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Mach mir den Kiwi bei Letterman

Alle Jahre wieder kommt es vor, dass Neuseeland auf einer Weltkarte vergessen wird. Mal auf einem Puzzle-Spiel, mal im Internet – oder auf der riesigen Globus-Ansicht am Eingang der Universal Studios in Hollywood. Pech, wenn man so weit unten am rechten Kartenrand hängt und für eine australische Insel gehalten wird. Alle Jahre wieder muss die Tourismusbehörde sich daher was einfallen lassen, um Menschen in fernen Ländern zu beweisen, dass es Neuseeland wirklich gibt. Und um sie anschließend dorthin zu locken.

 „Der Herr der Ringe“ kam da sehr gelegen, auch wenn nicht jedem nachhaltig klar wurde, dass zwar in Mittelerde Hobbits, in Neuseeland jedoch Maori leben. Die Peter-Jackson-Filme sind nun auch schon wieder ein Weilchen her. Seitdem: Nada ­, niente, und nicht mal die letzte Rugby-Weltmeisterschaft gewonnen. Also muss der Premierminister persönlich ran, um das Produkt „NZ“ unter die Leute zu bringen. Was macht er in seiner Verzweiflung? Er geht zu David Letterman.

 „Mach du mir den Kiwi“, hat Dave wohl so oder ähnlich gesagt, „ich mach euch die Promo.“  Ganz Neuseeland war in Aufregung: Der farblose John Key, der die Aura eines Filialeiters der örtlichen Bausparkasse verströmt, gerät in die Fänge des bissigsten Talkmasters der Welt – wie wird er sich im Interview schlagen? Blamiert er sich und damit alle Kiws? Lacht man im Fernsehstudio über seinen eingeborenen Dialekt? Entfahren ihm wieder Wortschöpfungen wie letztens „Afghanistanians“, wenn er Afghanen meint? Bei seiner Vorgängerin, der bärbeißigen Helen Clark, brauchte man sich solche Sorgen nicht zu machen. Die hatte Format.

 Die meiste Panik war umsonst. Key wurde nicht zum Kreuzverhör gebeten, sondern durfte nur die „Top 10“ zum Auftakt der Sendung aufsagen. Da liest der Gast Antworten vom Teleprompter ab, die ihm hoch bezahlte Gag-Schreiber vorformuliert haben. In diesem Fall in enger Absprache mit dem Zentralkomitee der Neuseeland-Werbung. Und so lief die kleine Show-Einlage für „mein liebstes Land der Welt, in dem ich noch nicht war“ (David Letterman) ab wie am Schnürchen.

 Der Premierminister wirkte nervös, aber verhaspelte sich zumindest nicht. Der Talkmaster sprach einmal von „New England“ statt „New Zealand“ und fand es drollig, dass die Bewohner sich dort „Kiwis“ nennen. Soweit, so peinlich. Dann brachte John Key seine zehn „Gründe, warum man Neuseeland besuchen sollte“, vor. Beschränken wir uns auf acht.

 1.„Im Gegensatz zum Rest der Welt mögen wir die Amerikaner noch.“  2. „Wir fahren auf der linken Seite, wie die Briten und Lindsay Lohan.“ 3. „70 Prozent unserer Energie wird durch erneuerbare Wasserkraft gewonnen – also, das müssen hier ja nicht nur Witze sein.“ 4. „Besuchen Sie mich in den nächsten 30 Tagen, ich hole Sie vom Flughafen ab.“ 6. „Unten bei uns läuft Leno um neun Uhr.“ 7. „Es ist wie England ohne die Attitüde.“ 8. „Nur einen bequemen 20-Stunden-Flug entfernt.“ 9. „Wir haben die wackeligsten Spielautomaten im Pazifik.“ Er hat ganze Arbeit geleistet. Jetzt kommen sie alle.

 

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