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Marcus Bensmann: Human Rights Watch bleibt skeptisch

Drei Männer aus Südkasachstan sollen den Überfall auf Marcus Bensmann gestanden haben. Als „einzelner Ausländer in beschwipsten Zustand“ soll er dem Besitzer des „privaten Taxis“ und den beiden Mitfahrern als „leichte Beute“ erschienen sein. Das berichtet die offizielle Website der Stadt Astana nach einer Pressekonferenz der Polizei am 30. Januar.

Bensmann war in der fraglichen Nacht in einem Nachtclub in Astana unterwegs, um für einen Fernsehfilm zu recherchieren. Nach seinen Angaben habe er im Lauf der Nacht zwei, drei Cocktails getrunken, er sei aber nicht betrunken gewesen.

Rachel Denber, Vizedirektorin für Europa und Zentralasien der Organisation Human Rights Watch, zeigte sich in New York in einem Telefongespräch nach wie vor skeptisch. Human Rights Watch betrachte den Fall in einem größeren Kontext. Es mangele grundsätzlich an Toleranz für kritische Berichterstattung in der Region. Die Behörden versagten, wenn es um ein klares Bekenntnis zur Meinungsfreiheit gehe. Und es sei auch Skepsis geboten, was die Qualität der Justiz anbelange.

„Die Polizei in der Region kann sehr brutal sein. Das gilt auch für die Art und Weise, wie manche Geständnisse erhalten werden“, sagte Rachel Denber und räumte dann ein: „Möglicherweise ist meine Einschätzung zu Marcus Bensmanns Fall diesem Zeitpunkt nicht ganz fair. Wir werden den Fall verfolgen. Wie wirklich damit umgegangen wird, wird sich erst erweisen, wenn es zum Prozess kommt.“

Denber zeigte sich irritiert von der Erklärung der Polizei. Es sei ungewöhnlich, wie herausgestellt werde, dass die Ermittlungen zu einem schnelleren Ergebnis hätten kommen können, hätte Bensmann nicht auf einen „dunklen Mercedes“ verwiesen. „Diese Passage wirkt auf mich passiv-aggressiv“, sagt sie, „subtil, aber deutlich wird dem Opfer eine Art Schuld zugeschrieben, als habe er die Polizeiarbeit bewusst behindert.“

Polizeichef Bitenov wies bei einer Pressekonferenz am 30. Januar darauf hin, es habe im Januar in Astana 23 Raubtaten gegeben, davon seien sechs auf Fahrgäste in Privattaxis verübt worden. Denber wertet das als Versuch, klarzumachen, dass das, was Marcus Bensmann passiert ist, nichts Ungewöhnliches ist.

Wenn der Angriff auf Marus Bensmann anders motiviert gewesen sollte, geht Denber davon aus, werde das sehr schwer nachzuweisen sein. Sie sagt: „Ich wäre sehr gespannt, einen Prozess zu sehen.“

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