schwierigen Themas – und griff mitten ins Wespennest. „Hier wird der Islam schlecht gemacht,“ schreien die einen und: „Ihr vermenschlicht die Terroristen,“ die anderen. Zugegeben, die Charaktere in „Long Road To Heaven" sind fast alle überzeichnet und die Erzählstruktur mit ihren ständigen Zeitsprüngen unausgereift. Auch kann der Film – schon allein aus Kostengründen – nicht mit der perfekten Technik eines Hollywoodprodukts mithalten. Dennoch gelang es Regisseur Enison Sinaro und Produzentin Nia Dinata, die Ereignisse von allen Seiten aus verschiedenen Sichtweisen zu beleuchten und einen neue Diskussion anzustoßen: Es gibt die sensiblen, die fiesen und die ganz normalen Touristen, die toleranten und fanatischen Muslime – und selbst bei den Terroristen tauchen Zweifel auf.

Auf die Kritik einer amerikanischen Zuschauerin, der Film sei zu klischeehaft, antwortete ein einheimischer Premierenbesucher daher: „Seien Sie bloß froh, dass es nicht ihre Leute waren, die diesen Film gedreht haben.“

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