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Manchmal frage ich mich, ob es nach 12 Jahren Russland nicht dringend Zeit ist, wieder heimzukehren. Etwa vergangenen Dienstag in Minsk. Das liegt zwar in Weißrussland. Aber als mir in einer dortigen Kneipe die Marke „Kaltenberg“ als „vaterländisches“, also einheimisches Fassbier angeboten wurde, brach ich in höhnisches Gelächter aus: „Kaltenberg“, das haben sich die Weißrussen ja schön ausgedacht, die haben wohl wie die Russen zuviel schlechte Nazi-Literatur konsumiert. Und dann aus „Kaltenbrunner“, „Stauffenberg“ oder schlimmer noch „Schellenberg“ einen ihrer Ansicht nach erzgermanischen Namen gepanscht und einen Pilsverschnitt mit leichtem Nachgeschmack nach Kernseife dazu.
Aber es stellte sich heraus, dass „Kaltenberg“ gut schmeckt. Ich riskierte eine google.ru-Minimalrecherche. Ergebnis: Die Weißrussen haben tatsächlich geflunkert, „Kaltenberg“ wird nicht in Minsk, sondern in Otschakowo bei Moskau produziert. Aber in Weißrussland betrachtet man ja außer Bier aus Russland ja auch Öl und Gas als „vaterländisch“. Die Russen wiederum brauen „Kaltenberg“ mit einer deutschen Lizenz der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg, den Vertrag unterzeichnete Luitpold Prinz von Bayern persönlich. Kurz, „Kaltenberg“ ist echt, wird angeblich auch in Russland nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, ich aber habe zuviel schlechte russische Nazi-Literatur gelesen. Dringend Zeit für einen Regermanisierungstrip in die Heimat, am besten nach Bayern!