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Das Nachtleben von Delhi kennt manches Lowlight. Eines davon ist die ohrenbetäubende Musik. In indischen Clubs ist es so laut, dass dagegen jedes vergleichbare Etablissement in der westlichen Welt wie ein Seniorennachmittag klingt. Dagegen kann man sich immerhin mit Ohrenstöpseln schützen, auch wenn das uncool ist.
Machtlos ist man hingegen gegen die Anbagger-Versuche indischer Männer, die sich, sagen wir einmal, nicht gerade durch Subtilität auszeichnen. Zwar kennt Indien nicht die Tradition romantischer Liebe, wie sie in Europa im mittelalterlichen Minnesang oder später in der Romantik gefeiert wurde. Aber immerhin gibt es hier das berühmte Kamasutra, dessen Autor Vatsyayana auch viel Interssantes zum Vorspiel im weiteren Sinne zu sagen hat. Doch das scheint out zu sein.
Stattdessen geht es immer gleich zur Sache, d.h. zu den entscheidenden Dingen im Leben also "mein Haus, mein Auto, meine Yacht". Und da die wenigsten so etwas besitzen, versuchen sie, Frauen damit zu beeindrucken, dass der Vater ein hochrangiger Abgeordneter der Kongresspartei ist oder "wichtige Informationen" für einen haben könnte. Wenn das fehl schlägt, kann es passieren, dass der Abgewiesene ein Empörtes: "Do you know to whom you are talking?" ausstößt.
Gestern kam ein Basecap-Träger in einem Club auf mich zu und zeigte mir das leuchtende Display seines Handys. Zum Reden war es wie immer zu laut. Darauf stand: "Du bist doch Journalistin. Was hältst Du von den steigenden Immobilienpreisen in Kalifornien?" Ich brüllte ihn an: "Warum sollte ich eine Ahnung von den Immobilienpreisen in Kalifornien haben?" Darauf brüllte er zurück: "Bist Du keine amerikanischen Journalistin?" Ich schrie: "Nein, Deutsche!" Er war sprachlos, presste ein "Sorrysorry" hervor und trollte sich an die Bar.
Offenbar wollte er mir signalisieren, dass er Immobilienmakler mit US-Kontakten ist, also Geld hat. Schade eigentlich. Hätte er das Kamasutra gelesen, hätte er Chancen gehabt.