Wir berichten aus mehr als 160 Ländern –
aktuell, kontinuierlich und mit fundiertem Hintergrundwissen.
Zwischen den Modeschauen und der abendlichen Party zum 30. Firmenjubiläum von Jean Paul Gaultier, habe ich im Fernsehen von dem Tod der beiden deutschen Journalisten in Afghanistan erfahren. Bei einer solchen Nachrichten frage ich mich immer, ob ich da überhaupt noch von so unwichtigen Nebensächlichkeiten wie Mode bloggen darf.
Viele Weltreporter unseres Netzwerkes arbeiten an Brandherden, gehen Risiken ein, während ich mich mit sehr vielen anderen Modejournalisten die letzten Tage um Rocklängen und Absatzhöhen gekümmert habe.
An solchen Tagen stelle ich meine Arbeit in Frage und staune nur noch mehr, dass Gäste sich – wie auf der Gaultier-Party gestern – pickiert von demonstrierenden PETA-Mitgliedern abwenden, sich aber wenig später um den Champagner schlagen. Einige der sonst so elitären Modegesellschaft haben gestern Nacht, als es keine sauberen Gläser mehr gab, sogar dreckige Gläser im Eiswürfelwasser ausgespült, nur um noch ein Glas Champus zu bekommen. Und das mitten in Paris! Es ist nicht zu fassen!
Trotz aller Globalisierung, so scheint mir, wächst die Welt nicht zusammen, sie driftet immer mehr auseinander. Und dabei gehen gerade in der Überflussgesellschaft beim Hechten nach dem neuesten Konsum so manche gute Manieren flöten.
Auch wenn das Beispiel in Anbetracht der aktuellen Ereignisse lächerlich erscheinen mag, aber auch auf den Modeschauen herrschte früher ein anderer Geist. Während einst außergewöhnliche Kreationen spontanen Beifall bekamen und man am Ende eines Defilees die Arbeit eines Designers mit Applaus würdigte, so rennen heute die Gäste oft bereits aus dem Saal, wenn die Models noch beim Abschlussdefilee sind (siehe Bild). Vor dem Einlass wird gerempelt und gedrängelt, Geschenke werden im wahrsten Sinne des Wortes eingesackt und während der Show unterhalten sich die Gäste ohne einen Blick auf die Kollektionen zu werfen.
Wenn Genies wie Karl Lagerfeld die Idee haben, die Arbeit der Leute hinter den Kulissen zu würdigen, so interessiert das zudem niemanden. In seiner aktuellen Show war am Ende der Backstage-Bereich mit den Friseuren, Make-Up-Spezialisten und Anziehhilfen zu sehen, doch auch Tage später finde ich davon leider nichts in den Medien und im Internet. Das ist schade. Denn jenseits von Promis in der ersten Reihe, Models und Designern bleiben diese Menschen im Dunklen, deren Verdienst es ist, dass die vergangene Modewoche Paris ein Erfolg war.
Mit diesem sehr langen, letztem Blog beschließe ich meine Berichterstattung zu den Pariser Modeschauen. Ein abschließender Dank geht an meiner Weltreporter-Kollegen Janis, Felix und Martin, die mich tatkräftig bei dieser (meiner ersten) Blogreihe unterstützt haben. Ohne sie wären die Texte nie so schön ins Netz gekommen.