Ufos und Außerirdische Schon seit den Science-Fiction-Hörspielen der 1930er-Jahre sind viele Amerikaner besessen vom Mythos der Alieninvasion. © imago / Panthermedia / ktsdesign Von Arndt Peltner · 12.03.2022 Auf dem Ufo-Kongress in Las Vegas ist ein Poster zu sehen: "We are not alone". Wir sind nicht allein: Die Außerirdischen sind unter uns!
Ufos und Außerirdische
Schon seit den Science-Fiction-Hörspielen der 1930er-Jahre sind viele Amerikaner besessen vom Mythos der Alieninvasion. © imago / Panthermedia / ktsdesign
Von Arndt Peltner · 12.03.2022
Auf dem Ufo-Kongress in Las Vegas ist ein Poster zu sehen: “We are not alone”. Wir sind nicht allein: Die Außerirdischen sind unter uns! Daran glauben besonders in den USA viele Menschen.
Der Ufo-Glaube der Amerikaner ist tief verwurzelt in der US-Gesellschaft. Bereitwillig erzählen Menschen von ihren Erfahrungen, von Berichten und eigenen Erlebnissen. Für viele gehören Ufos zum Alltag. Jüngst trafen sich Hunderte von Ufologen wieder auf der jährlichen Konferenz von MUFON, dem Mutual UFO Network, einer Organisation, die es seit über 50 Jahren in den USA gibt und die von sich behauptet, wissenschaftlich fundiert dem UFO-Phänomen auf den Grund zu gehen.
Der UFO-Kongress von MUFON
In einem Hotel in Las Vegas treffen sich Menschen, die davon überzeugt sind, dass Aliens schon lange mit und unter uns leben. Sie alle machen nicht den Eindruck, spinnert oder durchgeknallt zu sein. Ganz im Gegenteil, es sind zum Teil erfolgreiche Männer und Frauen, die fest im Leben stehen.
Shelley Goodman ist seit einigen Jahren aktives Mitglied der Regionalgruppe von MUFON in Nordkalifornien und arbeitet als Ermittlerin. Sie erläutert ihre Vorgehensweise an einem konkreten Beispiel: “Hier, das ist so ein Altfall aus dem Jahr 2009, da schickte uns jemand Bilder von einem Flugobjekt, das er gesehen haben will. Als ich mit ihm sprach, erzählte er mir, wo er unterwegs gewesen war und was er da genau gesehen hat. Ich habe also die Fotos durch ein Programm analysieren lassen, diese EXIF-Daten, damit kann ich sehen, ob die Fotos original sind oder mit Photoshop behandelt wurden.”
Mit “War of the Worlds” begann der Mythos von der Alien-Invasion
Um die heutige Faszination vieler Amerikaner für Ufos und Außerirdische zu verstehen, muss man bis in die 1930er-Jahre zurückblicken. Das Hörspiel “War of the Worlds” (Krieg der Welten) verursachte am 30. Oktober 1938 eine Panikwelle in den USA. Zwar hatte der Regisseur des Stücks, Orson Welles, am Anfang der CBS-Übertragung von “The Mercury Theater on the air” noch darauf hingewiesen, dass dieses Stück am Vorabend des Halloween-Festes eine Adaption des 1898 veröffentlichten Romans von H. G. Wells sei, doch das ging im Folgenden unter: 20 Minuten lang klang es wie eine normale Radioübertragung an einem Sonntagabend, immer mal wieder von kurzen Eilmeldungen der Nachrichtenredaktion unterbrochen.
Kooperation mit Außerirdischen? Earl Gray Anderson, der oberste Ermittler für MUFON, erzählt auf dem Ufo-Kongress in Las Vegas die Geschichte von seiner Mutter, die ihm als Fünfjährigen einmal von ihrem Job berichtet hat: “… dass sie in einem sehr tief gelegenen, unterirdischen Laboratorium gearbeitet hatte. Sie nannte es eine Stadt unter der Wüste. (…) da war eine alte Holzbaracke, wie auf einer Farm oder so eine Bretterbude, mitten im Nirgendwo, irgendwo in der flachen Wüste. Sie hatte diesen Sicherheitsbeamten dabei, sie gingen hinein und da war ein Aufzug. Sie hatte keine Ahnung, was passieren würde. Sie dachte, vielleicht geht das nun ein, zwei Stockwerke runter zu einer Einrichtung unter Tage. Doch sie erzählte mir, dass sie Angst bekam, denn es ging immer weiter runter, ihr wurde ganz schwindlig. Und nach einer Weile ging die Tür auf und da war eine kleine Stadt unter der Wüste, in der man sich in Golf Carts fortbewegte. Die Leute blieben dort für mehrere Monate, sie hatten Drogerien und Cafes und all das.”
“1977 ging ich mit ihr ins Kino, um ‘Star Wars’ zu sehen. Und da begann sie wieder zur erzählen. … Sie meinte, ich dürfe nie darüber reden, denn es könnte ihr deshalb etwas Schlimmes passieren. Nach dem ‘Star Wars’-Film redete sie davon – was der Wahrheit ziemlich nah kam – dass es da Außerirdische gebe und die Bevölkerung davon nichts wisse. Auch, dass es verschiedene Raumschiffe gebe, all das sei nicht weit hergeholt.”
Das Sperrgebiet Area 51
Die Area 51 wurde 1955 von der CIA eingerichtet, ein 100 Quadratkilometer großes und streng geheimes Sperrgebiet innerhalb eines riesigen abgeriegelten Militärgeländes. Ihre Existenz war jahrzehntelang noch nicht einmal von der US-Regierung bestätigt.
Gerüchte und Geschichten gibt es viele über die Area 51. Offiziell gibt die US-Regierung und das Pentagon keine Informationen über das Testgelände heraus. Jahrzehntelang wurde die Existenz des Areals sogar ganz geleugnet. Lieferungen und Budgets tauchen in keinen offiziellen und zugänglichen Dokumenten auf. Selbst Tanklastwagen mit Treibstoff, die eine militärische Einrichtung in Kalifornien Richtung Nevada verlassen, werden an ihrem Zielort nicht registriert.
Erst im Jahr 2013, mehr als 60 Jahre nach der Gründung dieses von der CIA eingerichteten Testgeländes, sprach das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium zum ersten Mal von der Existenz der Area 51: “Dieser Komplex wird zur Erprobung von Technologien und Systemen und zum Training für Operationen verwendet, die für die Effektivität der amerikanischen Streitkräfte und für die Sicherheit der USA entscheidend sind. Ein Teil des Komplexes liegt am trockenen Groom Lake. Gewisse Aktivitäten und Operationen, die am Nellis-Gelände in Vergangenheit und Gegenwart durchgeführt werden, bleiben unter Verschluss und können nicht öffentlich diskutiert werden.”
Leben am Rande der Area 51
Chuck Clarke wohnte nach seiner Pensionierung in den 1990er-Jahren längere Zeit in Rachel, der nächsten Ansiedlung zur Area 51. Er galt lange Zeit als Experte, wenn es um das Testgelände ging: “Die Öffentlichkeit wusste bis 1989 nichts davon, dass es diese Basis überhaupt gab. Erst da berichtete ein Mitarbeiter in Las Vegas darüber und das verbreitete sich dann ganz schnell. Er sagte, er sei Physiker und wurde angeheuert, um die Technik einer fliegenden Untertasse zu entschlüsseln.”
Von Las Vegas kommend fährt man etwa zweieinhalb Stunden um ein riesiges Militärsperrgebiet herum, erst Richtung Norden, bevor man westlich auf den “Extraterrestrial Highway” Richtung Rachel abbiegt.
Jörg Arnu ist Informatiker und zog 1995 von Berlin zuerst nach Las Vegas, dann vor ein paar Jahren kaufte er sich ein Grundstück in Rachel. Was ihn dorthin gebracht hat, war sein Interesse an der Area 51. Mit Geschichten von Außerirdischen, an denen medizinische Tests durchgeführt werden, und versteckten intergalaktischen Raumschiffen braucht man ihm allerdings nicht zu kommen, davon hält er nichts. “Je mehr ich gesehen habe, was hier vor sich geht, desto mehr wurde mir eigentlich klar, dass das alles zwar sehr irdische Technologie ist, dass es aber wirklich geheime Projekte sind, die unsere Regierung entwickelt und legitim geheim hält, um die auch vor unseren Feinden geheim zu halten. (…) In den 60er-Jahren ist hier die A12 Spy Plane, was nachher die SR-71 war, entwickelt worden. Das Ding sieht heute noch aus wie aus dem Science-Fiction. Das, was hier in der Area 51 vor sich geht, ist soweit ich das beurteilen kann, sehr irdisch, aber trotzdem unheimlich interessant.”
Sein Freund Chuck Clarke sieht das anders: “Es gibt da jede Menge geheime Sachen, eigentlich alles, an dem sie arbeiten, ist geheim. Wenn es da etwas geben würde, das nicht geheim wäre, das sie nicht verstecken wollten, dann würden sie es woanders testen. Es gibt da Dinge – wie soll ich das sagen – die fremde Technologie sind.”
Begegnungen der dritten Art
Shurlene Wallace und ihre Zwillingsschwester Earlene Carr haben ein Buch veröffentlicht: “From the Motherland to the Mothership”. Darin beschreiben die beiden die Erlebnisse von Shurlene: “Ich wurde bereits zwei, dreimal auf den Planeten Mars gebracht und habe dort mit Wesen gesprochen, die sehr menschenähnlich wirken, Männer und Frauen.”
Ihre eineiige Zwillingsschwester Erleane Carr sagt dazu: “Als meine Schwester mir dann von ihren Erfahrungen berichtete, war ich erst mal total geschockt.” Ihre Schilderungen beschreiben sie lebhaft: “Ich kann mich dann nicht mehr bewegen. Das macht dieses Wesen mit mir, sie haben die Fähigkeit, die molekulare Struktur von einem aufzubrechen. Manchmal werde ich auf ein Raumschiff gebracht, auch schon mal mit anderen Personen vom Planeten Erde, die ich dann in dem Space Ship gesehen habe.”
Gwen Farrell, die zertifizierte Hypno- und “Experiencer”-Therapeutin spricht aus ihrer Praxis: “Wir schätzen, dass es Millionen Menschen auf der Welt gibt, die schon in irgendeiner Form solche Kontakte hatten. Was die meisten kennen, ist die Entführung durch Aliens. Das kennt man auch aus Filmen. (…) Die gängigste Form sind wohl Besuche. Da wacht man nachts auf und man sieht Wesen in seinem Zimmer. Oftmals fühlt man sich dabei bewegungsunfähig: Man fühlt sich also paralysiert, das ist ganz normal bei Entführungen, aber eben auch bei Besuchen, bei denen man nicht mitgenommen wird.”
“Dann gibt es noch diese Erfahrungen, bei denen man mit einem Außerirdischen zusammenarbeitet. Das ist nicht so üblich, aber wir haben auch darüber Berichte. Das sind dann meist eher militärische Einrichtungen, in denen Menschen mit menschenähnlichen Wesen Seite an Seite arbeiten. Wo so etwas wohl vorkommt, ist Dulcey in Dawson, New Mexico. Leute arbeiten also mit Aliens beispielsweise in Labors zusammen. Manchmal sind die Außerirdischen aus freien Stücken da, oftmals jedoch gegen ihren Willen.”
Offizielle Stimmen
Der frühere Astronaut und Senator Bill Nelson leitet heute die Weltraumbehörde NASA. Auch für ihn ist klar, dass wir nicht die einzigen im riesigen Weltraum sind, erklärte er auf CNN: “Seitdem diese Videos der Navy-Piloten rauskamen, wollen die Leute wissen, was los ist. Sind wir alleine? Ich persönlich glaube das nicht.”
Ufos, Außerirdische, geheime Militärbasen, auf denen die Erdlinge mit den Aliens zusammenarbeiten. Besuche auf dem Mars. Selbst besucht werden von kleinen grauen Männchen, die durch die Wand kommen. Kühe, denen ohne Spuren zu hinterlassen, Organe entnommen werden. Klopfgeräusche und seltsame Kreise auf einer Ranch. Und die Regierung der USA, vielleicht sogar die Regierungen der Welt, wissen davon. Betroffene sind fest davon überzeugt, dass es nicht nur Leben auf anderen Planeten gibt. Sie glauben, dass die Aliens schon längst unter uns sind. “The truth is out there”, die Wahrheit ist irgendwo da draußen.
Literatur: H.G. Wells: Krieg der Welten, Diogenes, 2005 Shurlene B. Wallace, Earlene V. Carr: From the Motherland to the Mothership: A True Story of Twins Who Reunite, as One Begins an Incredible Odyssey of Interaction with Extraterrestrials from Other Worlds, AUTHORHOUSE, 2001
Eine Produktion von Deutschlandfunk Kultur 2022.