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Mannomann, was für ein Mann!

Weißes Hemd, aufgerollte Ärmel, schwarzer Lockenkopf – Jesse Klaver, der charismatische frische Spitzenkandidat der niederländischen Grünen, gerade mal 30 Jahre alt. Wie ein Popstar hatte er sich während des Wahlkampfes feiern lassen, und deshalb fand auch die Wahlparty der Grünen in angemessenem Rahmen statt – im bekannten Amsterdamer Rockpodium “Melkweg”. Dort bedankte sich Jesse als erstes mit einem innigen Kuss bei seiner Frau Jolein, die ihn in den letzten Monaten so gut wie nie gesehen hat: “Ich hoffe, das Ergebnis gefällt dir!” so ihr überglücklicher Mann.

Daran dürfte es keinen Zweifel geben, die Grünen sind die eigentlichen Sieger dieser spannenden Wahlen: Sie konnten die Zahl ihrer Sitze im 150 Mandate starken Abgeordnetenhaus mehr als verdreifachen von 4 auf 14. “Wir haben mehr Sitze gewonnen als wir je im Abgeordnetenhaus hatten”, jubelte Klaver, der wegen seiner Ähnlichkeit mit dem kanadischen Premierminister oft “niederländischer Trudeau” genannt wird.

Weit nach Mitternacht hing ich immer noch hingerissen vor dem Fernsehschirm. Das offizielle Wahlergebnis lässt nach wie vor auf sich warten, aus Angst vor Hackern werden alle Stimmen per Hand gezählt, das dauert.

Um heute morgen in aller Früh wieder im Einsatz zu sein und den Hörern und Lesern von SWR3, Standard oder Focus zu erläutern, weshalb sich die Niederländer für Stablität und Sicherheit entschieden habe, gegen das Schwarzsehen und Schwarzmachen von Wilders und gegen das Chaos, das er anzurichten drohte. Denn der Rechtsaussen im Polderstaat ist weit abgeschlagen hinter dem bisherigen Ministerpräsidenten Mark Rutte auf dem zweiten Platz gelandet – und wird da bleiben, wo er ist: in der Opposition. Das nächste Dominosteinchen nach Trump und Brexit ist hinter den Deichen jedenfalls NICHT umgefallen. Oranje boven!

 

 

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Adventston 22. 12. – “Nachtwache” im Reichsmuseum Amsterdam

-18083020666E196833_MG_9506A“Gleich brechen sie auf, die Mitglieder der Kompagnie von Frans Banning Coq, einer Bürgerwehr, die Rembrandt 1642 auf seinem wohl berühmtesten Gemälde verewigt hat: der Nachtwache.

Seit Mai 2013 hängt das Bild wieder an seinem angestammten Platz, am Ende der Ehrengalerie. Zehn  Jahre hatten Kunstfreunde darauf warten müssen, denn so lange dauerte es, bis das erweiterte und renovierte Amsterdamer Reichmuseum endlich in neuem Glanz seine Pforten eröffnen konnte. Wir Auslandskorrespondenten in den Niederlanden hatten die berühmteste Baustelle des Landes zuvor mehrmals auf so genannten Hart hat-Tours besichtigen können.

Nun sind die Meisterwerke ins Museum zurückgekehrt: die Vermeers, die van Goyens, die van Ruysdaels – und natürlich auch die Rembrandts, allen voran die Nachtwache: Dramatisch beleuchtet von der neusten LED-Lampen-Generation schauen Frans Banning Coq und seine Mannen dem Besucher entgegen, Lanzen und Waffen aufbruchbereit in der Hand und – was neu ist – Auge in Auge mit den Betrachtern: Museumsdirektor Wim Pijbes hat dafür gesorgt, dass Rembrandts bekanntestes Gemälde etwas tiefer als zuvor gehängt wurde.”

Kerstin Schweighöfer, von der unser heutiger Adventston kommt – ebenso wie die kleine Geschichte dahinter –  lebt seit 1990 als freie Autorin und Auslandskorrespondentin in den Niederlanden. Sie arbeitet vorwiegend für die ARD-Hörfunkanstalten, Deutschlandfunk und DeutschlandradioKultur, das Nachrichtenmagazin Focus und das Kunstmagazin Art.

Wer mehr von Kerstin über die Niederlande lesen möchte: Seit März 2012 gibt es ihr unterhaltsames Niederlande-Buch “Auf Heineken können wir uns eineken. Mein fabelhaftes Leben zwischen Kiffern und Calvinisten” (Piper Verlag) – und auf Youtube dazu “Fünf Fragen an Kerstin Schweighöfer”.

 

 

 

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Adventston 11. 12. – Auftakt Lubanga-Prozess …

… vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (Foto: ©ICC-CPI–Wim Cappelen).

_MG_9506AC_Building©ICC-CPI--Wim_CappelenKerstin Schweighöfer ist vor allem als Hörfunkjournalistin bekannt, sie ist häufig auf DRadio zu hören, wenn es um niederländische Themen geht wie Tulpen, Fußball und Königshaus, aber auch gesellschaftliche Dauerbrenner wie Sterbehilfe und Drogen, Einwanderungspolitik und Rechtspopulismus. Und seit einiger Zeit auch Kriegsverbrecherprozesse wie die gegen Karadzic und Mladic.

In den letzten zehn Jahren haben sich immer mehr internationale Institutionen und Tribunale in Den Haag niedergelassen: Angefangen bei Eurojust und Europol über das UN-Büro zum Verbot chemischer Waffen und den Internationalen Gerichtshof bis hin zum Jugoslawientribunal und dem neuen Internationalen Strafgerichtshof ICC – jenem Weltgericht, das Kriegsverbrechen in aller Welt ahnden soll und als Meilenstein in der Entwicklung des internationalen Rechts gilt.

Den O-Ton vom Auftakt des Prozesses gegen den kongolesischen Milizenführer Thomas Lubanga Dyilo nahm sie auf für ein Deutschlandfunk-Hintergrundstück über die Bedeutung der internationalen Strafgerichtshöfe in Den Haag.

Wir finden: Auch so ein O-Ton gehört in einen Welt-Ton-Adventskalender.

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