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Zum Glück Buddhismus

In zwei Tagen ist Waisak, so heißt das buddhistische Neujahrsfest in Indonesien. Schon jetzt reisen buddhistische Mönche aus aller Welt in die zentraljavanische Sultanstadt Yogyakarta, in deren Nähe der größte buddhistische Tempel der Welt steht: der Borobudur. Die orangenen Kutten fallen als exotisch auf, denn Java ist überwiegend muslimisch und der Borobudur wird das restliche Jahr über als Touristenattraktion und Picknickplatz missbraucht.

Für einen Freund von mir, Yudi, wird dieses Waisak-Fest ganz besonders sein: Der als Muslim geborene Künstler wird zum ersten Mal als Buddhist daran teilnehmen, nachdem er im vergangenen Jahr offiziell die Religion gewechselt hat. Das ist im Grunde nichts Besonderes in einem als säkular geltenden Staat. Auch darf in Indonesien nur heiraten, wer derselben Religion angehört, was per se viele Menschen zu einem Glaubensübertritt motiviert.

In der sozialen Praxis allerdings tritt man nicht so einfach aus dem Islam aus (was nach muslimischem Recht wiederum gar nicht möglich wäre) – und das auch noch aus tatsächlichen Glaubensgründen. Yudi bekam dies zu spüren als er nach seinem zeremoniellen Eintritt in den Buddhismus nun auch seine offiziellen Papiere ändern lassen wollte: Sowohl im Personalausweis als auch in allen Familiendokumenten muss man in Indonesien seine Religion angeben. Auch nach einem Jahr im Kampf mit den Behörden, steht in seinem Personalausweis immer noch „Islam“.

Allmählich wird die Zeit knapp, denn ein neuer Gesetzesentwurf will tatsächlich den Austritt aus dem Islam in Zukunft verhindern – wie es zum Beispiel im Nachbarland Malaysia schon lange Gesetz ist. Yudi sieht es dennoch gelassen, eine Gelassenheit, die er offensichtlich in seiner neuen Religion per Meditation und Yoga findet. Er sieht es als Glück an, dass Buddhismus in Indonesien überhaupt als Religion zugelassen ist – denn außer dem Islam werden hierzulande nur Christentum, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus akzeptiert. Wer einem anderen Glauben angehört, erhält keine Papiere. Wollte er zum Judentum übertreten, müsste er auswandern.

 

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