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Es ist wieder Juni und wieder bin ich für eine Konferenz einige Tage in Berlin (siehe meinen EIntrag von Juni 2009 und wenn dieser jenem sehr ähnich ist, ist das gewollt). Diesmal hat man mich im Marriott einquartiert. Das Haus am am Potsdamer Platz gehört zu den nobelsten der Hauptstadt. Im Frühstücksraum angekommen, blickte ich am ersten Morgen in nahezu fieberhafter Erwartung auf das Zeitungsangebot, das mir präsentiert wurde. Zwar habe ich im Kopenhagener Büro zwei deutsche Tageszeitungen, doch kommt die eine stets einen Tag zu spät. Ein solches Hotel aber würde mir sicher die Wahl lassen zwischen den aktuellen Ausgaben von FAZ, FTD, Welt, Handelsblatt, SZ sowie einigen ausländischen und regionalen Blättern.
Eine Wahl, die bei mir meist dazu führt, sich in Flieger und Hotel etwas beschämt mindestens fünffach zu bedienen. Am liebsten würde ich in solchen Fällen immer allen Umstehenden, die sehen, wie ich so viele Zeitungen abgreife, entschuldigend und mit einem Lächeln zuflüstern “Ich bin Journalist”.
Im Marriott war das gar nicht nötig. In der Auslage gab es den Tagesspiegel, USA Today und immerhin eine der überregionalen Qualitätszeitungen: Die Welt.
Mit der Welt war das Marriott schon einmal besser aufgestellt als vergangenes Jahr das im Grunde genommenen noch noblere Swissotel. Aber was heißt es, wenn ein solches Haus es nicht für nötig hält, seinen Gästen mehr als ein großes, überregionales Blatt ohne Spartenfunktion anzubieten? Dass die Berliner Blätter sich als überregionale sehen, ist bekannt. Geteilt wird diese Meinung aber vor allem in der eigenen Redaktion. Ist es also ein Beweis dafür, dass in Berlin die Berliner Medien als die besten angesehen werden (These: überzeugte Berliner)? Oder sind Zeitungen heutzutage so uninteressant, dass die Gäste großer Häuser sich nicht drum scheren, was sie als Lesestoff geboten bekommen (These: Krise des Journalismus)? Oder hat das Hotel einfach eine schlechte Geschäftsführung, ist gar die Branche in Mediendingen unbewandert (These: Krise der Hotellerie)?
Fortsetzung folgt vielleicht im kommenden Jahr.