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Keine zehn Tage nach Amtsantritt ist die schwedische Handelsministerin Maria Borelius abgetreten, kurz darauf folgte ihr die Kultusministerin. Am Abgang von Borelius ist ein Blogger vermutlich nicht ganz unschuldig. Magnus Ljungkvist nämlich machte in seinem Blog als erstes publik, dass Borelius entgegen ihrer Behauptung in den 1990ern genug Geld verdient habe, um eine Haushaltshilfe legal zu beschäftigen. Erst recht, wenn man das Einkommen ihres Ehemannes berücksichtigt. So habe Borelius 1994 442 900 Schwedische Kronen (rund 48 000 Euro) verdient, gemeinsam mit ihrem Mann kam sie auf über 200 000 Euro, schreibt Ljungkvist.
Weil es in Schweden den gläsernen Bürger und also Abgeordneten gibt, konnte er die Daten bei den Behörden erfragen. Die anderen schwedischen Medien stützten sich dann auf seine Recherchen. Borelius Haushaltshilfe war nicht deren einziger Skandal, aber wegen ihrer falschen entschuldigenden Angabe ein besonders schwerwiegender. Meist ging es bei ihren Verfehlungen darum, Geld zu sparen. So hatte Borelius lange keine Fernsehgebühren bezahlt und das von ihr bewohnte Ferienhaus auf eine in Jersey registrierte Firma angemeldet – so sparte sie Vermögenssteuer.
Über seinen Blog ist der Bürger Magnus Ljungvist also zum Wachhund geworden und hat etwas vor den Journalisten ans Tageslicht gebracht. Jetzt zu erklären, Blogs könnten Journalisten überflüssig machen, ist aber etwas vorschnell: Ljunkvist nämlich ist im Hauptberuf Sprecher der Sozialdemokraten in der Region Stockholm. Ob er die Angaben der Ministerin wohl genauso gewissenhaft überprüft hätte, wenn diese seine Parteigenossen gewesen wäre ?