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Weltmeisterschaft der Organ-Transplantierten

Eigentlich macht man das ja nicht – hier im Blog auf einen eigenen Beitrag hinweisen! Heute möchte ich jedoch eine Ausnahme machen: Ich komme gerade von der Weltmeisterschaft der Organ-Transplantierten in Mar del Plata (Argentinien) zurück. Bei der Eröffnung standen mehr als 1100 Sportler vor mir, die alle entweder nicht mehr leben würden – oder deren Lebensqualität gleich null wäre. Hätten sie nicht das Organ eines anderen erhalten. Deshalb begannen die Spiele mit einer Schweigeminute, in Gedenken an die Spender und ihre Familien.

Es war zutiefst berührend, Jessica kennenzulernen: Eine 30-jährige Schwimmerin, die nach einem plötzlichen Herzstillstand drei Wochen im künstlichen Koma lag. Und dann mit einem neuen Herz aufwachte. Oder eine Mutter aus Australien, die sich das Gesicht ihrer Tochter auf den Oberkörper tätowieren ließ: Die Tochter ist tot, ein anderer Mensch lebt mit ihrem Herz weiter. Vielleicht kommt die Mutter der Spenderin zu den Weltspielen der Organ-Transplantierten, weil ihre Tochter für sie in all diesen Sportlern irgendwie weiterlebt?

Da ich die einzige deutschsprachige Journalistin vor Ort war (wenn nicht sogar die einzige Korrespondentin – ich habe zumindest keine Kollegen getroffen), möchte ich hier im Blog den Link zu einem Beitrag, der im Schweizer Fernsehen (SRF) gezeigt wurde, teilen.

Beitrag SRF, Tagesschau: Weltmeisterschaft der Organtransplantierten

Organspendeausweis unterschreiben oder nicht? Diese Entscheidung kann man niemanden abnehmen. Aber eine Aufforderung, zumindest einmal darüber nachzudenken, wage ich auszusprechen.

 

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“We want Jürgen!” US-Fußball-Fans in Klinsmann-Euphorie

Klinsi-Ultra-Fan

Seit Juli 2011 ist Jürgen Klinsmann Coach der US-Nationalmannschaft. Sein Anfang war etwas holprig, voller Experimente und deshalb auch mit einigen schwachen Spielen. Doch im Gegensatz zum Rest der Welt, wo das zur Ruck-Zuck-Entlassung des Trainers geführt hätte, bekam in den USA kaum jemand was mit vom schwachen Start. Die Stadien waren halb leer, nur eine Handvoll Reporter – davon mehr als die Hälfte von hispanischen Medien – berichtete darüber und die raren Fernsehübertragungen der Spiele schaltete sowieso kaum jemand ein. Trotzdem gab es einen Spieleraufstand – die alteingesessenen Profis fühlten sich übergangen und US-Spieler insgesamt ungerecht benachteiligt gegenüber Neuzugängen mit doppelter Staatsbürgerschaft aus Zentralamerika und Europa.

Doch jetzt ist alles anders und viel besser im US-Fußball, der hier ‘soccer’ genannt wird. 16 Mal haben die USA während der WM-Qualifikation gewonnen, davon zwölf sogar in Serie am Stück. Das gab’s noch nie in der Verbandsgeschichte. Sie haben den Gold Cup gewonnen und sich frühzeitig für die WM qualifiziert. Halb leere Stadien gibt es nicht mehr. Dafür sorgen die ‘American Outlaws’ – eine Fanorganisation, die vor ein paar Jahren von 40 Fans in Nebraska gegründet wurde. Ländlicher als Nebraska geht’s eigentlich nicht mehr. Football mag man da und NASCAR-Autorennen. Fußball? Das ist was für Weicheier! Deshalb auch der Name ‘Outlaws’ – Außenseiter ja! Weicheier nein! Zu jedem Spiel der Nationalelf reisen sie, inzwischen zu Tausenden. Insgesamt haben sie über 17 tausend Mitglieder in rund 150 Ortsverbänden. Gemeinsam marschieren sie von der Vor-Party auf dem Parkplatz in die Stadien, singen stehend 90 Minuten lang patriotische Fußballsongs – und LIEBEN Jürgen Klinsmann.

https://soundcloud.com/soundslikerstin/we-want-j-rgen-us-soccer-coach

Beim ausverkauften Freundschaftsspiel gegen Süd Korea hab ich das selber miterlebt. Mehr Stimmung gibt’s auch in deutschen Stadien nicht. Von den Fans, die ich dort getroffen habe, werden mehr als 600 nach Brasilien reisen, um das Team bei der WM anzufeuern. Die Outlaws haben Flugzeuge gechartert und Hotelzimmer reserviert, um der Nationalelf gemeinsam zu folgen. Auch das ist eine absolute Neuheit für den US-Sport. Das gab’s noch nie im Fußball und gibt es in keiner anderen Disziplin. Football, Basketball, Baseball, Eishockey haben starke lokale Fanclubs. Bei Olympischen Spielen können Basketball und Eishockey Patriotismus wecken, aber rund ums Jahr einer Nationalmannschaft hinterherreisen? Das gibt’s sonst nirgendwo.

Klinsi Fans

Dass es so gut aufwärts geht mit dem US-Fußball hat auch viel mit dem Trainer zu tun, da sind die Fans sicher. Klinsmann öffnet Türen – zu Spielen auf höchstem internationalem Niveau, zu Spielern im Ausland, die ins US-Nationalteam wollen und zu Veränderungen im System, die Nachwuchs fördern. Deshalb lieben sie ihn.

Am 26. Juni trifft Klinsmanns Elf auf die von seinem ehemaligen Ko-Trainer Joachim Löw. Klinsi sagt: er wird beide Hymnen singen aber danach ist für 90 Minuten Schluß mit der Freundschaft. Er will nichts lieber, als an dem Tag Deutschland besiegen.

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