In den 1940 er Jahren bauten Filmemacher in der Wüste östlich von Los Angeles ein Dorf als Kulisse für ihre Western. Als Cowboys in Hollywood nicht mehr gefragt waren, wurde der Ort zum verschlafenen Biker-Treff. Bis Paul McCartney in der lokalen Kneipe auf die Bühne trat. Influencer folgten. Und die Einheimischen gehen auf die Barrikaden.
Eine Handvoll von Western-Filmemachern hatte in den 1940ern genug davon, in und um Hollywood immer wieder neue Kulissen zu bauen. 200 Kilometer östlich von Los Angeles fanden sie die perfekte Landschaft und das perfekte Licht für eine permanente Kulisse. Sie bauten eine Stadt wie aus dem Wilden Westen – Pioneertown. Achtzig Jahre später hat sie sich in einen Rummelplatz für Influencer verwandelt. Die Einheimischen gehen auf die Barrikaden.
Halb sieben abends, goldenes Licht, 25 Grad. Auf der Terrasse des Red Dog Restaurants geht’s mal wieder um Zuzügler und Influencer. Jemand hat Frachtcontainer mitten in die Landschaft zwischen krumme Joshua Bäume und Felsbrocken gestellt. Ohne Genehmigung. Und Susan hat mal wieder Influencer vertrieben – samt Skateboards, Selfiesticks, und Drohnen. Susan Burnett zog 2001 von Los Angeles nach Pioneertown. Sie betreibt ein Motel zwanzig Minuten außerhalb des Orts.„Damals lebten hier 300 Menschen. Viele Oldtimer. Rinder- und Pferdezüchter. Einer von meinen Nachbarn reitet immer noch jeden Morgen an meinem Haus vorbei.“ Ganz wie die Gründer von Pioneertown. Western-Produzenten ließen 1946 diese Stadt bauen. Nicht viel mehr als ein Häuserblock mit einer staubigen Straße, Gebäuden aus verwittertem Holz und Pferdekoppeln. Gleichzeitig Kulisse und Dorf, in dem die Filmemacher lebten. Red Dog war der Saloon und das Bordell. Nach Feierabend traf sich dort die Crew. In der Gefängnis-Kulisse war ein Eiscafé und in der Scheune eine Kegelbahn. Mehr als 50 Westernfilme wurden hier gedreht und zahllose Fernsehshows, erzählt Edward Grimm. Er lebt seit über 35 Jahren in Pioneertown. „Es war super viel los in der Glanzzeit der Westernserien. Sie haben an mehreren Ecken des Orts gleichzeitig gedreht. Eine Folge pro Woche. Sie konnten keine Zeit verschwenden.“ Mit dem Ende der Western-Glanzzeit wird Pioneertown zu einem verschlafenen Nest, in dem sich Biker und andere Liebhaber von Wüste und Einsamkeit niederlassen. Die einzige Attraktion im Ort: eine Kneipe mit Live-Musik. Pappy and Harriett’s.
Dann kommt der Oktober 2016.