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„Wie sieht es bei dir im Altersheim aus? Quält dich dein Chef? Verprasst ihr als Beamte unsere Steuergelder?“: Mit einem Aufruf zur massenhaften Enthüllung startet Sveriges Radio heute seinen neuen Hörer-Service „Radioleaks“. Natürlich lehnt sich die Idee an das umstrittene Vorbild WikiLeaks an, sagt Jesper Lindau, Redakteur der Nachrichtenredaktion „Ekot“. Mit drei Kollegen wird er die einströmenden Hinweise und Dokumente sichten und bei gegebenem Anlass zur Publikation aufbereiten. Auf anonyme Quellen waren die Investigativ-Journalisten des öffentlich-rechtlichen Senders schon immer angewiesen. Das Neue ist die professionelle Betreuung der Informanten. Das fängt mit der Website an. Dort wird der interessierte Mitbürger ausführlich über seine Rechte informiert. Wie WikiLeaks-Chef Julian Assange bereits feststellte, zählt Schweden nämlich zu den Ländern, wo der Gesetzgeber den Informanten einen besonders weitgehenden Schutz einräumt. In einer präzisen Anleitung lässt sich sodann studieren, wie man Dokumente verschlüsselt und sicher auf die Plattform hochlädt. In gerade einmal sechs Wochen entwickelte die Redaktion das nötige technische Umfeld für Datenübermittlung und Verschlüsselung. Anders als im Fall des WikiLeaks-Informanten Bradley Mannings soll damit ausgeschlossen werden, dass sich die digitale Spur zum Tipp-Geber zurückverfolgen lässt. Ob der neue Service tatsächlich mehr Geheimnisträger zur Mitarbeit motiviert, muss die Praxis zeigen. Das erste Material sei bereits eingegangen, raunt Lindau. Sein Traum-Scoop, enthüllt der Radiojournalist, wäre eine zweckfremde Nutzung der königlichen Apanage.