MüNCHEN, Friday October 9th, 2009
Philipp Kreisselmeier
Dieses Forum gibt mir die Möglichkeit, eine Schuld abzutragen, weil auch heimgekehrte Weltreporter mitbloggen dürfen und sollen. – Als ich im Juli mal wieder länger in Rom war, wartete Post auf mich: Für fünf mal falsch Parken (übrigens „nur“ einen Motorroller) sollte ich mit Mahngebühren etc. insgesamt 1200 (i.W.: zwölfhundert) Euro zahlen. Absender war das im Staatsauftrag tätige (und auch ungefähr zur Hälfte der Republik Italien gehörende) Inkasso-Unternehmen Equitalia, und ich beschloss, über dieses Unternehmen und sein Mahnwesen einen Radio-Beitrag zu machen. Abgesehen von Interviews in der Warteschlange an den Schaltern, die diese Firma in Rom unterhält – in denen mir die Wartenden entgegen meiner Erwartung sagten, dass sie es ganz normal fänden, erst nach zwei Stunden an die Reihe zu kommen; das lief dem Italien-Klischee zuwider, das wir alle so gern bedienen – wandte ich mich auch an die Presse-Abteilung der Equitalia und bekam fast sofort (schon wieder klischee-widrig, diese Effizienz!) zwei Interviews (i.W.: 2) vermittelt: mit dem römischen Verantwortlichen dieses föderativ aufgebauten Unternehmens, und mit dem Generaldirektor der italien-weiten Holding. Letzteres konnte ich in meinem Beitrag gar nicht unterbringen, weil der Rom-Chef schon alles Wichtige gesagt hatte (und es natürlich mal wieder nur drei Minuten werden sollten). Das allerdings hat den Pressesprecher, der mir das Interview verschafft hatte, in Schwierigkeiten gebracht, weil er, mit Hilfe eines elektronisch übermittelten „Belegexemplars“ meines Dreiminüters, seinem obersten Chef Rechenschaft ablegen musste, ob denn das Interview mit dem deutschen Journalisten irgendwas gebracht, irgendeinen Niederschlag gefunden habe. Und das hatte es eben nicht. Daher möchte ich auf diesem Wege mitteilen, dass Equitalia ein sehr sympathisches Unternehmen ist (soweit das bei einer Inkasso-Firma der Fall sein kann), dass sie ihren Online-Service und auch den an den real existierenden Schaltern laufend verbessern, und dass sie eine sehr hilfreiche Pressestelle haben. Und sehr auskunftsfreudige Direktoren. Jawohl. – Meine fünf Parkzettel im Wert von je 240 Euro waren übrigens, wie nach zwei mal zwei Stunden Schlangestehen für mich herausgefunden wurde, alle verjährt. Was bei Ordnungswidrigkeiten aus dem Jahre 2003 auch nicht wirklich verwunderlich war. Caro Giuseppe, questo lo puoi far vedere al direttore Cuccagna. Spero che sia soddisfatto…
Liebe Julica, in Sardinien gelten zwar andere Gesetze. Ich habe mich vor vielen Jahren mal als Italien-(Festland!-)Kenner sehr blamiert auf der Insel, weil ich – wegen des staatlichen Salz-Monopols – in einem Tabakladen Salz kaufen wollte. Der Tabacchi-Mann sagte, mit einzelner hochgehobener Braue: "Salz?? Warum gehen Sie nicht in den Lebensmittelladen?!!" . (INZWISCHEN ist die alberne Salz-Regelung auch auf dem Stiefel abgeschafft.) – Aber in Sachen Strafzettel greift das Autonomie-Statut wohl nicht. Ergo muessten Verkehrssachen nach fuenf Jahren verjaehrt sein. (Wenn Berlusconi noch selber Auto fuehre, waere die Verjaehrungs-Frist wohl schon auf fuenf TAGE runtergesetzt…)
Andererseits ging der Strafzettel ja an Deine Autovermietung, die ihn vermutlich auch bezahlt hat, so dass nun diese Firma den Anspruch an Dich auf Erstattung gehabt haben muesste. Es wundert mich, dass Du von denen nicht mit Mahnungen bombardiert worden bist. (Oder gab es da einen toten Julica-Briefkasten, nachdem Du Dich auf eine weit entfernte Insel abgesetzt hattest – wo die Mahnungen heute noch drinliegen?) – Wenn man Autobahn-Maut hinterzieht, bekommt man jedenfalls nach erstaunlich langer Zeit Post von einer deutschen (Inkasso-)Anwaltskanzlei, die das Geld – mit erstaunlich hohem Aufschlag fuer die Anwalts-Kosten – sehr wirkungsvoll einfordert. Wenn Du also von der Mietwagenfirma, direkt oder indirekt, in den letzten Monaten nichts gehoert hast, duerfte einem Rom-Besuch nichts entgegenstehen.
Meinst du diese Inkasso-Praxis gilt auch fuer Sardinien?? Ich hab da mal einen Strafzettel kassiert, fuer etwas das ich ueberhaupt nicht verstand (italienisch) und wie ich fand ueberhaupt nicht gemacht hatte. Als ich den Mietwagen zurueckgab, meinte Signora renti-a-cari, wenn ich nicht zahlte wuerde ich nienie wieder einen Mietwagen in Italien mieten duerfen (schwarze Liste), wahrscheinlich eh nienie wieder ins Land gelassen… Dabei guckte sie ernst. Sehr. Seither verstecke ich mich auf der Suedhalbkugel. Dabei wuerd ich so gern mal nach Rom (auch ohne Mietwagen). Vielleicht koenntest du caro Giuseppe oder den GD mal fragen (ohne Namen zu nennen natuerlich)… was sich da machen laesst ??