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“We want Jürgen!” US-Fußball-Fans in Klinsmann-Euphorie

Klinsi-Ultra-Fan

Seit Juli 2011 ist Jürgen Klinsmann Coach der US-Nationalmannschaft. Sein Anfang war etwas holprig, voller Experimente und deshalb auch mit einigen schwachen Spielen. Doch im Gegensatz zum Rest der Welt, wo das zur Ruck-Zuck-Entlassung des Trainers geführt hätte, bekam in den USA kaum jemand was mit vom schwachen Start. Die Stadien waren halb leer, nur eine Handvoll Reporter – davon mehr als die Hälfte von hispanischen Medien – berichtete darüber und die raren Fernsehübertragungen der Spiele schaltete sowieso kaum jemand ein. Trotzdem gab es einen Spieleraufstand – die alteingesessenen Profis fühlten sich übergangen und US-Spieler insgesamt ungerecht benachteiligt gegenüber Neuzugängen mit doppelter Staatsbürgerschaft aus Zentralamerika und Europa.

Doch jetzt ist alles anders und viel besser im US-Fußball, der hier ‘soccer’ genannt wird. 16 Mal haben die USA während der WM-Qualifikation gewonnen, davon zwölf sogar in Serie am Stück. Das gab’s noch nie in der Verbandsgeschichte. Sie haben den Gold Cup gewonnen und sich frühzeitig für die WM qualifiziert. Halb leere Stadien gibt es nicht mehr. Dafür sorgen die ‘American Outlaws’ – eine Fanorganisation, die vor ein paar Jahren von 40 Fans in Nebraska gegründet wurde. Ländlicher als Nebraska geht’s eigentlich nicht mehr. Football mag man da und NASCAR-Autorennen. Fußball? Das ist was für Weicheier! Deshalb auch der Name ‘Outlaws’ – Außenseiter ja! Weicheier nein! Zu jedem Spiel der Nationalelf reisen sie, inzwischen zu Tausenden. Insgesamt haben sie über 17 tausend Mitglieder in rund 150 Ortsverbänden. Gemeinsam marschieren sie von der Vor-Party auf dem Parkplatz in die Stadien, singen stehend 90 Minuten lang patriotische Fußballsongs – und LIEBEN Jürgen Klinsmann.

https://soundcloud.com/soundslikerstin/we-want-j-rgen-us-soccer-coach

Beim ausverkauften Freundschaftsspiel gegen Süd Korea hab ich das selber miterlebt. Mehr Stimmung gibt’s auch in deutschen Stadien nicht. Von den Fans, die ich dort getroffen habe, werden mehr als 600 nach Brasilien reisen, um das Team bei der WM anzufeuern. Die Outlaws haben Flugzeuge gechartert und Hotelzimmer reserviert, um der Nationalelf gemeinsam zu folgen. Auch das ist eine absolute Neuheit für den US-Sport. Das gab’s noch nie im Fußball und gibt es in keiner anderen Disziplin. Football, Basketball, Baseball, Eishockey haben starke lokale Fanclubs. Bei Olympischen Spielen können Basketball und Eishockey Patriotismus wecken, aber rund ums Jahr einer Nationalmannschaft hinterherreisen? Das gibt’s sonst nirgendwo.

Klinsi Fans

Dass es so gut aufwärts geht mit dem US-Fußball hat auch viel mit dem Trainer zu tun, da sind die Fans sicher. Klinsmann öffnet Türen – zu Spielen auf höchstem internationalem Niveau, zu Spielern im Ausland, die ins US-Nationalteam wollen und zu Veränderungen im System, die Nachwuchs fördern. Deshalb lieben sie ihn.

Am 26. Juni trifft Klinsmanns Elf auf die von seinem ehemaligen Ko-Trainer Joachim Löw. Klinsi sagt: er wird beide Hymnen singen aber danach ist für 90 Minuten Schluß mit der Freundschaft. Er will nichts lieber, als an dem Tag Deutschland besiegen.

 

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“Ich weiß, was ein Publikum braucht”

Bomm, bomm, bomm … hallt es bei den Spielen der spanischen Nationalelf durchs Stadion. “Manolo – el del Bombo” trommelt wieder. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit den heute 63-Jahre alten, bekanntesten Fan der “Roja” zu interviewen. Ein kleines Schmankerl in diesen Fußball verrückten Tagen.

Wie kamen Sie zur Trommel?

Ich stamme aus Aragón, und da ist die Trommel ein weitverbreitetes Instrument. Vor 28 Jahren fing ich an, bei Regionalklubs in meiner Heimatregion zu trommeln. Dann begann ich bei Real Zaragoza, einem Klub aus der ersten Liga. Schließlich landete ich bei der Nationalmannschaft. Seither reise ich durch die Weltgeschichte.

Verlangt das große Opfer?

Ich habe für den Fußball alles aufgegeben, meine Familie, mein Geschäft. Die kleine Bar gegenüber dem Stadion in Valencia ist das einzige, was mir geblieben ist. Wenn ich unterwegs bin, mache ich den Laden dicht.

Alles für den Fußball?

Ja. Denn bei der Trommelei merkte ich sehr schnell, daß mich das Publikum mag, und zwar überall auf der Welt. Das Publikum genießt es richtig, wenn ich trommle, und ich genieße es auch. Meine Familie wollte da einfach nicht mitziehen, und so haben wir beschlossen, uns zu trennen.

Mit der Trommel kann man in Ihrer Heimat ganz unterschiedliche Gefühle ausdrücken: Trauer am Karfreitag, aber auch Freude auf den Dorffesten. Hat Manolo auch verschiedene Rhythmen?

Je nachdem, wie das Spiel läuft, trommle ich verschieden. Ich laufe immer den Fanblock auf und ab. Dabei merke ich sehr schnell, was das Publikum braucht.

Haben Sie wegen der Trommel nie Probleme bekommen?

Doch. Einmal in Italien wollten die mich erst nicht ins Stadion lassen, aber das ist schon lange her. Jetzt kennt mich ja alle Welt.

Spielen Sie noch immer auf Ihrer ersten Trommel?

Nein, ich habe schon viele verbraucht. Und eine Trommel ist auf einem Rückflug von Costa Rica nach Madrid spurlos verschwunden. Ich bin dann extra noch einmal nach Costa Rica geflogen, aber es hat alles nichts genutzt.

Dann haben Sie also keine so enge Beziehung zu Ihrem Instrument wie zum Beispiel die Flamenco-Gitarristen?

Nein. Das einzige, worauf es ankommt, ist der Durchmesser von 75 Zentimetern – wegen der Tonhöhe und der Lautstärke.

Wenn Manolo el del Bombo ins Rentenalter kommt, was dann?

Ich mach’ weiter, solange es dem Publikum gefällt.

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