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Erwischt! Bertrand Delanoë wütet vor meiner Haustür

August ist traditionell der Monat der Bauarbeiten in Paris. Wenn sich die Einwohner an der Küste sonnen, herrscht in der Stadtbaubehörde Hochbetrieb. Das geringe Verkehrsaufkommen wird genutzt, um die Stadtautobahn Périphérique auszubessern, Kanalisationsarbeiten durchzuführen oder um ganz still und heimlich des Bürgermeisters Verkehrspolitik durchzusetzen. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2001 hat Bürgermeister Bertrand Delanoë über 3000 Parkplätze in Paris gekillt. Er schuf stattdessen Sonderbuchten für Lieferanten, Bus- und Taxispuren, breite Gehsteige und vor allem neue Sackgassen und Einbahnstraßen. Klingt gut, aber für Autofahrer ist es die Hölle. Denn es kann passieren, dass man nach dem Urlaub seine eigene Wohngegend nicht wieder erkennt. Genau das ist mir passiert. Um nach einer Woche Urlaub zu meinem Auto zu gelangen, musste ich um rund 15 neue Bauzäune herumgehen, über aufgerissene Löcher in den Straßen steigen und vor allem gegen die anschwellende Panik ankämpfen, dass mein Auto längst nicht mehr dort steht, wo ich es vor dem Urlaub abgestellt hatte. Ich hatte Glück, es war noch da. Der Bauzaun und das nigelnagelneue Halteverbotsschild endeten wenige Meter vor meiner Stoßstange. Wütete Delanoë bisher nur in der Innenstadt und in den nördlichen Wohnvierteln, so hat er nun seine Fühler auch in mein Arrondissement ausgestreckt – einem einstigen Paradies der kostenlosen Parkplätze. Einziger Trost: Nicht nur in der armen Stadtrandvierteln werden die Straßen aufgerissen, sondern angeblich gegen Herbst hin auch in den reichen Vierteln links der Seine. Na, wenigstens herrscht Gerechtigkeit.

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