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Buschfeuer wegen Schwulenehe

Letztens war ich in Byron Bay, dem Hippie-Mekka Australiens. Die Sonne überm Strand war schon morgens orangerot, da all der Rauch der Buschfeuer sie vernebelte – selbst in Neuseeland, auf der anderen Seite des Ozeans, sah man das. Je mehr ich Richtung Inland fuhr, ausgerechnet die Tinderbox Road entlang, desto verbrannter roch es. Im schönen Bangalore interviewte ich drei Männer, die sich gemeinsam geheiratet haben.

Der älteste des polyamoren Triplets hat Krebs. Der jüngste von ihnen war mal Pastor, dann wurde er Aktivist. Wir saßen um den Couchtisch mit Glasplatte, dessen Fundament aus einem geschnitzten Nackten mit Riesenpenis besteht, und sprachen über Liebe, Ehrlichkeit, PrEP und Chemotherapie. Den Namen ihres subtropischen Paradieses, lange ein Schwulen-Retreat, durfte ich nicht publizieren. Aus Angst vor Hass-Attacken.

Ich war berührt von dem mutigen Trio. Auch der liebe Gott muss uns zugehört haben. Doch statt seine schützende Hand über die traute Runde zwischen Bali-Dekor und Hochzeitsfotos zu halten, ließ der Herr am folgenden Tage einen seiner getreusten Jünger ein irdisches Machtwort sprechen. Nicht der Klima-Kollaps sei an den verheerenden Feuern schuld. Sondern eine moralische Katastrophe: legalisierte Abtreibung und die Ehe für alle.

Israel Folau, fundamentalistischer Christ und einer der besten Rugbyspieler der Welt, wurde im April wegen seiner homophoben und transphoben Äußerungen aus der australischen Liga gefeuert. Es wurde still um ihn. Doch als der rote Kontinent zum verkohlten wurde, Koalas zu Tausenden starben und Ortschaften evakuiert wurdem, hörte man pünktlich wieder von ihm: „Gott spricht zu uns. Australien, du musst büßen!“

Die Brandbrunst sei laut Folau nur der Vorgeschmack dessen, was dem Homo- und Sodom-Land an weiteren Plagen bevorstehe. Das ging selbst dem erzkonservativen Premierminister Scott Morrison zu weit, der Strafen gegen Klima-Protestler verhängen will. Folaus Kommentare seien „entsetzlich unsensibel“. Das hielt den Hobby-Prediger aber nicht davon ab, letzten Sonntag in einer Kirche in Sydney weiter ins gleiche himmlische Horn zu blasen.

Zuvor hatte er mit seiner Frau in einem veganen Restaurant gegessen. Was Israel und Maria Folau nicht ahnten: Gorilla Kitchen spendete die Einnahmen ihrer Rechnung danach an die  LGBTQ-Organisation Rainbow Youth. „Wir schicken niemanden weg“, so die Betreiber auf Facebook, „wir lieben alle, nicht nur Tiere. Eine Rainbow Youth Spende von Israel Folau… ganz schön komisch, oder?“

Den Scherz hätten sie mal lieber gelassen, da der Rugby-Held einen direkten Draht nach oben hat. Kaum war ich wieder in Christchurch, wurden wir von einem unglaublichen Sommerunwetter überrascht. Ein Tornado tobte durch die Stadt, Blitze schlugen ein, es hagelte Eiskörner so groß wie Münzen. An dem Mini-Armageddon war Folau schuld.

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