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Vom Führer und siine Fru

Rebellierende Rockstars, Rassisten und ein phillipinisches Pin-up: Es ist High Noon in Kimdotcomland. Das bedeutet verschärftes Fremdschämrisiko. Bisher fühlten wir Deutschen uns am schönsten Arsch der Welt vor peinlicher Polit-Prominenz sicher. Doch wenn Kim Schmitzens Supersize-Skandale weiter eskalieren, muss ich mir ein sicheres Drittland suchen. Oder meine Herkunft verleugnen.

Ausgerechnet mein lokaler Lieblingsmusiker Aaron Tokona steigt als Kämpfer gegen den Gründer der neuen Internet-Partei in den Ring. Der Jimi Hendrix Neuseelands ließ sich wie andere Kollegen von Mr. Mega-Upload für gutes Geld anheuern, um dessen schlechte Musik aufzumöbeln. Die Wochen im Tonstudio waren nicht nur künstlerisch eine Qual, sondern eine bizarre Reise ins Reich Kim des Bösen. Tokona, der den vom FBI gejagten Internet-Krösus vorher als eine Art Robin Hood geschätzt hatte, verlor in kürzester Zeit jeden Respekt vor dem „narzisstischen Megalomaniac“. Der habe angeblich keinen Gang zum Klo ohne Bodyguards bewältigen können, werfe obszön mit Geld um sich und behandele Menschen wie Dreck. So weit, so schlecht, so normal im Showbusiness. Wenn da nicht das unheimliche Deutsche wäre: Narziss oder Nazi?

Das Image klebt an Dotkom, seit er prahlte, Hitlers „Mein Kampf“ zu besitzen und sich als „War of the Worlds“-Fan in SS-Helm ablichten ließ. Letzte Woche dann Tokonas Enthüllung: Im Tonstudio habe Kim fröhlich bei einem von den afro-amerikanischen Produzenten ausgerufenen „Rassistentag“ mitgemacht. Ein Insider-Scherz, der vielleicht ohne Folgen geblieben wäre, wenn der Boss die Musiker – darunter Printz Board von den Black Eyed Peas – nicht mit politisch unkorrekten „Golliwogs“ überrascht hätte. Das sind zu Recht geächtete „Negerpuppen“ aus Kolonialzeiten.

In den USA sind darüber noch keine Proteste entbrannt. Aber der linken Mana-Partei hier im Lande, die hauptsächlich aus Maori besteht, dürfte der Golliwog-Gag aufstoßen. Ausgerechnet mit der bodenständigen Proletarier-Truppe will Dotcoms Partei koalieren, um über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen – ein Duett, in etwa so stimmig wie Conchita Wurst singend mit dem Papst.

Kaum wurde die braune Wäsche im Wahlkampf gewaschen, da erreichte uns diese Nachricht aus „Coatesville Reichstag“, wie Kims Feinde seine protzige Villa außerhalb Aucklands nennen. „Mona und ich haben uns getrennt“, twitterte Dotcom an seine Fans. Eine „Familienangelegenheit“, er bitte um „Privatsphäre“. Die Mutter seiner fünf Kinder hatte er in einer Bar in Manila kennengelernt. Im Internet kursierten zuletzt Monas voreheliche Nacktfotos aus einem Herrenmagazin. Jetzt wird über die Finanzlage der Internet-Partei spekuliert. Denn Mona, die Handtaschen in der Preisklasse von Kleinwagen liebt, hat Anteile am Dotcom-Vermögen.

Zwei Tage später dann die Schock-Schlagzeile: „Kims exekutierte Freundin tritt im Fernsehen auf“. Was hat unser Big Bad Boy noch alles in petto? Welche Frauenleichen lagern im Party-Keller? War aber diesmal nur Nordkorea. Der kleine Kim.

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