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In Beirut hat die Badesaison begonnen. Seit dem Wochenende aalen sich die Bikinischönheiten in den Strandclubs,
eingeschmiert mit sonnenverstärkenden Ölen, denn die knackige Bräune muss ganz schnell her. Schließlich will Frau in den Nachtclubs und auch auf der Strasse bald viel Haut zeigen. Ich werde schon seit langem das unangenehme Gefühl nicht los, dass die Libanesinnen es zumindest zum Teil selbst Schuld sind, dass sie in den Augen dieser Macho-Gesellschaft weitgehend zum Objekt sexueller Begierde degradiert wurden. Viele Frauen identifizieren sich so sehr mit ihrer Rolle als verführerische Kätzchen, wenn sie nicht gerade als Hausfrau und Mutter eingespannt sind, dass sie zur zweiten Natur geworden ist.
Doch dass das Tourismusministerium in seiner neuesten Werbekampagne auf die Vermarktung der legendären libanesischen Schönheiten setzt, das geht zumindest für einige Libanesinnen nun doch zu weit. In dem Werbespot „Lebanon Blues“ für den US-Markt kann sich ein junger Amerikaner nicht mehr auf seine Arbeit im Büro konzentrieren, weil ihm die Libanesinnen, die ihm den letzten Urlaub versüßten, nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Dieser Clip brachte das Fass zum Überlaufen, schimpft die 21jährige Leen Hashem. Eine Gruppe junger Feministinnen setzte sich zusammen und verfasste einen Protestbrief an den Minister. Es sei inakzeptabel, dass die libanesische Regierung versuche, die Körper der Libanesinnen zu verkaufen, damit viele Touristen ins Land kommen, heißt es darin. Wie könne das Ministerium es wagen, die Frauen feil zu bieten, die auf der anderen Seite vom Gesetz benachteiligt würden und die vor gewaltsamen Übergriffen durch Männer auf keine Weise geschützt seien?
Und was sagt darauf der Minister? Die jungen Aktivistinnen sollten sich schämen, so unpatriotisch zu sein! Das sei doch alles völlig übertrieben, der Spot zeige ine Frau im Bikini lediglich für 30 Sekunden. Aber er ist unmissverständlich anzüglich – ohne große Worte. Davon will Minister Aboud nichts wissen. Jedenfalls war ihm nicht nach einer Entschuldigung zumute. Die Feministinnen wollen nun selbst einen Videoclip veröffentlichen, in dem sie die Diskriminierung gegen libanesische Frauen zur Schau stellen. Sie würden diverse Werbekampagnen weiter kritisch beobachten, sagt Leen Hashem.
Man kann den Libanesinnen nur wünschen, dass sie langfristig mit ihrer Kritik Erfolg haben. Denn bald fallen sie wieder ein, die feisten Männer aus den arabischen Golfstaaten sowie die lüsternen Geschlechtsgenossen aus dem Westen. Ihr Blick spricht Bände – hier geht es nur um eines. Und es ist mit nur wenig Hülle aber viel Fülle zu haben im Zedernstaat.