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Mein Sohn Marius (4 Jahre) hat gerade seinen ersten Steuerbescheid bekommen! 4 Kronen (!) aus Zinserträgen vom Sparkonto. Die stehen der Gesellschaft zu, denn in der Abfuhr irdischer Besitztümer übt sich der Schwede früh. Die Verwaltung der Steuerschuld hat Väterchen Staat denkbar einfach gestaltet: Jedes Schwedenkind wird bei seiner Geburt mit einer zwölfstelligen Personenkennziffer ausgestattet, unter der alle nur denkbaren Informationen gespeichert sind. Jede Behörde hat Zugriff auf diese Daten. Ohne die personnummer geht auch in reiferen Lebensjahren nichts: Man kann kein Konto eröffnen, keine Wohnung mieten, keine Brille kaufen und nicht zum Arzt gehen. Hat man sie, ist alles ein Kinderspiel. Hat man sie nicht – wie gewisse Zugewanderte mit fragwürdigen Biographien – lohnt es kaum weiterzuleben.
Praktisch ist auch die auf eine Metallplatte gestanzte Erkennungsmarke mit Name und Nummer, die bei einer eventuellen Evakuierung des Kindes an einem Kettchen um den Hals baumelnd mitzuführen ist. Sie erinnert streng an die „Hundemarken“ amerikanischer Marinesoldaten und erleichtert die Identifizierung, sollte Marius einmal im Dienst für das Vaterland sein zartes Leben aushauchen oder einer Katastrophe zum Opfer fallen. Solche sind von Natur aus überwältigend und folglich auch von der ebenso fürsorglichen wie allmächtigen Kinderaufsichtsbehörde Barnavårdcentralen (BVC) kaum vorauszuplanen.
Manchmal ist die Sammelwut ihrer Behörden selbst den Schweden unheimlich. An der Stockholmer Uniklinik Karolinska werden die Blutproben sämtlicher Neugeborener seit 1975 im so genannten PKU-Register aufbewahrt. Noch hindert ein Gesetz Polizei und Versicherungen daran, ohne Bedenken auf die sensiblen Daten zuzugreifen. Der Versuch, eine solche systematische Erfassung aller Bürger einzuführen, würde in Deutschland unweigerlich zum Aufstand führen. Man möge sich nur an die westdeutsche Volkszählung von 1987 erinnern!
Doch solche revoluzzerhafte Gedanken, helfen zur Stunde nicht weiter. Ausnahmsweise bin ich am Sonntag ins Büro geeilt, mit der festen Absicht, noch emsiger in den Papieren zu rascheln, noch mehr Geschichten zu ersinnen, noch mehr Angebote rauszugeben. Die Steuern des Filius darf nämlich fürs Erste der Papa bezahlen.