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Draußen in der Welt toben Kriege. Doch bei uns gibt es zurzeit nur eine Schlacht. Die geht um die Milch. Nein, nicht die berechtigte Frage, ob die übermächtige neuseeländische Milchwirtschaft weiter Flüsse und Seen verpesten darf. Es geht um Explosiveres. Und noch nie war ich dem Schützengraben als Möchtegern-Kriegsreporterin so nah. Denn das Laktose-Dramolett spielt sich quasi vor meiner Tür ab, in der „Lyttelton Coffee Company“.
„LCC“ ist das coole Szene-Café in meinem Wohnort, in dem die Musik für meine alten Ohren definitiv zu laut ist. Aber der größte Affront für manche Besucher ist der hingekritzelte Zettel am Tresen: „Don’t do trim eh“. „Trim“ ist die Abkürzung für fettarme Milch und „eh“ ist ein unübersetzbarer Kiwi-Laut. Der soll der Belehrung, nicht kalorienarm zu trinken, Lässigkeit verleihen. Darunter noch eine Zeile: „Your fooling ya self anyway“. Man betrüge sich eh nur selbst. Eh.
So begann „Trimgate“. Der eigentliche Skandal ist zwar die katastrophale Rechtschreibung, aber nicht für meine Mit-Kiwis. Kunde König stieß auf, dass das Café aus Prinzip nur Vollfett- statt Magermilch zum Kaffee anbietet. Nachdem die Lokalpresse das Thema aufgriff, wurde der Sturm in der Latte-Tasse viral. Ein Glaubenskrieg begann, der das ganze Land mitriss: Nur Banausen und Idioten würden fettfrei ordern, denn kein Kaffee schmecke damit, behaupteten die Kenner. Auch Baristas schlugen zurück: Wer einen guten Kaffee zapfen kann, schaffe das selbst mit Sojaplörre. Das Wort „coffee Nazi“ fiel. Als die Milch überschäumte, griff die Online-Postille Vice den Kaffee-Krieg aus Aotearoa auf. Und das Fernsehen war live vor Ort.
LCC-Betreiber Stephen Mateer, der seine Bohnen selber röstet und die Bio-Milch direkt vom Bauern bezieht, will mit seiner Haltung vor allem Plastikflaschenmüll vermeiden. Magermilch sei außerdem ein minderwertiges Lebensmittel. In Lyttelton spalten sich jetzt die Fronten. LCC-Fans bekennen ihre Solidarität. Eine stillende Mutter ließ sich im Café ablichten, stellte das Bild auf Facebook und verkündete: „Don’t do trim either“: Bei ihr gibt’s auch nur Vollfett. Babys auf den Barrikaden – es wird ernst!